Auszug - Bericht aus dem Bezirksamt  

 
 
6. öffentliche Sitzung des Ausschusses für Grünanlagen, Natur, Umwelt
TOP: Ö 4
Gremium: Ausschuss für Grünanlagen, Natur, Umwelt Beschlussart: erledigt
Datum: Do, 15.09.2022 Status: öffentlich
Zeit: 17:30 - 19:50 Anlass: ordentliche Sitzung
Raum: BVV-Saal
Ort: Rathaus Zehlendorf
 
Wortprotokoll

Herr Fußwinkel berichtet aus dem Grünflächenamt, dass wie in den Medien schon oft berichtet, die Witterung in unserer Region wieder deutlich zu heiß und zu trocken war. Es wird geschätzt, dass in den letzten 5 Jahren inzwischen ein kompletter Jahresniederschlag fehlt. Rasenflächen sind hier kein Problem, da sie schnell wieder grünen. In unserer ohnehin niederschlagsarmen Region hat das erhebliche Auswirkungen auf die Baumbestände:

 

Bestimmte Baumarten, wie die Birke und Rotbuche, haben Versorgungsprobleme. Viele Birken sind in den letzten Jahren abgestorben, Rotbuchen haben starke Trockenschäden und werfen im Sommer Blätter und Äste ab, um die Verdunstungsfläche zu minimieren. Ein Negativbeispiel hierfür ist das Gemeindewäldchen in Zehlendorf, wo im großen Stil Rotbuchen absterben. Es gab in den letzten Jahren außerdem einen wachsenden Befall von Schwächeparasiten, die von ebendieser Dürre profitieren. Beispiele sind Borkenkäfer, vorwiegend an Fichten und Kiefern, Pilzbefall am Ahorn, u.a. Perspektivisch wird das zu einer großen Umwälzung in Waldparkanlagen mit Kiefern-Altbaumbeständen führen. Die alten Bäume werden zunehmend weniger werden. Es ist die Aufgabe des Bezirksamtes, diese Flächen mit neuen Baumarten umzubauen. Grundsätzlich laufen genug Sämlinge auf - allerdings meistens von wenigen besonders fortpflanzungsstarken Arten, wie Spitzahorn. Wir müssen dann in der Folgezeit regelmäßig Sämlinge entfernen, um auch andere gewünschte Arten, wie z.B. Linde und Eiche, zu fördern. Zugleich wird damit der Bildung von Stangenholz vorgebeugt, was sich bildet, wenn Jungbäume dicht auf dicht stehen.

 

Das Amt führt aktuell an 15 Baumstandorten mit Sensoren in 30, 60 und 80 cm Tiefe Messungen bezüglich der Feuchte durch. Hierbei werden unterschiedliche Ortsteile mit bewässerten und nicht bewässerten Straßenbäumen verschiedenen Alters berücksichtigt. Hieraus lassen sich dann Rückschlüsse auf die Wasserversorgung und die Wirksamkeit von Wässerungsgängen ziehen. Auffällig ist hierbei, dass nicht bewässerte Straßenbäume kaum noch verfügbares Wasser haben. Im trockenen Sommer 2022 war schon ab Anfang/Mitte Mai eine große Bodentrockenheit messbar. Damit sind wir gezwungen zu bewässern, was mit hohen Kosten verbunden ist.

 

Ziel ist der verstärkte Einsatz von sogenannten „Klimabäumen“ im Straßenraum. Das Amt verwendet hier u.a. Gleditschie, Amberbäume und Ulmensorten. Birken werden nicht mehr gepflanzt, da sie in den letzten Jahren immer zahlreicher absterben. Lindenarten halten sich immer noch ganz gut. Der Klimawandel bringt es auf dem Extremstandort „Straßenland“ mit sich, dass die Verwendung gebietstypischer (heimischer) Arten nur noch sehr eingeschränkt erfolgen kann. Die Zukunft dürfte Baumarten gehören, die ursprünglich aus trockeneren, wärmeren Klimazonen stammen. Dazu gehören auch Esskastanien, die im Bezirk schon seit Jahren gut wachsen. Straßenbäume müssen bei der Pflanzung immer größer sein (Hochstämme, üblicherweise mit Stammumfang 16/18 oder 18/20 cm), damit sie im Straßenraum bestehen können. Diese Jungpflanzungen ssen aktuell bis zu 10 Jahre gewässert werden. Dabei soll im Bereich von Grünanlagen und Friedhöfen primär auf die Nutzung von natürlichem Aufwuchs gesetzt werden, aus dem geeignete Einzelpflanzen über Jahre als „Zukunftsbäume“ ausgelesen werden. Natürlich entstandene Sämlinge haben den Vorteil, dass sie nicht gewässert werden müssen. Wenn keine geeigneten Sämlinge vorhanden sind oder es z.B. aus Denkmalschutzgründen ganz bestimmte Arten sein müssen, werden junge (kleine) „Forstwaren bevorzugt. Diese müssen nur 1-2 Jahre gewässert werden und sind dann angewachsen. Somit erfolgt sukzessive über Jahre ein gesteuerter Umbau der vorhandenen Baumbestände hin zu Vegetationsbeständen, die besser an das veränderte Klima angepasst sind.

 

Geplant ist es, Sondermittel anzumelden, um den Vegetationsumbau zu begleiten, z.B. Bundesmittel für die Waldparkanlage an Schlachtensee und Krumme Lanke, BENE-Mittel für einen Grünzug in Zehlendorf-Süd, wo die Birkenbestände stark zurückgehen (Neuruppiner Straße).

 

BV Herr Steinhoff merkt an, dass auf dem Bahnhofsgelände zwischen S-Bahnhof Sundgauer Staße und der sich gerade in Sanierung befindenden „Schnecken“-Brücke eine seit zwei Jahren abgestorbene Birke befindet, die jederzeit auf die S-Bahntrasse fallen könnte. Herr Fußwinkel versichert, sich mit der Bahn in Verbindung zu setzen.

 

BV Herr Döhnert erkundigt sich nach Bewässerungssäcken, die er vermehrt auf den Straßen beobachten kann. Er stellt die Frage, ob es sich hier um Eigeninitiative der BürgerInnen handle. Herr Fußwinkel berichtet von über 200 cken, die über einen Beschluss zur Verfügung gestellte wurden. Hier haben sich allerdings nicht viele BürgerInnen gemeldet, daher ist eher auf Eigeninitiative der Menschen zu schließen.

 

Der Friedhof Dahlem Dorf (Königin-Luise-Straße) ist ein eingetragenes Gartendenkmal. Entsprechend dem Antrag vom 31.01.2022 wurden daher - in Abstimmung mit der Denkmalschutzbehörde - die Wege um das 2018 neu angelegte Abteil instandgesetzt. Im Zuge der Co-Finanzierung aus Mitteln des Bezirks konnte hier insgesamt circa 547 m² als wassergebundene Tennenwege erneuert werden. Zu den 15.000 € der Stiftung Siegfried und Vera Wagner-Grunwald, hat das Grünflächenamt 20.000 € dazugegeben.

 

Die Maßnahme zur Erneuerung des Uferschutzes Krumme Lanke hat begonnen. Der alte Wildschutzzaun wurde in den letzten Jahren zunehmend durch Parkbesucher beschädigt. Der neue Wildschutzzaun wird in stabilerer Ausführung an alter Stelle komplett neu gebaut. Die Maßnahme wird über das Umwelt- und Naturschutzamt finanziert.

 

Zum Platz des 4. Juli und der Entsiegelung als Kompensationsmaßnahme wird berichtet, dass die Deutsche Bahn inzwischen die Grün Berlin als Planer für die Entsiegelungsmaßnahme (12.000 m² Fläche) gebunden hat und die Bezirksverordneten informiert werden, wenn es Zwischenergebnisse gibt.

 
 

Legende

Ausschuss Tagesordnung Drucksache
Parlament Aktenmappe Drucksachenlebenslauf
Fraktion Niederschrift Beschlüsse
Kommunalpolitiker Auszug Realisierung
   Anwesenheit Kleine Anfragen