Auszug - Gespräch mit dem Geschäftsführer der Terra Naturkost Handels KG - Herrn Meinrad Schmitt
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Der stellv. Vorsitzende Herr Posselt eröffnet die 30. Sitzung des Wirtschaftsausschusses und stellt fest, dass die Einladung allen Ausschussmitgliedern rechtzeitig zugegangen ist und Änderungswünsche zur Tagesordnung nicht bestehen. Terra Naturkost wurde
1988 am Standort Dieselstraße gegründet. In der Startphase bestand das
Unternehmen aus drei Mitarbeitern und es standen zwei gebrauchte Lkw zur
Verfügung. Da Bioprodukte schon zu damaliger Zeit im Trend lagen und immense
Wachstumsraten zu verzeichnen waren, erfolgte 2002 nach zwei Zwischenstationen
in Steglitz und Adlershof die Ansiedlung in der Gradestraße. Für den Aufbau des
Logistikzentrums für Bioprodukte mit 8.000 m² Lager- und Bürofläche wurden
einschließlich der Grundstückskosten 8 Mio. € investiert. Zu dem 2002
errichteten Bestandsgebäude kam im Frühsommer 2009 ein 3600 m² großer Kopfbau
(Terra 2) dazu und Ende 2009 wurde ein weiterer Anbau mit 2000 m² (Terra 3)
fertig gestellt. Das Investitionsvolumen
für die Expansion betrug 5,8
Mio. €. Die Halle „Terra 2“ bietet auf 410 m²
Molkereiprodukten Platz, hat weitere 420 m² Tiefkühllager und 420 m² Abhollager
und Warenausgang. „Terra 3“ dient ausschließlich als Trockenlager.
Als fertig gestelltes Hochregallager kann es bis 1.900 Europaletten fassen. Das Unternehmen
beschäftigt 130 Mitarbeiter. Bei den LKW-Fahrern gibt es wenig Fluktuation.
Gleiches gilt für den administrativen Bereich, der sich durch personelle
Stabilität und auch inhaltliche Identifikation der Mitarbeiter zum Unternehmen
auszeichnet. Problembehaftet ist hingegen der gewerbliche Bereich. Die meist
ungelernten Packer und Lagerarbeiter sind häufig unmotiviert und schwierig im
Umgang. Zur Abdeckung von Spitzenzeiten kommen zu den festangestellten
Beschäftigten noch rd. 15 studentische Kräfte hinzu. Zu den ca. 900 Kunden
zählen klassische Naturkostfachgeschäfte und moderne Biosupermärkte, Hofläden,
Marktbetreiber, Fachgeschäfte mit kleinem Biosortiment sowie Großküchen,
Gastronomie und Großverbraucher. Wenngleich Terra den Einzelhandel präferiert,
werden auch Food-Coops beliefert. Dies allerdings mit eigenen Preislisten.
Allen Kunden gemeinsam ist, dass sie „Bio“ nicht nur nebenbei
verkaufen, sondern in den Mittelpunkt ihres Handelns stellen. Daher beliefert
Terra auch keine konventionellen Supermärkte. Die ebenfalls zunehmend
Bioprodukte anbietenden Discounter stellen für Terra keine Konkurrenz dar, weil
das Unternehmen einfach eine andere Ernsthaftigkeit hat. Terra Naturkost
bezieht seine Naturkostprodukte von über 240 Lieferanten aus Deutschland und
aus aller Welt. Eine enge Kooperation mit vielen Bio-Erzeugern ermöglicht ein
gutes Zusammenspiel. Bei den einheimischen Produkten setzt das Unternehmen bewusst auf die
Vorzüge von Regionalität und hat unter dem Motto „Regional ist 1.
Wahl“ eine Aktion für regionale Bio-Produkte entwickelt. Regionale
Produkte stehen nicht nur für kurze Transportwege, sondern zeichnen sich auch durch überschaubare Strukturen, transparente
Handelsbeziehungen und persönliche Absprachen aus, die beim konventionellen,
stark standardisierten Vertrieb längst verloren gegangen sind. Die Arbeit von Terra als Naturkosthändler ist von Transparenz und hohem Verantwortungsbewusstsein geprägt. Der ökologische Landbau wird seit 1992 durch die EU-Bio-Verordnung geregelt. Um die hohen Anforderungen von ökologisch erzeugten Lebensmitteln zu gewährleisten, werden hierin die Mindestanforderungen für die Erzeugung, Verarbeitung und Kontrolle von Ökoprodukten festgelegt, die im Übrigen auch für Importware aus Drittländern gelten. Die EU-Bio-Verordnung ist für Terra lediglich der Mindeststandard. Bevorzugt gehandelt wird mit Ware von Bio-Landbauverbänden, deren Richtlinien z. T. noch höhere Anforderungen als die der EU-Norm haben. Seit 2003 werden Bio-Obst und Bio-Gemüse aus dem Naturkosthandel
systematisch auf Verunreinigungen mit Pestiziden untersucht. 28 Im- und
Exporteure sowie Großhandelsunternehmen der Naturkostbranche beteiligen sich am
Monitoring des Bundesverbands Naturkost
Naturwaren Herstellung und Handel e.V (BNN), tauschen ihre Ergebnisse aus
und haben sich auf eine gemeinsame Vorgehensweise im Rückstandsfall geeinigt.
Das BNN-Monitoring trägt insofern entscheidend für das Qualitätsmanagement im
Naturkostmarkt bei, als Daten zur Pestizidbelastung von ökologisch produziertem
Obst und Gemüse gewonnen und systematisch aufbereitet, aber auch Betrugsfälle
mit Hilfe von flächendeckenden und risikoorientierten Probenziehungen
aufgedeckt werden können. Die Grüne Woche ist für Terra nicht die richtige
Marketingplattform. Stattdessen wird auf Hausmessen gesetzt, bei der Kunden und
Lieferanten zueinander gebracht werden. Eine Neuheit in 2009 gegenüber den
Vorjahren war, dass die Messe an zwei Tagen stattfand und am Sonntagnachmittag
auch für den Publikumsverkehr geöffnet war. Die Wirtschaftskrise
macht sich für Terra nur wenig bemerkbar. Der Bio-Markt verfügt über eine feste
Kundenstruktur und boomt eher, als dass er zurückgeht. Dem Umsatz in der Gründungsphase
von 1,4 Mio. DM steht heute ein Umsatz von 70 Mio. € gegenüber. Zum Bezirksamt pflegt Terra Naturkost gute Beziehungen. Als allgemeiner Wunsch an die Politik wird die Deregulierung genannt. |
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