Auszug - "Mütter lernen" Vorstellung der Bildungseinrichtung für junge Mütter der EJF-Lazarus gemeinnützige AG in der Goethestraße 4-6, 12207 Berlin - Frau Klaudia Jacobs - Leiterin der Einrichtung - Frau Flora Gutsche - Lehrerin der Einrichtung
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Die Ausschussvorsitzende begrüßt die Vorsitzende der Bildungseinrichtung „Mütter lernen“ für junge Mütter der EJF-Lazarus gemeinnützige AG, Frau Klaudia Jacobs, und bittet sie, ihre Einrichtung vorzustellen. Frau
Jacobs erklärt, die nur sehr kleine Bildungseinrichtung „Mütter lernen“ habe
derzeit 15 Mitarbeiterinnen, die ca. 55 bis 60 Frauen betreuen können. Auftraggeber
sind die ARGE Tempelhof-Schöneberg und die ARGE Steglitz-Zehlendorf, die
insgesamt ca. 35 Plätze in der Einrichtung finanzieren und besetzen; weiterhin
die Arbeitsagentur Berlin-Süd, die 20 Plätze in der Berufsvorbereitung
finanziert. Eine
Zusammenarbeit gibt es mit dem Teilzeitnetzwerk, dem auch Vertreter der
genannten Auftraggeber angehören, wie auch mit den Kooperationspartnern Life
e.V., AKC e.V. und LiSA e.V., die ebenfalls Ausbildungsangebote haben;
weiterhin mit dem Mutter-Kind-Haus, mit dem der Verbund PerLe besteht (vgl.
Anlage 1). Träger von „Mütter lernen“ und dem Mutter-Kind-Haus ist die
EJF-Lazarus gAG. Betreut
werden junge Mütter im Alter von 17 bis 25 Jahren, die in der Regel allein
erziehend sind; ein Drittel hiervon sind Migrantinnen. Eine für Berlin
angefertigte Studie habe unlängst gezeigt, dass die Hälfte aller Frauen aus
dieser Gruppe (ca. 13.000) einen besonderen Förder- und Betreuungsbedarf hat,
da sie die schulischen Voraussetzungen nicht erfüllen und auch ihre
persönlichen Lebensumstände, unter denen sie Familie und Ausbildung vereinbaren
müssen, schlecht sind. Obwohl der Bezirk Steglitz-Zehlendorf im berlinweiten
Vergleich den geringsten Anteil von Frauen aus dieser Gruppe hat, gibt auch
hier eine sehr große Nachfrage nach den Ausbildungsplätzen der Einrichtung
„Mütter lernen“. Wie diese jungen Frauen aus Steglitz-Zehlendorf - genau wie
Frauen aus den anderen Bezirken - immer wieder bestätigen, ist die Einrichtung
„Mütter lernen“ für sie häufig die letzte Chance einer Ausbildung, da die
Betriebe es immer wieder sehr deutlich machen, dass sie ihnen aufgrund der
Kinder keinen Ausbildungsplatz zur Verfügung stellen. Aus
diesem Grunde hat es sich die Einrichtung „Mütter lernen“ neben der Ausbildung
auch zur besonderen Aufgabe gemacht, verstärkt in die Öffentlichkeit und in die
Betriebe zu gehen, damit dort Verständnis für die jungen Mütter geschaffen und
ihre Zurückweisung – besonders auch bei der Arbeitssuche – zurückgedrängt wird.
Bei den Betrieben wird auch dafür geworben, dass den jungen Frauen (bzw. ihren
an der Kindererziehung beteiligten Partnern) die Möglichkeit gegeben werden
soll, eine Ausbildung in Teilzeit durchzuführen, d.h. mit 75 % der
wöchentlichen Arbeitszeit. Ein erster Betrieb hierfür sei soeben gewonnen
worden. Die
Einrichtung bietet jungen Frauen insgesamt drei Angebote: 1. Eine zehnmonatige
Berufsvorbereitung in den Bereichen Wirtschaft, Verwaltung und
Lagerhandel, 2. Eine dreijährige
Berufsausbildung zur Kauffrau in den Bereichen Bürokommunikation oder
Einzelhandel, und 3. Kinderbetreuung für eine feste Gruppe von ca. 12 bis 14
Kindern (der insgesamt ca. 70 bis 80 Kinder der auszubildenden jungen Frauen). Die
beiden genannten Ausbildungen werden außerbetrieblich in den Räumen der
Einrichtung in der Goethestraße durchgeführt, d.h., dort findet auch der
betriebliche Anteil der Ausbildung statt. Da sich die Einrichtung in den
letzten Jahren vergrößert hat, ist geplant, in der Markelstraße einen zweiten
Laden anzumieten, um die Einzelhandelsausbildung besser durchführen zu können. Da
die jungen Frauen in der Regel aus der Benachteiligtenförderung kommen und
meist einen problembelasteten sozialen Hintergrund mitbringen, führt die
Einrichtung– neben der fachlichen Ausbildung – als Besonderheit auch eine
sozialpädagogische Betreuung der Frauen durch. Frau
Jacobs verteilt Informationsmaterial und Flyer der Einrichtung Mütter lernen (vgl.
Anlagen 2, 3 und 4). Die
CDU-Fraktion stellt die Frage, was nach der dreijährigen Ausbildung mit den
jungen Frauen geschieht bzw. ob es eine Nachbetreuung gibt. Frau Jacobs
erklärt, dass in der Zeit nach der Ausbildung die Frauen noch häufiger vorbei
kommen würden, um z.B. Hilfe bei Bewerbungsschreiben in Anspruch zu nehmen. Ca.
ein Drittel der Frauen würde in relativ kurzer Zeit einen Arbeitsplatz finden,
wobei es sich immer wieder als problematisch erweise, dass sie wegen der Kinder
nur eine Teilzeitarbeit wünschen. Ein weiteres Drittel entscheidet sich, die
schulische Ausbildung fortzusetzen und den Realschulabschluss oder das Abitur
zu machen. Das letzte Drittel entscheidet sich ganz klar für die Familie, z.B.
weil die Frauen ein weiteres Kind erwarten oder ein Kind eingeschult werden
muss. Diese Frauen kommen aber später oft wieder und bitten um Hilfe bei
Bewerbungsschreiben. Insgesamt könne gesagt werden, dass der Erfolg, den die
Frauen bei ihrer Ausbildung haben, vor allem darauf zurückzuführen ist, dass
sie freiwillig kommen und den ausdrücklichen Wunsch haben, diese Ausbildung zu
erhalten. Die
Fraktion GRÜNE erkundigt sich, ob sich junge Frauen direkt bei der Einrichtung
Mütter lernen bewerben können. Frau Jacobs erklärt, dass sich zwar Frauen aus
ganz Berlin für Ausbildungsplätze interessieren; berücksichtigt werden können
jedoch nur diejenigen, die von dem Jobcenter als Auftraggeber geschickt werden,
von dem sie auch ihre Leistungen beziehen. Da die neuen Ausbildungsplätze des
beginnenden Ausbildungsjahres nur noch von Tempelhof-Schöneberg, Neukölln und
Treptow-Köpenick, nicht jedoch vom Jobcenter für Steglitz-Zehlendorf finanziert
werden, müssen die ca. 15 Bewerberinnen aus dem Bezirk zurückgewiesen werden.
Dies habe eine große Enttäuschung bei den betroffenen Frauen hervorgerufen, da
sie teilweise schon seit einigen Jahre auf einen Ausbildungsplatz warten. Die
Fraktion GRÜNE bittet um Auskunft, warum Frauen von Betrieben abgelehnt werden,
wie teuer die Ausbildung ist und ob bzw. wie die Bezirkspolitik Einfluss nehmen
kann. Frau Jacobi erklärt, die Betriebe befürchten vor allem höhere Fehlzeiten,
eine verlängerte Ausbildungszeit oder einen Ausbildungsabbruch der jungen
Mütter. Diese Befürchtungen könnten jedoch meist rasch mit dem Hinweis auf die
hohe Motivation der Frauen ausgeräumt werden. Weiterhin bestehen gewisse, nicht
offen artikulierte Vorbehalte zur Familiensituation bzw. dem „Lebenswandel“ der
allein erziehenden Mütter. Die Kosten für die außerbetriebliche
Berufsausbildung seien unterschiedlich und aufgrund des Existenz- und
Konkurrenzkampfes der freien Träger bisweilen sehr niedrig. Sie betragen für
die Jobcenter zwischen 400 und 1.000 Euro pro Platz und entsprechen in etwa den
Kosten für eine schulische Ausbildung. Eine Unterstützung durch den Bezirk
könnte erfolgen, indem dieser die Zusammenarbeit mit den Betrieben fördert.
Außerdem könnte der Bezirk die ARGE bitten, neue Ausbildungsangebote für
Steglitz-Zehlendorf zu finanzieren. BzStR’in
Otto weist darauf hin, dass die Erfahrung gezeigt habe, dass die
Einflussmöglichkeiten der drei in der Trägervertretung sitzenden Dezernenten
Schmidt, Loth und Otto nur sehr gering ist. Sie sagt zu, das Thema in jedem
Fall anzusprechen. Die
Fraktion GRÜNE kündigt an, einen entsprechenden Antrag für die BVV stellen zu
wollen. Die
Ausschussvorsitzende verweist auf den Tag der offenen Tür am Freitag, dem 27.
Juni 2008, und lädt die Mitglieder des Ausschusses ein, sich vor Ort ein
eigenes Bild von der Einrichtung „Mütter lernen“ zu machen. Abstimmungsergebnis:
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