Auszug - Vorstellung der Ideen zur kulturellen und thematischen Interimsnutzung des ehemaligen Kinos Colosseum durch die Values GmbH   

 
 
Öffentliche/nichtöffentliche gemeinsame Sitzung der Ausschüsse für Weiterbildung und Kultur sowie Stadtentwicklung, Bebauungsplanung und Genehmigungen
TOP: Ö 3
Gremien: Ausschuss für Weiterbildung und Kultur, Ausschuss für Stadtentwicklung, Bebauungsplanung und Genehmigungen Beschlussart: erledigt
Datum: Mi, 01.06.2022 Status: öffentlich/nichtöffentlich
Zeit: 19:30 - 21:30 Anlass: reguläre Ausschusssitzung
Raum: Haus 7, BVV-Saal
Ort: Bezirksamt Pankow von Berlin, 10405 Berlin, Fröbelstraße 17
 
Wortprotokoll

Die Bürgerdeputierte Lillemor Mallau hat der Ausschussvorsitzenden mitgeteilt, dass sie beim Thema Kino Colosseum beruflich involviert ist und daher möglicherweise als befangen gelten muss. Sie erklärt sich daher vorsorglich und schriftlich für alle zukünftigen Sitzungen in diesem Kontext für befangen nach § 20 Verwaltungsverfahrensgesetz und wird an diesen Sitzungen auch nicht teilnehmen.

Herr Dr. Thorsten Bischoff (Geschäftsführer der Values GmbH) stellt sich und sein Unternehmen vor. Er berichtet im Folgenden über die Historie, die Interimsnutzung des Standortes des ehemaligen Kinos Colosseum (Schönhauser 123) und die künftigen Nutzungsideen:

Der Standort soll im eigenen Besitz der Values GmbH bleiben, Hauptgesellschafter ist die Familie Jahn. Finanziert werde das Projekt ausschließlich von deutschen Investoren.

Es folgt eine Darstellung der Historie von 1822 (Straßenbahnen mit Pferden, später Busse) über die Nutzung als Premierenkino in der DDR, den Kauf des Areals durch Artur Brauner bis zum Umbau in ein Multiplexkino.

Kurz nach der Schließung wegen der Corona-Pandemie wurde die Insolvenz angemeldet. Nur die Hälfte der kalkulierten Besucherzahlen, u. a. wegen der Konkurrenz durch das Kino in der Kulturbrauerei konnten erreicht werden.

Die kurzfristige Planung sieht in einer 1. Phase eine Interimsnutzung vor, mit der so schnell wie möglich begonnen werden solle und die bereits ausgebucht sei. Geplant seien: Gamesweek im September, vorher evtl. Art Spring, Human Rights Film Festival, Berlinale, media:net, Ausstellungen und Sonderevents.

r die 2. Phase, die langfristige Nutzung, gebe es nur eine generelle Vorstellung. Dabei spiele das Atrium als zentraler Ort mit einer hohen Aufenthaltsqualität eine besondere Rolle. Ein neues Dach solle die positive Bedeutung verstärken. Hervorgehoben wird die Verpflichtung auf Klimaziele und Nachhaltigkeit, die mit Partnern wie Tchoban, Enviro und Concular erreicht werden sollen.

Geplant ist ein identitätsstiftender Standort der Kreativwirtschaft mit einem historischen Kino, einer Stätte für Kultur und Events und für Büroflächen. Neben Veranstaltungen wie Kinofestivals sollen auch Konferenzen und weitere Nutzungen ermöglicht werden. Die Nutzungszeiten sollen ausgeweitet werden durch Angebote an Unternehmen, Schulen und die digitale Unterhaltungsindustrie.

Zeitplanung

7/2022 bis 6/2023 Interimsnutzung, Planung und Konzeption durch ein Planungsteam (Denkmalschutz, Denkmalpfleger, Architekt Tchoban)

7/2023 6/2025 Umgestaltung und Errichtung des Hubs

Ab 2025 Nutzung des Hubs

Nach dem Vortrag stellen die Mitglieder der beiden Ausschüsse Fragen an Herrn Dr. Bischoff:

Wird der Kinobetrieb regelmäßig oder nur sporadisch stattfinden?

Filmfestivals sollen 6 bis 8 Wochen im Jahr einnehmen, am Standort solle ein festes Programm stattfinden. Die übliche Nutzung von 17 % solle erweitert werden durch: morgens Schulen, nachmittags Programmkino. Dadurch solle die Stätte ein integraler Bestandteil des Bezirks Pankow werden.

Verschwunden sei das Wort Colosseum, ersetzt durch Schönhauser 123. Hub, Unternehmen, Vernetzung, Unterhaltungsindustrie. Wie können Pankowerinnen und Pankower den Ort weiter nutzen?

Das 1.800 qm große Areal solle 1 : 1 öffentlich genutzt werden können.

Statement, keine Frage: Stätte sollte im Kiez verankert sein, Möglichkeiten für Familien und Vereine zur Anmietung gegeben sein, der Markenbegriff Colosseum solle mit einbezogen werden.

Wo wird das Geld verdient? Miethöhe für Büros? Wer wird das finanzieren? Wie wird die schwarze Null erreicht?

Der Tagesordnungspunkt beziehe sich auf die Interimsnutzung, die Frage gehe in die Zukunft. Geplant sei eine Mischkalkulation mit mehr und weniger Einnahmen, keine Unterstützung durch den Staat. Die Finanzierung und künftige Miethöhen sind nicht Gegenstandspunkt der heutigen Besprechung.

Gelobt wird die gut gelungene Verbindung der digitalen Aspekte in der weiteren Nutzung. Welche Pläne gibt es für Kinder und Jugendliche, um sie in die Kreativbranche in Kontakt zu bringen?

Es bestehen Kontakte zu Hochschulen, die sich versuchen zu verändern; schon die Interimsnutzung tue dem Stadtteil gut,

Was passiert nach der Zwischennutzung?

Die Zukunft sei in der Präsentation besprochen worden, Historisches und Atrium, Ausstellung, Museum, Installationen, Büronutzung, interessante Mieter, Konzept, 3 Komponenten, historischer Bereich, Hub, kultureller Bereich.

Wo holt man das meiste Geld heraus? Wer kommt am Ende herein? Wer werden diese Nutzer sein, Kreativwirtschaft oder Konkurrent von Zalando? Andere Projekte der Values GmbH wären eher nicht identitätsstiftend. Was will sie dieses Mal anders machen als bei vorangegangen Projekten? - Dem Stadtviertel tut es weh, dass das Colosseum seit 2 Jahren nicht betrieben wird. Angeboten wird der Erbengemeinschaft Brauner die Unterstützung von Beratern auch aus dem Kulturbereich unter der Fragestellung: Was passt ins Stadtviertel und ist dem Gebäude würdig?

Dr. Bischoff komme gerne vorbei und würde gerne mal berichten, aber eher über Interimsnutzung. Die Values GmbH habe unterschiedliche Projekte, Stadt Braunschweig, ICE-Schloss, habe Shopping-Center umgebaut in Osnabrück und Dortmund, mit jeweils eigenen Konzepten für die Städte. Es handele sich jeweils um Sonderbauten, keine Produkte von der Stange, mit vielen Facetten, wie man einen positiven Standort hinbekomme.

Das Stadtplanungsamt wolle auch bei langfristigen Vorstellungen das Nutzungskonzept erahnen und als aktiver Teil wissen, was an dem Ort passiert. Daher sei die BVV vor allem an der langfristigen Nutzung interessiert. - Bei der konkretisierenden Nutzungsvorstellung würden bauliche Themen (Denkmalschutz) im Gespräch mit den Genehmigungsbehörden wahrscheinlich. Die Außenkommunikation sei noch nicht optimal in Anbetracht der Einschnitte im Kiez. Daher solle man transparent machen, was die Nutzung angeht. Welche Bereiche sind für die Öffentlichkeit zugänglich, was wird subventioniert? Teilweise haben Kieze sich negativ entwickelt, deswegen solle mit einem Bebauungsplan Vertrauen aufgebaut werden.

Transparenz sei ein gutes Stichwort, die Values GmbH sei seit 2 Jahren in Gesprächen, u. a. mit der Stadtverwaltung, man werde weiter diskutieren.

Die langfristige Nutzung und die Nutzung für Initiativen werde begrüßt. Wird die Museumsnutzung öffentlichkeitswirksam sein? Preise für Kinotickets? Was wird an Kultur stattfinden? Das Kino stirbt wie wolle die Values GmbH sichern, das aufrechtzuerhalten, was den Bürgern in Pankow wichtig ist.

Das Kino mit 2800 Plätzen sei ein Multiplexkino und ein UCI-Kino gewesen. Es solle ein Programmkino werden und besser ausgenutzt werden durch aktives Management. Es solle so betrieben werden, dass das Kino langfristig überleben kann.

Die BVV begrüße die Interimsnutzung mit vielen Künstlerinnen und Künstlern. Wie soll die kulturelle Vielfalt von Pankow abgebildet werden? Wie soll ein Mischverhältnis der Flächen (kulturell, für Familiengeburtstage, Vereine, die die Stätte für wenig Geld Räume nutzen) erreicht werden? Wie wird die Miethöhe sein? Start-ups könnten sich Gewerbemieten nicht leisten.

Arbeiten am Konzept seien noch nicht abgeschlossen: Verlängerung der Nutzungszeiten, toter Raum soll attraktiver Raum werden. Jetzt gehe es erst mal um die Interimsnutzung, Gespräche müssten geführt werden.

Betont wird der Schmerz über den Verlust. Vieles sei positiv wahrnehmbar, die verschiedenen Bereiche, die zeitlich ausgeprägte Nutzung. In der BVV würden Forderungen der Stadtgesellschaft formuliert. Zum Beispiel sei ein Programmkino besonders wichtig, der Kinostandort habe eine wichtige Bedeutung in der Schönhauser Allee. Daher sei das Interesse an einem gemeinsamen Konzept sehr großr den Bezirk.

Wie lange können die Mieter noch drinbleiben? Ist das Dach auch öffentlich nutzbar?

Dass die große Dachfläche mit historischem Bereich reaktiviert werden kann, kann nicht versprochen werden, da es unter Denkmalschutz stehe. Es handele sich nur um Hilfsbauten in der Dachkonstruktion, Tragwerksplaner und Statiker müssen es prüfen. Intern würde Herr Dr. Bischoff dafür kämpfen. - Da die Values GmbH noch nicht Eigentümer sei, gebe es noch keine Verhandlungen mit den Nutzern.

re die Values GmbH bereit die öffentliche Nutzung im Grundbuch eintragen zu lassen?

Diese Fragestellung sei sehr weitgehend, habe Herr Dr. Bischoff noch nicht gehört, nehme er aber mit.

Die Kulturstadträtin Frau Krössin führt aus, dass der Kulturbegriff ein sehr weiter sei. Für das Bezirksamt bedeute Kultur vor allem auch Teilhabe. Daher sei die Grundbucheintragung eine große Fragestellung. Die Kulturnutzung solle kompatibel sein mit dem Kiez. Wie könne der Verlust des Colosseums für den Bezirk und für den Kiez kompensiert werden?

Es würden Grenzen durch den Denkmalschutz bestehen. Ideal wäre, wenn man den Saal multifunktional gestalten könnte, auch mit Bühnentechnik für Theater, als Spielstätte für Theater. Mit der Unterstützung durch den Bezirk solle daran gearbeitet werden.

Frau Krössin betont die öffentliche kulturelle Nutzung als wichtigen Bestandteil der Teilhabe, diese Bereiche müssten subventioniert werden. Die Frage müsse mitgedacht werden. Gäbe man Pankower Künstlerinnen und Künstlern sowie Theatern die Gelegenheit, würden sie diese sofort nutzen und „die Bude voll machen“. Wenn Teilhabe für den Bezirk erreicht werden solle, müsste man sich zu einer Investition bekennen.

Der Vorsitzende des Stadtentwicklungsausschusses bedankt sich bei Herrn Dr. Bischoff und hofft auf weitere Gespräche.

Die Mitglieder des Stadtentwicklungsausschusses verlassen den Saal.


 
 

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