Drucksache - 0123/V  

Die Bezirksverordnetenversammlung möge beschließen:

Das Bezirksamt wird ersucht, Schlachtensee als Ortsteil von Steglitz-Zehlendorf auszuweisen.

Die Voraussetzungen für die Ausweisung Schlachtensees als Ortsteil sind gemeinsam mit der Gemeinde und den engagierten Bürgern vor Ort zu schaffen.

Begründung:

Steglitz-Zehlendorf besteht aus sieben Ortsteilen. Berlin-Schlachtensee ist eine anerkannte Ortsbezeichnung. Auf Dokumenten und Landkarten erscheint die Bezeichnung Schlachtensee. Lange Jahre lautete die Adresse auch bei Behördenschriftstücken „Berlin-Schlachtensee". Eine Besiedlung geht schon weit in die Vorzeit zurück. Vor 100 Jahren wurde die Villenkolonie Schlachtensee-Ost gegründet, und seitdem entwickelte sich eine kommunale Gemeinschaft. Das Zentrum ist die Breisgauer Straße sowie die Johannes-Kirche an der Matterhornstraße. Als mögliche Ortsteilgrenzen könnten die Grenzen der Kirchengemeinde Schlachtensee als Orientierung dienen.

Berlin Steglitz-Zehlendorf, den 08.02.2017

Für die SPD-Fraktion

SemlerBuchta

Der Antrag wurde am 09.5.2017 in der 4. Sitzung des Ausschusses für Stadtplanung und Wirtschaft beraten und wie folgt geändert:

„Die Bezirksverordnetenversammlung möge beschließen:

Das Bezirksamt wird ersucht, den Vorschlag einer Initiative zur Schaffung eines Ortsteils Schlachtensee aus Teilen der Ortsteile Nikolassee und Zehlendorf zu prüfen und dabei gegenüberzustellen, welche Vor- bzw. Nachteile ( z.B. leichtere Zuordnung vs. Unübersichtlichkeit durch stärkere Kleinteiligkeit, Identitätsstärkung vs. Traditionsverlust etc.) und welche Kosten für den Bezirk durch Einsatz von Personal- und Sachmitteln entstehen. Die einzelnen Verfahrensschritte sollen aufgelistet werden und dabei jeweils Voraussetzungen und Kosten angegeben werden. Die Auflistung ist der BVV und der Öffentlichkeit zur Kenntnis zu geben.“

Begründung:

Unverändert.

Bei einer Abstimmung wurde der Antrag in der geänderten Fassung mit 18 Ja-Stimmen und 0 Nein-Stimmen bei 0 Enthaltungen angenommen.

Dem federführenden Ausschuss wird die Annahme des Antrags in der geänderten Fassung empfohlen.

Hippe

Der Antrag in der am 09.05.2017 geänderten Fassung wurde am 08.06.2017 in der 6. Sitzung des Ausschusses für Haushalt, Personal und Verwaltungsmodernisierung beraten und bei einer Abstimmung mit 12 Ja-Stimmen und 1 Nein-Stimme bei 0 Enthaltungen angenommen.

Der Bezirksverordnetenversammlung wird die Annahme des Antrages in geänderter Fassung empfohlen.

Buchta

Ausschussvorsitzender

Die BVV hat in ihrer 10. Sitzung am 21.06.2017 beschlossen: 

Das Bezirksamt wird ersucht, den Vorschlag einer Initiative zur Schaffung eines Ortsteils Schlachtensee aus Teilen der Ortsteile Nikolassee und Zehlendorf zu prüfen und dabei gegenüberzustellen, welche Vor- bzw. Nachteile ( z.B. leichtere Zuordnung vs. Unübersichtlichkeit durch stärkere Kleinteiligkeit, Identitätsstärkung vs. Traditionsverlust etc.) und welche Kosten für den Bezirk durch Einsatz von Personal- und Sachmitteln entstehen. Die einzelnen Verfahrensschritte sollen aufgelistet werden und dabei jeweils Voraussetzungen und Kosten angegeben werden. Die Auflistung ist der BVV und der Öffentlichkeit zur Kenntnis zu geben.

Rögner-Francke

Bezirksverordnetenvorsteher

1. Gegenstand der Vorlage: BVV- Beschluss Nr. 117 vom 21.06.2017

Schlachtensee als Ortsteil ausweisen

Drucksache Nr. 0123/V

2. Berichterstatter:Bezirksbürgermeisterin Cerstin Richter-Kotowski

3. Die Bezirksverordnetenversammlung wird gebeten, von Nachstehendem Kenntnis zu nehmen:

Die Bezirksverordnetenversammlung hat am 21.06.2017 den folgenden Beschluss gefasst:

„Das Bezirksamt wird ersucht, den Vorschlag einer Initiative zur Schaffung eines Ortsteils Schlachtensee aus Teilen der Ortsteile Nikolassee und Zehlendorf zu prüfen und dabei gegenüberzustellen, welche Vor- und Nachteile (z.B. leichtere Zuordnung vs. Unübersichtlichkeit durch stärkere Kleinteiligkeit, Identitätsstärkung vs. Traditionsverlust etc.) und welche Kosten für den Bezirk durch Einsatz von Personal- und Sachmitteln entstehen. Die einzelnen Verfahrensschritte sollen aufgelistet werden und dabei jeweils Voraussetzungen und Kosten angegeben werden. Die Auflistung ist der BVV und der Öffentlichkeit zur Kenntnis zu geben.“

Dazu wird folgendes berichtet:

Einleitung

Die Berliner Bezirke bestehen jeweils aus mehreren Ortsteilen, die meist historischen Ursprungs sind, ehemals selbständige Städte, Dörfer oder Landgemeinden und als solche die Identifikationszellen der Stadt. Insgesamt gibt es in Berlin 96 Ortsteile, deren Namen auch im Stadtbild auf Wegweisern und auf Schildern an den Ortszufahrten (auf rechteckigen grünen Schildern mit gelber Schrift) zu finden sind. Hierbei kommt es weniger auf die Größe und die Einwohnerzahl, sondern auf eine historische (z.B. Malchow, Borsigwalde, Konradshöhe) und/oder bauliche Eigenständigkeit (z.B. Hansaviertel, Gropiusstadt) an.

In Steglitz-Zehlendorf gibt es eine Struktur von 7 historisch gewachsenen Ortsteilen ehemals selbständiger Städte, Dörfer oder Landgemeinden, die z.B. sogar (bis auf Dahlem) eigene Rathäuser besaßen.

Zu bedenken wäre, dass mit der „Hochstufung“ der Ortslage Schlachtensee zu einem Ortsteil die derzeitige Ortsteil-Systematik des Bezirks verlassen würde. Darüber hinaus könnten auch in anderen Ortslagen entsprechende Begehrlichkeiten entstehen, Ortsteil zu werden, z.B. in Düppel, Schönow, Stolpe, Südende, Lichterfelde West, Lichterfelde Ost…

Die Ortslage Schlachtensee

Der Name Schlachtensee leitet sich vom gleichnamigen See her („Slatsee“), an dessen Ufer sich bereits im Mittelalter ein Dorf namens „Slatdorp“ befand. 1759 ist der Bau eines Fischerhauses belegt. Um 1880 begann der Bau von Landhäusern und Villen und so lebten 1908 etwa 3.000 Einwohner in „Schlachtensee“[1], das nie eine selbstständige Gemeinde war, sondern immer zu Zehlendorf bzw. später in Teilen zu Nikolassee gehörte.

Die genaue Abgrenzung der in historischen Karten sehr oft bezeichneten Ortslage Schlachtensee ist nur schwer möglich, da der Bereich zwischen Avus und Fischerhüttenstraße durch die hier entstandenen Villen- und Landhauskolonien sehr homogen geprägt ist. Die beiden, Ende des 19.Jahrhunderts von der Heimstätten AG (HAG) gegründeten Villenkolonien „Schlachtensee-West“ (zwischen Spanische Allee, Wasgenstr., Krottnaurerstr., Altvaterstr.) und „Schlachtensee-Ost“ (zw. Bergengruenstr., Ahrenshooper Zeile, Salzachstr. und Potsdamer Chaussee) können schon alleine aufgrund des Namens zu Schlachtensee gezählt werden.

Das ähnlich strukturierte Gebiet südlich der Spanischen Allee bis zur Schopenhauerstr. gehörte immer zu Nikolassee, die daran südlich anschließenden Bereiche incl. des „Wonnegauviertels“ zu Zehlendorf, heute zum OT Nikolassee. Der Bereich zwischen (Wannseebahntrasse und Rhumeweg wiederum ist von der „Zehlendorf-West Terrain Actien Gesellschaft“ entwickelt worden. Deswegen sollten diese Bereiche oder gar Düppel (mit Neu-Zehlendorf), das heute ebenfalls teils zu Zehlendorf und teils zu Nikolassee gehört, nicht zu einem neuen Ortsteil „Schlachtensee“ hinzugenommen werden.

Messtischblatt Teltow, 1903 (Ausschnitt, Quelle: Historischer Atlas Berlin-Zehlendorf, Berlin, 1992, S.38/39)

Übersichtsplan von Zehlendorf (Ausschnitt-Foto) 1912. Die Grenze zu Nikolassee und zum Rittergut Düppel ist deutlich erkennbar. (Quelle: Archiv Stadtentwicklungsamt Steglitz-Zehlendorf)

Versuch einer Abgrenzung

Die neuen Ortsteilgrenzen könnten dementsprechend zwischen Bergengruenstraße im Osten (Villenkolonie „Schlachtensee-Ost“), Potsdamer Chaussee/ Spanische Allee (Villenkolonie „Schlachtensee-West“)/ Tewsstraße/ Wasgenstraße im Süden/Westen und dem See als „Namensgeber“ im Norden gezogen werden (Variante A). Als Variante B könnten noch das Studentendorf, die Hubertshäuser und das Hubertus-Krankenhaus dazu genommen werden. In Variante C sind Waldflächen nördlich des Sees bis zum Hüttenweg einbezogen und der Elvirasteig definiert die nordöstliche Grenze. In Variante A hätte der Ortsteil ca. 6.200 Einwohner, in Variante B ca. 8.200 Einwohner, in Variante C ca. 8.500 Einwohner.

In jedem Fall wäre die direkt zum S-Bahnhof Schlachtensee führende Breisgauer Straße als örtliches Nahversorgungszentrum das Rückgrat des Ortsteils, nicht mehr die Grenze zwischen Nikolassee auf der einen und Zehlendorf auf der anderen Seite.

Größenvergleich der künftigen Ortsteile (mit Variante A)

Fazit:

Aus Sicht des Stadtentwicklungsamts könnte die noch im Detail zu klärende Heraustrennung von Schlachtensee und Hochstufung als Ortsteil aufgrund der historisch belegten und in entsprechenden Kartenwerken angegebenen Ortslage mit dem See, dem S-Bahnhof und der Breisgauer Straße als zentraler Achse begründet werden.

Um zu klären, ob dies auch dem Wunsch der Mehrheit der von der Änderung betroffenen Bürgerinnen und Bürgern entspricht und welche Abgrenzung getroffen werden soll, schlägt das Bezirksamt vor, eine Befragung der Einwohner des künftigen Ortsteils durchzuführen und bittet, dies in der BVV zu erörtern.

Kosten werden für eine Bürgerbefragung in Höhe von ca. 20.000€ und für eine Änderung der Ortsteilgrenzen in amtlichen Karten in Höhe von ca. 3.000€ entstehen. Bei darüber hinaus gehenden Gebietserweiterungen ist mit Kosten für eine Befragung in Höhe von 3.000€ pro 1.000 Einwohner zu rechnen.

Es wird gebeten, den Beschluss damit als erledigt anzusehen.

Cerstin Richter-Kotowski

Bezirksbürgermeisterin

[1] Vgl. Simon, Christian, Lexikon Steglitz-Zehlendorf, Berlin, 2004, S.177