Auszug - Inklusion als neues Konzept an Pankower Schulen  

 
 
öffentliche Sitzung des Ausschusses für Schule und Sport
TOP: Ö 6
Gremium: Ausschuss für Schule und Sport Beschlussart: erledigt
Datum: Di, 16.03.2010 Status: öffentlich
Zeit: 17:15 - 19:05 Anlass: reguläre Ausschusssitzung
Raum: Haus 9, Raum 411
Ort: Bezirksamt Pankow von Berlin, 10405 Berlin, Fröbelstraße 17
 
Wortprotokoll

werden zusammen beraten

werden zusammen beraten.

 

Frau Rudnik übergibt der Ausschussvorsitzenden je ein Exemplar der UN-Konvention (Übereinkommen der Vereinten Nationen vom 13. Dezember 2006 über die Rechte von Menschen mit Behinderungen), eine Broschüre und ein Quiz zum Thema Inklusion. Des Weiteren verteilt Frau Rudnik an die Ausschussmitglieder einen Auszug der UN-Konvention und gibt eine ausführliche Einführung in die Thematik. Insbesondere ist es nach Art. 24 der UN-Konvention Aufgabe der Vertragsstaaten ein integratives Bildungssystem zu gewährleisten. Das Berliner Schulgesetz werde zunächst nicht geändert. Grundsätzlich haben die Eltern das Wahlrecht zwischen Förderschule und Integrationsklasse. Gerade der Begriff Inklusion werde breit diskutiert. Der Bezirk Pankow habe eine gute Struktur bei den Förderzentren mit teilweiser überregionaler Zuständigkeit des Bezirks. Frau Rudnik sieht in der gemeinsamen Unterbringung von Förderzentrum und Grundschule in einem Gebäude eine gute Entwicklung. Bei den integrativen Schulen war die Picasso-Grundschule ein Vorreiter der Integration und ist sehr aktiv, um das Ziel einer guten Beschulung aller Schüler zu erreichen. Hierbei unterstütze die Schulaufsicht sehr aktiv.

 

Auf Nachfrage von Frau Pfennig, ob auch über Zusatzstunden hinaus eine personelle zusätzliche Unterstützung möglich sei, antwortet Frau Rudnik, dass es ein grundsätzliches Ziel sei, in allen Schulen einen Sonderpädagogen zu haben, der dann aber auch nicht in zu viele Vertretungen geschickt wird. Es wird nicht mehr Stunden geben, d.h. keine zusätzlichen Mittel, aber die prozentuale Verteilung der Zusatzstunden soll neu erfolgen.

 

Auf Nachfrage zu einer Bedarfserhebung hinsichtlich materieller Zusatzausstattungen, z.B. Rollstuhlrampen, merkt Frau Rudnik an, dass der weit größte Teil an sonderpädagogischen Bedarfen in den Bereichen Lernen, Sprache und Verhalten besteht, wozu keine besonderen Räume erforderlich sind. Die Problematik Rollstuhlzugang sei nur minimal, einige Schulen sind bereits barrierefrei und im Zuge weiterer Baumaßnahmen werde sich die Situation in den laufenden nächsten Jahren weiter verbessern.

Die BzStRin ergänzt, dass sich bei Komplettsanierungen und auch bei einzelnen Bauabschnitten, auch einzelnen Etagen, die Barrierefreiheit weiter verbessern wird.

Zum Thema Personalausstattung ergänzt die BzStRin unter Hinweis auf ihre eigenen beruflichen Erfahrungen, dass Eltern unterschiedliche Wünsche und Kinder unterschiedliche Bedarfe haben. Es entscheidet immer der Einzelfall. Auch ein Zuviel an Betreuung kann hinderlich sein. Das Ziel ist immer die individuelle optimale Förderung des einzelnen Kindes und hier in Pankow gibt es dazu das Modell Einzelintegration.

 

Auf Nachfrage und Kritik im Umgang mit zusätzlichen Förderstunden als Vertretungsstunden und ob dies im Widerspruch zur UN-Konvention stehe, erklärt Frau Rudnik, dass es eine pauschale Zuweisung von Stunden gibt. Es stimme auch, dass diese zusätzlichen Förderstunden teilweise als Vertretungsstunden eingesetzt würden. Die meisten Schulen setzten die Förderstunden aber kindgerecht ein.

Frau Pfennig ergänzt hierzu, dass die Einstellung und Überzeugung der einzelnen Schule entscheidet und fragt nach, ob bei Elternwunsch nach Inklusion der Anspruch auch umsetzbar sei. Die BzStRin antwortet, dass sich die Anzahl der Kinder durch Inklusion nicht erhöht, sondern sich nur bei verbesserten Angeboten anders verteilt.

 

Frau Anders fragt nach, ob es stimme, dass sich die Anzahl lernbehinderter Kinder erhöht haben soll, worauf Frau Rudnik antwortet, dass die Anzahl Behinderter bundesweit bei ca. 5 % liege und nicht alle Lernschwierigkeiten als Behinderung angesehen werden dürfen. Insbesondere bestehe bei einzelnen Kindern/Jugendlichen auch lebensphasenweise ein Bedarf besonderer Förderung und Hilfe.

 

Auf Nachfrage von Frau Pfennig zur Verteilung zwischen Förderzentren und Integrationsklassen berichtet Frau Rudnik, dass in Berlin zwischen dem Ost- und dem Westteil Unterschiede zu verzeichnen sind. Im Ostteil werden die Förderzentren, im Westteil die Integration bevorzugt, was mit der traditionellen Einstellung der Eltern zu tun habe.

 

Auf Nachfrage von Frau Anders zur Feststellung eines Förderbedarfes und zur Zeitdauer erklärt Frau Rudnik, dass die Eltern als auch die Schule einen sonderpädagogischen Förderbedarf beantragen können. Dies erfolge meist zum Jahresende hin, da sich zu diesem Zeitpunkt nach einem halben Jahr Unterricht eventuelle Bedarfe einschätzen lassen. Die Förderung des Kindes erfolgt dann zumeist zum neuen Schuljahr und es ist kein Fall bekannt, bei dem eine Bescheidung länger als ein ½ Jahr gedauert hätte.

 

Herr Cimbollek weist darauf hin, dass es wichtig sei, die Pädagogen von der Integration zu überzeugen und in den Beratungen auf die Integration hinzuwirken.

Frau Rudnik ergänzt dazu, dass die erste Beratung meist durch den Klassenlehrer erfolge, und die Haltung der Pädagogen die Entscheidung wesentlich mitbestimme. Dies könne nicht durch Gesetz geregelt werden, vielmehr ist hier Überzeugungsarbeit wichtig, was auch der Weg im Bezirk Pankow sei.

Die BzStRin merkt an, dass es Zeit brauche und die Schaffung kooperativer Standorte in Pankow auch ein Schritt zur Erhöhung der Akzeptanz der Integration sei.

 

Auf Nachfrage von Frau Anders zur Vorbereitung der Lehrer auf die erste Beratung führt Frau Rudnik aus, dass an den Pankower Schulen durch die Integrationsschüler beispielhafte Erfahrungen in den Schulen vorhanden sind. Es werden Fortbildungsmaßnahmen zum Thema angeboten, allerdings müssten die Lehrer diese Angebote auch nutzen und hingehen. In Einzelfällen können sogenannte Ambulanzlehrer Hilfe und Unterstützung hinsichtlich Mittel und Methoden gewähren.

 

Herr Schlutt fragt nach Fällen der Ablehnung der Integration durch andere Eltern in Pankow, worauf die BzStRin mitteilt, dass es an der Grundschule Am Senefelder Platz Probleme gab, auch mit einer Elterninitiative. Hier wurde eine intensive Debatte geführt, welche für alle Beteiligten aufschlussreich war.

 

Auf abschließende Nachfrage von Frau Pfennig, wie der Ausschuss den Zeitplan Inklusion voranbringen könnte, schlägt Frau Rudnik vor, sich in einem Jahr vor Ort in der Picasso-Grundschule ein eigenes Bild zu verschaffen, was der Ausschuss einvernehmlich begrüßt.

 


 
 

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