Auszug - Vorstellung der neuen Erstberatungsstelle für Migranten des DRK (Beratung für Charlottenburg-Wilmersdorf und Steglitz-Zehlendorf Referentin: Frau Anette Kromrei-Suwareh, Leiterin der MEB-Beratungsstelle Bachestraße 11  

 
 
13. öffentliche Sitzung des Ausschusses für Gleichstellung und Integration
TOP: Ö 5
Gremium: Ausschuss für Gleichstellung und Integration Beschlussart: erledigt
Datum: Mi, 23.04.2008 Status: öffentlich
Zeit: 17:00 - 18:40 Anlass: ordentliche Sitzung
Raum: Raum C 22/23
Ort: Rathaus Zehlendorf
 
Wortprotokoll

(Anmerkung zum Protokoll: Dieser TOP wurde bei der Abhandlung der Tagesordnung vorgezogen, in der Niederschrift jedoch an der

(Anmerkung zum Protokoll: Dieser TOP wurde bei der Abhandlung der Tagesordnung vorgezogen, in der Niederschrift jedoch an der ursprünglichen Stelle der TO protokolliert.)

 

Die Ausschussvorsitzende begrüßt Frau Kromrei-Suwareh, die Leiterin der Migrations­erst­beratungs­stelle (MEB) des DRK für die Bezirke Charlottenburg-Wilmersdorf und Steglitz-Zehlendorf ist.

 

Frau Kromrei-Suwareh ist Sozialpädagogin und sog. „Friedensfachkraft“, die seit ca. sechs Wochen mit 30 Stunden beim DRK Reinickendorf für die Migrationserstberatungsstelle beschäftigt wird. Sie sei zuständig für die Bezirke Charlottenburg-Wilmersdorf und Steglitz-Zehlendorf. Die MEB-Beratungsstellen gebe es seit 2005 in fast allen Bezirken. Bei einer Studie sei festgestellt worden, dass es in den Bezirken, in denen sie zuständig sei, noch keine MEB gebe. Diese Aufgabe werde von Wohlfahrtsverbänden, hier vom DRK, wahrgenommen. Der Schwerpunkt ihrer Tätigkeit liege in der sozialpädagogischen Begleitung bei den Integrationskursen, die Orientierungs- und Integrationshilfe für Zugewanderte, aber auch die Mitarbeit in kommunalen Netzwerken und die Mitwirkung bei der interkulturellen Öffnung der Regeldienste. Da sie für zwei Bezirke zuständig sei, habe sie ihren Schwerpunkt in die Beratungstätigkeit gelegt. Zielgruppen in der Beratungsstelle seien bleibeberechtigte Ausländer, Spätaussiedler, Neuzugewanderte und bereits länger in Deutschland lebende Ausländer mit Migrationshintergrund, die u. a. zur Teilnahme an Integrationskursen verpflichtet sind. Es werde zwischen dem Jugendmigrationsdienst und der Migrationserstberatung unterschieden, da man davon ausgehe, dass Jugendliche einen anderen Schwerpunkt haben (z. B. Ausbildung). Grundsätzlich sei sie für die Migratinnen aus den o. g. Bezirken zuständig, dennoch komme es vor, dass Personen aus anderen Bezirken zu ihr kommen oder auch Migrantinnen in andere Bezirke gehen, da dort ihre Sprache gesprochen werde. Sie selbst spreche Englisch und Portugiesisch. Ihre Beratung sei kostenlos, freiwillig und vertraulich und erfolge auf der Grundlage des Case-Managements. Dies bedeute, dass man gemeinsam mit den betreffenden Personen eine Sozialkompetenzanalyse und anschließend einen Förderplan erstelle. Hauptziel sei die Integration im sprachlichen Bereich sowie die berufliche Integration, bis hin zur finanziellen Unabhängigkeit. Sie habe bereits Kontakt mit Frau Laude-Kennert von der Volkshochschule aufgenommen und sich dort im Rahmen der Kursleiterstellen vorgestellt, aber auch mit privaten Trägern, die Integrationskurse anbieten und Schulen habe sie bereits Kontakt aufgenommen. Weiterhin habe sie das Bürgeramt, das Job-Center, das Infocenter des Deutschen Roten Kreuzes, die FU, die staatlichen Kindertagesstätten und Schulen per Email über ihre Arbeit informiert. Es gebe bereits eine Zusammenarbeit mit der Ausländerbehörde in Form einer Clearingstelle, in der die Wohlfahrtsverbände zwei bis dreimal in der Woche vor Ort seien und dort die sog. „Willkommenspakete“ verteilen. Diese können u. U. beraten bzw. darüber informieren, wo es entsprechende Informationen oder Hilfen gebe. Laut einer aktuellen Statistik habe die Clearingstelle 2007 55 Neuzugewanderte im Bezirk Steglitz-Zehlendorf aufgenommen. Auf Bitten der Ausschussvorsitzenden gibt Frau Kromrei-Suwareh die Statistik zu Protokoll.

 

Auf Nachfrage der SPD-Fraktion erklärt Frau Kromrei-Suwareh, dass ihre Arbeit an den Schulen so aussehe, dass sie sich direkt in den Mütterkursen o. a. vorstelle und die betoffenen Personen mit ihr sprechen können. Die inhaltliche und finanzielle Unterstützung der Erstberatungen wird vom Bundesamt für Migration (BAMF) übernommen. Hinsichtlich der Erfahrungswerte aus anderen Bezirken, teilt sie mit, dass ihr solche nur aus Reinickendorf vorliegen. Diese haben ca. 5-15 Klienten am Tag, dies könne jedoch daran liegen, dass diese schon lange diese Erstberatungen durchführen und auch türkische sowie russische Sprache anbieten.

 

Auf die Frage der FDP-Fraktion, wie ihre Arbeit konkret aussehe, erläutert sie, dass die Leute zur ihr kommen und sie Kontakte zu anderen Einrichtungen z. B. bei Schulden die Schuldnerberatung aufbaue. Soweit sie sich zutraue, versuche sie selber zu helfen; bei größeren oder schwerwiegenden Problemen verweist sie auf entsprechende Stellen. In erster Linie gilt sie als Informationsquelle für die Personen. Zur Zeit kommen ca. 2 – 3 Personen zur ihr in die Sprechstunde, sie hoffe jedoch, dass sich dies mit der Zeit erhöhen werde. Eine Erstberatung komme in erster Linie für Neuzugewanderte in Frage und bedeute, dass diese Personen innerhalb von drei Jahren in die Gesellschaft integriert werden sollen, d. h. dass sie nach drei Jahren unabhängig und allein klar kommen sollten. Ob dies in der Praxis so umgesetzt werden könne, sei fraglich. Das Bundesamt gebe vor, dass 75 Fälle an Erstberatungen erfasst werden sollten, wobei die Beratungen zeitlich sehr unterschiedlich sein können. Sie müsse jedoch ihre Arbeit nachweisen und dem BAMF vorlegen. Auf Nachfrage teilt sie mit, dass sie bereits Flyer in den Bürgerämtern ausgelegt habe.

 

Auf Nachfrage der CDU-Fraktion erläutert Frau Kromrei-Suwareh, dass sie noch viel recherchiere und sich vor Ort vorstelle. Zur Zeit mache sie über viel Öffentlichkeitsarbeit auf sich aufmerksam, hoffe aber, dass dies irgendwann ein Selbstläufer werde. Hinsichtlich der Freiwilligkeit gebe es ihrer Meinung nach Bestrebungen, betroffene Personen für MEB zu verpflichten. Das sog. ‚Willkommenspaket’ sei ein Ordner mit vielen Informationsmaterialien in zwei verschiedenen Sprachen (deutsch und 10-20 weiteren Sprachen). Darin enthalten seien Informationen über Beratungsstellen, Schulen, Kitas, Sportaktivitäten, Adressenregister von Berlin, Möglichkeiten der Integrationskursen, Wohngeldbeantragungen, Schulanmeldungen etc.. Erstellt wurde dieses durch den Berliner Integrationsbeauftragten. Hinsichtlich eines Nachweises über die Klienten erklärt sie, dass es zwei Formen gebe. Wenn absehbar sei, dass der Klient nur einmal in die Sprechstunde kommen, verlange sei keine Unterschrift. Sollte derjenige jedoch öfter kommen, werde zusammen mit ihm ein sog. Förderplan erstellt und entwickelt, den er auch unterschreiben sollte. Bezüglich der Anonymität könne sie jedoch niemanden verpflichten, zu unterschreiben.

 

Fr B Frau Josten erkundigt sich nach den Jugendmigrationsdiensten im Bezirk und nach den sprachlichen Schwierigkeiten bei der Erstberatung. Frau Kromrei-Suwareh erklärt, dass es im Bezirk Steglitz-Zehlendorf und auch in anderen Bezirken keinen Jugendmigrationsdienst gebe, der nächste Zuständige wäre in Tempelhof-Schöneberg. Hinsichtlich der Sprachschwierigkeiten erklärt sie, dass sich die Betroffenen oft Personen mitbringen, die ggf. übersetzen können bzw. die Betroffenen gehen von vornherein zu den Stellen, wo ihre Sprache gesprochen wird. Die Inanspruchnahme des Dolmetscher-Dienstes sei eine finanzielle Frage, die so nicht umgesetzt werden könne.

 

Frau Kromrei-Suwareh verteilt an die Ausschussmitglieder Visitenkarten und wird entsprechendes Informationsmaterial zuschicken.

 
 

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