Auszug - Gespräch mit dem Geschäftsführer der Terra Naturkost Handels KG - Herrn Meinrad Schmitt  

 
 
30. öffentliche Sitzung des Wirtschaftsausschusses
TOP: Ö 1
Gremium: Wirtschaftsausschuss Beschlussart: im Ausschuss abgelehnt
Datum: Di, 05.01.2010 Status: öffentlich
Zeit: 17:00 - 19:10 Anlass: ordentliche Sitzung
Raum: Terra Naturkost Handels KG
Ort: Gradestraße 92, 12347 Berlin
 
Beschluss

Der stellv

Der stellv. Vorsitzende Herr Posselt eröffnet die 30. Sitzung des Wirtschaftsausschusses und stellt fest, dass die Einladung allen Ausschussmitgliedern rechtzeitig zugegangen ist und Änderungswünsche zur Tagesordnung nicht bestehen.

 

 

Terra Naturkost wurde 1988 am Standort Dieselstraße gegründet. In der Startphase bestand das Unternehmen aus drei Mitarbeitern und es standen zwei gebrauchte Lkw zur Verfügung. Da Bioprodukte schon zu damaliger Zeit im Trend lagen und immense Wachstumsraten zu verzeichnen waren, erfolgte 2002 nach zwei Zwischenstationen in Steglitz und Adlershof die Ansiedlung in der Gradestraße. Für den Aufbau des Logistikzentrums für Bioprodukte mit 8.000 m² Lager- und Bürofläche wurden einschließlich der Grundstückskosten 8 Mio. € investiert.

 

Zu dem 2002 errichteten Bestandsgebäude kam im Frühsommer 2009 ein 3600 m² großer Kopfbau (Terra 2) dazu und Ende 2009 wurde ein weiterer Anbau mit 2000 m² (Terra 3) fertig gestellt. Das Investitionsvolumen für die Expansion betrug 5,8 Mio. €. Die Halle „Terra 2“ bietet auf 410 m² Molkereiprodukten Platz, hat weitere 420 m² Tiefkühllager und 420 m² Abhollager und Warenausgang. „Terra 3“ dient ausschließlich als Trockenlager. Als fertig gestelltes Hochregallager kann es bis 1.900 Europaletten fassen.

 
Terra Naturkost bietet über
11.000 Produkte. Neben Obst und Gemüse, Frische- und Trockenware, Naturdrogerie, Kosmetik und Nonfood-Artikel hält Terra auch ein Sortiment für Großverbraucher und Gastronomie bereit. Den Löwenanteil am Umsatz machen dabei Obst und Gemüse mit 35 % aus, dicht gefolgt von 30 % Trockenware, 28 % Molkereiprodukte und 7 % Naturkosmetik. Mit über 30 Kühlfahrzeugen beliefert Terra Naturkost vier Bundesländer (Berlin, Brandenburg, Mecklenburg-Vorpommern und einen großen Teil Sachsen-Anhalts). Probleme mit den Berliner Regelungen zur Umweltzone hat das Unternehmen nicht. Als ökologischer Großhandel gehört es zum Selbstverständnis von Terra, dass der Fuhrpark über moderne umwelttechnische Standards verfügt. Schon heute haben 75 % der LKWs die grüne Plakette, Ende 2010 werden es alle sein.

 

Das Unternehmen beschäftigt 130 Mitarbeiter. Bei den LKW-Fahrern gibt es wenig Fluktuation. Gleiches gilt für den administrativen Bereich, der sich durch personelle Stabilität und auch inhaltliche Identifikation der Mitarbeiter zum Unternehmen auszeichnet. Problembehaftet ist hingegen der gewerbliche Bereich. Die meist ungelernten Packer und Lagerarbeiter sind häufig unmotiviert und schwierig im Umgang. Zur Abdeckung von Spitzenzeiten kommen zu den festangestellten Beschäftigten noch rd. 15 studentische Kräfte hinzu.

 

Zu den ca. 900 Kunden zählen klassische Naturkostfachgeschäfte und moderne Biosupermärkte, Hofläden, Marktbetreiber, Fachgeschäfte mit kleinem Biosortiment sowie Großküchen, Gastronomie und Großverbraucher. Wenngleich Terra den Einzelhandel präferiert, werden auch Food-Coops beliefert. Dies allerdings mit eigenen Preislisten. Allen Kunden gemeinsam ist, dass sie „Bio“ nicht nur nebenbei verkaufen, sondern in den Mittelpunkt ihres Handelns stellen. Daher beliefert Terra auch keine konventionellen Supermärkte. Die ebenfalls zunehmend Bioprodukte anbietenden Discounter stellen für Terra keine Konkurrenz dar, weil das Unternehmen einfach eine andere Ernsthaftigkeit hat.

 

Terra Naturkost bezieht seine Naturkostprodukte von über 240 Lieferanten aus Deutschland und aus aller Welt. Eine enge Kooperation mit vielen Bio-Erzeugern ermöglicht ein gutes Zusammenspiel. Bei den einheimischen Produkten setzt das Unternehmen bewusst auf die Vorzüge von Regionalität und hat unter dem Motto „Regional ist 1. Wahl“ eine Aktion für regionale Bio-Produkte entwickelt. Regionale Produkte stehen nicht nur für kurze Transportwege, sondern zeichnen sich auch durch überschaubare Strukturen, transparente Handelsbeziehungen und persönliche Absprachen aus, die beim konventionellen, stark standardisierten Vertrieb längst verloren gegangen sind.

 

Die Arbeit von Terra als Naturkosthändler ist von Transparenz und hohem Verantwortungsbewusstsein geprägt. Der ökologische Landbau wird seit 1992 durch die EU-Bio-Verordnung geregelt. Um die hohen Anforderungen von ökologisch erzeugten Lebensmitteln zu gewährleisten, werden hierin die Mindestanforderungen für die Erzeugung, Verarbeitung und Kontrolle von Ökoprodukten festgelegt, die im Übrigen auch für Importware aus Drittländern gelten. Die EU-Bio-Verordnung ist für Terra lediglich der Mindeststandard. Bevorzugt gehandelt wird mit Ware von Bio-Landbauverbänden, deren Richtlinien z. T. noch höhere Anforderungen als die der EU-Norm haben. 

 

Seit 2003 werden Bio-Obst und Bio-Gemüse aus dem Naturkosthandel systematisch auf Verunreinigungen mit Pestiziden untersucht. 28 Im- und Exporteure sowie Großhandelsunternehmen der Naturkostbranche beteiligen sich am Monitoring des Bundesverbands Naturkost Naturwaren Herstellung und Handel e.V (BNN), tauschen ihre Ergebnisse aus und haben sich auf eine gemeinsame Vorgehensweise im Rückstandsfall geeinigt. Das BNN-Monitoring trägt insofern entscheidend für das Qualitätsmanagement im Naturkostmarkt bei, als Daten zur Pestizidbelastung von ökologisch produziertem Obst und Gemüse gewonnen und systematisch aufbereitet, aber auch Betrugsfälle mit Hilfe von flächendeckenden und risikoorientierten Probenziehungen aufgedeckt werden können.

Die Grüne Woche  ist für Terra nicht die richtige Marketingplattform. Stattdessen wird auf Hausmessen gesetzt, bei der Kunden und Lieferanten zueinander gebracht werden. Eine Neuheit in 2009 gegenüber den Vorjahren war, dass die Messe an zwei Tagen stattfand und am Sonntagnachmittag auch für den Publikumsverkehr geöffnet war.

 

Die Wirtschaftskrise macht sich für Terra nur wenig bemerkbar. Der Bio-Markt verfügt über eine feste Kundenstruktur und boomt eher, als dass er zurückgeht. Dem Umsatz in der Gründungsphase von 1,4 Mio. DM steht heute ein Umsatz von 70 Mio. € gegenüber.

 

Zum Bezirksamt pflegt Terra Naturkost gute Beziehungen. Als allgemeiner Wunsch an die Politik wird die Deregulierung genannt.

 


 
 

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