Auszug - Hilfen zur Erziehung, aktuelle Tendenzen, Fachcontrolling, Steuerung  

 
 
öffentliche Sitzung des Kinder- und Jugendhilfeausschusses
TOP: Ö 3
Gremium: Kinder- und Jugendhilfeausschuss Beschlussart: erledigt
Datum: Di, 13.04.2010 Status: öffentlich
Zeit: 17:15 - 19:00 Anlass: reguläre Ausschusssitzung
Raum: Haus 7, BVV-Saal
Ort: Bezirksamt Pankow von Berlin, 10405 Berlin, Fröbelstraße 17
 
Wortprotokoll

Die Jugendamtsleiterin Frau Pfennig erläutert: Die Zielvereinbarung Fachcontrolling ist abgeschlossen, die Qualifizierung des

Die Jugendamtsleiterin Frau Pfennig erläutert: Die Zielvereinbarung Fachcontrolling ist abgeschlossen, die Qualifizierung des Fachcontrollings befindet sich in einer Übergangsphase, in einigen Punkten gibt es Abweichungen zur Landesentwicklung. Der Beschluss des Abgeordnetenhauses, eine Tiefenprüfung bei drei Bezirken durchzuführen, bedeutet, dass auch Pankow einer der ersten Bezirke sein könnte, in dem eine Tiefenprüfung durchgeführt wird. Dazu werden gegenwärtig zwei Modelle diskutiert, die sich hinsichtlich der Kriterien unterscheiden. In dem einen Modell sollen die Bezirke untersucht werden, bei denen die Abweichung zwischen Soll und Ist am größten ist, in einem anderen Modell werden zunächst die Bezirke geprüft, bei denen mehr als 20 % Abweichung vom Median zu konstatieren ist.

Herr Biere und Herr Zumkeller stellen anschließend gemeinsam die Aufgabenbeschreibung Fachcontrolling Hilfen zur Erziehung / Hilfen für junge Volljährige/ Andere Hilfen nach SGB VIII vor und reichen dazu eine Tischvorlage (vgl. Anlage zu diesem Protokoll) aus. Sie führen dabei insbesondere aus:

  • zu Punkt 7 Qualitätsdialoge: In Pankow wird eine Kriseneinrichtung für 0-4 bzw. 0-6jährige benötigt. Dazu ist ein Interessenbekundungsverfahren kurz vor dem Abschluss, der Träger ist Casablanca. Die Umsetzung der sozialräumlichen Orientierung bedeutet konkret, dass dieses Angebot an der Grenze von Prenzlauer Berg und Weißensee angesiedelt wird.
  • Nachgereicht wird eine Übersicht von Fall-Team-Sitzungen aus dem Jahr 2009 für den Bereich der Fall-Unspezifischen Arbeit (vgl. Anlage zu diesem Protokoll)
  • Auf einer Fachtagung im Oktober 2010 wird der fachliche Dialog zwischen Familienhelfer_innen und Jugendamtsmitarbeiter_innen geführt. Dabei geht es inhaltlich um Gelingensbedingungen: Wer braucht was wann? Dabei geht es nicht um lineare Steuerungsprozesse, sondern vor allem um eine Qualifizierung der Falleingangsphase, z.B. in Form des Instrumentes des Familienrates.
  • Ein weiterer wichtiger Gesichtspunkt ist der Abgleich der sozialraumorientierten Arbeit mit den Daten des Sozialstrukturatlasses.
  • Der Pflegekinderdienst bzw. die Pflegekinderhilfe ist gegenwärtig in der Diskussion. Dabei geht es um die Entwicklung fachlicher Argumentationslinien zur größtmöglichen Umsetzung von passgenauen Angeboten. Hierbei gibt es eine Tendenz zur kommunalen Zuständigkeit aufgrund der Nähe von Netzen. Allerdings gibt es dazu auch andere Positionen, und die Kosten-Leistungs-Rechnung sei ebenfalls zu beachten. Eine Zusammenarbeit findet zwischen Menschen, nicht zwischen Institutionen statt.
  • Angesprochen werden auch die Unterstützungsleistungen von werdenden Müttern. Dabei gehe es nicht nur um Hilfen zur Erziehung, sondern um den Einbezug aller Bereiche.
  • Weiterhin wird eine Gegenüberstellung der Kosten und Fälle HzE aus dem IV. Quartal 2008 und dem IV. Quartal 2009 als Tischvorlage ausgereicht und erläutert. Diese Gegenüberstellung sei bereits in der AG 78 verteilt worden. In vielen Bereichen ist eine Steigerung der Fallzahlen zu konstatieren, allerdings gäbe es unterschiedliche Entwicklungen in den einzelnen Regionen.

Die anschließende Debatte behandelt folgende Punkte:

  • Frau Depil fragt nach den Ursachen der Kostensteigerung um über 300.000 € in den teilstationär Hilfen, obwohl es nur einen weiteren Fall gibt.
  • Dazu wird vom Bezirksamt erläutert, dass die einzelnen Fälle unterschiedlich kostenintensiv sein können. Die Höhe der Kosten könne auch davon abhängen, wann eine Rechnung zahlungswirksam gemacht wird. Es sei eine Aufgabe des Fachcontrollings, darzustellen, ob der Schwere der Probleme zunimmt.

Das Bezirksamt habe ein Interesse an Analyse der Entwicklung. Jugendämter sind immer wieder in Erklärungsnot. Ab dem Jahr 2002 war zunächst ein deutlicher Rückgang der Ausgaben in HzE zu verzeichnen, aber seit dem Jahr 2006 steigen sowohl die Ausgaben als auch die Fallzahlen. Daraus resultieren heftige Belastungen für Haushalt.

  • Herr Zumkeller ergänzt: In der stationären Hilfe liegt der Median bei etwa 2.300 €. Aber bei Kindern und Jugendlichen mit einer Doppeldiagnose könnten Kosten hin Höhe von 5-6.000 € anfallen, oder etwa bei Fällen Autismussymptomen müsse mit einer Hilfedauer von 3 Jahren oder mehr gerechnet werden. Wenn es hiervon mehrere Fälle gibt, treibt das die Kosten extrem in die Höhe. Deshalb ist eine differenzierende Betrachtung notwendig.
  • Herr Czersowski sieht das Jugendamt Pankow mit seinem Fachcontrolling auf einem guten Weg. Offene Frage bleiben aber, beispielsweise das Thema der Steuerung in den HzE und die Fragen nach den Obergrenzen.
  • Frau Pfennig führt dazu aus: Es gibt keine Obergrenzen für HzE in Pankow. Sondern es gibt eine Analyse sowie Anhaltspunkte für die Sozialarbeiter_innen. Mehrbedarfe müssen genannt und begründet werden. Darüber wird nach dem 4-Augenprinzip entschieden.
  • Herr Biere ergänzt: Wichtig ist der Dialog: Es geht nicht um Obergrenzen, sondern um Richtlinien. Freie Träger, die Familienhilfe durchführen, müssen Argumentationsgrundlagen liefern. Diskutiert werden muss beispielsweise: Was ist leistbar, welche Hilfen werden erbracht, was kann die Familie leisten? Und es geht auch um eine Rückmeldung von der Leitung, ob das schlüssig ist. Der Fach- und Qualitätsdialog ist hier deutlich abzugrenzen von dem Finanzcontrolling. Ambulante Hilfen sind in der Diskussion. Zu achten ist hier insbesondere auf die Mitwirkungspflicht und die Selbstaktivierung.
  • Frau Lämmer fragt nach den steuerungsrelevanten Daten, ob diese einheitlich berlinweit gelten und wie die Auswirkungen auf die Zumessung sind und nach der personellen Erweiterung im Fachcontrolling? Erfolgt eine Aufstockung?
  • Frau Pfennig erläutert: Eine AG Hilfen zur Erziehung hat es gegeben. Mit der Einsparungsnotwendigkeit im Jugendamt waren Umbauten notwendig. Die AG Hilfen zur Erziehung wurde aufgelöst, aber das Fachcontrolling wird personell verstärkt werden. Im Sommer wird es ein Stellenbesetzungsverfahren für eine Stelle im Fachcontrolling geben.

Die steuerungsrelevanten Daten haben mit der Zumessung erstmal nichts zu tun. Zumessungshintergründe werden verändert werden, weil die gegenwärtigen Kriterien untauglich sind. Die Zumessungshintergründe werden aber in allen Bezirken verändert werden.

  • Frau Depil betont: Das Fachcontrolling ist ein komplexes System, das zahlreichen Veränderungen unterliegt. Hier sind die ersten Ergebnisse abzuwarten. Auch ist ein unterschiedlicher Umgang der Bezirke mit dem Fachcontrolling zu konstatieren. Andere Bezirke betreiben eher Finanzcontrolling. Wie ist die strategische Aufstellung von Pankow in diesem Prozess?
  • Frau Pfennig erläutert: Aufgrund des Abgeordnetenhausbeschlusses gibt es in allen Bezirken jetzt zwei Stellen für das Fallcontrolling. Dafür gibt es aber keine Stellenbeschreibungen. In Pankow ist eine Stelle bei Jugend, eine im Bereich Soziales angesiedelt. Bezüglich des Fachcontrolling befindet sich Pankow in einer Übergangssituation und würde sich intensiv mit den Inhalten der Zielvereinbarung auseinandersetzen. Zeitgleich existieren aber drei verschiedene Controllingskonzepte, die miteinander verschränkt werden.
  • BzSRin Frau Keil erläutert: Es gibt die Zielvereinbarung und den Projektstrukturbeschluss. Dafür gibt es Ansprechpartner in jedem Bezirk. Es wird versucht, die Arbeit zwischen den Bezirken zu synchronisieren.
  • Herr Schubert bittet um genauere Erläuterungen zur Kinderkriseneinrichtung.
  • Herr Zumkeller führt dazu aus: Hilfen im Rahmen des Kinderschutzes müssen von heute auf morgen durchgeführt werden. So viele Pflegeeltern gibt es gar nicht. Auch können kleine Kinder nicht in einer Einrichtung für Ältere gesteckt werden. Optimal wäre es, wenn nach 3 Monaten Kinder wieder bei Eltern sein könnten in Verbindung mit ambulanten Hilfen. In Berlin gäbe es nur das Angebot der Pflegeeltern und einen Krisendienst. Der Kindernotdienst funktioniert aber nur als Wochenendlösung. Deshalb bestand die Notwendigkeit, eine Einrichtung für eine längerzeitige Unterbringung zu schaffen. Ein Platz für ein Kind kostet etwa 170 - 180 € am Tag. Kinderschutz ist kostenintensiv.
  • Herr Biere ergänzt: Bisher gab es einen Kooperationspartner in Hermsdorf. Ziel ist es aber, ein Angebot in Pankow zu haben, um die sozialräumliche Anbindung an die Herkunftsfamilie zu gewährleisten. Das ursprünglich angedachte Angebot einer Bereitschaftspflege ist weggebrochen, weil es emotional nicht leistbar war.

 
 

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