Auszug - Vortrag Berufsanerkennung in Deutschland (Frau Stahl-Czechowska, Herr Jurewicz, IQ Netzwerk Berlin)   

 
 
Öffentliche/nichtöffentliche Sitzung des Partizipations- und Integrationsausschusses
TOP: Ö 4
Gremium: Ausschuss für Partizipation und Integration Beschlussart: erledigt
Datum: Di, 13.12.2022 Status: öffentlich/nichtöffentlich
Zeit: 19:30 - 21:00 Anlass: reguläre Ausschusssitzung
Raum: Haus 7, BVV-Saal
Ort: Bezirksamt Pankow von Berlin, 10405 Berlin, Fröbelstraße 17
 
Wortprotokoll

(Ab 2023 wird die IQ Beratung anders strukturiert. Qualifizierungsmaßnahmen werden das Herzstück. Anerkennungsberatung wird bei MSO und Willkommenszentrum angeboten. )

Frau Wettig fragt ob das Willkommenszentrum Pankow oder Berlin gemeint sind, welche Art Berufe anerkannt werden und was der Vorteil der Hotline ist.

Frau Stahl-Czechowska: Gemeint ist das Willkommenszentrum auf Landesebene.

Herr Jurewicz: Die allermeisten bringen eine akademische Ausbildung mit. Ich hatte auch schon Handwerker, aber nicht sehr viele. Handwerksberufe sind allerdings erst reglementiert, wenn jemand als Meister sein eigenes Geschäft aufmachen will. Als einfache Friseurin kann man sofort anfangen angestellt zu arbeiten.

Frau Stahl-Czechowska: Die Hotline ist eine andere Art der Beratung, das kann auch anonym laufen. Es ist eine Erstberatung. Wenn jemand intensive Beratung braucht, macht man einen Vorort-Termin.

Herr Behnke und Frau Ivanova: Wie viele der Beratung haben ins Berufsleben geführt, wenn man das überhaupt weiß.

Herr Jurewicz: Ich bekomme keine Daten darüber. Ich bekomme auch nicht viel Feedback. Meist melden sich die Menschen nur, wenn etwas schief gelaufen ist. Statistiken sind mir nicht bekannt.

Frau Stahl-Czechowska: Meines Wissens werden die nach einiger Zeit nochmal befragt, aber wie der Rücklauf ist, kann ich nicht sagen.

Frau Milkereit: Was ist der Referenzberuf, wenn es einen Beruf in Deutschland nicht gibt oder der andere Inhalte hat? Gibt die Anerkennungsberatung auch weitere Infos, z.B. dass man KV braucht etc.?

Herr Jurewicz: Um den Referenzberuf festzulegen, guckt man, wo es die größte Schnittmenge in der Ausbildung gibt. Nach der Beratung erhält der Kunde ein Beratungsprotokoll. Wenn sie Fragen zu verwandten Themen haben, z.B. Aufenthaltstitel, verweise ich an andere Beratungsstellen.

Frau Scharfenberg: Welche Berufe brauchen keine Anerkennung? Was wird eigentlich nicht anerkannt? Schickt man die Leute wieder an die Uni, wenn ihr Beruf nicht anerkannt wird?

Frau Ebrahimi: Wie werden Rechtsanwälte bei völlig anderem Rechtssystem z.B. syrische anerkannt? 

Herr Jurewicz: Es gibt zwei Arten von Berufen in Deutschland. Das sind reglementierte und nicht-reglementierte. Wenn Sie einen reglementierten Beruf haben wie z.B. Ärztin dann können Sie nicht einfach loslegen. Sie brauchen eine staatliche Anerkennung. Bei den nicht-reglementierten ist es nicht so. Sie müssen sich nicht anerkennen lassen, wenn Sie z.B. Soziologie in Italien studiert haben.

Die Trennung ist nicht akademische und nicht-akademische Berufe. Reglementiert ist z.B. der medizinische und pädagogische Bereich. Aber auch da muss man fragen, was die Person machen will. Wenn jemand z.B. Psychologin aus Chile ist, kann man sofort beraten. Sie begegnen der Reglementierung, wo Sie mit Kranken arbeiten.

Bei Anwälten kommt es darauf an, ob Sie aus der EU sind oder nicht. Aus nicht-EU-Staat haben Sie praktisch keine Chance. Aber Sie könnten als Anwältin im internationalen Recht arbeiten oder als Anwältin für das Recht ihres Landes.

Frau Wettig: Gab es Verbesserungen bei der Anerkennung? Ich hatte nach 2015 den Eindruck, dass sich einiges getan hat. Ist tatsächlich der Beruf der Erzieherin und Sozialarbeiterin voll reglementiert?

Herr Jurewicz: Ja, alles was mit Kranken oder Kindern zu tu hat. Die Lehrerin ist ein gutes Beispiel. Man braucht C2 als Lehrerin. Das ist sehr schwer. Man kann leichter als Willkommenslehrerin arbeiten. Auch bei Erzieherinnen ist die Anerkennung schwer. Man erwartet 40 Credit-Points im Studium.

Wir sind ab und zu in Kontakt mit den Anerkennungsstellen. Manchmal versuche ich zu verstehen, warum etwas nicht anerkennt wird.

Uns geht aus meiner Einschätzung sehr viel Potenzial verloren. Manchmal kann man das verstehen wie bei einem Medizinstudium. Da ist es wichtig, dass sie B2-Niveau haben und das C1-Niveau auf Fachlevel. Aber es bleibt viel Potenzial auf der Strecke.

Frau Stahl-Czechowska: Es wird das Teilprogramm Konsortium geben. Dabei geht es vor allem darum Hürden zu erkennen im Anerkennungsprozess.


 
 

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