Auszug - Vorstellung des Projektes SARAZENU (Sanierung des Gebäudekomplexes Rathaus Berlin-Zehlendorf)
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Der
Stadtrat stellt als Gäste des Ausschusses Dr. Matthias Teller vom Büro fhochx
sowie den Architekten Herrn Frank Augustin vor und erläutert das Projekt
Sarazenu (Sanierung des Rathauses Zehlendorf auf CO2-Neutralität). Er
berichtet, das Amt habe sich in einem Workshop, der von Dr. Teller und Herrn
Augustin im Auftrag der GASAG durchgeführt wurde, bei einem Modellprojekt mit
den Möglichkeiten der energetischen Sanierung befasst. Hieraus habe sich
anschließend das Projekt Sarazenu ergeben. Derzeit werde von der Abt. Umwelt
noch die Projektmittelakquise betrieben; die Umsetzung des Projekts werde
anschließend von der Bauabteilung vorgenommen. Der
Stadtrat bittet Dr. Teller und Herrn Augustin, das Projekt in einer Power Point
Präsentation vorzustellen. (Anmerkung
zum Protokoll: Die einzelnen Blätter dieser Präsentation sind diesem
Protokoll als Anhang 1
beigefügt. Daher werden hier nur Hinweise zu den einzelnen Blättern gegeben; zu
den Details: siehe dort.) Blatt
1: Dr.
Teller erklärt einleitend, die Herausforderung dieses Projektes Sarazenu
bestehe darin, im Sinne des Klimaschutzes bis zum Jahre 2015 ca. 80 Prozent der
Heizenergie des Rathauses Zehlendorf einzusparen. Eine Überprüfung der
Gebäudestruktur habe ergeben, dass die Bausubstanz wie auch die technische
Infrastruktur in diesem Sinne stark innovations- und sanierungsbedürftig ist.
Nach Beendigung des Projekts werde das Rathaus in Bezug auf die Heizenergie CO2-neutral
sein und keine fossile Energie mehr verbrauchen, d.h., es leistet dann keinen
Beitrag mehr zur globalen Erwärmung. Blatt
2 Durch
eine gut isolierte Gebäudehülle in Zusammenhang mit einer
Abluftwärmerückgewinnung kann erreicht werden, dass das Rathaus nur noch einen
Energiebedarf von 17 Watt pro Quadratmeter hat, und diese können
mittlerweise durchaus auch ohne fossile Energie generiert werden. Als
Wärmequellen dienen hierzu die im Haus befindlichen Menschen (60 W) und Computer
(150 W), die in Summe etwa 4,6 W/m2 erzeugen. Weitere 7 W/m2 werden
im Jahresmittel durch Sonnenkollektoren erzeugt. Überschüssige Solarenergie
wird in einen unter dem Rathausparkplatz befindlichen Wasserspeicher geschickt,
der in der Heizperiode über einen Zeitraum von 1800 Stunden Energie von 4,5 W/m2
liefert. Weiterhin nimmt eine Gaswärmepumpe (WP) aus dem Erdreich oder der
Umgebungsluft Umweltwärme auf und liefert 1 bis 8 W/m2. Da die GASAG
zudem zugesichert hat, dass sie ab 2010 für die Wärmepumpe Biogas zur Verfügung
stellen kann, wird auch hier kein Kohlendioxyd mehr erzeugt. Die
Kosten des Projekts belaufen sich auf ca. 12 Mio Euro, die u.a. über das
Förderprogramm Klimaschutzinitiative des Bundesumweltministeriums sowie das
Umweltentlastungsprogramm des Landes Berlin finanziert werden sollen. Insgesamt
bestehen für 80 Prozent der benötigten Mittel gute Aussichten, diese über die
genannten Förderprogramme zu erhalten. Die Antragstellung stehe allerdings noch
aus. Blatt
3 Exemplarisch
für das gesamte Rathaus erläutert Herr Augustin in einem Rechenbeispiel für den
Bauteil B die Energiebilanz des Gebäudes in einer typischen Januar-Woche.
Anhand der dargestellten Grafik stellt er dar, dass die Heizenergie
größtenteils wieder über die Gebäudehülle verloren geht, da keines der
Rathausgebäude eine Wärmedämmung besitzt. Während die Neubauten der Bauteile B
bis E ein „riesiges Potential“ für eine Verbesserung der Wärmedämmung bieten,
müssen im Bauteil A Belange des Denkmalschutzes berücksichtigt werden. Herr Augustin
erläutert die Möglichkeiten, die es gibt, um den Denkmalschutz mit der
energetischen Sanierung des Altbaus zu verbinden. Blatt
4 und Blatt 5 Anhand
zweier weiterer Folien erläutert Dr. Teller im Einzelnen die vorgesehenen
Maßnahmen (siehe Anhang, Blatt 4 und 5).
Er erklärt, bei den Bauteilen B bis E werde man Passivhausstandard erreichen;
beim Altbau sei dieses aufgrund der Denkmalschutzauflagen nicht erreichbar. Blatt
6 Dr.
Teller erklärt, aufgrund der auf Folie 6 genannten Besonderheiten des Projekts
sei dieses in seiner Modernität ein Leuchtturmprojekt in Berlin, von dem das
Signal ausgehen werde, dass die genannten energetischen Ziele erreichbar sind.
Da es sich dabei um die Modernisierung des Rathauses handelt, erwarte man von
dem Projekt zudem eine große Öffentlichkeitswirkung. Da
man aufgrund aller bisherigen Erfahrungen von weiterhin steigenden
Energiepreisen ausgehen könne, werde sich die Investition bei einem
Preisanstieg von 6,5 Prozent in ca. 20 Jahren amortisiert haben. Begonnen
werden solle das Projekt noch 2009; sein Ende sei derzeit noch nicht benennbar. Blatt
7 Anhand
der Folie „Neue Hüllen“ erläutert Herr Augustin im Einzelnen, wie die jetzige
Fassade gegen eine neue ausgetauscht werden soll. In dieser Bauphase seien die
dahinter gelegenen Räume nicht nutzbar. Durch ein intelligentes Handling solle
vermieden werden, dass die Gebäude völlig leergezogen werden müssen. Blatt
8 Dr.
Teller erläutert den augenblicklichen Arbeitsstand anhand der Folie 8 (siehe dort) und erklärt abschließend,
er erwarte, dass man nach der Sondierung der Fördermöglichkeiten in Kürze in
die konkrete Antragsphase einsteigen kann. Er lädt die Mitglieder des
Ausschusses ein, ihm jederzeit weitere Wünsche und Vorschläge zu dem Projekt
vorzutragen. Ergänzend
zu dem Vortrag berichtet der Stadtrat, da die Fördergelder erst noch beantragt
und vergeben werden müssen, seien noch keine Architektenaufträge vergeben
worden. Nach EU-Vergaberecht müsse ein Auswahlverfahren durchgeführt werden. Zu
den genannten Kosten von 12 Mio Euro für die energetische Sanierung des
Rathauses kommen Kosten für den denkmalbedingten Mehraufwand sowie Umzugskosten
und Übergangslösungen während der Bauarbeiten. Zusätzlich gewünschte weitere
Maßnahmen, wie z.B. die Toilettensanierung, müssten vom Bezirk ebenfalls extra
finanziert werden. Im Übrigen gehe er davon aus, dass es in diesem Jahr
lediglich Planungs- und Ausschreibungs-, aber noch keine Bautätigkeiten im
Rathaus geben wird. Die
Fraktion GRÜNE fragt, a) wann man bei steigenden Baukosten mit einer
Amortisierung rechnet, b) ob unabhängig von den Gesamtkosten in jedem Falle
Fördergelder in Höhe von 80 Prozent bereit gestellt werden, c) wo die
Solarzellen angebracht werden sollen, und d) ob neben der CO2-Einsparung
auch an Stromgewinnung gedacht werde. Angesichts
der Tatsache, so erklärt die FDP-Fraktion, dass das Rathaus nicht seinen
gesamten Strombedarf selber deckt, sondern Elektrizität von außerhalb bezieht,
könne nicht ausgeschlossen werden, dass bei der Stromerzeugung Kohlendioxyd
entstanden ist. Daher werde das Rathaus möglicherweise doch nicht vollkommen CO2-frei
betrieben. Daher sollte zumindest im Rahmen des Möglichen eigener Strom
produziert werden. Die
CDU-Fraktion weist darauf hin, dass auf Folie 2 von der jetzigen Zahl der
Mitarbeiter als Wärmequellen ausgegangen wird und fragt, welche Auswirkung dies
auf die Berechnung habe, wenn sich deren Zahl weiterhin verringert. Weiterhin
vermutet sie, dass es größere Schwierigkeiten geben wird, das Rathaus bei
laufendem Betrieb umzubauen. Dr. Teller erklärt, man sei bei der Berechnung von
sehr vorsichtigen Werten ausgegangen, d.h., selbst wenn sich die Zahl der
Mitarbeiter und Computer verringern sollte, werde die notwendige Wärmeleistung
erreicht. Für die gebäude- bzw. frontweise geplante Sanierung sei eine
„superkluge Logistik“ erforderlich, um sie bei laufendem Betrieb durchführen zu
können. Auf
eine entsprechende Frage der CDU-Fraktion erklärt Dr. Teller, die fehlenden 20
Prozent an Fördermitteln könnten nicht durch KfW-Kredite ausglichen werden, da
dies eine nicht erwünschte Neuverschuldung des Landes Berlin darstellen würde. Auf
eine entsprechende Frage der Fraktion GRÜNE erklärt Dr. Teller, man plane einen
Wasser-Wärmespeicher. Ein thermo-chemischer Zeolith-Wärmespeicher erscheine ihm
zwar vorteilhafter; hiervon gebe es allerdings erst ein relativ kleines
Pilotprojekt. Auch Latentwärmespeichermaterialien erscheinen in der
vorgesehenen Größenordnung als zu risikoreich, da man damit absolutes Neuland
beschreiten würde. Die
SPD-Fraktion zeigt sich verwundert, dass der veranschlagte Betrag von 12 Mio
Euro nicht als Investitionsmaßnahme in den Bezirkshaushaltsplänen erscheint,
zumal in einem solchen Fall über die I-Planung die Elektro- und Wasserleitungen
als Teil der Baumaßnahmen mit erneuert werden könnten. Sie kritisiert, dass den
heute präsentierten Materialien nur wenig Konkretes hinsichtlich der Umsetzung
und somit der tatsächlich entstehenden Kosten zu entnehmen sei. Im Übrigen gehe
sie davon aus, dass durch die geplante energetische Sanierung des Rathauses
weit höhere Kosten als die genannten 12 Mio Euro entstehen werden; diesen
Betrag halte sie für „vollkommen illusorisch“. Auch die CDU-Fraktion zeigt sich
verwundert, dass Kosten, die durch den Denkmalschutz entstehen, nicht bei der Ermittlung
der Gesamtkosten einbezogen wurden. Der Stadtrat bestätigt, dass die Kosten,
die durch den Denkmalschutz entstehen, noch nicht im Detail hätten ermittelt
werden können; dies werde nunmehr geschehen. Die FDP-Fraktion befürchtet sehr
hohe Kosten, die durch den Umbau bei laufendem Betrieb entstehen, zumal das
Rathaus Zehlendorf nach der Aufgabe des Steglitzer Bürohochhauses bis an die
Kapazitätsgrenze belegt ist. Herr
Augustin erklärt, die bisherige Kostenberechnung habe bereits sehr viel
Substanz, und der Kostenrahmen müssten eingehalten werden können; nunmehr würde
jedoch eine sehr genaue und nachvollziehbare Kostenermittlung für die
verschiednen Gewerke vorgenommen. Der Stadtrat weist auf den Bericht des
Bürgermeisters im Haushaltsausschuss hin, dem entsprechend eine Prüfung des
Finanzservice ergeben habe, dass es sich nicht um eine investive, sondern um
eine Maßnahme der baulichen Unterhaltung handele. Ein entsprechender Vermerk
solle dem Haushaltsausschuss zur Verfügung gestellt werden. Aufgrund fehlender
Mittel könne diese Maßnahme allerdings nicht im Rahmen der baulichen
Unterhaltung realisiert werden. Die SPD-Fraktion wirft die Frage auf, ob die
Finanzierung eines Projektes von über 12 Mio Euro über die laufende
Unterhaltung nicht einen „massiven Verstoß gegen die Landeshaushaltsordnung“
darstellt. Die FDP-Fraktion erklärt, das Projekt würde unbezahlbar, wenn, wie
von der SPD-Fraktion ins Gespräch gebracht, gleichzeitig auch die Elektro- und
Wasserleitungen erneuert würden. Auf eine entsprechende Frage der CDU-Fraktion erklärt Dr. Teller,
der derzeitige Energiebedarf belaufe sich auf 142 W/m2. Auf entsprechende Fragen der Fraktion GRÜNE erklärt Dr. Teller,
der 1.800 m3 große Wärmespeicher (30 x 30 x 2 m), der unter dem Parkplatz versenkt werden
soll, werde durchaus die errechnete Energie liefern bzw. bei Nutzung einer
Wärmepumpe noch mehr. Er verweist auf ein entsprechendes Referenzprojekt in
München. PCM-Speicher seien in dieser Größenordnung nicht möglich. Eine
Erdsonde wie beim Reichstag sei nicht geplant, da man hier im Sommer Wärme in
das Erdreich hineinpumpen müsste. Für die von der Fraktion GRÜNE genannten
Vakuumisolationspaneele gebe es zwar ein Referenzprojekt in Süddeutschland,
doch sei dies eine komplizierte und sehr teure neuartige Technologie. Daher
bevorzuge er andere Maßnahmen, mit denen das gleiche Ergebnis erzielt werden
könne. Auf
eine Frage der FDP-Fraktion antwortet Dr. Teller, bei der Ermittlung der
Amortisation sei man von den Energiepreisen des Jahres 2007 ausgegangen. Bei
der angenommenen 6,5-prozentigen Steigerung der Energiepreise werde das Rathaus
nach Abschluss der Amortisation eine jährliche Energieeinsparung von 880.000
Euro haben. Die
Lebenserwartung des sanierten Rathauses, so erklärt Dr. Teller abschließend,
gehe weit über de Amortisationszeitraum hinaus. Die
SPD-Fraktion kritisiert, dass den Fraktionen bei diesem großen Projekt nur sehr
wenig schriftliche Informationen und Unterlagen vorliegen. Der Stadtrat sagt
zu, dem Protokoll der heutigen Sitzung den Power-Point-Vortrag sowie die
Unterlagen, die bereits im Umweltausschuss verteilt wurden, beizufügen (Anhang
1 und 2). Abstimmungsergebnis:
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