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Drucksache - IX-0201
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siehe Anlage Begründung:
Vorlage zur Kenntnisnahme Umnutzung der ehemaligen Industriebahntrasse Tegel-Friedrichsfelde Wir bitten zur Kenntnis zu nehmen: Gemäß § 15 Bezirksverwaltungsgesetz (BezVG) wird berichtet: Das Bezirksamt hat in seiner Sitzung am 15.03.2022 folgende Beschlüsse gefasst:
Begründung Die Industriebahntrasse der Niederbarnimer Eisenbahn - NEB - wurde in den Jahren 1907 und 1908 errichtet. Sie führte einst von der Wriezener Bahn bei Friedrichsfelde bis zum Tegeler Hafen. Die Eisenbahnstrecke liegt seit 2001 brach. Im Jahr 2007 wurde die Trasse von den Betriebszwecken als Kleinbahn entbunden. Die NEB beabsichtigt, die zugeordneten Grundstücke zu veräußern. Noch besteht die historische Gelegenheit, den größten Teil der ehemaligen Kleinbahntrasse für eine Umnutzung als Grün- und Biotopverbindung zu sichern. Bezirksübergreifend sind die Potenziale hierfür überwiegend noch vorhanden. Lage und Ausdehnung der alten Industriebahntrasse Die Trasse führt durch die Berliner Bezirke Reinickendorf, Pankow, Lichtenberg und Marzahn-Hellersdorf. Die gesamte Länge beträgt ca. 23 km, wovon sich ca. 10,3 km im Bezirk Pankow befinden. Im Bezirk Pankow verbindet die Trasse die Ortsteile Rosenthal, Französisch-Buchholz, Blankenburg, Heinersdorf und Weißensee. Die stillgelegte Eisenbahnstrecke erreicht den Bezirk Pankow an der Bezirksgrenze Reinickendorf nördlich des Evangelischen Friedhofs Rosenthal. Von dort verläuft die Strecke auf der Höhe der Ortsteilgrenze zwischen Rosenthal und Blankenburg nördlich des Heilkräuterweges. Der weitere Verlauf führt südwestlich des Nordgrabens Richtung Südost. Südlich des Pankebeckens wird die Panke gequert. Nach einer Führung westlich der Midgardstraße knickt der Verlauf auf Höhe der Rennbahnstraße in Weißensee Richtung Osten ab und durchquert das Gewerbegebiet Berliner Allee. Östlich der Straße „An den Feldtmanngärten“ verlässt die Trasse den Bezirk Pankow Richtung Lichtenberg. Abstimmungen zur Nachnutzung der Industriebahntrasse Die Taskforce „Stadtquartiere und Entwicklungsräume“ der damaligen Senatsverwaltung Stadtentwicklung und Wohnen (SenSW) hat am 16.03.2020 die Flächensicherung und Entwicklung der alten Industriebahntrasse angeregt. Seitdem tagt eine ressortübergreifende Arbeitsgruppe der Senatsverwaltung zusammen mit Vertretern der jeweiligen Bezirke. Im Bezirk Pankow besteht zudem eine ämterübergreifende Arbeitsgruppe. Die Senatsverwaltung für Umwelt, Mobilität, Verbraucher- und Klimaschutz hat sich zur Federführung für den Prozess bekannt und plant für das Jahr 2022 die Ausschreibung einer "Konzeptstudie zur Umnutzung der Flächen der ehemaligen Industriebahntrasse Tegel-Friedrichsfelde". Es handelt sich um eine zweistufige Prüfung. Momentan werden die bisher vorliegenden Erkenntnisse zusammengetragen. In einem zweiten Schritt wird die Trassenführung gesamtstädtisch konkretisiert. Vorgespräche mit der NEB zum Flächenerwerb fanden inzwischen statt.
Übergeordnete gesamtstädtische und bezirkliche Planungsgrundlagen In den gesamtstädtischen Plänen gibt es derzeit nur sehr begrenzt Aussagen zu der hier angestrebten Industriebahnnachnutzung. Im aktuellen Berliner Flächennutzungsplan (FNP) (letzte Änderung am 22. Dezember 2020) ist die Industriebahntrasse nicht mehr dargestellt. Hilfreich für die Entwicklung einer Grünverbindung wäre die FNP-Darstellung einer linearen Grünfläche, wie sie bereits im Bezirk Lichtenberg existiert. Das Landschaftsprogramm Berlins unterstützt die Entwicklung von Verbindungsbiotopen in Teilbereichen der alten Industriebahntrasse. Der Stadtentwicklungsplan Wirtschaft 2030 weist entlang der Trasse zwei gewerbliche Bauflächen (Heinersdorf und Berliner Allee) mit landesweiter Bedeutung als Wirtschafts- und Industriestandort aus. Durch den Ausbau der alten Trasse als Grünverbindung kann Erreichbarkeit dieser bedeutsamen Gewerbegebiete per Fuß und per Rad verbessert werden. Durch die Entwicklung der Industriebahntrasse als Fuß- und Radweg in Verbindung mit begleitendem Biotopverbundstreifen werden die Ziele des vom Bezirksamt Pankow von Berlin am 16.07.2019 beschlossenen (BA-Beschluss Nr. VIII-0973/2019) bezirklichen Biotopverbundkonzeptes gestärkt. Darüber hinaus können sich im Rahmen der Qualifizierung dieser grünen Infrastruktur Kompensationspotentiale ergeben, die den Eingriffsvorhaben (Wohnungsbau, weitere Infrastrukturmaßnahmen) im Bezirk Pankow zugeordnet werden können. In der Pankower BVV-Drucksache VIII-1418 "Luftschlösser aufgeben - Stadtquartiere und Siedlungsschwerpunkte sinnvoll an den Panke Trail anbinden“ heißt es: "Das Bezirksamt wird ersucht, sich dafür einzusetzen, dass innerhalb der Ortsteile eine gute Anbindung des Radverkehrs an den Panketrail sichergestellt wird." Die alte NEB-Industriebahntrasse verbindet in ihrem tangentialen Verlauf insgesamt drei geplante Radschnellwege in Reinickendorf, Pankow und Lichtenberg. Die Ertüchtigung dieser Trasse für den Radverkehr ist ein Beitrag im Sinne dieses Beschlusses. Verbindliche Bauleitpläne im Trassenbereich Im Verlauf der Industriebahntrasse befinden sich im Bezirk Pankow sieben eingeleitete Bebauungsplanverfahren. Keiner dieser Pläne hat zu diesem Zeitpunkt eine Rechtskraft erreicht. Zwei Bebauungsplanverfahren haben das ausgesprochene Ziel, die Industriebahntrasse als Grünverbindung zu sichern:
Teilabschnitte der ehemaligen Industriebahntrasse liegen innerhalb der Gebietskulisse für die Vorbereitenden Untersuchungen (VU) zum geplanten neuen Stadtquartier "Blankenburger Süden". Für diesen Bereich liegt die Planungshoheit gemäß § 9 AGBauGB bei der Senatsverwaltung für Stadtentwicklung, Bauen und Wohnen. Analog zur Abgrenzung der VU wurde 2017 für das Gebiet eine Vorkaufsrechtsverordnung erlassen. Für das geplante neue Stadtquartier wurde 2021 ein Struktur- und Nutzungskonzept erarbeitet und am 20.07.2021 beschlossen. Es umfasst Teilflächen der ehemaligen Industriebahntrasse. Überlagerungen mit bestehenden bzw. geplanten verkehrlichen Infrastrukturen
Der Verlauf der ehemaligen Industriebahntrasse überlagert sich teilweise mit bestehenden und geplanten verkehrlichen Infrastrukturen:
Die Entwicklung der Trasse kann sich begünstigend auf das Verkehrsnetz des Umweltverbundes auswirken. Der im November 2021 vom Senat beschlossene Radverkehrsplan enthält die Strecke zwar nicht im Vorrangnetz. Eine Wegeverbindung mit einem Nutzungsrecht für den Radverkehr wäre aus Sicht der Verkehrsplanung des Senats aber sinnvoll. Konzeptionelle Vorüberlegungen Bisher liegen zur Vorprüfung der Machbarkeit Ausarbeitungen des Umwelt- und Naturschutzamtes sowie des Straßen- und Grünflächenamtes das Bezirksamtes Pankow von Berlin vor. Die Studie des Umwelt- und Naturschutzamtes Pankow von Berlin „Schaffung einer neuen grünen Infrastruktur im Bezirk Pankow“ vom Juni 2017 hat die Realisierung einer grünen Infrastruktur auf der Industriebahntrasse untersucht. Der Begriff „grüne Infrastruktur“ umfasst die Nutzung für Radfahrer und Fußgänger und die Integration von wegbegleitenden Aufenthalts-, Spiel- und Sportangeboten. Auch das Potenzial zur Entwicklung von Biotopverbindungen im Zuge eines übergeordneten Biotopverbundes wurde untersucht. Die durchgehende Nutzung der Industriebahntrasse wird von Westen kommend zumindest bis zur Romain-Rolland-Straße (Höhe Grenze zu Weißensee) für möglich gehalten. Das bezirkliche Biotopverbundkonzept stellt Teile der ehemaligen Industriebahntrasse als Verbindungsfläche insbesondere für die Zielart Zauneidechse dar, die auf die Förderung trockener Saumstrukturen angewiesen ist. Die wegebegleitenden Grünflächen würden sich insbesondere für die Anlage von offenen und halboffenen Biotopen anbieten. In sonnenexponierten Bereichen lassen sich durch eingesäte Blühwiesen darüber hinaus auch Bestäuber wie Wildbienen und Tagfalter fördern. Durch Neupflanzung von gebietsheimischen standortgerechten Laubbäumen werden zudem die Zielarten Fledermäuse gefördert, da diese zur Biotopvernetzung beitragen und die Isolation vorhandener Kernflächen (naturnahe Grünanalgen) mindern. Die Untersuchung des bezirklichen Straßen- und Grünflächenamtes vom Januar 2020 hat das Potenzial der Trasse für den Rad- und Fußverkehr genauer untersucht. Vorgehensweise Die oben genannten Untersuchungen stellen bereits eine gute Arbeitsgrundlage für den Bezirk Pankow dar. Die Gewährleistung der Flächenverfügbarkeit sowie die planungsrechtliche Sicherung der Flächen sind prioritär beim weiteren Vorgehen. Ein abgestimmtes Konzept, welches die grundsätzliche Machbarkeit des Vorhabens konzeptionell unterlegt, soll die Arbeitsgrundlage für weitere Maßnahmen zur Herstellung der Flächenverfügbarkeit sein. Wie bereits zuvor erläutert, hat sich die Senatsverwaltung für Umwelt, Mobilität, Verbraucher- und Klimaschutz (SenUMVK) bereit erklärt, die Federführung für die Erstellung einer "Konzeptstudie zur Umnutzung der Flächen der ehemaligen Industriebahntrasse Tegel-Friedrichsfelde" zu übernehmen. Die inhaltliche und finanzielle Unterstützung wurde von verschiedenen Stellen auf Bezirks- und Senatsebene in Aussicht gestellt. Fazit Die Entwicklung einer Grün- und Biotopverbindung im Bereich der ehemaligen Industriebahntrasse hat potenziell viele positive Auswirkungen. Hierzu zählen die gestalterische und funktionale Aufwertung bestehender Grün- und Freiräume, die Erhöhung der Biodiversität, der allgemeinen ökologischen Wertigkeit der Flächen sowie die Förderung von Biotopverbundräumen. Durch die Möglichkeit der Schaffung von neuen Angeboten für den naturschutzfachlichen Kompensationsbedarf kann voraussichtlich der Mangel an Ausgleichsflächen gemindert werden. Mit der Schaffung einer relativ geradlinig, gut ausgebauten und in großen Teilen unabhängig vom Kfz-Verkehr verlaufenden Radverkehrsführung steht ein neuer attraktiver Verkehrsweg zur Verfügung. Der Verlauf durch urbane und intensiv bebaute Gebiete erleichtert eine Verbesserung der alltäglichen Arbeits-, Schul- und Freizeitwege. Die Trasse als Teil einer benutzerfreundlicheren Radverkehrsinfrastruktur ist ein wertvoller Beitrag für die Stärkung einer zukunftsfähigen Mobilität in Pankow. Um ein abgestimmtes Vorgehen zur Flächensicherung anzuschieben, ist nun ein entsprechender Beschluss zu fassen, mit der eine grundsätzliche Unterstützung des Vorhabens durch den Bezirk Pankow zum Ausdruck gebracht wird. Haushaltsmäßige Auswirkungen Für die Umsetzung der Maßnahme entstehen zurzeit nicht konkret zu beziffernde Kosten. Die Studie wird von der Senatsverwaltung für Umwelt, Mobilität, Verbraucher- und Klimaschutz (SenUMVK) vergeben. Hierzu werden von SenUMVK bisher maximal 180.000 € eingeplant. Eine Konkretisierung der Kosten erfolgt, wenn die Kosten mit entsprechenden Angeboten unterlegt wurde. Die Ausschreibung der Leistung ist von SenUMVK für das zweite Halbjahr 2022 geplant. Bezüglich der Kofinanzierung haben verschiedenen Stellen der Senatsverwaltung bereits Finanzierungszusagen gemacht. Beteiligen werden sich ggf. auch andere Bezirke, durch welche die ehemalige Industriebahntrasse verläuft. Eine entsprechende Finanzierungsvereinbarung für die Machbarkeitsstudie liegt dem Bezirksamt im Entwurf vor. Das Bezirksamt Pankow beteiligt sich mit 10.000 €. Die Finanzierung wird - vorbehaltlich der Verfügbarkeit der benötigten Mittel - aus der Sonderzuweisung Wohnungsbau, Kapitel 4201, Titel 54010, UK 100 erfolgen. Gleichstellungs- und gleichbehandlungsrelevante Auswirkungen keine
siehe Musterblatt und folgend: Die Ertüchtigung der Industriebahntrasse zu einer Grün- und Biotopverbindung kann zahlreiche positive Auswirkungen auf die nachhaltige Entwicklung im Bezirk Pankow haben. Dazu gehört u. a. die Stärkung der Biodiversität, die Reduzierung des CO2-Aufkommens sowie die Verkehrslärmreduzierung. Durch die Schaffung einer Verkehrsinfrastruktur für umweltfreundliche Verkehrsmittel werden die Auswirkungen auf den Klimaschutz überwiegend positiv eingeschätzt (Beschluss zur Drucksache VIII-0916 vom 14.08.2019, „Pankow erklärt den Klimanotstand“). Die Maßnahme ist im Sinne folgender Ziele auf Landesebene:
Kinder- und Familienverträglichkeit Die Verbesserung von Fahrrad- und Fußwegen eröffnet vor allem Familien, welche aufgrund eines geringen Einkommens kein PKW haben, eine bessere Mobilität. Insbesondere Schulwege, Arbeitswege, Freizeit- und Einkaufswege können durch die Maßnahme entsprechend qualifiziert werden. Das Fahrradfahren jenseits der PKW-dominierten Straßen erleichtert insbesondere Fahranfängern den Einstieg in die Fahrradnutzung. Sichere Rad- und Fußwege fördern die eigenständige Mobilität von Kindern und Jugendlichen und entlasten die Eltern. Die Aufwertung von Grünflächen erhöht die wohnungsnahe Grünversorgung und das wohnungsnahe Spielangebot im öffentlichen Raum.
Verkehrsverletzten um 30 %, der Verkehrstoten um 40 % (StEP Verkehr, 2011)
Musterblatt Auswirkungen von Bezirksamtsbeschlüssen auf eine nachhaltige Entwicklung im Sinne der Lokalen Agenda 21
Entsprechende Auswirkungen sind lediglich anzukreuzen.
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