Drucksache - 0969/VI  

 
 
Betreff: Grauwasserrecycling im Bezirk verbindlich einführen
Status:öffentlich  
 Ursprungaktuell
Initiator:BV Dr. Egginger-Gonzalez, BV GrunerBV Dr. Egginger-Gonzalez, BV Gruner
Verfasser:1. Dr. Egginger-Gonzalez
2. Gruner
 
Drucksache-Art:AntragAntrag
Beratungsfolge:
Bezirksverordnetenversammlung Steglitz-Zehlendorf von Berlin Vorberatung
22.05.2024 
27. öffentliche Sitzung der Bezirksverordnetenversammlung Steglitz-Zehlendorf überwiesen   
Ausschuss für Gebäude, Wirtschaft, Inklusion, Verwaltungsmodernisierung, Digitalisierung Empfehlung
25.06.2024 
17. öffentliche Sitzung des Ausschusses für Gebäude, Wirtschaft, Inklusion, Verwaltungsmodernisierung, Digitalisierung      
Ausschuss für Haushalt, Personal, Europa, Klima Empfehlung

Sachverhalt

Die BVV möge beschließen:

 

Das Bezirksamt wird ersucht, für Neubauten in bezirklicher Liegenschaft stets die Umsetzung von Betriebswassernutzung entweder als Grauwasserrecycling mit integrierter Wärmerückgewinnung oder als Regenwassernutzung als Kondition in die Ausschreibungen aufzunehmen. Ebenfalls soll im Zuge von Sanierungen von eigenen Liegenschaften stets eine Umrüstung auf Betriebswassernutzung (Grauwasserrecycling oder Regenwassernutzung) bindend umgesetzt werden, wenn dem keine wichtigen Gründe entgegenstehen. Der BVV ist jährlich zu berichten.

 

Begründung:

 

In der Natur verdunsten ca. 80 % und versickern ca. 20 % der Niederschläge. Im urbanen Raum verdunsten nur noch 30 %, es versickern etwa 15 % und 55 % werden in die Kanalisation abgeleitet. Diese 55 % können dann nicht mehr die Luft kühlen, keine Pflanzen bewässern, sondern werden in Berlin zu einem großen Anteil mit Schwarzwasser (Abwasser aus Toiletten) in Mischkanalisation vermengt („Berliner Mischsystem“), um dann aufwendig von den Berliner Wasserbetrieben gereinigt zu werden oder bei mittleren Regenereignissen unbehandelt als Notüberlauf in die städtischen Oberflächengewässer abzufließen. Dies ist durch das 150 Jahre alte und bisher nicht angepasste Kanalnetz im Stadtzentrum bedingt und bindet unnötig viele Ressourcen auf verschiedenen Ebenen. 70 % des Trinkwasserverbrauchs findet in Gebäuden statt. Es ist leider immer noch üblich, Toilettenspülungen mit dem Lebensmittel Trinkwasser zu betreiben. Hier könnte Regenwasser bzw. aufbereitetes Grauwasser zum Nutzen der Umwelt sowie zur Reduzierung der Betriebskosten im Wohn- und Gewerbebereich ohne hygienisches Risiko oder Komfortverlust zur Anwendung kommen. Das Grauwasserrecycling von z. B. Abwasser aus Duschen und Handwaschbecken stellt eine ganzjährig zuverlässige Quelle dar. Es schont die kostbaren Grundwasserressourcen, entlastet die Kläranlagen und reduziert neben den Trinkwasser- auch noch die Abwassergebühren. Die Berlinovo Immobilien Gesellschaft z.B. stellt seit 2022 auf Grauwasserrecycling mit integrierter Wärmerückgewinnung um. Die erste Anlage wird sich durch Wasser- und Energieeinsparungen schon nach 7 Jahren amortisieren.

 

Der Bezirk könnte einen Teil der Regenableitungsentgelte von 1,80 Euro pro Quadratmeter und Jahr sparen, wenn er sich teilweise von der Kanalisation abkoppeln würde. Als Regenwassersammelflächen kommen u.a. Dachflächen, Hofflächen und Parkplätze infrage. Das Wasser könnte bspw. unterirdisch in Zisternen gesammelt und bei Überläufen versickert oder für Bewässerung von Grünflächen genutzt werden. Die Techniken der Betriebswassernutzung aus Regenwasser- oder Grauwasserrecyclinganlagen sind in Berlin seit über 30 Jahren bekannt, sie gelten als ausgereift und wurden in mehreren Regelwerken detailliert dokumentiert. Bei Neubauten sollte die BVV über die möglichen Mehrkosten entscheiden, die bei der Investitionsplanung zu berücksichtigen sind. Die Mehrkosten für die Baumaßnahmen sollten dann immer auch mit den Bewirtschaftungskosten (Einsparungen der Wasserkosten vor Ort, aber auch Verringerung des Aufwandes zur Herstellung von Trinkwasser bei den Berliner Wasserbetrieben) für mehrere Jahre abgeglichen werden.

 
 

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