Auszug - Kurzberichte von Organisationen/Vereinen, die Integrations-/Migrationsarbeit für den Bezirk Steglitz-Zehlendorf leisten (von Fraktionen genannt): - Frau Rada Grubic-Schölzel, Interkulturelle Initiative - Frau Larissa Neu, Hamonie e. V. - Herr Levan Lortkipanidze, Ausländer-Beratung ASTA-FU-Berlin - Frau Limon-Michal, ZUFF e. V. - Hellenische Gemeinde - Frau Eva-Maria Kulla, Ausländerbeauftragte im Evangelischen Kirchenkreis Teltow-Zehlendorf
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Die Ausschussvorsitzende
bittet die einzelnen Organisationen sich vorzustellen und über ihre Anliegen
und Arbeit zu berichten. Interkulturelle Initiative Frau
Grubic-Schölzel stellt die Interkulturelle Initiative vor. Das Projekt
existiert im Bezirk seit 2001 und ist ein Migrantinnenprojekt – ein
Anti-Gewalt-Projekt, dass sich in drei Teilprojekte aufteilt (Beratungsstelle,
Frauenhaus und Wohnprojekt für Migrantinnen aus Gewaltbeziehungen). Der
Unterschied zu anderen Frauenprojekten bestehe darin, dass Migrantinnen nach
Abbruch einer Beziehung meist längere Zeit benötigen, um in die
Selbstständigkeit und in die Gesellschaft zu gelangen. In diesem Zusammenhang
erfolgt eine tägliche Konfrontation mit politischen Themen, wie z. B.
Gesundheitsreform, Pisastudie, Beschäftigung von Migrantinnen, Ausbildungs-
bzw. Arbeitsplätze. Die Initiative habe mit ihren Projekten die Möglichkeit
geschaffen, diese Frauen in die Gesellschaft zu integrieren. Frau
Grubic-Schölzel schildert die Probleme, mit denen Migrantinnen täglich
konfrontiert sind. Auch in einigen öffentlichen Einrichtungen gebe es Probleme,
wie Migrantinnen beraten werden sollten. Ein direkter Ansprechpartner ist meist
nicht vorhanden. Des Weiteren weist sie darauf hin, dass sie die Erfahrungen
dieses Bereichs in einem Buch („Qualitätsmanagement für die Arbeit mit
gewaltbetroffenen Migrantinnen“) zusammengefasst hat. Dieses solle dazu
beitragen, auch mit anderen Institutionen und Organisation diese Zielgruppe in
Zukunft noch besser zu integrieren. Ein weiterer wichtiger Aspekt dieses
Projekts ist es, dass ausschließlich Migrantinnen aufgenommen werden, aber
auch, dass Migrantinnen als Mitarbeiterinnen mit interkulturellen Kompetenzen
beschäftigt werden, um somit u. a. auch ein politisches Zeichen zu setzen, dass
es notwendig sei, die Migrantinnen in allen Bereichen zu integrieren. Anfangs
sei dies von Seiten der Politik schwer umsetzbar. Sie habe dennoch die
Hoffnung, dass es einige Politiker gebe, die diese Projekte unterstützen.
Aufgabe der Initiative sei es, neben der Hilfe zur Überwindung von
Gewalterfahrungen, Migrantinnen dabei zu helfen, die deutsche Sprache zu
erlernen, eine Arbeitsstelle bzw. einen Ausbildungsplatz zu finden, sowie bei
der Wohnungssuche behilflich zu sein. Hinsichtlich einer
Integrationsbeauftragten für den Bezirk Steglitz-Zehlendorf erklärt sie, dass
es wichtig sei, einen direkten Ansprechpartner für Probleme und Hilfen zu
verschiedenen Themen zu haben. Auch gebe es bisher keine Bestandsaufnahme, wie
viele Migrantinnen es im Bezirk gebe oder welche Initiativen oder
Ansprechpartner bei welchen Themen hilfreich sind. So wie es in allen Bezirken
normal sei, eine Frauenbeauftragte zu haben, sollte es normal sein eine/n
Integrationsbeauftragte/n zu haben. Bisher konnten Fragen nur durch einzelne
Personen geklärt werden, dies reiche jedoch nicht aus. Die
Ausschussvorsitzende verteilt noch einmal die „Tätigkeitsfelder eines/einer
Beauftragten für Integration und Migration für Steglitz-Zehlendorf“. ZUFF
e. V. Frau
Limon-Michal berichtet über den ZUFF e. V. (Zufluchtswohnungen für Frauen in
Berlin), der seit 24 Jahren Zufluchtswohnungen für Frauen aus häuslicher Gewalt
in Berlin anbietet. Es gibt 31 Plätze sowohl für Frauen als auch für Kinder.
Die betroffenen Frauen bleiben i. d. R. vier bis fünf Monate in diesen
Wohnungen, bis sie eine eigene Wohnung gefunden haben. 78% der Frauen seien
Migrantinnen. Frau Limon-Michal befürwortet die Einrichtung einer/eines
Integrationsbeauftragten im Bezirk Steglitz-Zehlendorf. Sie erwartet, dass
hiermit eine Anlaufstelle für Migranten und Migrantinnen für deren Belange
geschaffen wird, sowie Aufgaben zur Antidiskriminierung und Aufklärung
geleistet werden, so dass mehr Akzeptanz in Steglitz-Zehlendorf hergestellt
wird. Integration bedeute auch, dass Menschen aus anderen Kulturen das Recht
haben, in die Gesellschaft integriert zu werden, d. h. der Staat und in diesem
Fall der Bezirk Steglitz-Zehlendorf sollte fördern und fordern. Des Weiteren
solle auf bezirklicher Ebene ein
Konzept entwickelt werden, das auch u. a. beinhaltet, wo und wann
Beratungsgespräche durchgeführt werden. Migranten und Migrantinnen sollen sich
in dieser Gesellschaft wohl fühlen. Navitas gGmbH Herr
Ögütcü berichtet, dass die Navitas gGmbH eine Gesellschaft der Träger Esperanto
- aufsuchende Hilfen e. V. und der KoWo e.V. ist. Ziel sei es, das Thema
Integration sowohl auf organisatorischer als auch auf fachlicher Ebene zu
befördern. Die Navitas gGmbh betreibt seit sieben Jahren Jugendhilfe im Bezirk Steglitz-Zehlendorf,
arbeitet eng mit der Frauenbeauftragten des Bezirks zusammen und ist in vielen
jugendhilferelevanten Gremien des Bezirks vertreten. Gemeinsam mit der
Frauenbeauftragten des Bezirks ist ein Projekt für Frauen mit
Migrationshintergrund umgesetzt worden. Weitere Projekten seien u. a. die
ambulante Wohnhilfe und teilstationären Suchthilfe. Herr Ögütcü verteilt eine
Tischvorlage zum Thema Integration (siehe Anlage) und erläutert diese
ausführlich. Steglitz-Zehlendorf habe einen Migrationsanteil von ca. 11% und
sei der einzige Bezirk, wo es keinen direkten Ansprechpartner für Migranten und
Migrantinnen gebe. griechische Gemeinde Herr
Ronssos erläutert, dass es auch hier Menschen gebe, die trotz längeren
Aufenthalts in Berlin nicht sozial eingegliedert sind. Das habe oft nichts mit
den Sprachkenntnissen zu tun, denn auch Personen, die mittlerweile sehr gut
deutsch sprechen, sind davon betroffen. Viele Menschen suchen den Verein auf,
um mit „ihresgleichen“ zu kommunizieren, da sie oft in der Bevölkerung nicht
akzeptiert werden. Er begrüßt daher auch die Einrichtung einer/eines
Integrationsbeauftragten, die/der als Vermittler zwischen den zwei
Gesellschaften eine Anlaufstelle für die betroffenen Personen sein könnte. Ausländerbeauftragte im Evangelischen Kirchenkreis Teltow-Zehlendorf Frau
Kulla berichtet, dass es seit ca. 20 Jahren im Kirchenkreis Teltow-Zehlendorf
eine Ausländerbeauftragte gebe, die für die Bereiche Steglitz-Zehlendorf, aber
auch für den Bereich Teltow und somit für das Land Brandenburg zuständig ist.
Die Inhalte dieser Aufgaben haben sich in den letzten Jahren sehr verändert.
Vor einigen Jahren gab es sehr viele Flüchtlinge, die in den zwölf
Asylbewerberheimen des Bezirks untergebracht waren. Die Aufgaben bestanden u.
a. darin, Flüchtlinge mit Hilfen auszustatten und sie durch Ämter und Behörden
zu begleiten. Inzwischen gebe es kein einziges Asylbewerberheim mehr im Bezirk
Zehlendorf. Einige der damals betreuten Flüchtlinge kommen auch heute noch zu
den Beratungen, auch wenn sie nicht mehr im Bezirk Steglitz-Zehlendorf wohnen.
Der Wegzug aus dem Bezirk habe u. a. mit den hohen Mietpreisen zu tun, die vom
Sozialamt nicht übernommen werden. Heute bestehe ihre Aufgabe nicht nur darin,
Flüchtlinge zu beraten und zu begleiten, sondern auch die politische Arbeit
gehöre zu ihrem Aufgabengebiet. Hinsichtlich einer/eines
Integrationsbeauftragten würde sie sich eine Förderung der Beziehungen auf
kultureller oder religiöser Ebene wünschen, aber auch Veranstaltungen, wo sich
die Migranten und Migrantinnen kennen lernen, um ihnen zu zeigen, dass die
Gesellschaft auch ein Interesse an ihnen habe. Sie berichtet, dass sie zur Zeit
ein Projekt durchführt, in dem für geduldete Flüchtlinge Arbeitsplätze
akquiriert werden, und bittet, dieses Projekt zu unterstützen. Auf
Nachfrage der CDU-Fraktion erklärt Frau Grubic-Schölzel, unter
Qualitätskriterien der Interkulturalität seien die Qualitäten zu verstehen, die
ein Mitarbeiter besitzen muss, um dieser Zielgruppe begegnen zu können. Sie
weist darauf hin, dass es vor allem Mitarbeiter seien müssen, die Menschen in
ihrer Muttersprache begegnen und die u. a. mit gewalttraumatisierten Frauen
umgehen können und die zudem verschiedene Kompetenzen, wie z. B. im
Sozialrecht, haben; aber auch Auseinandersetzungen mit dem eigenen
Migrationshintergrund spielen eine große Rolle. Es seien sehr viele
Komponenten, die hier aufeinander treffen, um diese Arbeit bewältigen zu
können. Auf
Nachfrage der SPD-Fraktion erläutert Herr Ögütcü, dass es bereits Gespräche mit
dem Jugendamt gegeben habe, dieses sehe jedoch keine Notwendigkeit in den
einzelnen Projekten. Auch wurden der Mercator-Grundschule bereits Angebote
gemacht, z. B. Sprachkurse für Mütter anzubieten, diese seien jedoch leider
abgelehnt worden. Die
SPD-Fraktion erklärt, dass in verschiedenen Stellen kein Bewusstsein für dieses
Problem vorhanden sei, und gerade deshalb werde die Einrichtung einer/eines
Integrationsbeauftragten benötigt und auch gefordert. Auf die Frage der
SPD-Fraktion, ob sich auch ein Träger der älteren Migranten des Bezirks
annehme, erläutert Herr Ögütcü, dass es im Bezirk Steglitz-Zehlendorf solch ein
Projekt nicht gebe. Der Verein Navitas arbeite mit Seniorenfreizeitstätten des
Bezirks Tempelhof-Schöneberg zusammen, die Migranten im Seniorenalter haben. Frau
Grubic-Schölzel bejaht die Frage der CDU-Fraktion, ob in den Projekten
überwiegend Frauen betreut werden. Von diesen wiederum seien nach Auswertung
der ca. 12.000 Anrufen bei der „Hotline“ ca. die Hälfte Migrantinnen. Auch im
Frauenhaus seien von den Bewohner ca. 60% Migrantinnen. Die CDU-Fraktion
erkundigt sich nach der Geschlechterverteilung in diesem Bereich. Frau
Limon-Michal erläutert, dass die Integration aufgearbeitet werden muss, da es
zu viele Migranten und Migrantinnen gebe, die in der Gesellschaft nicht
integriert sind. Sie weist darauf hin, dass dieser Bereich mit der
Frauenbeauftragten koordiniert werden sollte, wenn es sich hier überwiegend um
Frauen handelt. Sie schlägt vor, in der nächsten Sitzung BzStRin Otto zu diesem
Thema zu befragen, da der Eindruck entstanden sei, dass es von Seiten des Amtes
keine Kooperation gebe. Integration sei eine Querschnittsaufgabe und somit eine
Verantwortung für die gesamte Verwaltung. Die SPD-Fraktion erklärt, dass gerade
weil es sich um Querschnittsaufgabe handelt, das Problem entstehe, dass sich
niemand dafür verantwortlich fühle. Gerade dann sei es wichtig, dass es eine/n
Integrationsbeauftragte/n gebe, die/der als richtiger Ansprechpartner fungiere.
Die Fraktionen von SPD, GRÜNE und FDP begrüßen den Vorschlag der CDU-Fraktion,
BzStRin Otto zu diesem Thema zu befragen. Die
FDP-Fraktion geht auf die Problemlagen u. a. im Bereich Lichterfelde-Süd ein
und erklärt, dass es hilfreich sei einen Erfahrungsbericht zu erhalten, in dem
aufgeführt werde, ob und wo das Jugendamt erfolgreich tätig geworden sei. Die
Fraktion GRÜNE führt aus, dass Integration ein Prozess sei, in dem man sich und
seine Umgebung verändere; aber auch die Sichtweise der Gesellschaft müsse
geändert werden. Die Einführung einer/eines Integrationsbeauftragten sei ein
erster Schritt zum Umdenken, wie man Integration fördern könnte. |
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