Drucksache - 0985/V  

 
 
Betreff: Absurde Radwege III – Grenanderplatz
Status:öffentlich  
 Ursprungaktuell
Initiator:BV SemlerBV Semler
Verfasser:Semler 
Drucksache-Art:Kleine AnfrageKleine Anfrage
Beratungsfolge:
Bezirksverordnetenversammlung Steglitz-Zehlendorf von Berlin Vorberatung
19.09.2018 
22. öffentliche Sitzung der Bezirksverordnetenversammlung Steglitz-Zehlendorf schriftlich beantwortet   

Sachverhalt
Anlagen:
Kleine Anfrage vom 11.09.2018
Schriftliche Beantwortung vom 25.09.2018

Ich frage das Bezirksamt:

 

1)   Warum wurde bei der Neuanlage der Radwege im Zuge der aufwendigen Neugestaltung des Alfred-Grenander-Platzes darauf verzichtet, diese Radwege ausreichend breit anzulegen und sie in geeigneter Form baulich, farblich oder auf andere visuelle Weise von den Gehwegbereichen abzusetzen?

 

2)   Warum wurde die Radwegführung in der Argentinischen Allee so nah an der Fußgängerampel in Richtung Waldfrieden-Krankenhaus vorbeigeführt, dass dort jetzt eine ausreichend breite Aufstellfläche für zu Fuß Gehende fehlt?

 

3)   Aus welchem Grund wurde an dieser Stelle zugunsten der künstlerischen Platzgestaltung von den sonst geltenden Regeln abgewichen, und hält das Bezirksamt die „künstlerische Gestaltung“ des Grau-in-Grau für wichtiger als die Sicherheit für Radfahrende und zu Fuß Gehende?

 

4)   Wer trägt die Verantwortung für die Fehlplanung, und wann wird hier nachgebessert? 

 

 

 

Volker Semler

 

 

Antwort des Bezirksamts:

 

 

Sehr geehrter Herr Rögner-Francke,

 

da diese Kleine Anfrage in der BVV am 19.09.2018 wegen des Zeitablaufs nicht erledigt werden konnte, beantworte ich sie hiermit schriftlich:

 

1)   Warum wurde bei der Neuanlage der Radwege im Zuge der aufwendigen Neugestaltung des Alfred-Grenander-Platzes darauf verzichtet, diese Radwege ausreichend breit anzulegen und sie in geeigneter Form baulich, farblich oder auf andere visuelle Weise von den Gehwegbereichen abzusetzen?

Ich erlaube mir hier etwas in die Historie zu gehen: Der Plan, den Platz vor dem von Alfred Grenander 1929 erbauten U-Bahnhof umzugestalten, bzw. schöner zu machen, ist 13 Jahre alt. Der Platz war bis dahin nicht gestaltet und unattraktiv. Es bildete sich die sog. KLIG ein Zusammenschluss von  Geschäftsleute und Institutionen aus der Umgebung.

2008 entstand der Entwurf der Künstlerin Simone Elsing zur Platzgestaltung. Dieser Entwurf wurde der Öffentlichkeit und auch den Bezirksverordneten - Herr Semmler ich meine Sie waren auch dabei - im Garten des Hauses am Waldsee 2008 vorgestellt und fand allgemein Zustimmung.

Nach diesem architektonisch-künstlerisches Gestaltungskonzept wurde mit Graphit eine nahezu einheitlich-verschwommen gestaltete Platzfläche gebildet. Von den neun Ausgängen des U-Bahnhofs führen acht helle Streifen, etwa 30 Zentimeter breit, strahlenförmig auf den Platz.  Ein besonderes Merkmal der Architektur des Platzes ist, dass die einheitliche Gestaltung bis zu den Bordsteinen an den Fahrbahnrädern der Argentinischen Allee und der Fischerhüttenstraße durchgeht. Eine deutlichere Hervorhebung der Radwege hätte das gestalterische Konzept unterbrochen. Auch lässt sich mit der im Straßenverkehr gebotenen Aufmerksamkeit durchaus erkennen, wo auf dem Platz Rad gefahren und wo gelaufen werden soll.

 

2)   Warum wurde die Radwegführung in der Argentinischen Allee so nah an der Fußgängerampel in Richtung Waldfrieden-Krankenhaus vorbeigeführt, dass dort jetzt eine ausreichend breite Aufstellfläche für zu Fuß Gehende fehlt?

Der jetzt durch unterschiedliche Rand-Pflasterung gekennzeichnete Radweg verläuft im Bereich der Fußnger-Wartefläche an der gleichen Stelle wie vor der Platzumgestaltung. Es ist üblich, dass ein Radweg vor der Aufstellfläche für an einer LSA wartende zu Fuß Gehende entlang geführt wird. Wegen des zurückhaltenden Gestaltungsunterschiedes des Radweges kann es vorkommen, dass zu Fuß Gehende nicht merken, dass sie auf dem Radweg auf Grün warten. Da Radfahrer- und Fußngerflächen höhengleich angelegt wurden, ist es für Radfahrende leicht möglich, an dem auf dem Radweg wartenden Fußnger vorbeizufahren. Mit ein bisschen Rücksichtnahme von allen Seiten dürfte es zu keinen Konflikten kommen.

 

3)   Aus welchem Grund wurde an dieser Stelle zugunsten der künstlerischen Platzgestaltung von den sonst geltenden Regeln abgewichen, und hält das Bezirksamt die „künstlerische Gestaltung“ des Grau-in-Grau für wichtiger als die Sicherheit für Radfahrende und zu Fuß Gehende?

Bei der Planung des Alfred-Grenander-Platzes stand von Anfang an die Umsetzung des architektonisch-künstlerischen Konzeptes im Vordergrund. Das zuständige Amt, das jetzige Straßen- und Grünflächenamt, hatte die planenden Architekten frühzeitig darauf hingewiesen, dass ihre Planung nicht den in Berlin eingeführten Ausführungsvorschriften zum Berliner Straßengesetz (AV Geh- und Radwege) entspricht.

Sie können sich vielleicht vorstellen, welche Reaktion dies nach sich führte: „Bürokraten“, Rosinenzähler etc.. Das Amt wurde letztlich „überzeugt“, dass an dieser eng begrenzten Stelle zugunsten der künstlerischen Platzgestaltung von den sonst geltenden Regeln abgewichen werden muss.

 

4)   Wer trägt die Verantwortung für die Fehlplanung, und wann wird hier nachgebessert? 

Eine Fehlplanung wird nicht erkannt! Zurzeit ist auch nicht vorgesehen, die Platzfläche kosten- und zeitaufwändig umzubauen. Unter dem Gesichtspunkt, dass sich aufgrund der Überlegungen zu einem Pedelec-Korridor entlang der Argentinischen Allee neue Radverkehrsanlagen ergeben könnten, wurde die Pflasterung des Alfred-Grenander-Platzes vorausschauend so vorgenommen, dass eine relativ problemlose Herausnahme der jetzigen Radwegpflasterung mit Ergänzung des Platzpflasters möglich wäre.

 

Mit freundlichen Grüßen

 

 

Maren Schellenberg

Bezirksstadträtin

 

 
 

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