Auszug - Einführung zum Gender Budgeting in Berlin und im Bezirk Referenten: Herr Rohbeck (Koordinator für Haushaltswesen bei Sen Fin und Mitglied der Projektgruppe Gender Budgeting) Herr Kopp (Bezirksbürgermeister, Leitung Personal/Finanzen im Bezirksamt Steglitz-Zehlendorf)
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Die
Ausschussvorsitzende erklärt, den Fraktionen sei ein Papier aus dem Rat der
Bürgermeister zum Gender Budgeting in den Bezirken zugeleitet worden, aus dem
hervorgeht, dass die sechs bisher „gegenderten“ Produkte auf 56 erweitert
wurden. Um den Ausschuss über den Hintergrund und die Bedeutung dieses
Gendering zu informieren, habe sie zur heutigen Sitzung Herrn Rohbeck von der
Senatsfinanzverwaltung und BzBm Kopp eingeladen. Herr
Oliver Rohbeck stellt sich als Koordinator für Haushaltswesen in der
Senatsverwaltung für Finanzen und als Mitglied der Projektgruppe Gender
Budgeting vor, deren Vorsitzender sein Abteilungsleiter ist. Grundlage für die
Arbeit der Projektgruppe sei die Verpflichtung des Senats, Gender Mainstreaming
als relevantes Politikfeld in die Senatspolitik zu übernehmen. Ausgangspunkt
sei die Erkenntnis, dass jedes öffentliche Geld, das ausgeben wird, eine
Geschlechtswirkung hat, indem es bestehende Verhältnisse zementiert oder
verschiebt. Das Ziel sei eine größere Geschlechtergerechtigkeit im täglichen Verwaltungshandeln.
Mitglieder
der Arbeitsgruppe Gender Budgeting sind Vertreter aus dem Senat und drei
Bezirken (Lichtenberg, Marzahn, Tempelhof-Schöneberg), jeweils ein Vertreter
der Regierungskoalition und der Opposition sowie von Nicht-Regierungsorganisationen
(z.B. Initiativen für Menschenrechte, Fraueninitiativen und eine Initiative für
Geschlechtergerechtigkeit). Von Letzteren komme Input aus der täglichen
Praxiserfahrung. Da es sich beim Gender Budgeting um Budgetfragen handelt,
liege der Vorsitz bei der Senatsfinanzverwaltung. Die Arbeitsgruppe erörtere,
in welchen Verwaltungsbereichen geschlechtsspezifische Daten erhoben werden
sollen und leite ihre Ergebnisse in aufbereiteter Form an die Politik und
Verwaltung weiter. Dies geschehe, indem die AG einer Landeskommission berichte,
die ihrerseits dem Senat Bericht erstattet. Aufgrund
der Arbeitsergebnisse der AG Gender Budgeting fließen geschlechtersensitive
Aspekte in die Haushaltspolitik ein. Dies könne z.B. geschehen, indem die
Produkte der Verwaltung um geschlechtsspezifische Informationen angereichert
werden, die über das prozentuale Verhältnis von männlichen und weiblichen
Nutzern bestimmter Dienstleistungen Auskunft geben. Für die Meisterförderung
der Senatsverwaltung für Wirtschaft wurde so beispielsweise untersucht, wie
viele Frauen an diesem Programm partizipieren. Ziel sei es, den politischen
Entscheidungsträgern Informationen an die Hand zu geben, aufgrund derer sie
ihre Entscheidungen auch unter geschlechtssensitiven Gesichtspunkten treffen
können, um eine größere Geschlechtergerechtigkeit zu erreichen. Derzeit
sei die Arbeitsgruppe zwar noch in der Phase der Datenerhebung. Dennoch habe
ihre Arbeit bereits dazu geführt, dass im Landeshaushaltsplan Berlin wie auch
in den Bezirkshaushaltsplänen genderrelevante Daten abgebildet wurden. So seien
beispielsweise in den Bezirkshaushaltplänen für 2006/2007 bereits sechs
Pflichtprodukte gegendert worden (vgl. S. 10 des Vorberichts des
Bezirkshaushaltsplans für Steglitz-Zehlendorf für 2006/2007 im Anhang zu diesem
Protokoll). Im Laufe der weiteren Arbeit der AG seien 50 weitere Produkte
hinzugekommen. Der Rat der Bürgermeister habe hierzu am 15.06.2006 beschlossen,
dass die Bezirke zu diesen 56 Produkten geschlechtssensitive Daten sammeln
sollen, die im Vorbericht des nächsten Haushaltsplans für 2008/2009 dargestellt
werden. In einem sog. Nachschaubericht an das Abgeordnetenhaus werde die
Senatsfinanzverwaltung dann dazu Stellung nehmen, in wie weit dem Gedanken des
Gender Budgeting in den Bezirkshaushaltsplänen bereits Rechnung getragen wurde.
BzBm
Kopp weist ebenfalls auf die im Anhang zu diesem Protokoll abgebildeten sechs
Produkte im Bezirkshaushalt 2006/2007 hin und berichtet, die LUVs und
Serviceeinheiten seien von der Abt. Finanzen am 24.06.2006 und nochmals am
20.10.2006 gebeten worden, für den Haushalt 2008/2009 die Analysen für die vom
RdB beschlossenen 56 Produkte vorzunehmen und die Ergebnisse bis zum 30.11.2006
aufzuliefern. Wegen des damit verbundenen Arbeitsaufwandes sei diese Auflieferung
allerdings noch nicht von allen Bereichen erfolgt. Beispiele
für diese Erhebungen sind im Gesundheitsbereich die Krisenintervention einschl.
Unterbringung (56% weiblich, 44% männlich) oder im Wirtschaftsbereich die
Ausstellung von Gewerbebescheinigungen (30% Frauen, 70% Männer). Interessant
sei die Vergleichsmöglichkeit, die sich bei den Produkten ergibt, die bereits
im Doppelhaushalt 2006/2007 dargestellt wurden. Während manche Erhebungen
anhand der Aktenlage vorgenommen werden können, müssen andere eigens
durchgeführt werden. So stellen Mitarbeiter des Gartenbauamtes bei den
Kontrollen, die sie regelmäßig zur Verkehrssicherheit der Kinderspielplätze
durchführen, gleichzeitig fest, wie viele Mädchen und wie viele Jungen dort zu
diesem Zeitpunkt spielen. Insgesamt werde es ein mehrjähriger Prozess sein, bis
genügend Informationen vorliegen, die das Setzen von Schwerpunkten, aber auch
Vergleiche und die Feststellung von Entwicklungen ermöglichen. Aus den
Erkenntnissen ergäben sich weiterführende Fragen, z.B. was angesichts der
Tatsache zu tun sei, dass die Bibliotheken zwar zu 69% von Mädchen, aber nur zu
31% von Jungen genutzt werden. Auf
die Frage der Ausschussvorsitzenden, ob aufgrund der Datenerhebungen bei
Senats- und Bezirksstellen die Erstellung eines Masterplans für Berlin möglich
ist, erklärt Herr Rohbeck, derzeit erhalte man von den verschiedenen
Dienststellen noch sehr uneinheitliche Angaben, so dass zunächst versucht
werden müsse, diese stärker zu normieren. Derzeit sei man noch in der
Nutzenanalyse (Erhebung von geschlechtsspezifischen Daten zur Nutzung von
Leistungsangeboten); eine Wirkungsanalyse (der Veränderungen, die Politik und
Verwaltung aufgrund der Berichte der Arbeitsgruppe vorgenommen hat) werde es
erst in einer späteren zweiten Stufe geben. Auf
zwei Nachfragen der Fraktion GRÜNE erklärt BzBm Kopp, der Bezirk
Steglitz-Zehlendorf sei in der Arbeitsgruppe nicht vertreten, da die drei
genannten Bezirke stellvertretend für alle zwölf Berliner Bezirke daran
teilnehmen. Es sei nicht geplant, die derzeit in den LUVs und SEs des
Bezirksamts erhobenen Daten zu den 56 Produkten dem Ausschuss einzeln
aufzuliefern, zumal noch nicht alle Bereiche ihre Angaben geliefert hätten.
Vielmehr bitte er darum, den in nicht allzu langer Zeit vorzulegenden Haushaltsplanentwurf
abzuwarten, in dem alle 56 Produkte dargestellt sind und auch Schwerpunkte
genannt werden, die die Dezernate setzen wollen. Auf eine weitere Bitte der
SPD-Fraktion sagt er zu, im Bezirksamt anzusprechen, ob ein erster
Zwischenstandsbericht mit Datum vom 30.03.2006 möglich ist. Auf
eine Frage der CDU-Fraktion nach dem zusätzlichen Arbeitsaufwand und den Kosten
für die Erhebungen, die die einzelnen Stellen für die Analyse der 56 Produkte
vornehmen, erklärt Herr Rohbeck, die Arbeitsgruppe sei bestrebt, den
bürokratischen Aufwand so gering wie möglich zu halten. Viele Daten seien
durchaus bereits vorhanden, wenn auch in anderem statistischen Zusammenhang, so
dass sie nur neu aufbereitet werden müssten. BzBm Kopp weist in diesem
Zusammenhang auf ein Schreiben des Standesamtes hin, in dem es heißt, die
gewünschten Daten zum Produkt Einbürgerungen könnten nicht nach Geschlechtern
getrennt geliefert werden, da die Statistik zu den Einbürgerungen nicht
geschlechtsspezifisch geführt wird. Jeder einzelne Vorgang der letzten Jahre
müsste einzeln gezogen und ausgewertet werden. Dies ginge in einer nicht zu
rechtfertigenden Weise zu Lasten der Bearbeitung der laufenden Vorgänge.
BzStR’in Otto bestätigt für ihren Bereich den großen Arbeitsaufwand, den die Produktanalyse
für ihre Mitarbeiter bedeutet und fordert deshalb, die Anforderungen der
Arbeitsgruppe sollten so präzise wie möglich definiert werden. Auf
die Kritik der CDU-Fraktion, dass hier personenbezogene Daten ohne Zustimmung
der Betroffenen ausgewertet würden, erklärt Herr Rohbeck, der Datenschutz werde
beachtet. Die Fraktion erkundigt sich des Weiteren nach den Kosten, die diese
zusätzliche Datenerfassung verursacht und fragt, ob es für diese Mehrarbeit
Sonderzuweisungen für die Bezirke gibt. Darüber hinaus hält sie es für
wünschenswert, dass der Bezirk innerhalb der 56 Produkte Prioritäten setzt, da
manche wichtiger sind und andere wegen des damit verbunden Arbeits- und
Kostenaufwandes fortfallen könnten. Herr Rohbeck erklärt, bei der Datenerhebung
handele es sich um einen politischen Auftrag des Abgeordnetenhauses, dem
nachzukommen sei. Im übrigen seien die 56 Produkte bereits eine extreme Auswahl
und Reduktion der über 400 Produkte der Bezirke und 8.000 Titel im Berliner
Haushalt . Die SPD-Fraktion erklärt, die durch die Datenerhebung geschaffene
Transparenz sei notwendig, um Geschlechtergerechtigkeit herzustellen. Auf
die Frage der CDU-Fraktion, ob es Mindeststandards für die Datenerfassung gibt,
um eine Vergleichbarkeit der Bezirke zu erreichen, verweist BzBm Kopp auf die
sog. Mentorenrunden, in denen über die Bezirksgrenzen hinweg Vorgehensweisen
besprochen und eine Vereinheitlichung
bei der Erhebung und Darstellung von Daten angestrebt wird. Auf
die Frage der FDP-Fraktion nach dem Nutzen und Ziel des ganzen Arbeitsaufwandes
verweist Herr Rohbeck in einem Beispiel auf den Bezirk Lichtenberg. Nachdem
dort festgestellt worden sei, dass Sportstätten vor allem von Männern genutzt
werden, werde dort nun der Mädchen- und Frauensport gezielt gefördert. Dies sei
eine politische Entscheidung aufgrund einer transparenten Datenaufbereitung. Auf
eine entsprechende Frage von BzStR’in Otto erklärt Herr Rohbeck, Berlin sei das
einzige Bundesland, in dem in der Haupt- und Bezirksverwaltung Gender Budgeting
betrieben würde. Dementsprechend groß sei das Interesse, auf das das Projekt
allenthalben stößt. |
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