Auszug - Mauergestaltung im Schlosspark (Vertreter der Stiftung Preußische Schlösser und Gärten angefragt)  

 
 
öffentliche Sitzung des Ausschusses für Umwelt und Natur
TOP: Ö 3
Gremium: Ausschuss für Umwelt und Natur Beschlussart: erledigt
Datum: Do, 02.09.2010 Status: öffentlich
Zeit: 19:30 - 21:35 Anlass: reguläre Ausschusssitzung
Raum: Haus 6, Raum 227
Ort: Bezirksamt Pankow von Berlin, 10405 Berlin, Fröbelstraße 17
 
Wortprotokoll
Abstimmungsergebnis

Herr Dr

Herr Dr. Fuchs von der Stiftung Preußische Schlösser und Gärten ist zuständiger Denkmalpfleger für das Schloss Schönhausen und Leiter der für das Schloss Schönhausen zuständigen Abteilung. Er führt aus:

Mit der Entscheidung dort 1949 den Präsidentensitz einzurichten erfolgte eine willkürliche Abtrennung und damit die Errichtung der Mauer. Die Gartengestaltung um das Haus herum erfolgte dann durch Reinhold Lingner. Die Mauer ist Bestandteil des Denkmals und mit etwa 300 T€ aus der Gesamtfördersumme restauriert worden. Schon nach Fertigstellung gab es Graffiti-Schäden, diese konnten aber eingedämmt werden. Die bestehende Videoüberwachung des Geländes habe darüber hinaus eine abschreckende Wirkung. Probleme gäbe es vor allem im Aussenbereich, auch im Gebiet, das durch die Bundeswehrakademie genutzt werde. Aus Kostengründen hätte man sich nicht für Kratzputz, sondern für Glattputz im Außenbereich entschieden, deshalb ist die Außenmauer für Graffiti künstlerisch interessant.

Aus dem Blickwinkel des Denkmalschutzes ist festzuhalten, dass die Mauer unter Schutz steht. Die Mauer funktioniert mit drei offiziellen Eingängen. Hinter dem Haus sei ein Garten mit Ruhequalität entstanden, jenseits der Mauer habe der Garten einen anderen Charakter, einen Volksparkcharakter. Hinzu kommt der Symbolcharakter der ganzen Anlage. In Schönhausen ist das Symbol der Mauer noch vorhanden. Allerdings gibt es zu der unmittelbar auftauchenden Mauer keine Erklärung. Seiner Auffassung nach sei es eine Chance, herauszuarbeiten, warum diese Mauer hier stehe. Deshalb soll im Garten ein Informationssystem entwickelt werden, in dem auch auf die Bedeutung der Mauer hingewiesen wird. Herr Dr. Fuchs warnt vor einem Öffnen der Mauer, weil die Inszenierung als Präsidentensitz und als Gästehaus damit verloren gehen würde. Es ist eine Oase entstanden mit Zielverkehr, und diese Qualität würde mit einem Durchgangsverkehr verloren gehen. Er plädiert abschließend für einen bewussten Umgang mit diesem Zeitsymbol.

 

An diese Ausführung schließt sich eine Debatte an:

 

·         Herr Dr. Lengsfeld dankt für die Ausführungen und lobt die interessante, wichtige Anlage, die ein zentraler Ort im Bezirk geworden sei. Das Problem sei, dass diese Gedenkstätte für frühere Exklusivität so nicht erhaltbar sei. Der Schlosspark habe eine große Bedeutung für den Bezirk. Deshalb sei die Öffnung der Schlossallee und die Herstellung der Sichtachse erforderlich. Die Sichtachse müsse geöffnet werden, es gäbe auch Angebote von lokalen Kunsthandwerker_innen, das Tor herzustellen.

·         Herr Hofer führt aus, dass der Antrag zu legalem Graffiti seit längerem im Geschäftsgang sei, und dieser wurde nach den Debatten zurückgezogen. Er wolle deshalb den neuen, als Tischvorlage verteilten Antrag, der ein Antrag des Ausschusses sein soll, vorstellen (siehe Anlage). Schon jetzt sei die Authentizität nicht mehr gegeben, denn die Anlage war zu DDR-Zeiten komplett nicht zugänglich. Der vierte Zugang würde neue Wegebeziehung ermöglichen, der Park würde noch besser angenommen. Die Mauer bleibe ja weiterhin sichtbar. Eine Kleine Anfrage dazu hätte ergeben, dass hier Denkmalschutz bestehe, aber eine Abwägung vornehmbar sei. Auch ist eine Berankung vorstellbar. Und in der Berliner Woche sind verschiedene Briefe dokumentiert, in dem die Forderung nach Öffnung der Mauer massiv erhoben und von Bürger_innen gewünscht sei.

·         Herr Dr. Fuchs führt aus, dass das Graffiti ärgerlich sei. Begrünung ist ein gutes Mittel gegen Graffiti. Eine Öffnung sollte reichlich überlegt und abgewägt werden. In der Hauptachse steht der Teepavillon von Grothewohl, der müsste auch verlegt werden, damit müsste gegenwärtige Entscheidung, das Datenwerk von Reinhold Lindner in der Gesamtheit zu erhalten, relativiert werden. Das hätte konzeptionelle Änderungen in der Gartengestaltung zur Folge.

·         Herr Kempe betont, dass es um ein Loch in der Mauer gehe. Das Ziel solle umgesetzt werden, Gartenarchitekten haben die Aufgabe, die Gartengestaltung zu erhalten.

·         Herr Dr. Lengsfeld stellt dar: Es sei eine Frage der Abwägung. Wir brauchen den Durchweg. Deshalb schließt sich die CDU dem Antrag an. Offen bleibt aber die Frage nach der Finanzierung, der Bezirk habe dafür kein Geld.

·         Herr Dr. Bielefeldt greift die Frage nach der Finanzierung auf.

·         Herr Hofer führt dazu aus, dass es zunächst einmal um eine Stellungnahme der BVV gehe, in der sie ihre Vorstellungen äere, und daraus folge die Anregung an das Bezirksamt, Gespräche aufzunehmen.

·         Herr Kempe möchte die Formulierung, dass die historische Sichtachse herzustellen ist, aus dem Antrag gestrichen haben.

·         Herr Dr. Schneider führt aus: Der Hinweis, dass eine Öffnung den gesamten Charakter des Parks ändere, sei ernst zu nehmen. Der Antrag enthalte aber den Hinweis, dass Denkmalschutzbelange zu berücksichtigen seien. Dies betreffe auch die Sichtachse und die Folgen der Öffnung für das Gesamtensemble. Insgesamt sei aber die Zugänglichkeit im öffentlichen Interesse.

·         Herr Dr. Fuchs äert sich nochmals zu historischen Bedeutung des Hauses. Auf dem Tisch von Wilhelm Pieck wurden Todesurteile unterschreiben. Das Haus solle durch seine Authentizität wirken Wirken. Es sei nicht nur ein Pankower Schloss, sondern ein Denkmal von nationaler Bedeutung

 

Herr Dr. Bielefeldt bringt nach dem Ende der Debatte den als Tischvorlage ausgereichten Antrag zur Abstimmung. Die Anregung von Herrn Kempe, die Formulierung "historische Sichtachse ... herzustellen" zu streichen, wird aufgenommen und statt dessen in Anstrich 2 formuliert:

"Ein Zugang von der Schlossallee zum Schloss Schönhausen ist durch eine Öffnung in der Schlossparkmauer herzustellen."

Herr Dr. Bielefeldt bringt den Antrag in dieser geänderten Form zu Abstimmung.

 

Die Abstimmung ergibt: (10 : 1 : 0 Ja : Nein : Enthaltung)

 

Damit ist der Antrag des Ausschusses für Umwelt und Natur: Attraktive Gestaltung der Schlossparkmauer mit Mehrheit angenommen.

 

 


Abstimmungsergebnis:

 

 

 

Anlagen:  
  Nr. Name    
Anlage 1 1 Anlage 2 Zerstörungen in öffentlichen Grünanlagen in Pankow 2009 und 2010 (242 KB)    

 
 

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