Ukraine: vom Bezirksamt Pankow, vom Land Berlin und vom Bund
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Drucksache - IX-0803
Siehe Anlage
Vorlage zur Kenntnisnahme |
Die Benennung der Straße erfüllt die Voraussetzungen zur Umsetzung der Ausführungsvorschriften zu § 5 des Berliner Straßengesetzes (AV Benennung) und liegt gemäß § 2 Abs. 1 und § 5 Abs. 1 Satz 1 Berliner Straßengesetz im öffentlichen Interesse. |
Haushaltsmäßige Auswirkungen
Die Kosten für die Ausstattung der Straßennamenschilder betragen 446,42 €. Die Finanzierung erfolgt aus Kapitel 3800, Titel 52101 – Unterhaltung des Straßenlandes – im Rahmen des vorhandenen Haushaltsansatzes.
Gleichstellungs- und gleichbehandlungsrelevante Auswirkungen
Mit der Benennung der öffentlichen Straße nach Beate Hahn leistet das Bezirksamt Pankow einen weiteren Beitrag, die Leistungen von Frauen, die bisher in Geschichtsschreibung und Politik nicht oder nur ungenügend Beachtung fanden, öffentlich zu machen und ihnen so eine Würdigung zuteilwerden zu lassen.
Auswirkungen auf die nachhaltige Entwicklung
keine
Kinder- und Familienverträglichkeit
entfällt
Dr. Cordelia Koch | Manuela Anders-Granitzki |
Anlage
Lageplan (Anlage 1)
Kurzbiografie – eingereicht vom Frauenbeirat (Anlage 2)
Gutachten Fachbereich Museum und bezirkliche Geschichtsarbeit (Anlage 3)
Anlage 1
Anlage 2
Frauenbeirat Pankow/12.05.2023
Kurzbiographie Beate Hahn
Sophie Charlotte Beate Jastrow wurde am 21.04.1894 in Berlin geboren. Die Familie Jastrow wohnte in einem Haus mit Garten in Berlin Charlottenburg. Schon früh interessierte sich Beate für die Gartenarbeit, legte ein eigenes Beet an und beschloss mit 8 Jahren, Gärtnerin zu werden. 1907 begegnete sie Karl Foerster, dem Gründer des Bornimer Kreises zum ersten Mal und hielt ein Leben lang Kontakt mit ihm.
Nach dem Abitur im Jahr 1915 besuchte sie die Gartenbauschule für Frauen gehobener Stände in Marienfelde und trat schon 1916 eine erste Anstellung als Gutsgärtnerin in einem Rittergut bei Hildburghausen, später in Hirschfelde und in Villengärten in Berlin an.
Regelmäßig schrieb sie Artikel zum Thema Gemüsezucht und im Jahr 1916 entstand ein erstes Manuskript, das sich mit Gartenbau und Gartenpädagogik beschäftigte.
Am 11. September 1920 heiratete sie Franz Hahn und zog mit ihm ins Ruhrgebiet, wo ihr Mann im Familienbetrieb „Hahnsche Werke“ arbeitete. Drei Töchter – Cornelia (1921-2021), Marianne (1923-1939) und Charlotte (1926-2011) – wurden geboren. Die Liebe zum Gartenbau war auch Motiv für den Aufbau eines Modellgartens für die Kinder der Arbeiter
der Fabrik der Schwiegereltern in Duisburg-Großenbaum. Dazu gehörten auch ein Kindergarten und das Gartenbauamt.
1928 zog die Familie zurück nach Berlin und bezog ein Haus mit Garten in Steinstücken. Es entstanden erste Artikel über Kinder und Gartenschönheit. Sie plädierte für die Öffnung der Rasenflächen als Spielflächen. Als ihr Mann Franz Hahn im Jahr 1933 bei einem Lawinenunglück starb, verstärkte sie ihre Veröffentlichungstätigkeit zum Thema Kinder und Gartenbau.
1935 „Hurra wir säen und ernten“
1936 „Der Kindergarten – ein Garten der Kinder“
Auch ihre Kartenspiele zum Thema „Das Gartenquartett“ und „Das Gartenlotto“ waren sehr erfolgreich.
1938 zwang ihre jüdische Herkunft die Familie Hahn zur Flucht aus Deutschland. Lange suchte sie in den Vereinigten Staaten den richtigen Ort für sich und die Kinder und fand ihn in Wolfeboro, New Hampshire. Dort blieb der Gartenbau weiterhin ihr Lebensinhalt und auch ihre Erwerbsquelle. Der Gemüseanbau, aber auch ein Ferienlager verbunden mit Kursen für den Gartenbau wurden gut angenommen.
Nach 1946 lehnt sie ein Angebot United Nations Relief und Rehabilitation Administration (UNRRA) ab, in Deutschland eine Musteranstalt zur Ausbildung von Lehrer*innen zu gründen. Sie lehnte ab, weil sie ihre Kinder nicht allein lassen wollte, publizierte aber weiter in Europa und den Vereinigten Staaten zum Thema Gemeinschaftsgärten, in denen sie ein Ideal für gemeinschaftlichen Wiederaufbau sah.
1950 kam sie das erste Mal wieder nach Europa, gab im Kinderdorf Trogen in der Schweiz Kurse und an der Volkshochschule Ulm Kurse.
Danach reiste sie viele Jahre jeden Winter durch Europa und bot Vorträge und Fortbildung zu ihrem Thema Gartenbau und Gartenpädagogik an. In dieser Zeit schrieb sie auch weiter in internationalen Publikationen. Das Thema Kinder, Pädagogik, Gartenbau begleitete sie durch die Jahre.
Veröffentlichungen
1952 „Dein Garten wächst mit dir“, Otto Maier Ravensburg
1956 Rede auf dem Europäischen Gemeindetag, als Spielplatzexpertin der UN über Gemeindegärten der Zukunft
1956 „Hurra, wir Kochen und Backen“, (unveröffentlicht)
1959 „Experimentierkasten Wundergarten ohne Erde“, Otto Maier Ravensburg
1960 „Gärten für die Jugend mit der Jugend“, Rascher Zürich
1960 „Ruf unserer Zeit – Gärten für Blinde“, (unveröffentlicht)
1961 „Das Kleinkind im Garten“, Vortrag auf der Tagung der Deutschen Gartenbaugesellschaft auf der Insel Mainau
1963 Amerikanische Pressekorrespondentin für die IGA in Hamburg
Ab 1960 war sie weiter tätig im Gartenclub Wolfeboro, dessen Präsidentin sie von 1964-1967 war und verstärkte ihr Engagement im Bereich „World Gardening“. Sie sammelte Geld- und Sachspenden für bedürftige Länder. Sie reiste nach Lesbos und Israel, um dort Schulgartenprojekte zu betreuen. Beate Hahn starb am 09. Juni 1970.
Eine ihrer drei Töchter Cornelia Hahn Oberlander (1921-2021) wurde in Kanada eine weltweit renommierte Landschaftsarchitektin. Sie entwarf auch den Dachgarten auf der Kanadischen Botschaft am Potsdamer Platz, für sie ein besonders wichtiges Projekt.
Quellen: Beate Hahn (1960): Lebenslauf und Beate Hahn, (23.3.1965 in Konstanz): Mein Leben mit Gärten und Menschen, ein Gärtnerleben auf 2 Kontinenten; Vortragsmanuskript. Beide im Nachlass Beate Hahn/Deutsche Gartenbaubibliothek
Anlage 3
Kult Gesch L/
Kult Gesch 3
Abt. Ordnung und Öffentlicher Raum
Straßen- und Grünflächenamt
SGA 1118
Betr.: Benennung von 2 neuen Straßen im „Quartier Idunastraße“, OT Heinersdorf
Hier: Benennung einer öffentlichen Straße in „Beate-Hahn-Straße“
Vorbemerkung:
- Der Bebauungsplan 3-41 für die Grundstücke Idunastraße 11, Romain-Rolland-Straße 141 und Neukirchstraße 62-66 im Ortsteil Heinersdorf sieht für das ca. 4,57 ha große Gebiet eine Wohnbebauung vor. Davor wurde das Gelände teils bis Anfang der 1990er Jahre als Gärtnereifläche genutzt, teils gab es eine Bebauung mit einzelnen Einfamilienhäusern und seit dem 20. Jahrhundert wurde ein Teil des Geländes gewerblich genutzt. Das Areal wird nördlich durch die Idunastraße, östlich durch die Romain-Rolland-Straße und südlich von der Neukirchstraße begrenzt.
- Senkrecht zwischen Idunastraße und Neukirchstraße verlaufend sind zwei ca. 275 Meter lange Straßen durch das „Quartier Idunastraße“ der GESOBAU geplant. Die weiter westlich liegende Straße ist als öffentliche Straße, die weiter östlich gelegene Straße ist als Privatstraße geplant.[1]
- Ausgangslage
Dem FB Geschichte liegt seit dem 06.05.2021 ein Antrag der Gesobau AG vom 15.12.2020 vor, die beiden oben erwähnten neuen Straßen zu benennen. Von der Gesobau AG vorgeschlagen wurden seinerzeit Straßennamen mit Bezug auf die nordische Mythologie, in Verbindung mit einem gärtnerischen Thema. Hierzu liegt eine ablehnende Stellungnahme des Frauenbeirats Pankow vom 01.02.2021 sowie ein ergänzendes Schreiben des Frauenbeirats Pankow vom April 2021 vor.[2] Im ergänzenden Schreiben schlug der Frauenbeirat für die öffentliche Straße den Namen Herta Hammerbacher vor. Per E-Mail wurde der FB Geschichte am 06.05.2021 vom Straßen- und Grünflächenamt gebeten, diesen Namensvorschlag aus fachlicher Perspektive zu prüfen. Das Gutachten wurde am 22.06.2022 fertig gestellt. Die im Gutachten geäußerten Zweifel des Fachbereichs[3], wurden im Weiteren durch die BVV aufgegriffen, die am 10.05.2023 den Bezirksamtsbeschluss zur Benennung aufgehoben hatte. Als alternativer Benennungsvorschlag ist im Antrag des Frauenbeirats vom 12.05.2023 die Gartenpädagogin Beate Hahn genannt. Per E-Mail wurde der FB Geschichte am 22.05.2023 vom Straßen- und Grünflächenamt gebeten, diesen Namensvorschlag für die öffentliche Straße aus fachlicher Perspektive zu prüfen.
- Historischer Sachverhalt
Die Gärtnerin und Gartenpädagogin Beate Hahn, geb. Jastrow (1894-1970) wuchs in Berlin als Tochter des Historikers und Sozialwissenschaftlers Ignaz Jastrow und der Sozialarbeiterin Anna Jastrow (geb. Seligmann) auf. Sie hatte eine ältere Schwester, die spätere Archäologin Elisabeth Jastrow[4] (1890-1981). Die Familie war jüdischen Glaubens. Ob sie jedoch zum Christentum konvertiert sind, wie von Beate Hahns Tochter Charlotte Hahn Arner in einem Interview[5] behauptet, ließ sich nicht herausfinden.
Beate Hahn hat sich nach eigenen Angaben schon als Kind für Pflanzen und Gärten interessiert. Über die Eltern lernt sie bereits als Jugendliche den Gärtner und Staudenzüchter Karl Foerster kennen, beide verband laut Clemens Alexander Wimmer eine „lebenslange Freundschaft“.[6]
Nach Abschluss des Gymnasiums beginnt Beate Jastrow mit 19 Jahren, im Einverständnis mit ihren Eltern, eine Ausbildung als Gärtnerin in der „Obst- und Gartenbauschule für Frauen“ von Elvira Castner in Berlin-Marienfelde. In ihrer Erinnerung erlebte sie diese Zeit als befreiend und verteidigt die relativ neue, geschlechtsspezifische Ausbildung bereits 1916 in einem Leserinnenbrief an „Die Gartenwelt“.
Nach der Ausbildung arbeitet Beate Jastrow zunächst auf einem Rittergut im thüringischen Hildburghausen und auf dem Gut Hirschfelde im Barnim. Nach eigenen Angaben schrieb sie hier bereits ihr erstes Buch „Hurra, wie säen und ernten“, ohne es zu veröffentlichen:
„Dieses Buch wurde nicht verstanden. Es hat Jahre, ich muß leider sagen Jahrzehnte gedauert, bis es seinen Erfolg hatte und veröffentlicht wurde. Meine Entscheidung stand fest. Ich habe nur die Wahl, entweder Gärtnerin zu werden, die es den Männern gleichtut an Leistungen, oder den Weg zum erzieherischen, sozialen Gärtnern zu wählen. Ich wählte letzteres.“[7]
Bei ihrer nächsten Anstellung als Gärtnerin im Besitz der jüdischen Familie Hahn in Berlin-Wannsee lernt sie Franz Hahn (1891-1933) kennen. Das Paar heiratet im September 1920 und zieht ins Ruhrgebiet, wo Franz Hahn als Ingenieur in den familieneigenen „Hahnschen Werken“[8] arbeitet. Beide haben drei Töchter: Cornelia Hahn Oberlander (1921-2021), Marianne Hahn (1923-~1938/39) und Charlotte Hahn Arner. Marianne Hahn wird mit einer Behinderung geboren und von der Familie 1928 in ein Pflegeheim[9] gegeben, obwohl es, nach Erinnerung von Charlotte Hahn Arner, ärztliche Therapievorschläge gab.
Während der Zeit im Ruhrgebiet baut Beate Hahn einen ersten Jugend- und Gemüsegarten für die Kinder der Werksangestellten auf. Nachdem Franz Hahn für ein Jahr Betriebswirtschaftslehre in den USA studiert hat, zieht die Familie 1928 nach Neubabelsberg bei Berlin. In der Kolonie „Steinstücken“ bewohnen sie eine Villa des Architekten Bruno Buch in der Bernhard-Beyer-Straße 3. In den nächsten Jahren lebt die Freundschaft zu Karl Förster wieder auf, gemeinsam gestalten sie den Garten von Beate Hahn. Sie reist viel, sieht Gärten in England und Frankreich und schreibt 1929 einen Artikel für die Zeitschrift „Gartenschönheit“ in dem sie dafür plädiert, den Berliner Tiergarten kinderfreundlicher zu gestalten:
„Der Tiergarten steht mit seinen dichten Bäumen und seinen schmalen Wegen schweigend und freudlos für unsere Kinder da. In einer Zeit, wo alles nach Befreiung der Kinderseele schreit, wo unter Aufwendung höchster Kosten Montessorischulen und Landerziehungsheime gegründet werden, wo alles getan wird, um den Kindern freiheitliche Entwicklung, Bewegung und Spiel in heller Sonne zu ermöglichen, wo Berlin selbst nicht ruht, neue moderne Parkanlagen mit Planschwiesen und Tummelplätzen zu schaffen, wirkt dieser Stadtpark doppelt befremdend.“[10]
Die gartenpädagogische Arbeit weitet sie auch praktisch aus – unterrichtet Kinder im Gartenbau und arbeitet an einem Kindergarten mit. 1934 fließen diese Erfahrungen in die Veröffentlichung ihres ersten Buches ein, unter dem bereits erwähnten Titel „Hurra, wie säen und ernten!“. Zwei weitere Bücher folgen 1935 und 1936[11], in denen sich Beate Hahn auch auf die Ideen des Pädagogen Friedrich Fröbel zum Kindergarten beruft. Aufgrund der nationalsozialistischen Gesetzgebung ist ihr die Veröffentlichung in deutschen Verlagen bereits verwehrt, sie erscheinen bei Verlagen aus Breslau und Zürich.
Anfang 1933 stirbt Franz Hahn bei einem Lawinenunglück in der Schweiz. Beate Hahn berichtet von den zunehmenden Einschränkungen und der wachsenden Anspannung, die ihre Familie im nationalsozialistischen Deutschland hinnehmen musste. Ein einschneidendes Erlebnis scheint die Rückkehr aus dem Urlaub im Januar 1938 gewesen zu sein. An der schweizerisch-deutschen Grenze werden Beate Hahn und ihren Töchtern ohne Begründung die Pässe eingezogen. Zurück in Berlin erhält sie die Pässe als „ungültig“ zurück. Sie schreibt: „An diesem Tage wußte ich, daß wir auswandern mußten.“[12] Hinzu kommt, dass 1938 die Hahnschen Werke „arisiert“, also durch die Nationalsozialisten enteignet, und an den Mannesmann-Konzern verkauft werden. Beate Hahn bemüht sich in den folgenden Monaten immer wieder, neue Pässe zu erhalten, muss die Töchter von der Schule nehmen und wird mehrmals zu Verhören vorgeladen. Über verschiedene Umwege, einen Anwalt und eine „Spende“ an den Berliner Polizeipräsidenten Wolf-Heinrich von Helldorf, gelingt es ihr im November 1938 neue Pässe zu erhalten.
Der Reformpädagoge Kurt Hahn, Bruder des verstorbenen Franz Hahn, bittet daraufhin den befreundeten britischen Politiker Sir Alexander Lawrence nach Berlin zu reisen und Beate Hahn bei der geplanten Ausreise zu unterstützen. Ihrer privilegierten Position war sie sich dabei durchaus bewusst: „Nie habe ich vergessen, wie beschämt ich war, daß ich diesen Fürsprecher hatte, der mir in wenigen Minuten das englische Visum verschaffte, während die anderen hilfeflehend standen und es nicht bekommen konnten und in der Gefahr zurückblieben.“[13]
Per Zug verlässt Beate Hahn Ende November 1938 mit ihren Töchtern Cornelia und Charlotte Berlin. Ihre Eltern bleiben in der Stadt, die Mutter erhielt erst später ein Visum und kam 1942 über Kuba in die USA. Auch ihre Tochter Marianne lässt Beate Hahn in dem Pflegeheim zurück. Offiziell verstirbt sie im März 1939 an einer Lungenentzündung, doch Charlotte Hahn Arner fand später heraus, dass ihre Schwester bereits Ende 1938 Opfer der nationalsozialistischen Krankenmorde wurde.
Die USA erreicht Beate Hahn im Februar 1939 und mietet ein Haus im New Yorker Vorort New Rochelle. Im Oktober 1939 stellt sie den Antrag auf Einbürgerung, die Ende 1944 erfolgt. Den ersten Wohnort verlässt Beate Hahn relativ schnell und kauft nach einer längeren Rundreise 1940 die Heathview Farm in Wolfeboro, New Hampshire. Über mehrere Jahre unterstützt sie dort die Summercamps ihrer Partnerin Claire Sawyer[14] mit Gartenbaukursen für Kinder. Beate Hahn bietet auch Gartenbaukurse für Leiter und Betreuer von Summercamps an, hält Vorträge und baut auf ihrem Land Gemüse und Obst für den Verkauf an.[15]
Ab 1950 kehrt sie regelmäßig für Vorträge, Seminare und Kurse nach Deutschland zurück. Meist verbringt sie die Wintermonate in Deutschland und Europa und den Rest des Jahres auf ihrer Farm in Wolfeboro. Außerdem schreibt Beate Hahn weiter Artikel, veröffentlicht weitere gartenpädagogische Bücher[16] und ist „Mitarbeiterin der Schriftleitung“ der Zeitschrift „Pflanze und Garten“. Zwei Bücher, an denen sie gearbeitet hat – ein Kinderkochbuch und ein Gartenbuch für blinde Menschen – bleiben unveröffentlicht. Wiederholt betont sie in den Nachkriegsjahren ihr Verständnis vom Gartenbau als Weg, Menschen zusammenzubringen und ein friedliches Miteinander zu fördern. Über die Internationale Gartenausstellung (IGA) 1963 in Hamburg, bei der Beate Hahn als Pressekorrespondentin teilnimmt, schreibt sie später beispielsweise:
„Die IGA, wie sie genannt wurde, war das Symbol für die Zusammenarbeit der Völker auf friedlichem Wege, verbunden durch die Gärten. Das ist ein so großes Erlebnis, daß wir es festhalten sollten für alle Zeiten. Es hat in dieser kriegerischen Zeit, es hat in dieser Zeit der Not, der Kämpfe, der Befehdungen einen Versuch gegeben, durch Gartenbau die Völker miteinander zu vereinen.“[17]
Ihre Arbeit wird auch in den USA gewürdigt. Beate Hahn ist Ehrenmitglied der „American Horticultural Society“ und ihr Wirken in den USA wird beschrieben als Aufbau einer „Art gartenpädagogischer Agentur [...]. Nachbarschafts-, Gartenliebhaber- und Frauenvereine, in die sie aufgrund ihrer publizistischen Aktivität – auch über Funk und Fernsehen – Eingang fand, halfen ihr dabei.“[18] Mit Karl und Eva Foerster bleibt Beate Hahn weiterhin in Kontakt und besucht ihn 1967 in Potsdam. In der 1965 gegründeten „Kael-Foerster-Stiftung“ sitzt sie im Kuratorium. Beate Hahn stirbt am 9. Juni 1970.
- Zustimmung zur beabsichtigten Benennung
Judy Oberlander, Enkelin von Beate Hahn und Tochter von Cornelia Hahn-Oberlander, hat sich per Mail am 19.06.2023 für eine Benennung ausgesprochen.
- Bewertung
Die bewegte Biografie und die Arbeit der Gärtnerin Beate Hahn ist heute nahezu unbekannt. Auch ihre Beziehung zum Personenkreis um Karl Foerster und dem sog. „Bornimer Kreis“ ist bisher unbekannt. Hier hat
die Forschung gerade erst begonnen.[19] Zweifellos wichtig und über Jahre einflussreich waren die gartenpädagogischen Arbeiten und Kindergarten-Konzepte von Beate Hahn. Dies sollte auf jeden Fall öffentlich über eine Straßenbenennung gewürdigt und sichtbar gemacht werden. Da es sich bei dem Bebauungsgebiet um teilweise ehemalige Gärtnereiflächen handelt und in dem Areal bereits eine Straße nach der Gärtnerin Marianne Foerster benannt ist, ist ein thematischer Bezug zum Benennungsvorschlag vorhanden. Zwar liegt ein lokaler Bezug nicht direkt vor. Trotzdem ist aus den oben genannten Gründen die Benennung der Straße in „Beahn-Hahn-Straße“ zu befürworten. Wir empfehlen zudem ein Erläuterungsschild, mit dem die Person Beate Hahn kurz vorgestellt wird.
- Literatur
- Hahn, Beate: Noch einmal die Gärtnerin, in: Die Gartenwelt 34/1916, S. 406–407.
- Hahn, Beate: Der Tiergarten der Jugend. Ein Vorschlag, in: Gartenschönheit 10/1929, S. 178–179.
- Hahn, Beate: Der Kindergarten ein Garten der Kinder. Ein Gartenbuch für Eltern, Kindergärtnerinnen und alle, die Kinder liebhaben, Zürich/Leipzig 1936.
- Hahn, Beate: Mein Leben mit Gärten und Menschen. Ein Gärtnerleben auf zwei Kontinenten, Manuskript (33 S.) für einen Vortrag am 23. 03. 1965 in Konstanz, aus: Nachlass Beate Hahn in der Deutschen Gartenbaubibliothek, unpag.
- Hahn, Beate: Als wir gingen, Aufzeichnungen vom Februar 1968 (26 S.), aus: Nachlass Beate Hahn in der Deutschen Gartenbaubibliothek, unpag.
- Hahn Arner, Charlotte: Interview mit Ina Gordon am 09. 04. 1996, aus: USC Shoah Foundation, Visual History Archive, IntCode 11578.
Humbert, Monique: Beate Hahn. Ein Leben für die Gärten, in: Die Weltwoche vom 02. 04. 1953, aus: Nachlass Beate Hahn in der Deutschen Gartenbaubibliothek, unpag.
Wimmer, Clemens Alexander: Gärtnerin zwischen beiden Welten, in: Grüner Anzeiger 5/2020, S. 30–32.
Berlin, den 20.07.2023
gez.
i.V.
Bernt Roder (i.V. Kristin Witte)
[1] Vgl. https://www.berlin.de/ba-pankow/politik-und-verwaltung/aemter/stadtentwicklungsamt/stadtplanung/bebauungsplan/3-41_begruendung.pdf (S. 4-6); https://www.berlin.de/ba-pankow/politik-und-verwaltung/aemter/stadtentwicklungsamt/stadtplanung/bebauungsplan/3-41_bebauungsplan_vom_20-07-20.pdf; https://www.gesobau.de/bauen/neubau/idunastrasse-pankow.html [21.06.2022]
[2] Der ablehnenden Stellungnahme des Frauenbeirats Pankow schließt sich der FB Geschichte an. Siehe dazu Bewertung im Gutachten zur Umbenennung der Nummernstraßen im „Nordischen Viertel“ vom 23.07.2021.
[3] „Zwar liegt ein lokaler Bezug nicht direkt vor und mit Blick auf ihre ambivalente Arbeitsperiode im NS gibt es aus fachlicher Perspektive auch Argumente gegen eine Benennung.“
[5] Vgl. Charlotte Hahn Arner: Interview mit Ina Gordon am 09. 04. 1996, aus: USC Shoah Foundation, Visual History Archive, IntCode 11578.
[6] Vgl. Wimmer, S. 30.
[7] Beate Hahn: Mein Leben mit Gärten und Menschen, S. 10.
[9] Nach Erinnerung von Charlotte Hahn Arner lag dieses Pflegeheim in der Nähe von Weimar. Bei Clemens Alexander Wimmer ist zu lesen, dass es das anthroposophische Heil- und Erziehungsinstitut Lauenstein in Altefeld bei Herleshausen/Werra war.
[10] Beate Hahn: Der Tiergarten der Jugend, S. 179.
[11] Beate Hahn: Die Gartenfibel für Kinder und Mütter. Ein ermunternder Führer durch die 12 Monate des Gärtnerjahres im Freiland, in der Zimmer- und Balkongärtnerei, Zürich/Stuttgart/Leipzig 1935 und Beate Hahn: Der Kindergarten ein Garten der Kinder. Ein Gartenbuch für Eltern, Kindergärtnerinnen und alle, die Kinder liebhaben, Zürich/Leipzig 1936.
[12] Vgl. Beate Hahn: Als wir gingen, S. 2f.
[13] Beate Hahn: Als wir gingen, S. 17f.
[14] Nach Erinnerung von Charlotte Hahn Arner führt Beate Hahn nach dem Tod Ihres Mannes nur noch Liebesbeziehungen zu Frauen.
[15] Vgl. Beate Hahn: Mein Leben mit Gärten und Menschen, S. 16-19.
[16] Beate Hahn: Dein Garten wächst mit dir. Vom Kinderbeet zum Wohngarten. Das Gartenbuch für die Familie, Ravensburg 1952 und Beate Hahn: Garten für die Jugend mit der Jugend. Ein Handbuch für Erzieher und Lehrer zur Neugestaltung des Gartenbauunterrichts in Kindergärten und Schulen, Zürich/Stuttgart 1960.
[17] Beate Hahn: Mein Leben mit Gärten und Menschen, S. 31.
[18] Beate und Hermann Mattern zitiert aus: Wimmer, S. 32.
[19] Aktuell ist eine Master-Arbeit von Anneken Fröhling (TU Berlin) zum Leben und Werk von Beate Hahn in Arbeit. Die Arbeit wird betreut von PD Dr.-Ing. habil. Sylvia Butenschön.
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