Auszug - Vorstellung der Arbeit des Jugend- und Familienzentrums JeverNeun, speziell MigrantInnen-Projekte, u.a.: Mama Afrika, Tscherkessischer Kulturverein Einführung: Frau Anke Otto - Stadträtin für Jugend, Schule und Umwelt Herr Georg Zinner - Leiter der Einrichtung  

 
 
11. öffentliche Sitzung des Ausschusses für Gleichstellung und Integration
TOP: Ö 4
Gremium: Ausschuss für Gleichstellung und Integration Beschlussart: erledigt
Datum: Mi, 30.01.2008 Status: öffentlich
Zeit: 17:00 - 19:00 Anlass: ordentliche Sitzung
 
Wortprotokoll

De Ausschussvorsitzende dankt dem Jugend- und Familienzentrum JeverNeun des Nachbarschaftsheims Schöneberg e

Die Ausschussvorsitzende dankt dem Jugend- und Familienzentrum JeverNeun des Nachbarschaftsheims Schöneberg e.V. für die Möglichkeit, diese Sitzung in seinen Räumen abhalten zu können. Die Mitglieder des Ausschusses und die anwesenden Vertreter und Nutzer von JeverNeun und des NHB stellen sich vor. Zu letzteren gehören Herr Markus Fleischmann (NBH, in Vertretung für dessen Leiter, Herrn Zinner), Herr Thomas Glaw (JeverNeun), Frau Julia Seefisch (Kindertagesstätte Jeverstraße), Frau Hadja Kaba (Mama Africa e.V.), Frau Lina Ganama (Al Nadi. Treffpunkt und Beratung für arabische Frauen), Frau Demiragli (Kidöb) sowie Herr und Frau Kovulmaz und Herr Kaya (Tscherkessischer Kulturverein Berlin).

BzStR’in Otto berichtet, dass das Jugend- und Familienzentrum JeverNeun in Kooperation zwischen dem Jugendamt und dem Nachbarschaftsheim Schöneberg e.V. geführt wird. Eine solche Zusammenarbeit des Amtes mit einem freien Träger habe für beiden Seiten Vorteile: Die Kosten könnten geteilt, der Nutzen und das Angebot durch das Sicheinbringen beider Seiten hingegen vermehrt werden. Im Gegensatz zum Bezirksamt habe ein freier Träger zudem andere Möglichkeiten, Drittmittel zu akquirieren. Weiterhin sei die Substanzerhaltung und das Erscheinungsbild von Gebäuden freier Träger meist weit besser als dies das Bezirksamt mit seinen beschränkten Mitteln leisten könne. Da aufgrund dieser Erfahrungen eine Kooperation mit freien Trägern als ein gutes und erstrebenswertes Modell angesehen werden kann, hoffe sie, dass trotz der Streichung von 5½ Mio Euro durch den Senat die Kooperationsverträge mit den freien Trägern im Sommer 2008 verlängert werden können.

Herr Fleischmann berichtet, Ziel des Nachbarschaftsheims Schöneberg sei es, durch intensive Sprachbildung und Elternarbeit in den Kindertagesstätten und Kinder- und Jugendeinrichtungen Integration zu erleichtern. So sollen Jugendliche mit schulischen Schwierigkeiten beispielsweise durch Hausaufgabenbetreuung aufgefangen werden, oder Mädchen, denen dies zuhause nicht möglich ist, haben bei Kidöb die Chance, den Umgang mit Computern zu lernen. Das Entstehen von separierten Sonderstrukturen solle in jedem Falle vermieden werden. Dennoch seien bisweilen gewisse Schonräume für Immigranten, z.B. für arabische oder türkische Frauen, notwendig, die sonst keinerlei Kontakt mit Sozialarbeit bekommen würden. Zwecks weiterer Informationen verweist Herr Fleischmann auf die im Internet abrufbare Broschüre „Ehrenamtliche Mitarbeit in Nachbarschaftsheim Schöneberg.“ Weiterhin stelle das NBH Immigrantenorganisationen Räumlichkeiten, Knowhow und weitere Ressourcen zur Verfügung. Bei den eigenen Mitarbeitern versuche man, interkulturelle Kompetenzen zu entwickeln, z.B. in einer Anti-Bias-Werkstatt. Als Weiterentwicklung in den Integrationsbemühungen des NBH nennt Herr Fleischmann das im Februar beginnende Lingua-Szene-Projekt, durch das ca. 15 bis 20 Jugendliche, die keine Ausbildungsplätze haben, durch eine ca. achtmonatige Theaterarbeit so weit sprachlich gefördert werden sollen, dass sie anschließend in der Lage sind, sich um einen Arbeits- oder Ausbildungsplatz zu bemühen. Bei Jugendlichen, die bei dem parallel dazu angebotenen Theaterprojekt Job Act mitmachen, würde bereits eine Vermittlungsquote von 50 bis 70 Prozent erzielt.

Anhand einer Übersicht (vgl. die Anlage zu diesem Protokoll) stellt Herr Glaw den Ausschussmitgliedern die Einrichtung JeverNeun und die benachbarte Kita Jeverstraße 10 sowie deren vernetzte Angebote ausführlich vor. Da der Anteil von Kindern und Jugendlichen mit Migrationshintergrund kleiner und multikultureller sei als im Schöneberger NBH, seien auch die Angebote etwas anders (z.B. Hausaufgabenbetreuung). Weiterhin vermiete das Haus Räumlichkeiten an Dritte, z.B. an Gruppen mit Migrationshintergrund. Durch eine Reihe von Hausveranstaltungen würden die einzelnen Gruppen vernetzt. Herr Glaw bejaht die Nachfrage der Ausschussvorsitzenden, ob JeverNeun lediglich Gruppen unterstützt, ohne eigene Integrationsprojekte anzubieten.

Frau Seefisch von der Kindertagesstätte in der Jeverstraße 10 lobt die rege und fruchtbare Zusammenarbeit mit JeverNeun und erläutert, wie die Kita bei ihren Kindern, die 14 verschiedene Muttersprachen sprechen, Integrationsarbeit leistet. Weiterhin werde keine Sprache diskriminiert, Feste aus anderen Ländern werden gefeiert, Eltern schätzen es, dass es auch Mitarbeiter aus nicht-deutschen Ländern gibt, und es gibt eine Zusammenarbeit mit anderen multikulturellen Initiativen (z.B. Mama Africa e.V.). Auf Nachfrage der Fraktion GRÜNE erklärt sie, die (deutsche) Sprachförderung der Kinder würde vor allem durch viel Kommunikation sowie durch die entsprechenden bereit stehenden Lernmaterialien betrieben.

Frau Kaba stellt den Verein Mama Africa e.V. als einen seit 2002 bestehenden, ehrenamtlich betriebenen und als gemeinnützig anerkannten deutsch-afrikanischen Verein vor, der die afrikanische Kultur durch verschiedene Projekte in Berliner Schulen und Kindertagesstätten bekannt machen und zur Integration beitragen will. Weiterhin organisiere er Vorträge zu verschiedenen Themen (wie z.B. Beschneidung) und führe z.B. in binationalen Ehen Familienberatung durch. Wichtig sei zwar auch, dass afrikanische Frauen in Berlin einen Treffpunkt haben. Allerdings werde Integration nur möglich, wenn Deutsche und Afrikaner zusammen seien; allein könnten sich diese nur schlecht integrieren. Dies ermögliche auch der Verein Mama Africa, dessen 27 Mitglieder aus Deutschland und Afrika stammen. Außer in JeverNeun würden auch noch an einer Reihe anderer Orte Veranstaltungen abgeboten. Die Miete bei JeverNeun richte sich nach der tatsächlichen Nutzung der Räume.

Herr und Frau Kovulmaz und Herr Kaya vom Tscherkessischen Kulturverein Berlin berichten über den historischen Hintergrund der Tscherkessen in den Nachfolgestaaten des Osmanischen Reiches und über die Arbeit des seit 1978 bestehenden Vereins und seiner 70 Mitglieder. Der Verein biete u.a. tscherkessische Sprach- und Tanzkurse und Frauenprojekte an. Jeden Sonntag kämen ca. 40 bis 50 Mitglieder zu einem Treffen zusammen. Auf eine entsprechende Nachfrage der CDU-Fraktion erklärt Frau Kovulmaz, von den ca. 1500 tscherkessischen Familien in Berlin seien keine Probleme bei der Integration bekannt; diese vollziehe sich gewissermaßen von selbst.

Frau Ganama berichtet, Al Nadi sei eine seit 1979 existierende Einrichtung des Nachbarschaftsheims Schöneberg, die Frauenarbeit sowie Beratungen und Kurse verschiedenster Art anbiete, wobei die Deutschkurse in Zusammenarbeit mit der Volkshochschule durchgeführt werden. Die Angebote von Al Nadi würden von Frauen aus ganz Berlin wahrgenommen. Im Detail verweist sie auf einen von ihr verteilten Info-Flyer.

 
 

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