Siehe Anlage

Bezirksamt Pankow von Berlin                                                                             .09.2009

 

An die

Bezirksverordnetenversammlung                                          Drucksache-Nr.:

                                                                                                in Erledigung der

                                                                                                Drucksache Nr.: VI-0668/09

 

 

Vorlage zur Kenntnisnahme

für die Bezirksverordnetenversammlung gemäß § 13 BezVG

 

 

Schlussbericht

 

 

Pankow im Fokus: Deutsche Geschichte ernst nehmen

 

 

 

Wir bitten zur Kenntnis zu nehmen:

 

In Erledigung des in der 25. Tagung am 17.06.2009 angenommenen Ersuchens der Bezirksverordnetenversammlung – Drucksache Nr.:VI-0668/09

 

Die BVV möge beschließen:

Dem Bezirksamt wird empfohlen, anlässlich des 20 Jahrestages der Öffnung der deutsch-deutschen Grenze sich beim Senat dafür einzusetzen, dass dem Thema DDR-Diktatur und den daraus resultierenden Ungerechtigkeiten an den Berliner Schulen mehr Bedeutung beigemessen wird.

 

Konkrete Aktivitäten könnten z.B. sein, dass insbesondere für Klassen höherer Jahrgänge ein Besuch der Gedenkstätte Hohenschönhausen beworben wird, oder dass Pädagogen angeregt werden, mit Klassen Projekte zu jugendlichen Berliner Maueropfern (z.B. Peter Fechter erschossen 1962 im –Alter von 18 Jahren oder Chris Gueffroy, erschossen 1989 im Alter von 20 Jahren) zu machen.

 

wird gemäß § 13 Bezirksverwaltungsgesetz berichtet:

 

Mit Schreiben vom 15.07.2009 hatte sich das Bezirksamt in o. g. Angelegenheit an die Senatsverwaltung gewandt und darum gebeten, die Thematik in den Rahmenlehrplan-Kommissionen zu diskutieren. Das in der Sache ergangene Antwortschreiben – datiert am 24.07.2009 – wird nachfolgend im Wortlaut wiedergegeben.

 

 

„Sehr geehrte Frau Zürn-Kasztantowicz,

 

haben Sie vielen Dank für Ihr Schreiben vom 15.07.2009, in dem Sie mir den Beschluss der Bezirksverordnetenversammlung zur Kenntnis bringen, dem Thema DDR-Diktatur und den daraus resultierenden Ungerechtigkeiten an den Berliner Schulen mehr Bedeutung beizumessen.

 

Mit Freude nehme ich zur Kenntnis, dass sich die Bezirksverordnetenversammlung in Pankow aktuellen schulischen Themen annimmt und sich engagiert in die Debatte um die Auseinandersetzung zum Umgang mit dem Thema DDR- Diktatur in der Schule einbringt.

 

Ich kann Ihnen allerdings versichern, dass die Berliner Schule dem Thema DDR-Diktatur eine sehr große Aufmerksamkeit zukommen lässt mit dem Ziel, die Schülerinnen und Schüler zu einem eigenständigen und kritischen Umgang mit der DDR-Vergangenheit zu befähigen.  Dies darf allerdings nicht darüber hinwegtäuschen, dass sich das Problem der partiell zu beobachtenden nachträglichen Verklärung der DDR-Diktatur in der öffentlichen Diskussion auch bei den Schülerinnen und Schülern widerspiegelt und so eine kritische schulische Auseinandersetzung durchaus erschwert.

 

Vor diesem Hintergrund wurden von meinem Vorgänger und mir eine Reihe von Maßnahmen eingeleitet, welche die Schulen in ihren Bemühungen um einen angemessenen Umgang mit der DDR-Vergangenheit unterstützen.

 

Bereits im Unterricht Doppeljahrgangsstufe 5/6 der Grundschule werden die notwendigen Grundlagen für ein freiheitliches Demokratieverständnis geschaffen, das als Voraussetzung für die Auseinandersetzung mit diktatorischen Regimen angesehen werden muss.

 

Sowohl in der Sekundarstufe I als auch in der gymnasialen Oberstufe ist die Auseinandersetzung mit der Geschichte der DDR in den Rahmenlehrplänen verankert wie auch der obligatorische Besuch von außerschulischen Lernorten, zu denen selbstverständlich auch die Berlin-Brandenburgischen DDR-Gedenkstätten gehören. Im Rahmen der Eigenständigkeit der Berliner Schulen bleibt es den Schulen bzw. den Fachkonferenzen allerdings vorbehalten zu entscheiden, welche außerschulischen Lernorte wie Museen oder Gedenkstätten aufgesucht werden.

 

In der Gedenkstätte Berlin-Hohenschönhausen, der für die Auseinandersetzung mit dem Unterdrückungsapparat der DDR eine besondere Bedeutung zukommt, sind drei Gedenkstättenlehrer mit je 13/26 Stundendeputat von mir mit der Betreuung von Schülerinnen und Schülern sowie mit der Durchführung von Seminarveranstaltungen beauftragt worden. Diese Seminarkurse dienen u.a. auch der Vorbereitung von Schülerinnen und Schülern auf die Erstellung von Seminararbeiten zu Themen mit DDR-Bezug im Rahmen der 5. Prüfungskomponente im Abitur.

 

Fortbildungen für Berliner Lehrkräfte zum Thema DDR-Diktatur werden sowohl zentral als auch in den Regionen angeboten. Dabei wird u.a. auch kooperiert mit folgenden Institutionen historisch-politischer Bildung:

 

§         Der Berliner Landesbeauftragte für die Unterlagen des Staatssicherheitsdienstes  der ehemaligen DDR

§         Die Bundesbeauftragte für die Unterlagen des Staatsicherheitsdienstes der ehemaligen Deutschen Demokratischen Republik

§         Berliner Dokumentationszentrum Berliner Mauer

§         Deutsches Historisches Museum

§         Erinnerungsstätte Notaufnahmelager Marienfelde

§         Gedenkstätte Buchenwald-Weimar (u. a. Speziallager)

§         Gedenkstätte Berlin-Hohenschönhausen

§         Gedenkstätte und Museum Sachsenhausen (u.a. Speziallager)

§         Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge

§         Deutsch-Russisches Museum Karlshorst

 

Auch bei der Bereitstellung von Unterrichtsmaterialien für die Berliner Schule stellt der Themenkomplex DDR seit Jahren einen Schwerpunkt dar. Vor allem durch die Kooperation mit den Berliner Institutionen der historisch-politischen Bildung konnten Handreichungen erarbeitet werden.

 

So zum Beispiel:

·         Hans-Norbert Burkert / Christoph Hamann,

„Völker der Welt, schaut auf Berlin!“. Blockade und Luftbrücke 1948/49. Berlin 1998 (Auflage 2000)

·         Christoph Hamann,

Demokratie in Berlin. Orte, Ereignisse, Wendepunkte 1918-2000.  Teetz  2001 (darin: Mauer, Maueropfer, Rechtssprechung; Alexanderplatz 4.11.1989;  Auflage: 1000)

·         Elena Demke/Christoph Hamann/Falco Werkentin,

Der 17. Juni 1953. Eine Handreichung für den Unterricht.  Berlin 2003 (Auflage:  4000)

·         Gedenkstätte Hohenschönhausen/LISUM Hg.  Politische Verfolgung in der DDR. Die zentrale Untersuchungshaftanstalt Berlin-Hohenschönhausen – das  zentrale Untersuchungsgefängnis der Staatssicherheit. Material für den Unterricht. Berlin 2004.

(liegt nur als digitale Version vor; siehe www.lisum.de).

·         Hamann, Christoph / Janowitz, Axel, Hg.  Feindliche Jugend? Verfolgung und Disziplinierung Jugendlicher durch das Ministerium für Staatssicherheit: Unterrichtseinheiten zu ausgewählten Fällen.  Hg. im Auftrag des Berliner Landesinstitut für Schule und Medien und der Bundesbeauftragten für die Unterlagen des Ministeriums für Staatssicherheit der ehemaligen DDR. Berlin 2006. (Auflage: 5000)

 

 

Das Landesinstitut für Schule und Medien Berlin-Brandenburg wird im Laufe des Jahres weitere Unterrichtsmaterialien zur Verfügung stellen, die als ganzes oder in Teilen DDR-Geschichte behandeln.

 

Als weitere Maßnahmen wurde bereits im vergangenen Jahr ein Kooperationsvertrag zwischen der Senatsverwaltung für Bildung, Wissenschaft und Forschung und der Bundesstiftung Aufarbeitung der DDR-Diktatur abgeschlossen, eine weiterer Vertrag mit der Bundesbeauftragten für die Unterlagen der Staatssicherheit der ehemaligen DDR ist zZt. in Vorbereitung und zum Umgang mit der DDR-Geschichte im Unterricht wurde im März dieses Jahres in Kooperation mit der Friedrich-Ebert-Stiftung eine Fachtagung für Lehrerinnen und Lehrer durchgeführt.

 

Nicht zuletzt wird Senator Zöllner alle Berliner Schulen zum 9. November zur Durchführung eines landesweiten Projekttags aufrufen.

 

Ich hoffe, ich konnte Ihnen verdeutlichen, dass die Senatsverwaltung für Bildung, Wissenschaft und Forschung alles Erdenkliche unternommen hat und auch weiterhin unternimmt, um die Lehrerinnen und Lehrer bei ihren Bemühungen zur kritischen Auseinandersetzung der Schülerinnen und Schüler mit der DDR-Diktatur zu unterstützen.

 

Mit freundlichen Grüßen

 

Claudia Zinke“

 

 

Es wird gebeten, die Drucksache als erledigt zu betrachten.

 

 

Haushaltsmäßige Auswirkungen

 

keine

 

 

Gleichstellungs- und gleichbehandlungsrelevante Auswirkungen

 

keine

 

 

Auswirkungen auf die nachhaltige Entwicklung

 

keine

 

 

Kinder- und Familienverträglichkeit

 

entfällt

 

 

 

Matthias Köhne                                               Lioba Zürn-Kasztantowicz

Bezirksbürgermeister                                     Bezirksstadträtin für   

                                                                        Gesundheit, Soziales, Schule u. Sport