Auszug - Obdachlose in Pankow  

 
 
öffentliche Sitzung des Ausschusses für Gesundheit, Arbeit und Soziales
TOP: Ö 4
Gremium: Ausschuss für Gesundheit, Arbeit und Soziales Beschlussart: erledigt
Datum: Di, 15.06.2010 Status: öffentlich
Zeit: 19:30 - 21:00 Anlass: reguläre Ausschusssitzung
Raum: Haus 6, Raum 227
Ort: Bezirksamt Pankow von Berlin, 10405 Berlin, Fröbelstraße 17
 
Wortprotokoll

Die Bezirksstadträtin reicht Statistiken zur Entwicklung der Zahl der Wohnungslosen und der Betreuung nach § 67 SGB XII aus, a

Die Bezirksstadträtin reicht Statistiken zur Entwicklung der Zahl der Wohnungslosen und der Betreuung nach § 67 SGB XII aus, aus denen innerhalb eines Jahres ein deutlicher Anstieg hervorgeht (s. Anlage).

Herr Hayner von der gemeinnützigen Gesellschaft zur Betreuung Wohnungsloser und sozial Schwacher (Gebewo) Soziale Dienst berichtet, dass die Unterkünfte für Wohnungslose in Berlin knapp werden. Einen Grund dafür sieht er darin, dass der Markt für Mietwohnungen sozial schwache Bürgerinnen und Bürger benachteiligt. Vermieter würden z.B. verstärkt auf Schufa-Abfragen zurückgreifen. Dies führe tendenziell zu einer langen Verweildauer in der Obdachlosigkeit. Vor diesem Hintergrund plädiert er für eine Umschichtung der Mittel von der Betreuung von Wohnungslosen hin zur Prävention, damit möglichst viele Mieter in ihren Wohnungen bleiben können.

Er erläutert die Voraussetzungen für eine Räumungsklage. Sofern solch eine beim Amtsgericht eingeht, wird das Sozialamt informiert. Die stellvertretende Sozialamtsleiterin Frau Struck erklärt, dass in solch einem Fall sofort ein Anschreiben mit Hilfsangeboten an die Betroffenen geht. Auf dieses werde jedoch nur zu etwa 40 Prozent reagiert, so dass auch mehrmalige Anschreiben üblich sind. Sie erläutert, dass das Sozialamt Senioren mit Mietschulden zusätzlich aufsucht sowie ggf. auch Familien mit Kindern, sofern diese nicht bereits vom Jugendamt betreut werden und Mietschulden bekannt sind.

Herr Hayner betont, dass die aufsuchende Arbeit der Betroffenen deutlich bessere Ergebnisse erzielt. Die Gebewo könne die Betroffenen jedoch erst nach einer Räumungsanzeige aufsuchen, um Hilfestellung anzubieten. Durch Kooperationsvereinbarungen wie sie die Gebewo mit der Gesobau hat, ist eine frühe Intervention möglich, so dass es erst gar nicht zu einer Räumungsklage kommt.

Freie Träger wie die Gebewo bieten Projektwohnungen an, durch die Wohnungslose wieder Fuß fassen können. Die Rückführung in eine eigene Mietwohnung sei dadurch zu 70 Prozent erfolgreich, so Herr Hayner. Doch besonders junge Leute hätten dabei Schwierigkeiten, vor allem wenn Sucht- und/oder psychische Krankheiten hinzukommen. Bei der Betreuung nach § 67 SGB XII sind junge Erwachsene überrepräsentiert.

Frau Buhrke-Schrubbe, Sozialarbeiterin beim Sozialamt, weist darauf hin, dass 80 Prozent der Wohnungslosen nicht allein wohnen wollen und daher entsprechend Unterkünfte bevorzugten. Auf Nachfrage erläutert sie, dass ein relativ hoher Prozentsatz der Wohnungslosen eine Suchtproblematik aufweise, berlinweit sind 29 Prozent alkoholkrank, 24 Prozent drogenabhängig, 23 Prozent psychisch auffällig und 8 Prozent psychisch krank.

Auf Nachfrage erklärt Frau Struck, dass die Miete vom Job-Center direkt an den Vermieter überwiesen werde, sofern die Betroffenen ihr Einverständnis dazu erklärt haben. Wohnungslose mit einer letzten Meldeanschrift im Bezirk Pankow werden durch das Sozialamt Pankow betreut, Wohnungslose ohne Meldeanschrift in Berlin werden nach dem Geburtsdatum den bezirklichen Sozialämtern zugeordnet. Der Zuzug aus dem Ausland sei gering, aus anderen Bundesländern stärker (s. versandte Unterlage).

Die Bezirksstadträtin betont, dass die Kooperation zwischen freien Trägern und Wohnungsbaugesellschaften hilfreich sei, um Wohnungslosigkeit zu vermeiden und Mietern mit Mietschulden frühzeitig zu helfen.


 
 

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