Auszug - Diskussion zum externen Fachcontrolling BE: Frau Busse
Der 3. Report zum externen
Fachcontrolling war mit der Einladung verschickt worden. Frau Busse bemängelte in
ihren einleitenden Worten, dass die Übertragung von Verwaltungstätigkeiten auf
die Sozialarbeiter nicht gelungen sei. Sozialarbeiter hätten mit Verwaltung
„normalerweise nicht viel am Hut“. Vor ca. 10 Jahren existierte
beim Jugendamt Neukölln das „Amt Jug 8“ - Wirtschaftliche Hilfe.
Dort war u.a. die Prüfung der örtlichen Zuständigkeit sowie der materiellen und
formellen Voraussetzungen bei den Hilfen zur Erziehung (HzE) angesiedelt. Es
sei ein großen Fehler gewesen, diese komplett auf die Sozialarbeiter zu
übertragen. Sie seien dafür nicht ausreichend ausgebildet. Eine Konsequenz sei,
dass die pädagogischen fachlichen Voraussetzungen zur Gewährung einer HzE zu
sehr betont würden gegenüber den materiellen und formellen Voraussetzungen.
Frau Busse fordert, den verwaltungsrechtlichen Bereich gegenüber dem
sozialpädagogischen zu stärken. Frau Vonnekold bezweifelt
die Effizienz der damaligen Verwaltungsstruktur. Es habe kein Amt gegeben, in
dem die Aufgaben stringent durchgeführt wurden. Vier Sachbearbeiter seien mit
einem Antrag befasst gewesen. Frau Vonnekold wendet sich besonders gegen den
Ausbau der Verwaltungsseite im Jugendamt. Es sei ohnehin schon ein extremer
Kampf, die Personaldecke zu halten. Bei einem Ausbau auf der einen Seite würde
an anderer Stelle das Personal fehlen. Der Vorschlag von Frau Busse würde einen
„ziemlichen Personalzuwachs“ bedeuten, er sei einfach nicht
realistisch. Frau Vonnekold wehrt sich auch gegen den Eindruck, dass große Teile
der Hilfen, die gewährt wurden, nicht hätten gewährt werden dürfen. Es gebe
Fehler in der Dokumentation, es würden aber ernsthafte Anstrengungen
unternommen, die Fehlerquote zu senken. Auf absehbare Zeit sei das Jugendamt
aber nicht in der Lage, eine 100%ige Fehlerfreiheit aller Akten zu garantieren.
Außerdem sei der Zuzug in sozial schwache Gebiete groß, daraus würden sich auch
mehr Zugänge an Fällen ergeben. Die Arbeitsbelastung der Mitarbeiter sei sehr
groß. Es fehle den Mitarbeitern häufig einfach die nötige Zeit. „Ich
werbe um Verständnis, dass dabei Fehler passieren“. Frau Finger führt aus, dass
laut Frau Busse die Bestellung von Wirtschaftsprüfern keine Einsparungen
bringen würde. Sie fragt, ob es sinnvoll sein könnte, wieder ein zentrales Amt
einzuführen. Frau Vonnekold sagt, dass
sie nicht zurück wolle in den Zustand von vor 10 Jahren. Es sei eine empirisch
schwierige Debatte. Frau Dr. Gallus-Jetter
ergänzt, dass das Amt 8 aus nachvollziehbaren Gründen abgeschafft worden sei.
Dieses Amt sei vorwiegend ein
„Sozialamt für alleinerziehende Mütter“ gewesen. Man müsse auch
berücksichtigen, dass es in der Zwischenzeit Bezirksfusionen gegeben hat. Mitte
des vergangenen Jahrzehnts kam schließlich eine Umstrukturierung durch die
Sozialraumorientierung hinzu. Frau Busse weist darauf
hin, dass die Belastung der Sozialarbeiter viel zu hoch sei. Das wirke sich auf
die Dokumentation aus: Es gebe z.B. zu viele Fehler bei der Übernahme von
Akten, Widersprüche würden z.T. einfach „abgehakt“. Es solle Druck
von den Schultern der Sozialarbeiter genommen werden. Die
Verwaltungsmitarbeiter der „Wirtschaftlichen Jugendhilfe“ sollten
nicht mehr der Regionalleitung unterstellt bleiben. Es müssten ein oder zwei
neue Leitungsstellen geschaffen werden. Frau Vonnekold entgegnet
darauf, wenn die Regeln zu einhundert Prozent eingehalten würden, wären
HzE-Steigerungen die Folge. Des Weiteren sei eine intensive Prüfung der
Zuständigkeiten aus zeitlichen Gründen oft unrealistisch. Wenn sich in Familien
mit zwei Sorgeberechtigten eine Person absentiert hat, müsse man in manchen
Fällen davon ausgehen, dass diese Person mit der getroffenen Entscheidung
stillschweigend einverstanden sei. Frau Busse bekräftig
dagegen, dass die Probleme in einigen Vierteln Duisburgs, wo sie herkommt, ähnlich
seien wie in Neukölln. Die Sozialarbeiter bekämen trotzdem ihre Unterschriften. Herr Ortmann weist darauf
hin, dass die Fehleranalyse der Zuständigkeitsprüfung folgendes ergeben habe:
95% der Fälle sind unstrittig, 4,5 % sind strittig und nur 0,5 % sehr strittig.
Der Vorschlag von Frau Busse würde im Jugendamt eine Stelle mit einer hohen
Gehaltsstufe zur Folge haben, sowie ggf. eine weitere Juristin. Es habe in der
Vergangenheit eine positive Organisationsentwicklung gegeben, einen
einheitlichen Prozess. Eine Kostenexplosion habe aber nicht stattgefunden. Die
unsystematische Softwareentwicklung könne in den nächsten Jahren
vereinheitlicht werden. (Ein Vortrag von Herrn Ortmann vor dem Hauptausschuss
der BVV über die Entwicklung der wirtschaftlichen Jugendhilfe in Neukölln ist
dem Protokoll als Datei beigefügt.) Frau Pohl kritisiert, dass
die Leitung und Verwaltung des Jugendamtes den Report von Frau Busse zu negativ
beurteile. Sie möchte die positiven Aspekte in den Vordergrund stellen, die
konkreten Anregungen zur Verbesserung. Frau Finger fragt, welche
Vorschläge man übernehmen könne? Frau Busse führt aus, dass
die Vorlagen im Intranet gut seien. Sie würden nur zu wenig genutzt. In
Duisburg erledige ein Sachbearbeiter die komplette Prüfung. Die Tätigkeit der
Verwaltung ist dort genauso strukturiert wie die der Sozialarbeiter. Die
wirtschaftliche Jugendhilfe hat mehr Personal in Duisburg. Herrn Ahrens kommen die
Rezepte sehr bekannt vor. Fehler seien früher auch gemacht worden, sie seien
z.T. wahrscheinlich systemimmanent. Dennoch müsse den gesetzlichen Bestimmungen
Rechnung getragen werden. Erst müssten die Interessen der Klienten
berücksichtigt werden, da dürften keine Abstriche gemacht werden. Die
Fortbildung der Mitarbeiter müsse verstärkt werden. Es gebe keinen einzigen
Punkt in dem Report, der den Beschäftigten anzulasten sei. Die politischen
Rahmenbedingungen seien aktuell nicht zu ändern, das sei eine rein akademische
Diskussion. Stattdessen müssten die vorhandenen Fähigkeiten und Ressourcen besser
genutzt werden. Frau Vonnekold erklärt,
dass daran gearbeitet werde, die Dokumentationsschwächen zu verbessern. Die
Mitarbeiter müssten sich weiterbilden. Die Arbeitsabläufe sollten transparenter
und einfacher gestaltet werden. Die Ausweitung der Verwaltung sei jedoch kein
geeigneter Weg. Deshalb sei ihre Begeisterung über den Report sehr begrenzt.
Sie verweist darauf hin, dass die Regionalleiter „gnadenlos“
unterbezahlt seien. Sie haben die Gehaltsstufe A12 und sind dabei jeweils für
etwa 50 Personen und ein Finanzvolumen
von 20-25 Mio. Euro verantwortlich. Sie sieht kein Einsparungspotential,
jedenfalls nicht in der Größenordnung, die die Einstellung einer neuen
Leitungskraft rechtfertigen würde. Sie sei an den Haushalt gebunden. Sie könne
nicht mehr ausgeben, als darin vorgegeben. Herr Rühlmann fordert, die
bestehenden Ressourcen besser zu nutzen. Die Verwaltung sei manchmal zu langsam
bei den Anpassungen an wirtschaftliche Veränderungen. Herr Ortmann führt aus,
dass die Verwaltung besser sei als nach außen sichtbar. Frau Busse habe vollen
Einblick bekommen und volle Unterstützung. Ein Hauptproblem sei, geeignete
Mitarbeiter in die Verwaltung zu bekommen, da Außeneinstellungen i.d.R. nicht
möglich seien und im ZeP (Zentrales Personalüberhangmanagement) seien viele
nicht qualifiziert genug. Das sei das Problem einer abgemagerten Verwaltung. Herr Khalil sagt, man müsse
mit dem vorhandenen Personal auskommen, so korrekt wie möglich. Man müsse das
Beste daraus machen. Er dankt Frau Busse für ihre Tätigkeit. Frau Vonnekold bekräftigt
noch einmal, dass die Rezepte von Frau Busse im Kern einen Personalausbau
bedeuten würden. Eine hundertprozentige Fehlerfreiheit sei nicht möglich. Frau Finger bedankt sich
bei Frau Busse für ihre bisherige Arbeit. Abstimmungsergebnis:
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