Drucksache - 2295/XX  

Die Bezirksverordnetenversammlung möge beschließen:

Die Bezirksverordnetenversammlung verurteilt die politisch motivierte Zerstörung von Büchern in der Bezirkszentralbibliothek scharf. Die BVV begrüßt die Veröffentlichung dieses ungeheuerlichen Vorgangs durch den Fachbereich Bibliotheken ausdrücklich und dankt den Kolleginnen und Kollegen vor Ort für ihre couragierte Reaktion.

Die Bezirksverordnetenversammlung möchte den Fachbereich Bibliotheken in seiner unmissverständlichen Reaktion auf den Vorfall unterstützen. Da der entstandene Sachschaden der 7 zerstörten Werke durch Ersatzbeschaffungen bzw. Spenden und Schenkungen an die Bezirkszentralbibliothek bereits behoben wurde, regt die Bezirksverordnetenversammlung an,  weitere Exemplare der geschändeten Bücher zu beschaffen und diese prominent in sämtlichen Bibliotheksstandorten des Bezirkes zu präsentieren und zur Ausleihe anzuregen. Dabei sollte auch auf den Wert und die Bedeutung politischer Literatur gegen Rechtsextremismus hingewiesen werden. Die Bezirksverordnetenversammlung sagt für Beschaffungskosten, Öffentlichkeitsarbeit oder Veranstaltungen zu, BVV-Sondermittel in Höhe von bis zu 2.000,00 € zur Verfügung zu stellen.

An die Kolleginnen und Kollegen des Fachbereichs Bibliotheken und die Bürgerinnen und Bürger unseres Bezirkes senden wir das Signal, dass niemand mit rechten oder rechtsextremen Einschüchterungsversuchen allein gelassen wird. Gemeinsam setzen wir uns für ein demokratisches und vielfältiges Tempelhof-Schöneberg ein.

Begründung:

Mit der Zerstörung von Büchern aus offensichtlich ideologischen Gründen wird eine rote Linie überschritten. Der 10. Mai 1933 mahnt uns, den Anfängen zu wehren und klar Stellung zu beziehen. Wenn – durch wen auch immer –  Bücher der Bibliotheken zerstört werden, um sie der Allgemeinheit zu entziehen, muss die Antwort sein: gerade diese Bücher sollen der Allgemeinheit verstärkt zugänglich gemacht werden. Die Bücherschändung zeigt, dass diese Werke offensichtlich für unser demokratisches Zusammenleben wichtig sind.

Bei den Büchern, deren Nacherwerb die BVV begrüßt und der unterstützt werden soll, handelt es sich um:

• Wolfgang Wippermann: „Denken statt denkmalen: Gegen den Denkmalwahn der Deutschen“
• Lou Zucker: „Clara Zetkin - eine rote Feministin“
• Patrick Stegemann und Sören Musyal: „Die rechte Mobilmachung: Wie radikale Netzaktivisten die Demokratie angreifen“
• Patrick Schlaffer: „Hass. Macht. Gewalt. : ein Ex-Nazi und Rotlicht-Rocker packt aus“
• Michael Kraske: „Der Riss: wie die Radikalisierung im Osten unser Zusammenleben zerstört“
• Robert Misik: „Marx für Eilige“
• Andreas Speit: „Völkische Landnahme: alte Sippen, junge Siedler, rechte Ökos“