Drucksache - 1102/V  

 
 
Betreff: Baumsterben am Waldsee Zehlendorf
Status:öffentlich  
 Ursprungaktuell
Initiator:BV BreidenbachBV Breidenbach
Verfasser:Breidenbach 
Drucksache-Art:Kleine AnfrageKleine Anfrage
Beratungsfolge:
Bezirksverordnetenversammlung Steglitz-Zehlendorf von Berlin Vorberatung
17.10.2018 
23. öffentliche Sitzung der Bezirksverordnetenversammlung Steglitz-Zehlendorf schriftlich beantwortet   

Sachverhalt
Anlagen:
Kleine Anfrage vom 15.10.2018
Schriftliche Beantwortung vom 24.10.2018

Ich frage das Bezirksamt:

 

1)        Treffen Presseberichte (Online Ausgabe der Berliner Zeitung vom 7. Oktober) zu, wonach 83 Bäume am Waldsee Zehlendorf nicht wegen der Trockenheit in diesem Sommer sondern wegen eines Zuviel an Wasser auf Grund der Starkregenfälle im Juni und Juli 2017 sterben mussten?

 

2)        Hätte dieses Baumsterben durch ein rechtzeitiges Absenken des Wasserpegels im Sommer 2017 verhindert werden können und wäre hierfür das Bezirksamt Steglitz-Zehlendorf zuständig gewesen?

 

3)        Wie viel Zeit ist verstrichen, bis das Bezirksamt auf die Hinweise der Anwohner im Sommer 2017 reagiert hat?

 

4)        Gibt es konkrete Pläne den Kanal zwischen dem Waldsee und dem Schlachtensee wieder zu öffnen und das Wasser vorher zu reinigen, um zugleich zu verhindern, dass unkontrolliert Nährstoffeinträge aus dem Waldsee in den Schlachtensee gelangen?

 

 

 

Rolf Breidenbach

 

 

 

Antwort des Bezirksamtes

 

 

Sehr geehrter Herr Rögner-Francke,

 

da diese Kleine Anfrage in der BVV am 17.10.2018 wegen des Zeitablaufs nicht erledigt werden konnte, beantworte ich sie hiermit schriftlich:

 

1)      Treffen Presseberichte (Online Ausgabe der Berliner Zeitung vom 7. Oktober) zu, wonach 83 Bäume am Waldsee Zehlendorf nicht wegen der Trockenheit in diesem Sommer sondern wegen eines Zuviel an Wasser auf Grund der Starkregenfälle im Juni und Juli 2017 sterben mussten?

 

2)      Hätte dieses Baumsterben durch ein rechtzeitiges Absenken des Wasserpegels im Sommer 2017 verhindert werden können und wäre hierfür das Bezirksamt Steglitz-Zehlendorf zuständig gewesen?

 

3)      Wie viel Zeit ist verstrichen, bis das Bezirksamt auf die Hinweise der Anwohner im Sommer 2017 reagiert hat?

Gerne beantworte ich diese drei Fragen im Zusammenhang.

Es ist wohl richtig, dass Bäume am Waldsee wegen des hohen Wasserstandes im letzten Jahr, da die Wurzeln zu lange im Wasser standen geschädigt wurden. Ob es sich jetzt genau um 83 Bäume handelt kann ich aus Amtssicht nicht genau bestätigen. Es ist auch durchaus möglich, dass sich die Bäume zumindest teilweise wieder erholen.

Wie schon mehrfach auch an dieser Stelle vorgetragen, handelt es sich beim Waldsee weder um einen natürlichen See noch um einen Badesee sondern um einen sogenannten Vorfluter für die regionale Straßenentwässerung. Für die Organisation der Regenwasserentwässerung sind die Berliner Wasserbetriebe zuständig. Das Bezirksamt ist zum einen Eigentümer des Gewässers (Fachbereich Grünflächen) und zum anderen die zuständige Genehmigungsbehörde für Maßnahmen am Gewässer (Gewässeraufsicht durch das Umwelt- und Naturschutzamt).

Im Sommer 2017 hatte der Waldsee auf Grund heftiger Starkregenereignisse und der entsprechenden Menge an Straßen- und Regenwasser zeitweilig einen um 1,10 m erhöhten Pegelstand. Dieses Hochwasser hatte negative Auswirkungen auf die Anrainer und auch auf die Uferbäume.

Da der Waldsee keinen natürlichen Abfluss hat, hat das Bezirksamt veranlasst, dass 10 Tage lang Wasser in Richtung Schlachtensee abgepumpt werden konnte.

Dies erforderte jedoch einige Zustimmungen anderer Behörden, da der Schlachtensee ein sehr empfindliches Gewässer ist, welches als EU-Badegewässer nicht ohne weiteres mit möglicherweise verunreinigtem Wasser aus dem Straßenland gespeist werden darf. Das Landesamt für Gesundheit und Soziales (LaGeSo) hatte allergrößte Bedenken gegen einen Ablauf in den Schlachtensee.

Das Bezirksamt hat sich hier sehr eingesetzt die notwendigen Genehmigungen zu erhalten, es konnte aber wegen der notwendigen Beteiligung diverser Behörden auf Bezirks- und Senatsebene mit dem Abpumpen des Wassers nicht sofort begonnen werden.

Es bestand auch immer die Hoffnung, dass es endlich aufhören würde zu regnen.

Die Frage, ob das Bezirksamt für ein Absenken des Wasserpegels überhaupt zuständig bzw. verantwortlich ist, ist durchaus eine berechtigte Frage.

Ich weiß nicht, ob Sie sich nach diesem Sommer noch an den letzten Sommer erinnern können. Es hat geregnet, geregnet und geregnet. In der Regel als Starkregen. Die damaligen Regengüsse dürften sicherlich als „höhere Gewalt“ einzustufen sein.

Mir fällt aber auch eigentlich keine „Verkehrssicherungspflicht“ ein, die es dem Bezirk aufgibt zu verhindern, dass es bei extremen Wettersituationen nicht zu Überschwemmungen kommt.

Der Bezirk hat sich dennoch eingesetzt, hat das Abpumpen veranlasst und auch bezahlt. Ich erinnere mich noch gut, dass sich die damalige Leiterin des Fachbereichs Grünflächen gemeinsam mit dem Amt für Umwelt und Naturschutz und den Berliner Wasserbetrieben dringlich und in zahlreichen Telefonaten bemüht hat eine Einleiterlaubnis in den Schlachtensee zu erhalten.

Wir haben also die Verantwortung übernommen, obwohl wir sie wahrscheinlich gar nicht hatten und werden  jetzt dafür geprügelt und vorgeführt. Ich gebe gerne zu, dass mich das etwas ärgert.

 

4)      Gibt es konkrete Pläne den Kanal zwischen dem Waldsee und dem Schlachtensee wieder zu öffnen und das Wasser vorher zu reinigen, um zugleich zu verhindern, dass unkontrolliert Nährstoffeinträge aus dem Waldsee in den Schlachtensee gelangen?

Es wird geprüft, ob es möglich ist, den stillgelegten Kanal in den Schlachtensee wieder zu öffnen.

Die Senatsverwaltung für Umwelt, Verkehr und Klimaschutz hat in einem Schreiben von Ende September aber unter anderem ausgeführt, ich zitiere:

„Diffuse Einleitungen von Straßenabläufen sind stark mit Nährstoffen belastet, ebenso der Waldsee mit seinen nährstoffreichen Sedimenten. Eine Einleitung des Wassers aus dem Waldsee in den Schlachtensee widerspricht der langjährigen kostenaufwendigen Seenrestaurierung durch die Oberflächenwasseraufbereitungsanlage Beelitzhof und stellt folgende Schutzgüter in Frage:

Schlachtensee und Krumme Lanke sind EU Badegewässer

Der Schlachtensee ist FFH Gebiet und hat durch die erfolgreiche Gewässerrestaurierung einen ausgedehnten Rasen von seltenen Armleuchteralgen gebildet, der nach § 30 BNatGe geschützt ist.

Gem. EU Wasserrahmenrichtlinie besteht für den Schlachtensee und die gesamte große Grunewaldseekette ein Verschlechterungsverbot

Die Krumme Lanke liegt anteilig im Trinkwasserschutzgebiet Wasserwerk Beelitzhof.“

Dies alles spricht gegen eine erneute Öffnung des Kanals, quasi als Überlaufventil.

Dies alles hat aber auch die Notöffnung bzw. das Abpumpen im Sommer 2017 verzögert bzw. verhindert.

Des Weiteren führt das Bezirksamt Gespräche mit den für die Entwässerung der Straßen zuständigen Berliner Wasserbetrieben, ob es Möglichkeiten gibt durch eine Vorfilterung eine Verbesserung der Wasserqualität zu erreichen.

Aber selbst dann ist ein Einleiten in den Schlachtensee nicht ohne weiteres möglich.

Wir sind aktuell sowohl mit den Berliner Wasserbetrieben als auch mit der Senatsverwaltung für Umwelt, Verkehr und Klimaschutz als Oberer Wasserbehörde im Gespräch, um gemeinsam zu überlegen, ob es Möglichkeiten es gibt, den Waldsee ökologisch zu sanieren.

Aktuell versuchen die Wasserbetriebe einen gewissen Wasserstand zu erhalten, indem Wasser aus dem Schlachtensee in den Waldsee gepumpt wird.

Aber in Zeiten, in denen die Spree droht rückwärts zu fließen, können wir alle keine Wunder erwarten. Aber nochmal zum Anfang meiner Ausführungen: der Waldsee, so idyllisch sein Name auch klingt ist ein Auffangbecken für Straßenabwasser.

 

 

 

Mit freundlichen Grüßen

 

 

Maren Schellenberg

Stadträtin für Immobilien, Umwelt und Tiefbau

 

 
 

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