Auszug - Information und Besprechung über die Entwicklung der - Obdachlosenzahlen - Zahl der Empfänger von Transferleistungen  

 
 
öffentliche Sitzung des Ausschusses für Gesundheit, Arbeit und Soziales
TOP: Ö 4
Gremium: Ausschuss für Gesundheit, Arbeit und Soziales Beschlussart: erledigt
Datum: Di, 05.05.2009 Status: öffentlich
Zeit: 19:30 - 21:30 Anlass: reguläre Ausschusssitzung
Raum: Haus 6, Raum 227
Ort: Bezirksamt Pankow von Berlin, 10405 Berlin, Fröbelstraße 17
 
Wortprotokoll

Der Leiter des Sozialamts, Herr Hans-Joachim Berlin, stellt einleitend fest, die nach dem SGB XII bzw

Der Leiter des Sozialamts, Herr Hans-Joachim Berlin, stellt einleitend fest, die nach dem SGB XII bzw. SGB II vorgesehenen Möglichkeiten reichten im Bezirk Pankow regelmäßig aus. Maßnahmen nach dem Allgemeinen Sicherheits- und Ordnungsgesetz (ASOG) hätten nicht ergriffen werden müssen. Zur besseren Darstellung der Entwicklung sei als Tischvorlage nicht nur eine aktuelle Obdachlosenstatistik verteilt worden, sondern auch noch einmal die Statistik vom 17. Juni 2008. Dargestellt seien die Gesamtübersicht über die in Pankow erfassten wohnungslosen Bürger in unterschiedlichen Leistungsbezügen und die detailliert aufgeschlüsselte Übersicht über wohnungslose Pankower Bürger, die im Leistungsbezug des SGB XII stünden, einschließlich einer Differenzierung nach Geschlecht, Alter und ihrer Verweildauer in den Unterkünften. In Unterkünften untergebrachte SGB II-Empfänger würden alle 6 bis 8 Wochen zum sozialpädagogischen Gespräch durch den zuständigen Sozialarbeiter bestellt, um die Vermittlung in eigenen Wohnraum zu unterstützen. Da besonders bei diesem Klientel das Problem der Schufa-Einträge und alter Mietschulden bestehe, werde das „geschützte Marktsegment“ zur Neuanmietung von Wohnungen genutzt, wo das Land Berlin entsprechende Verträge mit Wohnungsbaugesellschaften habe und die Miete garantiere. Die Kapazitäten seien jedoch nicht ausreichend, so dass hier eine Warteliste von gegenwärtig 177 Bewerbern bestehe und die Warteliste wachse. Die Tabelle mit dem Überblick über die Verweildauer der 130 Wohnungslosen Bürger im SGB XII-Bezug zeige, dass vor allem die Zahl der neu Wohnungslosen gestiegen sei. Es könnte vermutet werden, dass auch die Zahl von Personen in Notunterkünften zugenommen habe, aber diese sprächen im Bezirksamt nicht vor, so dass dazu keine konkreten Angaben möglich seien.

Außerdem gebe es Menschen, die eine Betreuung erhielten, damit sie in ihrer Wohnung verbleiben könnten und um Wohnungslosigkeit vorzubeugen.

 

Auf Nachfrage bestätigt er, dass die Zahl der Betreuungsmaßnahmen gemäß § 67 SGB XII zugenommen habe und das Sozialamt – wie von Beratung + Leben geschildert – die Erfahrung gemacht habe, dass die Bereitschaft von Betroffenen, nach der Sicherung Wohnung weiter zusammenzuarbeiten, oft abnehme. Die Ziele könnten nicht erreicht werden, wenn die Zusammenarbeit fehle.

Das organisatorische Problem der Erreichbarkeit des JobCenters müsse aber davon getrennt gesehen werden, und die Forderung nach mehr Betreuungsmaßnahmen gemäß § 67 SGB XII trage nicht zur Lösung dieses Problems bei.

 

Sergeant Siegfried Fischer, Heilsarmee, merkt an, auch im Café Treffpunkt hielten sich Menschen auf, die vermutlich schon wohnungslos geworden wären, wenn es die Einrichtung nicht gäbe. Seit der Einführung des Arbeitslosengeldes II sei die Zahl der Hilfesuchenden ständig gestiegen. In den ersten Monaten des Jahres 2009 sei die Zahl zwar erstmals gesunken, aber gleichzeitig sei zu beobachten, dass mehr Menschen mit Mehrfachproblemen kämen.

 

Herr Josef Kyrieleis von der Heilsarmee bestätigt diese Beobachtung und schildert beispielhaft einen konkreten Fall, wo erst seine Begleitung im Umgang mit dem Job-Center zum Erfolg eines zuvor abgelehnten Antrags geführt habe.

 

Herr Friedhelm Sachse, Leiter mit Prokura bei Beratung und Leben, und Herr Johannes Kevenhörster, Leiter des Sozialprojekts Prenzlauer Berg, bestätigen ebenfalls den Eindruck, dass häufiger Menschen mit psychischen Auffälligkeiten in die Einrichtung kämen und der Anteil der Hilfesuchenden aus dem Bezirk zugenommen habe. Im Sozialprojekt Prenzlauer Berg in der Dunckerstraße 32 sei der Frauenanteil unter den die Einrichtung Aufsuchenden im Berlin weiten Vergleich außerdem leicht erhöht. Das Sozialprojekt Prenzlauer Berg sei eine integrierte Einrichtung der Sozialen Dienste/Wohnungslosenhilfe. Zu ihm gehören die folgenden Projekte: Tagesstätte, Kontakt- und Beratungsstelle, Wohnhilfen Pankow, Sozialberatung Pankow. Man verstehe sich als Anlaufstelle für Menschen in schwierigen Lebenslagen. Mit den Angeboten wolle man den unterschiedlichen materiellen und sozialen Notlagen der Besucher gerecht werden. Dazu verfolge man das Konzept eines Stufenmodells der Sozialarbeit mit folgenden aufeinander bezogenen Hilfeformen: Straßensozialarbeit und aufsuchende Arbeit in Krankenhäusern, JVA, Versorgungsangebote (Frühstück, Mittagessen, Duschen, Waschen, Postadresse), Sozialberatung und Unterstützung in Ämterangelegenheiten, Freizeitangebote und Beziehungsarbeit, Beschäftigungsprojekte, ComputerCabinett, Wohnungserhalt und Wohnungserlangung, Betreutes Einzelwohnen, Sozial-Coaching zur Heranführung an den Arbeitsmarkt.

Das Sozialprojekt Prenzlauer Berg werde finanziert durch den Bezirk Pankow von Berlin, die Senatsverwaltung für Integration, Arbeit und Soziales und die Europäische Union; zusätzlich durch eine Investition der Lotterie Glücksspirale und durch den Förderverein Beratung und Leben e.V.

Die Personalsituation habe nach der Standortverlagerung in die Dunckerstraße vor einem Jahr so stabilisiert werden können, dass bei Krisen nicht mehr die Schließung drohe. Außerdem habe bei der Standortverlagerung die Vernetzung mit Bordmitteln eine besondere Rolle gespielt. Durch die allgemeine Sozialberatung und das Sozialcoaching kämen Menschen in die Einrichtung, die den Weg dorthin sonst nicht gefunden hätten. Für die Aufsuchenden sei die Hilfe nachhaltiger geworden.

Zuletzt habe es eine außerplanmäßige Hygieneüberprüfung gegeben, die die Einrichtung nun seit Wochen stark beschäftige, weil eine Reihe von Auflagen zusätzlich erfüllt werden müssten.

2008 seien ca. 20.000 Menschen in die Einrichtung gekommen, monatlich etwa 1200 bis 2000, darunter 22 Prozent Frauen (zuvor 18 Prozent). Das zuvor beschriebene Angebot könne inzwischen u.a. mit 10 MAE-Kräften abgedeckt werden, die Öffnungszeiten hätten erweitert werden können und die Einrichtung strahle Professionalität aus. Beim Sozialcoaching sei mit Senatsverwaltung eine Zielgröße von 63 Personen vereinbart worden. Nach einem ¾ Jahr seien nun 56 Personen in das Projekt eingebunden. Die Vermittlung von Personen in ehrenamtliche Tätigkeiten trage dazu bei, ihnen Schlüsselqualifikationen zu vermitteln. Insgesamt sei der Start am neuen Standort gut gelungen.

 

 


 
 

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