Drucksache - 0031/XXI  

 
 
Betreff: Dezentrale Impfkampagne in Tempelhof-Schöneberg initiieren
Status:öffentlich  
 Ursprungaktuell
Initiator:Die Fraktion der CDUBezirksamt
Verfasser:Herr Schworck, OliverOltmann, Jörn
Drucksache-Art:AntragMitteilung zur Kenntnisnahme
Beratungsfolge:
Bezirksverordnetenversammlung Tempelhof-Schöneberg von Berlin Entscheidung
15.12.2021 
3.öffentliche Sitzung der Bezirksverordnetenversammlung Tempelhof-Schöneberg von Berlin mit Änderungen in der BVV beschlossen   
Bezirksverordnetenversammlung Tempelhof-Schöneberg von Berlin Kenntnisnahme
16.03.2022 
6. öffentliche Sitzung der Bezirksverordnetenversammlung Tempelhof-Schöneberg von Berlin überwiesen   
Ausschuss für Gesundheit Kenntnisnahme
28.03.2022 
4. öffentliche Sitzung des Ausschusses für Gesundheit zur Kenntnis genommen (Beratungsfolge beendet)   

Sachverhalt
Anlagen:
Antrag
Austauschseite
Mitteilung zur Kenntnisnahme

Die BVV fasste auf ihrer Sitzung am 15.12.2021 folgenden Beschluss:
 

Die Bezirksverordnetenversammlung ersucht das Bezirksamt zu prüfen, ob eine eigene, dezentrale Impfkampagne, beispielsweise in Jugendeinrichtungen, Seniorenfreizeitstätten oder Flüchtlings- und Wohnungslosenunterkünften, organisiert werden kann, um den Wegfall der Berliner Impfbusse zu kompensieren und einen eigenen Beitrag zur Steigerung der Impfquote in der Bevölkerung zu leisten.

 

Das Bezirksamt teilt hierzu mit der Bitte um Kenntnisnahme mit:

Das in der mündlichen Begründung zum o.g. Beschluss angeführte Beispiel der Impfkampagne des Gesundheitsamtes Treptow-Köpenick wurde zum Anlass genommen, den zuständigen Gesundheitsstadtrat von Treptow-Köpenick um Auskunft zum Verlauf und den Ergebnissen der Kampagne zu bitten und auf der Grundlage seiner Beantwortung eine umfangreiche Prüfung des Beschlusses im Gesundheitsamt Tempelhof-Schöneberg vorzunehmen.

Gemäß den Angaben aus Treptow-Köpenick wurde die dortige dezentrale Impfkampagne an 20 Tagen im Winter 2021/2022 durchgeführt. Mit Unterstützung der Fachbereiche Facility Management, Kulturamt, Jugendamt, Soziales sowie der Organisationseinheit Sozialraumorientierte Planungskoordination sind 20 verschiedene Orte - darunter Jugendfreizeiteinrichtungen, Rathäuser, Kultureinrichtungen, Liegenschaften der Kirche und der Universität - identifiziert worden, an denen jeweils für einen Tag von 8-12 und von 14-18 Uhr Impfungen angeboten wurden. Neben Impfungen auf Anfrage in Unterkünften für Obdachlose und Geflüchtete sowie Senior_inneneinrichtungen hat sich der Bezirk mit der Kampagne an Sozialarbeiter_innen, Lehrer_innen, Schüler_innen, technisches Personal sowie die allgemeine Öffentlichkeit gewandt. Weiterhin sind die Beschäftigten des Bezirksamtes geimpft wurden, dem betriebsärztlichen Dienst wurde dementsprechend abgesagt. Die Aktion wurde mit Pressemitteilungen, Flyern, Hinweisen auf Social Media und Pressegesprächen beworben. Die benötigten Materialien und Utensilien zum täglichen Aufbau der Impfstraße und der Impfstoff sind mit einem aus dem Fachbereich Umwelt zur Verfügung gestellten Auto transportiert worden. Es waren jeden Tag bis zu 5 Ärzt_innen, weitere Medizinische Fachangestellte und andere Angestellte im Einsatz. Die regulären Aufgaben des vorgenannten Personals wurde auf andere Mitarbeitende des Gesundheitsamtes verteilt oder zusätzlich erledigt. Insgesamt hat die Impfkampagne 3.500 Menschen erreicht, das entspricht durchschnittlich 175 Impfungen pro Einsatztag. Es wurden etwa 60 Prozent Booster-Impfungen und 40 Prozent Erst- und Zweitimpfungen verabreicht.

Im Unterschied zur Impfkampagne in Treptow-Köpenick hat das Bezirksamt Tempelhof-Schöneberg dauerhaft ein mobiles Impfteam installiert. Das Team ist seit dem 4. August 2021 und bis auf Weiteres tageweise und nach Absprache mit den bezirklichen Einrichtungen für vulnerable Gruppen im Einsatz. Für das Impfteam stehen grundsätzlich 12 Beschäftigte zur Verfügung, die abwechselnd an den Aktionen teilnehmen. Für eine Aktion werden 2 Ärzt_innen und bis zu 4 Medizinische Fachangestellte benötigt. Alle Mitglieder des Impfteams gehen, sofern sie nicht an einer Impfaktion teilnehmen, an allen anderen Tagen ihren Aufgaben im Gesundheitsamt nach.

Die allgemeine Bevölkerung oder bestimmte Berufsgruppen gehören nicht zur Zielgruppe der Aktionen in Tempelhof-Schöneberg, da für diese Personen mit dem Angebot der Hausärzte und Impfzentren ausreichend Möglichkeiten und Gelegenheiten zur Inanspruchnahme von Impfungen zur Verfügung stehen. Die Kapazitäten des Impfteams wurden mit Verweis auf die Zuständigkeit des Arbeitsschutzes und die Betriebsärzt_innen auch nicht für die Impfung der Beschäftigten in der Verwaltung von Tempelhof-Schöneberg in Anspruch genommen. Vielmehr verfolgt das Gesundheitsamt Tempelhof-Schöneberg den Ansatz, kontinuierliche Impfangebote in Einrichtungen vorzuhalten, in denen sich Personengruppen aufhalten, die aus unterschiedlichen Gründen keinen oder nur einen eingeschränkten Zugang zur ärztlichen Regelversorgung haben.

Seit Beginn des Jahres, d.h. zwischen dem 2. Januar und dem 25. Februar 2022 wurden 15 Impfaktionen durchgeführt, und zwar in den folgenden Einrichtungen:

- GU Handjerystraße

- ASOG Lankwitzer Straße (Einrichtung für Wohnungslose)

- ASOG Christinenhof (Mutter-Kind-Einrichtung, Wohnungslose)

- Marianne-Cohn-Schule (Schule für Kinder mit geistiger Behinderung)

- GU Trachenbergring

- Pflegeheim Ruhesitz am Zoo

- GU Niedstraße

- 2x GU Marienfelder Allee

- GamBe Einrichtung der Eingliederungshilfe

- GU Großbeerenstraße

- GU Kirchhainer Damm

- Berliner AIDS-Hilfe

- Wohnungslosentagesstätte Unionhilfswerk

- Frauentreff Olga

 

Die genannten Einrichtungen wurden bereits zuvor und werden in regelmäßigen Abständen bzw. bei Wechsel der Belegung aufgesucht, so dass eine beständige Ansprache dieser vulnerablen Gruppen sichergestellt ist. Insbesondere bei den Impfaktionen in den Gemeinschaftsunterkünftigen prüft das Impfteam vor allem den Impfstatus der Bewohner_innen im Grundsatz, d.h. es werden bei Bedarf gleichzeitig Masern/Mumps/Röteln-Impfungen (MMR) verabreicht, so dass entsprechenden Ausbrüchen in den Einrichtungen vorgebeugt wird.

Insgesamt sind seit Beginn des Angebots des Mobilen Impfteams Tempelhof-Schönberg im August 2021 bis einschließlich 25.2.2022 (o.g. Aktionen) 922 Covid-Impfungen und 150 MMR-Impfungen ausgegeben worden. Bei den Covid-Impfungen liegt der Anteil der Erst- und Zeitimpfungen bei 70,82 %. Es wurden im Laufe der Zeit auch 25,48 & Booster-Impfungen und - speziell in der Pflegeeinrichtung mit hochbetagten Bewohnenden - 3,68 % Viertimpfungen verabreicht.

Bei Bedarf und nach konkreter Anforderung werden mobilitätseingeschränkte Personen in ihren Privatwohnungen oder Pflegeeinrichtungen (z.B. Pflegeheim Ruhesitz am Zoo) aufgesucht und versorgt. 

In der Abwägung der Vor- und Nachteile einer zeitlich befristeten dezentralen Impfkampagne nach dem Vorbild des Bezirks Treptow-Köpenick und den Erfahrungen mit der verstetigten Infrastruktur des mobilen Impfteams im Gesundheitsamt Tempelhof-Schöneberg wird festgestellt:

1. Die im Beschluss genannten Flüchtlings- und Wohnungslosenunterkünfte werden bereits kontinuierlich mit Impfangeboten versorgt. Die Sprachkompetenz des Impfteams, die Beratungsgespräche in der Muttersprache ermöglicht, und das regelmäßige Angebot vor Ort befördert als vertrauensbildende Maßnahme die Impfbereitschaft. Der Mehrwert der MMR-Impfungen ermöglicht insbesondere den Kindern die zügige soziale Teilhabe in Kindertagesstätten und Schulen, in denen ein Nachweis über die Masernimmunität verpflichtend ist. Diese Effekte lassen sich nach Auffassung des Gesundheitsamtes Tempelhof-Schöneberg mit einzelnen, zeitlich befristeten Impfangeboten einer Impfkampagne wie in Treptow-Köpenick nicht erzielen.

2. Das Mobile Impfteam steht in engem Kontakt zu den oben genannten Einrichtungsleitungen und bereitet die Impftermine so vor, dass sich die Zielgruppe zum Impftermin auch an ihrem vertrauten Ort aufhält. Das Impfangebot ist hier stets angekündigt und die Anzahl der potenziellen Impflinge planbar. Dieses aufsuchende Angebot wird als Service für immobile und alle Personen verstanden, die aus verschiedenen Gründen nicht in der Lage sind, andere Orte aufzusuchen. Das Gesundheitsamt geht davon aus, dass Informationen über die täglich wechselnden Adressen einer Impftour wie in Treptow-Köpenick die vulnerablen Zielgruppen, beispielsweise Wohnungslose, schwer bzw. gar nicht erreichen.

3. Ziel des Mobilen Impfteams in Tempelhof-Schöneberg ist es, die genannte Zielgruppe mit einer Grundimmunisierung zu versorgen. Dieses Ziel wird vollständig erreicht (70,82 % Erst- und Zeitimpfungen). Für die Auffrischungsimpfungen der Allgemeinbevölkerung wird auf die Zuständigkeit der Hausärzte und die Impfzentren des Berliner Senats verwiesen. Bei allgemein zugänglichen Impfaktionen nimmt erfahrungsgemäß mehrheitlich eine Personengruppe das Angebot wahr, das auch anderweitig versorgt worden wäre (60 Prozent Booster-Impfungen in Treptow-Köpenick).

4. Das Mobile Impfteam in Tempelhof-Schöneberg ist mit seiner aufsuchenden Arbeit wie im Beschluss gefordert dezentral und darüber hinaus sozialkompensatorisch tätig. Damit kommt das Gesundheitsamt seinem gesetzlichen Auftrag nach.

5. Die Infrastruktur des Mobilen Impfteams in Tempelhof-Schöneberg erfordert keine zusätzlichen personellen Kapazitäten anderer Fachbereiche der Bezirksverwaltung oder deren Fahrzeuge.

Die Ziele des Beschlusses 0031/XXI werden mit dem Konzept des Mobilen Impfteams erreicht. Die aufsuchende Arbeit ist effizient und effektiv, weil sie gewährleistet, dass mit vergleichsweise weniger Aufwand die vulnerable Zielgruppe auch tatsächlich erreicht wird und durch die auf Dauer angelegte Struktur - im Vergleich zu zeitlich befristeten Kampagnen - nachhaltig wirkt.

 

 
 

Legende

Ausschuss Tagesordnung Drucksache
Stadtbezirk Aktenmappe Drucksachenlebenslauf
Fraktion Niederschrift Beschlüsse
Sitzungsteilnehmer Auszug Realisierung
   Anwesenheit Kleine Anfragen