Auszug - Thema Drogenkonsum im Bezirk (Gast: Herr Frommhold, Geschäftsführer Notdienst für Suchtmittelgefährdete und -abhängige Berlin e.V)  

 
 
13. öffentliche Sitzung des Ausschusses für Gesundheit
TOP: Ö 3
Gremium: Ausschuss für Gesundheit Beschlussart: im Ausschuss abgelehnt
Datum: Mo, 26.06.2023 Status: öffentlich
Zeit: 17:00 - 19:12 Anlass: ordentliche Sitzung
Raum: BVV-Saal
Ort: Rathaus Schöneberg
 
Beschluss


Das Thema wird mithilfe einer Präsentation von Herrn Frommhold vorgestellt. Die Präsentation wird dem Protokoll als Anlage beigefügt.

BV Pschollkowski möchte wissen, wer in erster Linie das Angebot des Vereins annimmt und warum der Drogenkonsum steigt. Außerdem fragt er zu den Besuchern, welche Nationalitäten diese haben und ob es überwiegend Personen ohne Obdach sind.

Herr Frommhold beantwortet, dass alle glichen Zielgruppen zu den verschiedensten Angeboten kommen. Viele dabei haben keinen Leistungsanspruch, da die Herkunft außerhalb der EU liegt und viele auch nicht die nötigen Papiere besitzen. Es haben ca. ein Drittel der Gäste einen Migrationshintergrund. Es gibt viele Auslöser, warum der Drogenkonsum gestiegen ist. Einer davon war die Pandemie, in der eine signifikante Zunahme von Drogenkonsum festgestellt werden konnte.

BV Hantke fragt nach dem Konsumverhalten und nach den Substanzen in der Coronazeit bzw. Lockdown. Sie will wissen, welche Konsumschwerpunkte es im Bezirk gibt.

Herr Frommhold erläutert, dass die Umsetzung in der Pandemie geändert werden musste. Es gab keine persönlichen Gespräche mehr und die Angebote gab es meist nur noch digital. Die medizinische Versorgung hat dementsprechend nachgelassen. Während der Pandemie stieg der Cannabis-, Amphetamin- und Benzodiazepin-Konsum bei vielen Jugendlichen. Die Betreuung war im Großen und Ganzen schwieriger während der Pandemie, sodass viele Strukturen wiederaufgebaut werden müssen. Der Konsumschwerpunkt in Tempelhof-Schöneberg bezieht sich auf viele kleine Grüppchen in Parks.

BV Hofer-Hutter bedankt sich für die geleistete Arbeit. Sie will wissen, ob die Gäste am Büloweck überwiegend aus Schöneberg kommen. Danach fragt sie, ob die erste Priorität ein Drogenkonsumraum sei. Zuletzt wird erfragt, wie die Leute erreicht werden.

Herr Frommhold beantwortet, dass die meisten Leute durch das Ansprechen auf der Straße erreicht werden. Der Verein ist mobil an der Postel-Paulus-Kirche abstellt. An den Schwerpunkten werden Lastenfahrräder mit Verpflegung abgestellt. Ein Drogenkonsumraum ist in jedem Bezirk sehr zu empfehlen und in jeder Hinsicht notwendig. Es muss nur ein passendes Objekt gefunden werden. Der Melde-Ort der Klienten wurde nicht dokumentiert, wobei die meisten aus Schöneberg sind.

BV Urban fragt, ob es Sinn machen würde, eine medizinische Versorgung wöchentlich durchzuführen. Ebenfalls erfragt sie den Stand der Dinge bei dem Landeskonzept Sucht.

Herr Frommhold sagt, dass zur medizinischen Versorgung ein Angebot am Büloweck geschaffen werden soll, bei dem Klienten ihre Wunden versorgen können. Es soll von kleinen suchtmedizinischen Angeboten bis hin niederschwelligen Substitution gehen. Dies ist aber noch in der Diskussion. Bei dem Landeskonzept Sucht ist er im Beirat. Soweit er weiß, will Delfi im August oder September ihre Erkenntnisse vorstellen.

BV Harling bedankt sich für die geleistete Arbeit. Sie fragt nach dem Unterschied zwischen der „Fegeflotte“ und dem „Kiezcleaner“. Ebenfalls fragt sie welche Anforderungen die Notunterkünfte haben. Zum Büloweck wird gefragt, ob immer neue oder alte Klienten kommen.

Herr Frommhold beantwortet, dass 40 Gäste täglich kommen. Zum Teil sind das neue. Die meisten kennt man. Es gibt leider keine Statistik dazu, da es keinen Aufnahmebogen gibt. Für die Notunterkünfte wäre die Anforderung, dass sich die Bedürftigen mal hinlegen könnten.

BV Marg fragt nach der Entwicklung des Angebots bei dem Wenkebach-Klinikum. Welche Auswirkungen gab es wegen der Verlagerung zum AVK. Ebenfalls wird erfragt, welche Herausforderungen schwer bis gar nicht substituierbare Drogen mit sich bringen.

Herr Frommhold beantwortet, dass sie im Austausch mit den Oberärzten sind. Die Gespräche werden erst wiederaufgenommen. Geplant sind Entzugsbetten beim AVK. Es gibt große Herausforderungen bei den Substanzen Crack und Meth, da die Kollegen mit Impulsreaktionen zu tun haben und oft Deeskalation von Nöten ist.

BV Sielaff fragt, ob es Drugchecking-Angebote in Klubs gibt. Er fragt ebenfalls zum Thema Therapieplätze, wie viel angeboten werden kann.

Herr Frommhold beantwortet, dass das Drugchecking-Angebot in Laboren stattfindet und nicht in Nachtklubs. Es gibt 3 Standorte in Berlin, in denen pro Woche 36 Proben angenommen werden. Was Therapieplätze und ihre Erfolgsrate angeht, werden Studien zitiert.

BStR Schworck ergänzt. Besonders betont er die enge und produktive Zusammenarbeit mit Herrn Frommhold, der als bedeutender Ansprechpartner fungiert. Herr Schworck informiert die Anwesenden über das laufende Projekt "Nudra", bei dem zahlreiche Ansprechpartner, darunter Parkläufer, involviert sind. Er drückt seinen Dank gegenüber dem Notdienst und Herrn Frommhold aus. Ebenfalls weist er darauf hin, dass im Bezirk Tempelhof-Schöneberg ein stationärer Konsumraum dringend erforderlich ist. Die Suche nach einem passenden Objekt gestaltet sich äerst schwierig, da der Standort direkt an einem Hotspot liegen muss. Die Frage der Finanzierung stellt sich als kompliziert dar, da die verfügbaren Mittel gekürzt wurden. In Anbetracht des gestiegenen Drogenkonsums sei eine Ausweitung sämtlicher Maßnahmen notwendig. Zudem macht BStR Schworck auf die Notwendigkeit einer veränderten Einstellung zum Thema Drogenkonsum aufmerksam und betonte die Erfordernis einer kulturellen Veränderung in diesem Bereich.

 
 

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