Auszug - Neuköllner Kinderschutzstatistik 2008
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Frau Dr. Gallus-Jetter berichtet, dass der Bezirk bereits
seit 10 Jahren eine Kinderschutzstatistik führt. Weite Teile der Neuköllner
Statistik sind auch mit in die berlinweite Statistik eingeflossen. Bis die
Daten allerdings überbezirklich elektronisch erfasst werden können, wird noch
etwas Zeit vergehen. Bis dahin soll eine Interimslösung im zweiten Halbjahr
2009 eingeführt werden. Anhand der Präsentation, welche dem Protokoll beiliegt,
stellt sie die Neuköllner Zahlen zum Kinderschutz für das Jahr 2008 vor. In der
Verteilung der Zahlen spiegelt sich die gewohnte Nord-Süd-Verteilung wider.
Allerdings haben im letzten Jahr allein die Kinderschutzmeldungen um 51 Prozent
zugenommen und lagen durchschnittlich bei 84 Meldungen pro Monat. Eine weitere
Steigerung ist abzusehen. Der Anteil an Denunzianten kann bei dieser Zahl vernachlässigt
werden. Frau Vonnekold ergänzt, dass sich zwar 25 Prozent der Meldungen nicht
als Kinderschutzfall bestätigen, aber nicht auf niederen Beweggründen fußen,
sondern teilweise auf Missverständnissen u.ä. beruhen. Frau Thurley vermutet,
dass es deutlich mehr Meldungen geben würde, wenn auch Familien mit
Migrationshintergrund melden würden. Auffällig ist das geringe Meldeverhalten der Kinderärzte,
hierbei vermutet Frau Dr. Gallus-Jetter jedoch ein strukturelles Problem, da
die Kinderärzte eher den Kinder- und Jugendgesundheitsdienst als das Jugendamt
benachrichtigen. Zudem würden Eltern misshandelter Kinder diese dem Kinderarzt
eher selten vorstellen. Die Thematik wird auf mehreren Gesprächsrunden bewegt. Herr Khalil sieht die Notwendigkeit weiterer Aufklärung.
Vielfach bestehen Fragen, ob denn ein Klaps strafbar sei oder nicht –
solange eine andere Wahrnehmung besteht, wird kein Familienmitglied einen
Kinderschutzfall melden. Ähnlich wie die deutsche Gesellschaft brauchen auch
die Migranten Zeit, diese Wahrnehmungen anzupassen. Bis heute erzeugen
Jugendamt und Kinderschutz Angst in den Familien. Er fordert daher, mehr an
Kinderärzte mit Migrationshintergrund heranzutreten und dort Aufklärungsarbeit
zu leisten. |
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