Drucksache - 0847/XIX  

 
 
Betreff: Ehrung für den Verleger Kurt Kornfeld in Tempelhof initiieren
Status:öffentlich  
 Ursprungaktuell
Initiator:Die Fraktion der SPDBezirksamt
Verfasser:Frau Kaddatz, JuttaSchöttler, Angelika
Drucksache-Art:AntragMitteilung zur Kenntnisnahme
Beratungsfolge:
Bezirksverordnetenversammlung Tempelhof-Schöneberg von Berlin Entscheidung
23.10.2013 
26. öffentliche Sitzung der Bezirksverordnetenversammlung Tempelhof-Schöneberg von Berlin überwiesen   
Ausschuss für Bildung und Kultur XIX. Wahlperiode Beratung
07.11.2013 
21. öffentliche Sitzung des Ausschusses für Bildung und Kultur vertagt   
05.12.2013 
22. öffentliche Sitzung des Ausschusses für Bildung und Kultur Der Ausschuss viel aus wegen Sturmwarnung!      
05.06.2014 
29. öffentliche Sitzung des Ausschusses für Bildung und Kultur ohne Änderungen im Ausschuss beschlossen (Beratungsfolge beendet)   
Bezirksverordnetenversammlung Tempelhof-Schöneberg von Berlin Entscheidung
18.06.2014 
35. öffentliche Sitzung der Bezirksverordnetenversammlung Tempelhof-Schöneberg von Berlin ohne Änderungen in der BVV beschlossen (Beratungsfolge beendet)   
Bezirksamt Entscheidung
Bezirksverordnetenversammlung Tempelhof-Schöneberg von Berlin Entscheidung
18.02.2015 
43. öffentliche Sitzung der Bezirksverordnetenversammlung Tempelhof-Schöneberg von Berlin mit Abschlussbericht zur Kenntnis genommen   

Sachverhalt
Anlagen:
Antrag
Beschlussempfehlung
Mitteilung zur Kenntnisnahme

Die Bezirksverordnetenversammlung wolle beschließen:

Das Bezirksamt teilt zu der o. g. Drucksache folgendes mit:

 

Die Ehrung des jüdischen und 1935 zur Emigration gezwungenen Verlegers Kurt Kornfeld, der in den USA die renommierte Bildagentur „Black Star“ mitgründete, ist grundsätzlich zu begrüßen, stellt sie doch einen zusätzlichen wertvollen Beitrag zur bezirklichen Erinnerungskultur vor Ort dar.

Mit den Aktivitäten des seit 2011 im Aufbau befindlichen Deutschen Pressemuseums im Ullsteinhaus, dessen zentrales Ziel die Dokumentation der "Entwicklungslinien und Strukturen von nationaler Presse und Pressefreiheit" ist, ist zu erwarten, dass die Aufarbeitung der Berliner Presse- und Verlagsgeschichte, die mit dem Ullsteinhaus auch einen wesentlichen Schwerpunkt  in Tempelhof hatte, künftig in systematischer Weise  vorgenommen wird.

Die Geschichte von Kurt Kornfeld, sein verlegerisches Handeln und seine Vertreibung als jüdischer Gewerbetreibender ab 1933 ist ein Baustein dazu. An seinem Beispiel ist die schrittweise Entrechtung von Fischers medizinischer Buchhandlung, deren Verleger Kornfeld war und die 1935 im Thieme-Verlag aufging (und vermutlich der Arisierung zum Opfer gefallen ist), eindrücklich nachvollziehbar.

 

Zur genauen Klärung des Wirkens von Kurt Kornfeld als Verleger wurden von den Museen Tempelhof-Schöneberg historische Recherchen angestellt, unter Einbeziehung sowohl des Leiters des Deutschen Pressemuseums als auch der Enkelin von Kurt Kornfeld, die noch einige persönliche Unterlagen ihres Großvaters besitzt.

Historische Hintergrundinformationen zur Agentur „Black Star“: Die Agentur wurde 1936 von Ernest Mayer, Kurt Szafransky und Kurt Kornfeld in New York gegründet. Ihr Vorläufer war die Bildagentur Mauritius, die Mayer 1929 in Berlin gegründet hatte. Ebenso wie Kurt Kornfeld emigrierte Ernst (dt. Name) Mayer 1935 aus Berlin in die USA. Er nahm einen Teil seines Bildarchivs mit. Diese Aufnahmen bildeten den Grundstock für die neue Agentur „Black Star“. Der mit Mayer befreundete Kurt Szafransky war in Berlin der künstlerische Leiter der Berliner Illustrierten Zeitung gewesen.

Beide zusammen brachten ein besonderes Know How mit in die USA: In der amerikanischen Presse noch nicht üblich waren Fotoessays, Bildreportagen, wie sie in der deutschen Presse, z. B. der Berliner Illustrierten Zeitung (BIZ)  und der Arbeiter-Illustrierten Zeitung (AIZ) erschienen und auf die sich viele Fotojournalisten spezialisiert hatten. Auch in der Werbefotografie hatten deutsche Fotograf_innen eine neue Ästhetik entwickelt, die am Bauhaus orientiert war. Viele der Fotografen, deren Fotoreportagen und Werbefotos der „Black Star“ vermittelte, waren selbst aus Deutschland oder Europa emigriert.

Über das tatsächliche Wirken Kurt Kornfelds im „Black Star“ ist nicht Genaues bekannt. Es ist anzunehmen, dass er als Verleger umfangreiche Kenntnisse in die Zusammenarbeit einbrachte, auch wenn er mit seinen beiden Berliner Verlagen nicht direkt mit Bildjournalismus zu tun gehabt hatte.

Die historischen analogen Fotoabzüge der Fotoagentur Black Star, die auch noch die Berliner Motive enthalten, wurden von dieser im Jahr 2005 an einen anonymen Sammler verkauft. Dieser schenkte sie 2005 der Ryerson University in Toronto.

 

Weitergehende historische Recherchen, die über die Verlagstätigkeit in Berlin hinausgehen, sind angesichts der begrenzten personellen Kapazitäten im Fachbereich Kunst, Kultur, Museen nicht leistbar.

 

Die Anbringung einer Gedenktafel an seinem früheren Wohnhaus Alt-Tempelhof 4 (ehemals Dorfstraße 32) ist ein geeignetes Format für die angemessene Würdigung der Person Kurt Kornfelds.

Laut Auskunft der Historischen Kommission gibt es weiterhin keinen Sponsor für die Tafeln aus dem Berliner Gedenktafelprogramm. Gedenktafeln müssen daher zurzeit privat bzw. aus Mitteln der Bezirke bezahlt werden. Die Anbringung der Gedenktafel für Kurt Kornfeld fällt in die Zuständigkeit der Abteilung Finanzen, Personal und Wirtschaftsförderung/Bezirksbürgermeisterin. Die inhaltliche Zuarbeit kann über den Fachbereich Kunst, Kultur, Museen in Ansprache mit dem Leiter des Deutschen Pressemuseums erfolgen.

 

Darüber hinaus soll an den Verein frag doch e.V. die Empfehlung ausgesprochen werden, für Kurt Kornfeld ein Album in der Ausstellung „Wir waren Nachbarn“ anzulegen.

 

 
 

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