Auszug - Kurzberichte von Organisationen/Vereinen, die Integrations-/Migrationsarbeit für den Bezirk Steglitz-Zehlendorf leisten (von Fraktionen genannt): - Frau Rada Grubic-Schölzel, Interkulturelle Initiative - Frau Larissa Neu, Hamonie e. V. - Herr Levan Lortkipanidze, Ausländer-Beratung ASTA-FU-Berlin - Frau Limon-Michal, ZUFF e. V. - Hellenische Gemeinde - Frau Eva-Maria Kulla, Ausländerbeauftragte im Evangelischen Kirchenkreis Teltow-Zehlendorf  

 
 
6. öffentliche Sitzung des Ausschusses für Gleichstellung und Integration
TOP: Ö 4
Gremium: Ausschuss für Gleichstellung und Integration Beschlussart: erledigt
Datum: Mi, 23.05.2007 Status: öffentlich
Zeit: 17:00 - 19:00 Anlass: ordentliche Sitzung
Raum: BVV-Saal
Ort: Rathaus Zehlendorf
 
Wortprotokoll

Die Ausschussvorsitzende stellt die einzelnen Organisationen vor und bittet diese sich kurz vorzustellen

Die Ausschussvorsitzende bittet die einzelnen Organisationen sich vorzustellen und über ihre Anliegen und Arbeit zu berichten.

 

Interkulturelle Initiative

 

Frau Grubic-Schölzel stellt die Interkulturelle Initiative vor. Das Projekt existiert im Bezirk seit 2001 und ist ein Migrantinnenprojekt – ein Anti-Gewalt-Projekt, dass sich in drei Teilprojekte aufteilt (Beratungsstelle, Frauenhaus und Wohnprojekt für Migrantinnen aus Gewaltbeziehungen). Der Unterschied zu anderen Frauenprojekten bestehe darin, dass Migrantinnen nach Abbruch einer Beziehung meist längere Zeit benötigen, um in die Selbstständigkeit und in die Gesellschaft zu gelangen. In diesem Zusammenhang erfolgt eine tägliche Konfrontation mit politischen Themen, wie z. B. Gesundheitsreform, Pisastudie, Beschäftigung von Migrantinnen, Ausbildungs- bzw. Arbeitsplätze. Die Initiative habe mit ihren Projekten die Möglichkeit geschaffen, diese Frauen in die Gesellschaft zu integrieren. Frau Grubic-Schölzel schildert die Probleme, mit denen Migrantinnen täglich konfrontiert sind. Auch in einigen öffentlichen Einrichtungen gebe es Probleme, wie Migrantinnen beraten werden sollten. Ein direkter Ansprechpartner ist meist nicht vorhanden. Des Weiteren weist sie darauf hin, dass sie die Erfahrungen dieses Bereichs in einem Buch („Qualitätsmanagement für die Arbeit mit gewaltbetroffenen Migrantinnen“) zusammengefasst hat. Dieses solle dazu beitragen, auch mit anderen Institutionen und Organisation diese Zielgruppe in Zukunft noch besser zu integrieren. Ein weiterer wichtiger Aspekt dieses Projekts ist es, dass ausschließlich Migrantinnen aufgenommen werden, aber auch, dass Migrantinnen als Mitarbeiterinnen mit interkulturellen Kompetenzen beschäftigt werden, um somit u. a. auch ein politisches Zeichen zu setzen, dass es notwendig sei, die Migrantinnen in allen Bereichen zu integrieren. Anfangs sei dies von Seiten der Politik schwer umsetzbar. Sie habe dennoch die Hoffnung, dass es einige Politiker gebe, die diese Projekte unterstützen. Aufgabe der Initiative sei es, neben der Hilfe zur Überwindung von Gewalterfahrungen, Migrantinnen dabei zu helfen, die deutsche Sprache zu erlernen, eine Arbeitsstelle bzw. einen Ausbildungsplatz zu finden, sowie bei der Wohnungssuche behilflich zu sein. Hinsichtlich einer Integrationsbeauftragten für den Bezirk Steglitz-Zehlendorf erklärt sie, dass es wichtig sei, einen direkten Ansprechpartner für Probleme und Hilfen zu verschiedenen Themen zu haben. Auch gebe es bisher keine Bestandsaufnahme, wie viele Migrantinnen es im Bezirk gebe oder welche Initiativen oder Ansprechpartner bei welchen Themen hilfreich sind. So wie es in allen Bezirken normal sei, eine Frauenbeauftragte zu haben, sollte es normal sein eine/n Integrationsbeauftragte/n zu haben. Bisher konnten Fragen nur durch einzelne Personen geklärt werden, dies reiche jedoch nicht aus.

 

Die Ausschussvorsitzende verteilt noch einmal die „Tätigkeitsfelder eines/einer Beauftragten für Integration und Migration für Steglitz-Zehlendorf“.

 

ZUFF e. V.

 

Frau Limon-Michal berichtet über den ZUFF e. V. (Zufluchtswohnungen für Frauen in Berlin), der seit 24 Jahren Zufluchtswohnungen für Frauen aus häuslicher Gewalt in Berlin anbietet. Es gibt 31 Plätze sowohl für Frauen als auch für Kinder. Die betroffenen Frauen bleiben i. d. R. vier bis fünf Monate in diesen Wohnungen, bis sie eine eigene Wohnung gefunden haben. 78% der Frauen seien Migrantinnen. Frau Limon-Michal befürwortet die Einrichtung einer/eines Integrationsbeauftragten im Bezirk Steglitz-Zehlendorf. Sie erwartet, dass hiermit eine Anlaufstelle für Migranten und Migrantinnen für deren Belange geschaffen wird, sowie Aufgaben zur Antidiskriminierung und Aufklärung geleistet werden, so dass mehr Akzeptanz in Steglitz-Zehlendorf hergestellt wird. Integration bedeute auch, dass Menschen aus anderen Kulturen das Recht haben, in die Gesellschaft integriert zu werden, d. h. der Staat und in diesem Fall der Bezirk Steglitz-Zehlendorf sollte fördern und fordern. Des Weiteren solle auf  bezirklicher Ebene ein Konzept entwickelt werden, das auch u. a. beinhaltet, wo und wann Beratungsgespräche durchgeführt werden. Migranten und Migrantinnen sollen sich in dieser Gesellschaft wohl fühlen.

 

Navitas gGmbH

 

Herr Ögütcü berichtet, dass die Navitas gGmbH eine Gesellschaft der Träger Esperanto - aufsuchende Hilfen e. V. und der KoWo e.V. ist. Ziel sei es, das Thema Integration sowohl auf organisatorischer als auch auf fachlicher Ebene zu befördern. Die Navitas gGmbh betreibt seit sieben Jahren Jugendhilfe im Bezirk Steglitz-Zehlendorf, arbeitet eng mit der Frauenbeauftragten des Bezirks zusammen und ist in vielen jugendhilferelevanten Gremien des Bezirks vertreten. Gemeinsam mit der Frauenbeauftragten des Bezirks ist ein Projekt für Frauen mit Migrationshintergrund umgesetzt worden. Weitere Projekten seien u. a. die ambulante Wohnhilfe und teilstationären Suchthilfe. Herr Ögütcü verteilt eine Tischvorlage zum Thema Integration (siehe Anlage) und erläutert diese ausführlich. Steglitz-Zehlendorf habe einen Migrationsanteil von ca. 11% und sei der einzige Bezirk, wo es keinen direkten Ansprechpartner für Migranten und Migrantinnen gebe.

 

griechische Gemeinde

 

Herr Ronssos erläutert, dass es auch hier Menschen gebe, die trotz längeren Aufenthalts in Berlin nicht sozial eingegliedert sind. Das habe oft nichts mit den Sprachkenntnissen zu tun, denn auch Personen, die mittlerweile sehr gut deutsch sprechen, sind davon betroffen. Viele Menschen suchen den Verein auf, um mit „ihresgleichen“ zu kommunizieren, da sie oft in der Bevölkerung nicht akzeptiert werden. Er begrüßt daher auch die Einrichtung einer/eines Integrationsbeauftragten, die/der als Vermittler zwischen den zwei Gesellschaften eine Anlaufstelle für die betroffenen Personen sein könnte.

 

Ausländerbeauftragte im Evangelischen Kirchenkreis Teltow-Zehlendorf

 

Frau Kulla berichtet, dass es seit ca. 20 Jahren im Kirchenkreis Teltow-Zehlendorf eine Ausländerbeauftragte gebe, die für die Bereiche Steglitz-Zehlendorf, aber auch für den Bereich Teltow und somit für das Land Brandenburg zuständig ist. Die Inhalte dieser Aufgaben haben sich in den letzten Jahren sehr verändert. Vor einigen Jahren gab es sehr viele Flüchtlinge, die in den zwölf Asylbewerberheimen des Bezirks untergebracht waren. Die Aufgaben bestanden u. a. darin, Flüchtlinge mit Hilfen auszustatten und sie durch Ämter und Behörden zu begleiten. Inzwischen gebe es kein einziges Asylbewerberheim mehr im Bezirk Zehlendorf. Einige der damals betreuten Flüchtlinge kommen auch heute noch zu den Beratungen, auch wenn sie nicht mehr im Bezirk Steglitz-Zehlendorf wohnen. Der Wegzug aus dem Bezirk habe u. a. mit den hohen Mietpreisen zu tun, die vom Sozialamt nicht übernommen werden. Heute bestehe ihre Aufgabe nicht nur darin, Flüchtlinge zu beraten und zu begleiten, sondern auch die politische Arbeit gehöre zu ihrem Aufgabengebiet. Hinsichtlich einer/eines Integrationsbeauftragten würde sie sich eine Förderung der Beziehungen auf kultureller oder religiöser Ebene wünschen, aber auch Veranstaltungen, wo sich die Migranten und Migrantinnen kennen lernen, um ihnen zu zeigen, dass die Gesellschaft auch ein Interesse an ihnen habe. Sie berichtet, dass sie zur Zeit ein Projekt durchführt, in dem für geduldete Flüchtlinge Arbeitsplätze akquiriert werden, und bittet, dieses Projekt zu unterstützen.

 

Auf Nachfrage der CDU-Fraktion erklärt Frau Grubic-Schölzel, unter Qualitätskriterien der Interkulturalität seien die Qualitäten zu verstehen, die ein Mitarbeiter besitzen muss, um dieser Zielgruppe begegnen zu können. Sie weist darauf hin, dass es vor allem Mitarbeiter seien müssen, die Menschen in ihrer Muttersprache begegnen und die u. a. mit gewalttraumatisierten Frauen umgehen können und die zudem verschiedene Kompetenzen, wie z. B. im Sozialrecht, haben; aber auch Auseinandersetzungen mit dem eigenen Migrationshintergrund spielen eine große Rolle. Es seien sehr viele Komponenten, die hier aufeinander treffen, um diese Arbeit bewältigen zu können.

 

Auf Nachfrage der SPD-Fraktion erläutert Herr Ögütcü, dass es bereits Gespräche mit dem Jugendamt gegeben habe, dieses sehe jedoch keine Notwendigkeit in den einzelnen Projekten. Auch wurden der Mercator-Grundschule bereits Angebote gemacht, z. B. Sprachkurse für Mütter anzubieten, diese seien jedoch leider abgelehnt worden.

Die SPD-Fraktion erklärt, dass in verschiedenen Stellen kein Bewusstsein für dieses Problem vorhanden sei, und gerade deshalb werde die Einrichtung einer/eines Integrationsbeauftragten benötigt und auch gefordert. Auf die Frage der SPD-Fraktion, ob sich auch ein Träger der älteren Migranten des Bezirks annehme, erläutert Herr Ögütcü, dass es im Bezirk Steglitz-Zehlendorf solch ein Projekt nicht gebe. Der Verein Navitas arbeite mit Seniorenfreizeitstätten des Bezirks Tempelhof-Schöneberg zusammen, die Migranten im Seniorenalter haben.

 

Frau Grubic-Schölzel bejaht die Frage der CDU-Fraktion, ob in den Projekten überwiegend Frauen betreut werden. Von diesen wiederum seien nach Auswertung der ca. 12.000 Anrufen bei der „Hotline“ ca. die Hälfte Migrantinnen. Auch im Frauenhaus seien von den Bewohner ca. 60% Migrantinnen. Die CDU-Fraktion erkundigt sich nach der Geschlechterverteilung in diesem Bereich. Frau Limon-Michal erläutert, dass die Integration aufgearbeitet werden muss, da es zu viele Migranten und Migrantinnen gebe, die in der Gesellschaft nicht integriert sind. Sie weist darauf hin, dass dieser Bereich mit der Frauenbeauftragten koordiniert werden sollte, wenn es sich hier überwiegend um Frauen handelt. Sie schlägt vor, in der nächsten Sitzung BzStRin Otto zu diesem Thema zu befragen, da der Eindruck entstanden sei, dass es von Seiten des Amtes keine Kooperation gebe. Integration sei eine Querschnittsaufgabe und somit eine Verantwortung für die gesamte Verwaltung. Die SPD-Fraktion erklärt, dass gerade weil es sich um Querschnittsaufgabe handelt, das Problem entstehe, dass sich niemand dafür verantwortlich fühle. Gerade dann sei es wichtig, dass es eine/n Integrationsbeauftragte/n gebe, die/der als richtiger Ansprechpartner fungiere. Die Fraktionen von SPD, GRÜNE und FDP begrüßen den Vorschlag der CDU-Fraktion, BzStRin Otto zu diesem Thema zu befragen.

 

Die FDP-Fraktion geht auf die Problemlagen u. a. im Bereich Lichterfelde-Süd ein und erklärt, dass es hilfreich sei einen Erfahrungsbericht zu erhalten, in dem aufgeführt werde, ob und wo das Jugendamt erfolgreich tätig geworden sei.

 

Die Fraktion GRÜNE führt aus, dass Integration ein Prozess sei, in dem man sich und seine Umgebung verändere; aber auch die Sichtweise der Gesellschaft müsse geändert werden. Die Einführung einer/eines Integrationsbeauftragten sei ein erster Schritt zum Umdenken, wie man Integration fördern könnte.

 
 

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