Auszug - Vorstellung der Einrichtung: "Bus-Stop e. V., interkultureller Kinder-, Jugend- und Familienstützpunkt im Gemeindezentrum der Ev. Kirchengemeinde Petrus Giesensdorf im Sozialraum Lichterfelde-Süd" Herr Jürgen Bischof - Leiter der Einrichtung  

 
 
24. öffentliche Sitzung des Ausschusses für Gleichstellung und Integration
TOP: Ö 4
Gremium: Ausschuss für Gleichstellung und Integration Beschlussart: erledigt
Datum: Mi, 27.01.2010 Status: öffentlich
Zeit: 17:00 - 19:15 Anlass: ordentliche Sitzung
 
Wortprotokoll
Abstimmungsergebnis

fzjtz

In Vertretung für den Leiter des Vereins, Herrn Jürgen Bischof, stellt die stellv. Leiterin, Frau Martina Naschitzki, die Einrichtung „Bus - Stop e.V., interkultureller Kinder-, Jugend- und Familienstützpunkt im Gemeindezentrum der Ev. Kirchengemeinde Petrus Giesensdorf“ vor. Sie berichtet, der Name des Vereins leite sich von dem ausrangierten Bus her, von dem aus Herr Bischof 1998 mit der Streetwork-Betreuung von Jugendlichen begonnen habe. Seit 2007 sei die Einrichtung ein eingetragener Verein. Die Räume, in denen er sich befindet, seien ihm von der Evangelischen Kirchengemeinde Petrus Giesensdorf zur Verfügung gestellt worden. Das Haus hatte eigentlich abgerissen werden sollen; gemeinsam mit den Jugendlichen habe Herr Bischof es dann aber renoviert und ausgebaut.

Bei einem Rundgang durch die Räumlichkeiten stellt Frau Naschitzki den Verein weiter vor. Am Beispiel des Sportbereichs erläutert sie, wie Herr Bischof diesen zu Beginn seiner Arbeit gemeinsam mit straffällig gewordenen Jugendlichen ausgebaut hat. Bei dieser aufwendigen Arbeit sowie der späteren Nutzung „ihres“ Sportstudios seien die Jugendlichen nicht nur von der Straße ferngehalten worden, sondern es sei auch eine persönliche Beziehung zwischen ihnen und dem Leiter der Einrichtung entstanden, die zur wichtigsten Grundlage für die weitere Arbeit des Vereins geworden sei.

Sie berichtet, der Verein bilde seit vier Jahren Jugendliche und junge Erwachsene zu Mentoren aus, deren Aufgabe es sei, auf der Straße mit Kindern und Jugendlichen Kontakt aufzunehmen und sie davon abzuhalten, straffällig zu werden. Dabei stehen sie diesen auch über einen längeren Zeitraum zur Seite. Bei dem Rundgang stellt Frau Naschitzki den Ausschussmitgliedern einige Mentoren vor, die mit den Kindern spielen, sie bei den Hausaufgaben betreuen oder für sie Kurse veranstalten. Es sei durchaus wichtig, die Kinder an Spiele und Bastelarbeiten zu gewöhnen, um sie von der Straße fernzuhalten. Sie verweist auf die ausliegenden Programme mit dem Angebot von Bus-Stop. Weiterhin gebe es für ca. 60 Kinder jeden Tag ein kostenloses Essen, das von der Berliner Tafel als Spende bereit gestellt und von vier Migrantenfrauen zubereitet wird. Im letzten Jahr sei für die Jugendlichen zudem eine Fahrt in das ehemalige Konzentrationslager Ravensbrück veranstaltet worden.

Da es im Laufe der Zeit deutlich geworden sei, dass auch die Familien der Jugendlichen angesprochen werden müssten, seien die Jugendlichen, die bereits betreut wurden, ihrerseits zu Mentoren ausgebildet worden. Diese wirken in die Migrantenfamilien hinein und bringen z.B. deren Kinder zur Schule, damit sie dort einen Abschluss machen. Als MAE-Kräfte würden diese Mentoren von den Job-Centern finanziert. Daneben gebe es aber auch sehr viele freiwillige Mitarbeiter, die sich ehrenamtlich für die Jugendlichen und den Kiez engagieren. Der Erfolg ihrer Arbeit sei von der Polizei bestätigt worden, die darauf hingewiesen habe, dass die vormals hohe Kriminaliätsrate im Kiez erheblich gesunken sei, seit der Verein dort seine Arbeit aufgenommen hat. Über die Mentorenprogramme sei es auch gelungen, an die Mütter heranzukommen, denen nunmehr Deutschkurse sowie Kurse im Lesen und Schreiben angeboten werden.

Anhand einer Fotoausstellung berichtet Frau Naschitzki über das große interkulturelle Kiezfest, das die Mentoren am 4. und 5. Juli 2009 erstmals und mit großem Erfolg geplant und organisiert haben. Zum 40-jährigen Jubiläum der Thermometer-Siedlung im kommenden Jahr sei eine ähnliche Veranstaltung in noch größerem Rahmen geplant. Dieses über den ganzen Kiez verteilte Fest solle nicht nur von den Mentoren, sondern vom Runden Tisch sowie sämtlichen Trägern organisiert werden. Frau Hatice Cayar, eine frühere Praktikantin des Vereins, berichtet ausführlich über die Organisation des ersten Festes.

Herr Fatih Çayır, ein Mentor, berichtet, dass er – aus seiner Mentorenarbeit heraus - im Frühjahr 2008 gemeinsam mit türkischen und arabischen Vätern eine Initiative gegründet habe, deren Ziel es war, dem Beispiel ihrer Kinder zu folgen und sich intensiver für ein friedliches Zusammenleben in der Siedlung einzusetzen. Aus dieser Initiative sei der „Lichterfelder Kulturverein“ entstanden, der Menschen aller Kulturen und Religionen offen steht und der erfolgreich tätig sei.

Frau Naschitzki beantwortet Fragen der Ausschussmitglieder. Auf Nachfrage der Frauenbeauftragten Fr. Josten erklärt sie, der Kulturverein sei zwar bei seiner Gründung eine reine Männersache gewesen, weshalb sich auch keine Frauen im Vorstand befinden. Inzwischen würden jedoch durchaus auch Frauen im Verein mitmachen und mitreden und dort Mädchen- und Frauenarbeit leisten. Im Übrigen verweist sie auf die für dieses Jahr anstehenden neuen Vorstandswahlen.

Auf Nachfrage der FDP-Fraktion erklärt sie, entsprechend der Bevölkerungsverteilung in der Thermometer-Siedlung hätten auch ca. 80 % der Mentoren einen Migrationshintergrund. Ziel sei jedoch die Hilfe bei der Integration in die deutsche Gesellschaft, z.B. indem man Kontakte zwischen deutschen und Migrationsfamilien herstellt.

Auf Nachfrage der SPD-Fraktion erläutert Frau Naschitzki, wie man mit Gewalt unter den Jugendlichen umgehe. So seien die Mentoren geschult, wie sie Konfliktfälle handhaben sollen. Zudem arbeite man gut mit der Polizei zusammen, wobei es zwischen den als Ansprechpartner bereit stehenden Beamten und den Jugendlichen ein sehr gutes Verhältnis gebe.

Die FDP-Fraktion erkundigt sich, ob sich der Einfluss des Vereins Bus-Stop auf die ganze Thermometer-Siedlung erstreckt. Frau Naschitzki verweist auf die Größe der Siedlung. Zwar könne man davon ausgehen, dass der Verein dort allgemein bekannt sei – so würden seine Mentoren bei Konflikten oft hinzugebeten -; dennoch könne er natürlich keinen Einfluss auf die ganze Siedlung haben. Bei den Menschen, die er erreiche, leiste er jedoch erfolgreiche Arbeit. In diesem Zusammenhang verweist sie auf die Jugend-Stadtteilkonferenz, die sich aus der Mentorenarbeit gebildet hat. Unter Anleitung der Mentoren würden hier Jugendliche bei regelmäßigen Zusammenkünften über kinder- und jugendspezifische Angelegenheiten und Probleme sprechen. Konkret entstanden sei sie aus der Zukunftswerkstatt, die das Kinder- und Jugendbüro Steglitz-Zehlendorf 2009 durchgeführt hat.

Abstimmungsergebnis:

Abstimmungsergebnis:

 

 

Anlagen:  
  Nr. Name    
Anlage 1 1 Bus-Stop - Mentoring-Programm (581 KB)    
 
 

Legende

Ausschuss Tagesordnung Drucksache
Parlament Aktenmappe Drucksachenlebenslauf
Fraktion Niederschrift Beschlüsse
Kommunalpolitiker Auszug Realisierung
   Anwesenheit Kleine Anfragen