Auszug - "Mütter lernen" Vorstellung der Bildungseinrichtung für junge Mütter der EJF-Lazarus gemeinnützige AG in der Goethestraße 4-6, 12207 Berlin - Frau Klaudia Jacobs - Leiterin der Einrichtung - Frau Flora Gutsche - Lehrerin der Einrichtung  

 
 
15. öffentliche Sitzung des Ausschusses für Gleichstellung und Integration
TOP: Ö 4
Gremium: Ausschuss für Gleichstellung und Integration Beschlussart: erledigt
Datum: Mi, 25.06.2008 Status: öffentlich
Zeit: 17:00 - 18:50 Anlass: ordentliche Sitzung
Raum: BVV-Saal
Ort: Rathaus Zehlendorf
 
Wortprotokoll
Abstimmungsergebnis

Die Ausschussvorsitzende begrüßt die Vorsitzende der Bildungseinrichtung „Mütter lernen“ für junge Mütter der EJF-Lazarus geme

Die Ausschussvorsitzende begrüßt die Vorsitzende der Bildungseinrichtung „Mütter lernen“ für junge Mütter der EJF-Lazarus gemeinnützige AG, Frau Klaudia Jacobs, und bittet sie, ihre Einrichtung vorzustellen.

Frau Jacobs erklärt, die nur sehr kleine Bildungseinrichtung „Mütter lernen“ habe derzeit 15 Mitarbeiterinnen, die ca. 55 bis 60 Frauen betreuen können.

Auftraggeber sind die ARGE Tempelhof-Schöneberg und die ARGE Steglitz-Zehlendorf, die insgesamt ca. 35 Plätze in der Einrichtung finanzieren und besetzen; weiterhin die Arbeitsagentur Berlin-Süd, die 20 Plätze in der Berufsvorbereitung finanziert.

Eine Zusammenarbeit gibt es mit dem Teilzeitnetzwerk, dem auch Vertreter der genannten Auftraggeber angehören, wie auch mit den Kooperationspartnern Life e.V., AKC e.V. und LiSA e.V., die ebenfalls Ausbildungsangebote haben; weiterhin mit dem Mutter-Kind-Haus, mit dem der Verbund PerLe besteht (vgl. Anlage 1). Träger von „Mütter lernen“ und dem Mutter-Kind-Haus ist die EJF-Lazarus gAG.

Betreut werden junge Mütter im Alter von 17 bis 25 Jahren, die in der Regel allein erziehend sind; ein Drittel hiervon sind Migrantinnen. Eine für Berlin angefertigte Studie habe unlängst gezeigt, dass die Hälfte aller Frauen aus dieser Gruppe (ca. 13.000) einen besonderen Förder- und Betreuungsbedarf hat, da sie die schulischen Voraussetzungen nicht erfüllen und auch ihre persönlichen Lebensumstände, unter denen sie Familie und Ausbildung vereinbaren müssen, schlecht sind. Obwohl der Bezirk Steglitz-Zehlendorf im berlinweiten Vergleich den geringsten Anteil von Frauen aus dieser Gruppe hat, gibt auch hier eine sehr große Nachfrage nach den Ausbildungsplätzen der Einrichtung „Mütter lernen“. Wie diese jungen Frauen aus Steglitz-Zehlendorf - genau wie Frauen aus den anderen Bezirken - immer wieder bestätigen, ist die Einrichtung „Mütter lernen“ für sie häufig die letzte Chance einer Ausbildung, da die Betriebe es immer wieder sehr deutlich machen, dass sie ihnen aufgrund der Kinder keinen Ausbildungsplatz zur Verfügung stellen.

Aus diesem Grunde hat es sich die Einrichtung „Mütter lernen“ neben der Ausbildung auch zur besonderen Aufgabe gemacht, verstärkt in die Öffentlichkeit und in die Betriebe zu gehen, damit dort Verständnis für die jungen Mütter geschaffen und ihre Zurückweisung – besonders auch bei der Arbeitssuche – zurückgedrängt wird. Bei den Betrieben wird auch dafür geworben, dass den jungen Frauen (bzw. ihren an der Kindererziehung beteiligten Partnern) die Möglichkeit gegeben werden soll, eine Ausbildung in Teilzeit durchzuführen, d.h. mit 75 % der wöchentlichen Arbeitszeit. Ein erster Betrieb hierfür sei soeben gewonnen worden.

Die Einrichtung bietet jungen Frauen insgesamt drei Angebote: 1. Eine zehnmonatige Berufsvorbereitung in den Bereichen Wirtschaft, Verwaltung und Lagerhandel,  2. Eine dreijährige Berufsausbildung zur Kauffrau in den Bereichen Bürokommunikation oder Einzelhandel, und 3. Kinderbetreuung für eine feste Gruppe von ca. 12 bis 14 Kindern (der insgesamt ca. 70 bis 80 Kinder der auszubildenden jungen Frauen).

Die beiden genannten Ausbildungen werden außerbetrieblich in den Räumen der Einrichtung in der Goethestraße durchgeführt, d.h., dort findet auch der betriebliche Anteil der Ausbildung statt. Da sich die Einrichtung in den letzten Jahren vergrößert hat, ist geplant, in der Markelstraße einen zweiten Laden anzumieten, um die Einzelhandelsausbildung besser durchführen zu können.

Da die jungen Frauen in der Regel aus der Benachteiligtenförderung kommen und meist einen problembelasteten sozialen Hintergrund mitbringen, führt die Einrichtung– neben der fachlichen Ausbildung – als Besonderheit auch eine sozialpädagogische Betreuung der Frauen durch.

Frau Jacobs verteilt Informationsmaterial und Flyer der Einrichtung Mütter lernen (vgl. Anlagen 2, 3 und 4).

Die CDU-Fraktion stellt die Frage, was nach der dreijährigen Ausbildung mit den jungen Frauen geschieht bzw. ob es eine Nachbetreuung gibt. Frau Jacobs erklärt, dass in der Zeit nach der Ausbildung die Frauen noch häufiger vorbei kommen würden, um z.B. Hilfe bei Bewerbungsschreiben in Anspruch zu nehmen. Ca. ein Drittel der Frauen würde in relativ kurzer Zeit einen Arbeitsplatz finden, wobei es sich immer wieder als problematisch erweise, dass sie wegen der Kinder nur eine Teilzeitarbeit wünschen. Ein weiteres Drittel entscheidet sich, die schulische Ausbildung fortzusetzen und den Realschulabschluss oder das Abitur zu machen. Das letzte Drittel entscheidet sich ganz klar für die Familie, z.B. weil die Frauen ein weiteres Kind erwarten oder ein Kind eingeschult werden muss. Diese Frauen kommen aber später oft wieder und bitten um Hilfe bei Bewerbungsschreiben. Insgesamt könne gesagt werden, dass der Erfolg, den die Frauen bei ihrer Ausbildung haben, vor allem darauf zurückzuführen ist, dass sie freiwillig kommen und den ausdrücklichen Wunsch haben, diese Ausbildung zu erhalten.

Die Fraktion GRÜNE erkundigt sich, ob sich junge Frauen direkt bei der Einrichtung Mütter lernen bewerben können. Frau Jacobs erklärt, dass sich zwar Frauen aus ganz Berlin für Ausbildungsplätze interessieren; berücksichtigt werden können jedoch nur diejenigen, die von dem Jobcenter als Auftraggeber geschickt werden, von dem sie auch ihre Leistungen beziehen. Da die neuen Ausbildungsplätze des beginnenden Ausbildungsjahres nur noch von Tempelhof-Schöneberg, Neukölln und Treptow-Köpenick, nicht jedoch vom Jobcenter für Steglitz-Zehlendorf finanziert werden, müssen die ca. 15 Bewerberinnen aus dem Bezirk zurückgewiesen werden. Dies habe eine große Enttäuschung bei den betroffenen Frauen hervorgerufen, da sie teilweise schon seit einigen Jahre auf einen Ausbildungsplatz warten.

Die Fraktion GRÜNE bittet um Auskunft, warum Frauen von Betrieben abgelehnt werden, wie teuer die Ausbildung ist und ob bzw. wie die Bezirkspolitik Einfluss nehmen kann. Frau Jacobi erklärt, die Betriebe befürchten vor allem höhere Fehlzeiten, eine verlängerte Ausbildungszeit oder einen Ausbildungsabbruch der jungen Mütter. Diese Befürchtungen könnten jedoch meist rasch mit dem Hinweis auf die hohe Motivation der Frauen ausgeräumt werden. Weiterhin bestehen gewisse, nicht offen artikulierte Vorbehalte zur Familiensituation bzw. dem „Lebenswandel“ der allein erziehenden Mütter. Die Kosten für die außerbetriebliche Berufsausbildung seien unterschiedlich und aufgrund des Existenz- und Konkurrenzkampfes der freien Träger bisweilen sehr niedrig. Sie betragen für die Jobcenter zwischen 400 und 1.000 Euro pro Platz und entsprechen in etwa den Kosten für eine schulische Ausbildung. Eine Unterstützung durch den Bezirk könnte erfolgen, indem dieser die Zusammenarbeit mit den Betrieben fördert. Außerdem könnte der Bezirk die ARGE bitten, neue Ausbildungsangebote für Steglitz-Zehlendorf zu finanzieren.

BzStR’in Otto weist darauf hin, dass die Erfahrung gezeigt habe, dass die Einflussmöglichkeiten der drei in der Trägervertretung sitzenden Dezernenten Schmidt, Loth und Otto nur sehr gering ist. Sie sagt zu, das Thema in jedem Fall anzusprechen.

Die Fraktion GRÜNE kündigt an, einen entsprechenden Antrag für die BVV stellen zu wollen.

Die Ausschussvorsitzende verweist auf den Tag der offenen Tür am Freitag, dem 27. Juni 2008, und lädt die Mitglieder des Ausschusses ein, sich vor Ort ein eigenes Bild von der Einrichtung „Mütter lernen“ zu machen.

Abstimmungsergebnis:

Abstimmungsergebnis:

 

 

Anlagen:  
  Nr. Name    
Anlage 1 1 Anlage 1 (44 KB)    
Anlage 2 2 Anlage 2 (96 KB)    
Anlage 3 3 Anlage 3 (76 KB)    
Anlage 4 4 Anlage 4 (172 KB)    
 
 

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