Auszug - Vorstellung des Projektes "Mitternachtssport"  

 
 
Presseöffentliche Sitzung des Ausschusses für Sport
TOP: Ö 2
Gremium: Sport Beschlussart: erledigt
Datum: Mo, 15.04.2013 Status: öffentlich
Zeit: 16:00 - 18:00 Anlass: ord. (presseöffentlichen)
 
Wortprotokoll

Der Bezirksverordnete Öner berichtet als Initiator des Projektes "Mitternachtssport" von dessen 5jähriger Erfolgsgeschichte

 

Der Bezirksverordnete Öner berichtet als Initiator des Projektes "Mitternachtssport" von dessen 5jähriger Erfolgsgeschichte.

Die Idee entstand im Herbst 2007, als der Kiez Heerstraße Nord von der Polizei als "kriminalitätsbelasteter Ort" (KBO) deklariert wurde. Es gab Auseinandersetzungen zwischen verschiedenen Gruppen von Jugendlichen. Herr Öner arbeitete damals im Jugendclub Wildwuchs in der Wilhelmstadt, wo diese Jugendlichen auch hinkamen. Er verlagerte seinen Arbeitsschwerpunkt in den Kiez Heerstraße Nord und versuchte als erstes die Streitparteien dort an einen Tisch zu bringen. Parallel dazu hatte er Kontakt zu französischen Kollegen, die in einem Projekt mit Unterstützung der EU Sport als Mittel zum Konfliktabbau einsetzten. Sein Anspruch war allerdings, hier nicht nur ein befristetes Projekt zu initiieren, sondern dies auch kontinuierlich weiterzuführen. Das stigmatisierende Kürzel KBO sollte positiv gewendet werden: "Kein böser Ort".

Der Beginn des Mitternachtssports war ein Deal mit der Carlo-Schmidt-Oberschule. Die Sozialarbeiter versprachen, sich verstärkt um die Jugendlichen zu kümmern und die Schule stellte die Sporthalle an den Wochenenden nachts zum Fußball zur Verfügung. Das Sportangebot war immer offen für alle Jugendlichen. Bedingung war die Einhaltung der 3 goldenen Regeln: Respekt, Toleranz und Fairplay - sowohl im Sport als auch im alltäglichen Umgang miteinander. Dies blieb auch an wechselnden Orten die Grundlage.

Derzeit findet der Mitternachtssport in der Halle am Falkenseer Damm/Flankenschanze statt. Nach Wiederinbetriebnahme der Sporthalle der BBO soll diese wieder genutzt werden, dann als zweiter Standort und möglichst auch zusätzlich Sonntag nachmittags/abends.

Der Verein Mitternachtssport ist kein klassischer Sportverein, sondern verbindet den Fußball mit Sozialarbeit, wie es auch der vollständige Name des Vereins ausdrückt (für interkulturelle Jugendsozialarbeit in Berlin - Mitternachtssport e.V.). Die Sozialarbeiter sind Ansprechpartner für die Jugendlichen und stellen bei Bedarf auch Kontakte zu Behörden und anderen Institutionen her.

Die Verbindung von Sport/Fußball und Sozialarbeit ist keine Spandauer Erfindung, Herr Öner beansprucht allerdings diese Idee perfektioniert zu haben. Ein Alleinstellungsmerkmal seien die von ihm so genannten "Großen Brüder", bekannte Fußballer, die mit ihrem Namen und auch praktisch den Mitternachtssport unterstützen. Begonnen hat dies damit, dass Ismail Öner über eine Bekannte die Telefonnummer von Jerome Boateng erhielt und dieser beim ersten Telefonat sofort seine Unterstützung zusagte. Dies brachte nicht nur mediale Aufmerksamkeit. Boateng lud die Jugendlichen auch zu Spielen seiner Vereine ein, zuerst nach Liverpool in der Champions League und später nach München zu einem Bundesliga-Spiel, begleitet von großer Aufmerksamkeit von Presse und Fernsehen. Im Jahr 2010 kam Manuel Schmiedebach hinzu, ein ehemaliger Hertha-Profi, der jetzt bei Hannover 96 spielt und trotzdem oft zum Mitternachtssport nach Spandau kommt. Änis Ben-Hatira von Hertha BSC kam 2011 dazu und kommt fast zu jedem Termin. Als weiterer ehemaliger Hertha-Profi konnte Patrick Ebert gewonnen werden. Zuletzt haben mit Mesut Özil und Sami Khedira von Real Madrid 2 weitere Nationalspieler zugesagt. Mit Jürgen Klopp ist jetzt auch ein Bundesligatrainer sozusagen als "großer Onkel" zu den Unterstützern hinzugekommen. Viele Bundesligaspieler haben den Mitternachtssport auf ihren Facebook-Seiten gepostet, unter anderem die gesamte Mannschaft von Bayern München. Mit Hertha BSC gibt es viele Kontakte und auch Unterstützung z.B. durch Freikarten für Hertha-Spiele. In Zukunft ist eine formelle Partnerschaft angepeilt.

Auch durch andere Formen der Öffentlichkeitsarbeit sollen Jugendliche für das Projekt und seine Ziele gewonnen werden, z.B. Videos mit einer Vorstellung des Projekts und auch mit dem Rap-Song One Touch von Du Maroc, einem ehemaligen Spieler von Mainz 05. Hier gab es alleine eine Million Klicks auf YouTube.

Herr Öner skizziert für den Ausschuss die Entwicklung des Mitternachtssports:

2007 begann der Mitternachtssport in Spandau, in dieser Anfangsphase wurde er als Integrationsprojekt vom Senat finanziert

2010 wurde als Träger der Verein gegründet und gleichzeitig musste eine neue Finanzierung gesucht werden. Es wurden unter Mithilfe der EU-Beauftragten des Bezirks, Frau Bohacek, EU-Gelder akquiriert und bis 2014 eine Finanzierung durch das Senatsprogramm Aktionsraum plus sichergestellt. Etwas problematisch ist dabei, dass damit ein Jugendprojekt im Stadtplanungsamt angesiedelt ist. Als weiterer Geldgeber wurde die Bundesligastiftung gewonnen, die auch bis 2014 mit jeweils 30.000 ? den Mitternachtssport unterstützt.

Herr Öner führt als ersten Punkt der Erfolgsgeschichte des Mitternachtssports die Durchführung von inzwischen 350 Veranstaltungen mit ca. 40.000 Teilnehmern an. Die öffentliche Anerkennung ist groß, z.B. sei der Mitternachtssports als eines von drei Projekten für eine Kategorie des internationalen Laureus Awards nominiert ("Oskar des Sports"). Ergebnis ist, dass es auch Angebote großer Firmen zum Sponsoring gibt, hier Nike und UPS.

Herr Öner verweist auf die 2014 auslaufende Finanzierung des Projekts. Der Verein will deshalb die Anerkennung als Träger der Jugendhilfe erreichen. Der Bezirk müsse sich an dem Projekt auch finanziell beteiligen.

An der anschließenden Aussprache beteiligen sich die Bezv. Reinefahl, Billerbeck und Palitza, der Bgd. Althoff, BezStR Hanke, Sportamtsleiter Marx und Herr Schensik. Der Bezv. Reinefahl berichtet, dass er 2007 am ersten Mitternachts-Turnier mit einer BVV-Mannschaft teilnahm. Die Atmosphäre sei sehr angespannt gewesen, die anwesende Polizei musste aber nicht eingreifen. Ein Jahr später sei schon eine wesentlich entspanntere Atmosphäre festzustellen gewesen.

Zur Finanzierung wird die Frage gestellt, ob hier beim Angebot eines großen Sponsors überhaupt noch Bezirksmittel gebraucht würden und welche personelle Besetzung das Projekt hat. Herr Öner sieht hier die Finanzierung durch den Bezirk auch als Wille zur Anbindung des Projekts an den Bezirk an. Beschäftigt sind er als Vollzeitkraft und weitere 7 Honorarkräfte.

Zu den Anregungen, auch andere Sportarten als Fußball anzubieten und auch Mädchen einzubeziehen, äußert Herr Öner, dass Versuche mit Basketball z.B. nicht erfolgreich waren, Fußball sei eben der dominierende Sport. Für ein Projekt mit Mädchen seien weibliche Betreuerinnen notwendig. BzStR Hanke ergänzt, dass ein Mädchenprojekt sinnvoll sei, dann aber wahrscheinlich einen eigenen Träger bräuchte. Der Bezv. Reinefahl verweist darauf, dass es hier von Wildwuchs auch Angebote für Mädchen gäbe.


 
 

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