Auszug - Corona und Menschen in Hilfen zur Erziehung oder in Hilfen für junge Volljährige mit Frau Prof. Dr. Rätz – 40 Minuten inkl. Diskussion   

 
 
öffentliche digitale Sitzung des Kinder- und Jugendhilfeausschusses
TOP: Ö 3
Gremium: Kinder- und Jugendhilfeausschuss Beschlussart: erledigt
Datum: Do, 27.01.2022 Status: öffentlich
Zeit: 17:15 - 19:30 Anlass: reguläre Ausschusssitzung
 
Wortprotokoll

Herr BVO Schlüter begrüßt Frau Prof. Dr. Rätz von der Alice Salomon Hochschule Berlin und bedankt sich, dass sie dem Ausschuss ihre Studie vorstellt, die sich damit beschäftigt, wie Menschen in Hilfen zur Erziehung und in Hilfen für junge Volljährige die Pandemie und deren Auswirkung auf das Leistungssystem bis jetzt erlebt haben.

Frau Prof. Dr. Rätz stellt sich vor und referiert dem Ausschuss die Ergebnisse ihrer Studie anhand zweier Präsentationen (die zweite wurde vorab an den KJHA verschickt; die erste wird als Anlage zu Protokoll gegeben).

Auf Nachfragen erläutert Frau Prof. Dr.tz:

Was ist die Quelle für die Aussage, dass die soziale Ungleichheit während der Pandemie zugenommen habe?

Frau Prof. Dr. Rätz gibt an, dass es sich um Zahlen des Statistischen Bundesamt handele. Die Zahlen zeigten deutlich, dass sowohl Armut als auch Reichtum zugenommen hätten; die Schere zwischen Arm und Reich sei weiter auseinandergegangen.

Ist die im Vortrag erwähnte Untersuchung über Fachkräfte in Jugendämtern repräsentativ oder wurde sie nur in einem Jugendamt durchgeführt? Welche Empfehlungen gibt die Studie (von Frau Prof. Dr. Rätz), falls gewisse pandemiebedingte Einschränkungen mittelfristig erhalten bleiben? Sind geschlechtsspezifische Unterschiede durch die Studie ermittelt worden? Wird die Studie fortgeführt? Soll die Studie auf andere Jugenmter ausgeweitet werden?

Die im Vortrag erwähnte Untersuchung über Fachkräfte in Jugendämtern ist nicht repräsentativ. Es handelt sich um eine Befragung aus dem Sommer 2020. Aber Jugendämtern aus ganz Deutschland haben an der Befragung teilgenommen. Auch viele andere Untersuchungen zu dem Thema sind nicht repräsentativ. An solchen Untersuchungen beteiligen sich tendenziell eher Menschen in besseren sozialen Verhältnissen; Menschen in schlechteren sozialen Verhältnissen beteiligen sich seltener.

Geschlechtsspezifische Unterschiede konnte Frau Prof. Dr. Rätz in ihrer Studie nicht ermitteln. Das Thema muss weiter erforscht werden.

Die zentrale Aussage der Studie ist folgende: Selbstbestimmung ist in Hilfen zur Erziehung usw. besonders wichtig (vgl. die Stellung des Begriffs der Selbstbestimmung in der Novelle des SGB VIII). Die Inanspruchnahme von Hilfen sollte von den Menschen nicht als Verminderung der Selbstbestimmung empfunden werden, sondern als Mittel, um Selbstbestimmung zu erlangen. Das sollte nicht nur in der Pandemie gelten, wurde durch die Pandemie jedoch deutlicher.

Momentan ist keine Fortsetzung der Studie geplant, da es bisher keine Anschlussfinanzierung gibt. Es wird aber ein Drittmittelprojekt zur Beteiligung von Kindern in Hilfen zur Erziehung beantragt.


 
 

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