Drucksache - IX-0254  

 
 
Betreff: Benennungsabsicht der Straße 7 im Ortsteil Buch in „Rose-Scheuer-Karpin-Straße“
Status:öffentlich  
 Ursprungaktuell
Initiator:BezirksamtBezirksamt
   
Drucksache-Art:Vorlage zur Kenntnisnahme § 15 BezVGVorlage zur Kenntnisnahme § 15 BezVG
Beratungsfolge:
Bezirksverordnetenversammlung Pankow von Berlin
15.06.2022 
7. ordentliche Tagung der Bezirksverordnetenversammlung Pankow von Berlin mit Abschlussbericht zur Kenntnis genommen   

Beschlussvorschlag
Sachverhalt
Anlagen:
VzK§15BezVG BA, 7. BVV am 15.06.2022

siehe Anlage


Begründung:

Bezirksamt Pankow von Berlin

. 2022

An die
Bezirksverordnetenversammlung

Drucksache-Nr.:

Vorlage zur Kenntnisnahme
r die Bezirksverordnetenversammlung gemäß § 15 BezVG

Betr.: Benennungsabsicht der Straße 7 im Ortsteil Buch in „Rose-Scheuer-Karpin-Straße“

 

Wir bitten zur Kenntnis zu nehmen:

Gemäß § 15 Bezirksverwaltungsgesetz (BezVG) wird berichtet:

Das Bezirksamt hat in seiner Sitzung am 26.04.2022 folgenden Beschluss gefasst:

Es ist beabsichtigt, die bisher mit Straße 7 bezeichnete öffentliche Straße im Ortsteil Buch in „Rose-Scheuer-Karpin-Straße“ zu benennen. Die Lage der Straße ist auf dem beiliegenden Plan zu erkennen.

Begründung

Die Straße 7 befindet sich nahe dem Ortsausgang Buch in Richtung Bernau. Es handelt sich um eine kleine, asphaltierte Nebenstraße mit Siedlungscharakter.


Der Frauenbeirat Pankow regte an, diese Straße im Ortsteil Buch nach der Internistin Dr. Rose Scheuer-Karpin (1912-2013) zu benennen, die im Klinikum Buch gearbeitet hat und insbesondere älteren Bucher/innen evtl. noch aus eigenem Erleben in Erinnerung sein könnte.


Der Vorschlag des Frauenbeirates Pankow entspricht der Absicht, das Wirken von Frauen zu würdigen, die zu ihren Lebzeiten im Bezirk Pankow Bedeutsames geleistet haben.


Dem Anliegen des Bezirksamtes Pankow, den Anteil an nach Frauen benannten Straßen, Plätzen und Orten zu erhöhen (Drs. VI-1032 vom 05.05.2010), wird damit Rechnung getragen.

Neben dieser Straße befinden sich gegenwärtig noch zwei weitere Nummernstraßen in Buch im Verfahren für eine Benennung in Bearbeitung des zuständigen Straßen- und Grünflächenamtes Pankow.

Die Information der Anwohner und Anwohnerinnen zur beabsichtigten Straßenbenennung erfolgte mit Schreiben vom 24.02.2021.

Die Benennung der Straße 7 erfüllt die Voraussetzungen zur Umsetzung der Ausführungsvorschriften zu § 5 des Berliner Straßengesetzes (AV Benennung). Es handelt sich um eine öffentlich gewidmete Verkehrsfläche, deren Benennung im öffentlichen Interesse liegt (§ 2 Abs. 1 und § 5 Abs. 1 S. 1 Berliner Straßengesetz).

Die Abfrage bei den übrigen Straßen- und Grünflächenämtern Berlins und beim Amt für Statistik Berlin-Brandenburg hat ergeben, dass keine gleichen Benennungsabsichten bestehen und gleiche oder gleichlautende Straßenbezeichnungen in Berlin nicht vorhanden sind. Die statistische Schlüsselnummer lautet: 11253

Das Benennungsverfahren soll entsprechend § 5 Abs. 1 Satz 1 Berliner Straßengesetz durchgeführt werden.

Haushaltsmäßige Auswirkungen

Die Kosten für die Ausstattung der Straßennamenschilder betragen 447,11 €. Die Finanzierung erfolgt aus Kapitel 3800, Titel 52101 – Unterhaltung des Straßenlandes – im Rahmen des vorhandenen Haushaltsansatzes.

Gleichstellungs- und gleichbehandlungsrelevante Auswirkungen

Mit der Benennung der bisher mit Straße 7 bezeichneten öffentlichen Straße nach Rose Scheuer-Karpin leistet das Bezirksamt Pankow einen weiteren Beitrag, die Leistungen von Frauen, die bisher in Geschichtsschreibung und Politik nicht oder nur ungenügend Beachtung fanden, öffentlich zu machen und ihnen so eine Würdigung zuteilwerden zu lassen.

Auswirkungen auf die nachhaltige Entwicklung

keine

Kinder- und Familienverträglichkeit

entfällt

ren Benn
Bezirksbürgermeister
 

Manuela Anders-Granitzki
Bezirksstadträtin für Ordnung und
Öffentlicher Raum

Anlage
Lageplan (Anlage 1)

Kurzbiografie eingereicht vom Frauenbeirat und Fachbereich Museum/Bezirkliche Geschichtsarbeit (Anlagen 2 und 3)

Anlage 1


 

Anlage 2

vom Frauenbeirat Pankow

Dr. med. Rose Scheuer-Karpin (1912-2013)

 

Rose Scheuer wurde am 8. April 1912 in Krakau als Tochter einer jüdischen Kaufmannsfamilie geboren. Als sie ein Jahr alt war, zog die Familie in das ehemalige tschechische Freistadt an der polnischen Grenze um. Ihre ersten Spielgefährten erinnert sie sich waren Katzen. Die Liebe zu diesen Tieren sollte sie ihr Leben lang begleiten.

Sie machte im polnisch-tschechischen Oderberg heute: Bohumin Abitur. Schon frühzeitig galt ihr Interesse besonders den naturwissenschaftlichen Fächern wie Biologie und Chemie. Ab 1930 studierte sie Medizin an der Deutschen Universität in Prag. Auch ihr Mann Bruno Karpin - studierte dort. In ihren Erinnerungen schreibt sie wenig über diese Ehe und ihren Mann, den sie 1932 heiratete. Sie schildert gemeinsame Erlebnisse, Wanderungen in die Alpen und eine Reise nach Dresden noch vor Beginn des Studiums. Dann erklärt sie, dass ihr Mann die Emigration überlebt habe, aber recht bald nach dem Krieg in Prag gestorben sei.

1937 ging sie als Assistenzärztin ins mährische Ostrau (heute Ostrava). Als Jüdin, organisiert in linksorientierten Gruppen, stieß sie in mährisch Ostrau bald auf Repressalien und wurde aus ihrer Arbeitsstelle vertrieben. Sie wurde Teil der Widerstandsbewegung, half z.B. einem deutschen Flüchtling nach dem deutschen Einmarsch in Ostrava über die Grenze in den polnischen Teil der Stadt. Später floh sie selbst über die gleiche Stelle in den polnischen Teil Ostraus und hoffte auf die Ausreise.

1939 gelang es ihr, ein Visum nach Großbritannien zu erhalten und sie flüchtete nach England. Sie arbeitete in Greenwich in einem Krankenhaus und lehrte an der "Medical School" für Frauen.
Nach dem Kriegsende kehrte sie in die damalige Tschechoslowakei zurück. Dort erlebte sie Ungerechtigkeiten, die sich auch gegen einst verfolgte deutsche Jüdinnen und Juden richteten. Etwa 1950 bewarb sie sich in Berlin-Buch und arbeitete dort als Chefärztin einer Internistischen Abteilung.

Schon immer war sie eine engagierte Katzenfreundin und interessierte sich auch für die Katzenzucht. Die Vererbungslehre war Bestandteil ihres wissenschaftlichen Forschungsinteresses. In den weiten Parkanlagen der Hufeland-Klinik fand sie eine sehr speziell aussehende Katze, mit einem sehr lockigen Fell. Durch Zucht gelang es ihr zu belegen, dass das gelockte Fell rezessiv vererblich ist, das bedeutet, dass beide Tiere das Locken-Gen in sich tragen müssen.
 

1970 entschloss sich Dr. Rose Scheuer-Karpin, aus der DDR auszureisen. Als Gründe nennt sie einen nach wie vor verdeckt vorhandenen Antisemitismus, der auch bei der Konkurrenz um Stellen zum Tragen kam. Sie ging zunächst nach Israel, wo auch eine Cousine ihr Zuhause hatte. Später lebte sie 15 Jahre lang wieder in England. Nach Deutschland kehrte sie 1986 zurück, weil sie nur hier ihre Rente beziehen konnte. Sie zog nach Öhringen in Baden-Württemberg, denn hier kannte sie die Frau ihres früheren Kollegen Benzing.

"Meine Memoiren heißen Katzen, Mikroskope und Musik", erklärte Dr. Rose Scheuer-Karpin in einem Interview. Sie verbrachte den Alltag mit der Zucht von Pflanzen, guter Musik und las gern Stücke von Shakespeare. Sie gilt als die Begründerin der Rexkatzen-Zucht in Deutschland. Im Jahr 2013 starb sie mit hundert Jahren in Öhringen.

 

Quellen:

Biografische Aufzeichnungen im Internet. Rosa Scheuer-Karpin: „Unter Kaiser und König und danach“ https://german-rex.lima-city.de/Karpin/karpin.htm sowie Transkript ihres Interviews mit der Shoa-Foundation und der Freien Universität Berlin unter www.transcripts.vha.fu-berlin.de/pdf/17229_converted.pdf


Anlage 3

 

von Kult Gesch L

an

Abt. Stadtentwicklung

Straßen- und Grünflächenamt

SGA 141

 

Betr.: Benennungsantrag für Nummernstraße 7 im Ortsteil Berlin-Buch

 

Hier: Stellungnahme zum Vorschlag der Benennung nach der Internistin Rose Scheuer-Karpin, geb. Scheuer (1912 in Krakau – 2013 in Öhringen)

 

Stadträumliche Lage:

kleine asphaltierte Nebenstraße mit Siedlungscharakter, gelegen an der Zepernicker Straße nahe der Landesgrenze zu Brandenburg, ca. 2 Kilometer vom Ortskern Berlin-Buch entfernt.

 

Historischer Sachverhalt:

Rose Scheuer wurde am 8. April 1912 in Krakau als Jüngere von zwei Geschwistern der Kaufmannsfamilie Scheuer geboren. Ihre Eltern waren Kleinhändler galizischer Herkunft. Im liberal regierten nördlichen und westlichen Teil der KuK Monarchie Österreich-Ungarns, räumte man allen Nationalitäten Gleichberechtigung ein. Krakau entwickelte sich in der Folge zu einem Zentrum polnischer Kunst und Kultur.

Bereits ein Jahr nach der Geburt der Tochter zog die Familie von Krakau nach Freistadt. Der Bezirk Freistadt (tschechisch: Politický okres Fryštát, polnisch: Powiat polityczny Frysztat) war ein Politischer Bezirk in Österreichisch-Schlesien. Sein Gebiet umfasste Teile des Olsa-Gebiets (Ostschlesien, Teschner Schlesien) in den heutigen Staaten Tschechien (Moravskoslezský kraj, Okres Karviná) und Polen (Woiwodschaft Schlesien, fünf Dörfer im Powiat Cieszyński). Freistadt (heute Fryštát, ein Stadtteil von Karviná in Tschechien) war auch Sitz der Bezirkshauptmannschaft. Nach dem Ersten Weltkrieg wurde der Bezirk abwechselnd von der Tschechoslowakei und Polen beansprucht und verwaltet.

 

Rose Scheuer-Karpins Kindheitserinnerungen an Freistadt gewähren einen Einblick in ein jüdisches Milieu der östlichen Donaumonarchie zu Beginn des 20. Jahrhunderts. So schildert sie, der ärmeren wirtschaftlichen Verhältnisse ihrer Familie zum Trotz, die stete kulturelle Orientierung Ihrer Eltern am Bürgertum, die Hochschätzung von Bildung sowie der Deutschen Kultur. Diese Einstellung und der Erfolg des Familienbetriebes, führten dazu, dass Rose Scheuer im Laufe ihrer ersten Lebensjahre in einer relativen, wirtschaftlichen Unabhängigkeit und einem geistig-kulturellem Milieu aufwuchs. Nach bestandener Eignungsprüfung besuchte sie das Gymnasium im polnisch-tschechischen Oderberg, heute Bohumin. Das besondere Interesse für Biologie und Chemie bestimmte seit 1930 ihren weiteren Werdegang an der deutschen Karls-Universität in Prag, wo sie das Medizinstudium aufnahm. Während ihrer Studienzeit gehörte sie dem jüdisch zionistisch sozialistischen Jugendbund Blau Weiß an. In Prag lernte sie auch ihren späteren Ehemann Bruno Karpin kennen, den sie 1932 heiratete.

 

Nach Beendigung ihres Studiums, begann Rose Scheuer-Karpin 1936 ihre ärztliche Laufbahn an der Klinik für Innere Krankheiten des Allgemeinen Krankenhauses der Medizinischen Fakultät der Universität in Prag. Der Versetzung ihres Mannes Bruno folgend, bewarb sich Rose Scheuer-Karpin 1937 an der Staatlichen Prosektur in Ostrau/Mähren (heute Ostrava/Tschechien) für eine Anstellung als Assistenzärztin in der Pathologie. Später leitete sie hier den klinisch-bakteriologischen und epidemiologischen Bereich. Nachdem die Nationalsozialisten im März 1938 Österreich besetzten, wurde in Folge des Münchner Abkommens das tschechische Gebiet Schlesiens überwiegend dem Deutschen Reich angegliedert und gehörte von 1939 bis 1945 zum Regierungsbezirk Troppau des Reichsgaus Sudetenland. Ein kleiner Streifen entlang der bisherigen polnischen Grenze, das Olsa-Gebiet, kam zu Polen. Es wurde in die Woiwodschaft Schlesien (s. o.) einbezogen (bis 1945 die bis 1938 bestehende tschechisch-polnische Grenze wiederhergestellt wurde). Der nicht annektierte tschechische Teil im Raum von Schlesisch Ostrau und Friedeck gehörte ab 1939 zum Protektorat Böhmen und Mähren. Das Olsa-Gebiet indem Freistadt der Wohnort von Rose Scheuer-Karpin lag, wurde zu dieser Zeit territorial von ihrem Arbeitsort dem tschechischen Teil von Schlesisch Ostrau getrennt. Dieser Umstand ermöglichte ihr, nicht nur den täglichen Grenzübertritt via genehmigten Passierschein, sondern auch eine Fristverlängerung für die Ausübung ihrer Tätigkeit als jüdische Ärztin. Ein Jahr später wurde das Olsa-Gebiet als Teil von Polnisch-Schlesien mit der Besetzung Polens und dem Ausbruch des Zweiten Weltkrieges 1939 vom Deutschen Reich annektiert. Die 26jährige Ärztin wurde gezwungen, ihre Arbeit in der Staatlichen Prosektur zu Ostrau mit sofortiger Wirkung aufzugeben.

Im Zuge des Zweiten Weltkrieges wurde Rose Scheuer-Karpin Teil einer Widerstandsbewegung und half, einem deutschen Flüchtling über die Grenze in den polnischen Teil Ostraus. Später ergriff sie auf vergleichbarem Wege auch die eigene Flucht. Noch im ersten Kriegsjahr gelang es ihr und Ihrem Mann, ein Visum nach Großbritannien zu erhalten. Kurz nach der geglückten Ausreise, verstarb Bruno Karpin.

Rose Scheuer-Karpin arbeitete bis zum Kriegsende 1945 in einem Krankenhaus in Greenwich bei London und lehrte an der „Medical School“ für Frauen.

Bevor Rose Scheuer-Karpin ihren Weg nach Dresden und danach Berlin-Buch fand, kehrte sie 1945 zunächst in die Tschechoslowakei zurück. Hier sah sie sich jedoch mit neuerlichem Antisemitismus gegenüber deutschen Juden konfrontiert.

1946 bemühte sie sich um eine Anstellung als Internistin in der sowjetisch besetzen Zone. Sie gelangte zunächst als Aussiedlerin in die Stadt Pirna und kam hier in Quarantäne. Im Anschluss arbeitete sie am Johannstädter Krankenhaus in Dresden, der heutigen Medizinischen Akademie. Dort war sie für das Zentrallabor zuständig. Ein von ihr wahrgenommener, versteckter Antisemitismus bewog sie zu kündigen. Anschließend arbeitete sie beim Landesgesundheitsamt Dresden.

Seit 1950 war Rose Scheuer-Karpin am Klinikum Buch als Chefärztin einer Internistischen Abteilung tätig. Ihre bisherigen Erfahrungen brachte sie beim Auf- und Ausbau des diagnostischen und bakteriologischen Laboratoriums ein. Nach Beendigung des sog. Slánsky-Prozesses in Prag im Jahre 1952, einem Schauprozess gegen 14 Mitglieder der Kommunistischen Partei der Tschechoslowakei, darunter elf Juden, die der Teilnahme an einer trotzkistisch-titoistisch-zionistischen Verschwörung angeklagt und verurteilt wurden, registrierte Rose Scheuer-Karpins ebenfalls zunehmenden Antisemitismus in der DDR, der sich auch im Verhalten ihrer Kollegen und Vorgesetzten ihr gegenüber zeigte. Diese Erfahrung beeinträchtigte auch danach ihre berufliche Situation.

Im Jahre 1967, als dies für sie altersbedingt möglich war, beantragte Rose Scheuer-Karpin die Ausreise aus der DDR. Zwei Jahre später siedelte sie nach England über. Aufgrund des ihr zustehenden Rentenbezuges kehrte Rose Scheuer-Karpin 1986 nach Deutschland zurück. Sie lebte zuletzt in Öhringen/Baden Württemberg und verstarb im Alter von 100 Jahren.

 

Bewertung:

Die Biografie und Lebensleistung von Rose Scheuer-Karpin (in manchen Quellen auch Rosa geschrieben) spiegelt in vielfältiger Weise die Brüche und Verwerfungen des 20ten Jahrhunderts wider. Bereits früh machte sie die Erfahrung, je nach Grenzverschiebungen, in Polen, Tschechien, oder Deutschland eigentlich in mehreren Ländern und deren Kulturen parallel zu Hause zu sein. Aufgewachsen in einem jüdischen Milieu der östlichen Donaumonarchie zu Beginn des 20. Jahrhunderts, schafft sie nach dem Besuch der Bürgerschule die Aufnahmeprüfung für das Real- und Reformgymnasium. Mit 18 Jahren begann Rose Scheuer-Karpin im Jahre 1930 in Prag das Studium der Medizin, begründete 1936 ihre ärztliche Laufbahn und erhielt 1937 in Ostrau/Mähren eine Anstellung als Assistenzärztin in der Pathologie. Dort leitete sie wenig später den klinisch-bakteriologischen und epidemiologischen Bereich. Mit der nationalsozialistischen Annexionspolitik seit 1938 war Rose Scheuer-Karpin von Berufsverbot betroffen und Verfolgungen ausgesetzt. Dagegen wehrte sie sich und leistete Widerstand. Die geglückte Flucht nach England begründete für sie einen beruflichen Neuanfang als Ärztin und Dozentin. Nach Kriegsende kehrte sie zunächst in die neugegründete Tschechoslowakei zurück, um sich dann um eine Arbeitsstelle in der sowjetisch-besetzten Zone Deutschlands zu bewerben.

Seit 1950 arbeitete Rose Scheuer-Karpin bis zu ihrer Pensionierung im Jahre 1970 am Klinikum Buch als Chefärztin einer Internistischen Abteilung. Sie veröffentlichte Aufsätze und Beiträge u.a. zu Entzündungen der Lymphknoten und karzinombedingte Erkrankungsbilder.

Im Laufe ihrer Wirkungszeit in Berlin-Buch entwickelte sich die Vererbungslehre bei Katzen zu einem nicht unerheblichen Bestandteil ihres wissenschaftlichen Forschungsinteresses. U.a. gilt Sie als die Begründerin der Rexkatzen-Zucht (Lockenkatzen).

Rose Scheuer-Karpin arbeitete und wirkte zwanzig Jahre lang in Berlin-Buch und zeitweise auch in England und Israel. Sie mit einer Straßenbenennung zu ehren, würdigt damit nicht nur ihre fachliche Arbeit, sondern verschafft zugleich auch ihren erzwungenen und gewählten unterschiedlichen Lebensstationen einen bleibenden Ort der Erinnerung. Ihrer Arbeit in Buch wäre posthum auch im doppelten Sinne gewürdigt, zumal sie hier mit der Katzenzucht begann und zur Begründerin der German Rex Zucht wurde, wofür sie bis heute internationale Anerkennung in Fachkreisen der Katzenzucht genießt.

 

Der Straßenbenennung ist nach Prüfung der vorliegenden, wenn auch ausschließlich autobiografischen Quellen, zuzustimmen.

 

Quellen:

Scheuer-Karpin, Rose: „Die Geschichte der German Rex“, 2007. Online unter: https://german-rex.lima-city.de/Geschichte/geschichte.htm, abgerufen am 24.4.2020

 

Scheuer-Karpin, Rose: „Unter Kaiser und König und danach 1912-1959“, Autobiographischer Bericht, nach 1987. Veröffentlicht auf der Homepage des Bundesinstituts für Kultur und Geschichte der Deutschen im östlichen Europa (BKGE). Online unter: https://www.bkge.de/Projekte/Zeitzeugenberichte/Ausgewaehlte-Berichte/Unter-Kaiser-und-Koenig-und-danach-1912-1959-Boehmen-Freistadt.php. abgerufen am 24.04.2020

 

Scheuer-Karpin, Rosa: Zeitzeugeninterview vom 07.07.1996. Im Rahmen der USC Shoah Foundation (Institute for Visual History and Education, formerly Survivors of the Shoah Visual History Foundation). Online unter: https://collections.ushmm.org/search/catalog/vha17229, abgerufen am 24.04.2020

 

Bürgermeisteramt Pfedelbach – Melderegister, Mail vom 22.1.21

 

Interview mit der ehemaligen Schwesternschülerin Christel Dockhorn am 12.4.21

 

Berlin, den 25.1.22

 

gez.

Bernt Roder

 

 
 

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