Auszug - Gespräch mit dem Vorstand des Fernheizwerkes Herrn Dipl.-Ing. Ulrich Rheinfeld über die Geschäfts- und Kapazitätsentwicklung im Bezirk Neukölln  

 
 
20. öffentliche Sitzung des Wirtschaftsausschusses
TOP: Ö 1
Gremium: Wirtschaftsausschuss Beschlussart: erledigt
Datum: Di, 02.12.2008 Status: öffentlich
Zeit: 17:00 - 19:00 Anlass: ordentliche Sitzung
Raum: Fernheizwerk Neukölln
Ort: Weigandufer 49, 12059 Berlin
 
Beschluss

Der Vorsitzende Herr Mahlo eröffnet die 20

Der Vorsitzende Herr Mahlo eröffnet die 20. Sitzung des Wirtschaftsausschusses und stellt fest, dass die Einladung allen Ausschussmitgliedern rechtzeitig zugegangen ist und Änderungswünsche zur Tagesordnung nicht bestehen.

 

 

            Herr Mahlo bedankt sich beim Vorstand Herrn Rheinfeld sowie beim Technischen Leiter Herrn Scharf für die Gastfreundschaft. Er bittet die Unternehmensvertreter über die Historie des FHW, die aktuelle Geschäftsentwicklung sowie über perspektivische Kapazitätserweiterungen zu berichten.

 

Herr Rheinfeld erläutert, dass der Komplex am Weigandufer 1910 von der Bewag als Kraftwerk erbaut wurde. Nach Einstellung der Stromproduktion am Standort 1919 übernahm die damalige Stadt Neukölln die Verwaltung des Kraftwerks, das anschließend zum reinen FHW umgebaut wurde. Die Entwicklung der Fernwärmeversorgung erfolgte sukzessive, 1975 war das Streckennetz auf 20 km mit rund 150 Übergabestationen und einer Leistung von 60 MW angewachsen.

 

Nach der 1977 erfolgten Umwandlung des FHW in eine GmbH mit einem Stammkapital von 11,5 Mio. DM war das Land Berlin alleiniger Gesellschafter. Im Rahmen der Umwandlung in eine Aktiengesellschaft 1988 veräußerte das Land Berlin zunächst 50 % und 1995 den Rest seiner Anteile an die Bewag. Heute ist das FHW eine börsennotierte Aktiengesellschaft zu 75 % im Besitz von Vattenfall und zu 25 % im Streubesitz.

 

Das FHW betreibt im Norden Neuköllns eine Fernwärmeversorgung mit großstädtischer Struktur. Kernklientel ist zu 75 % die Wohnungswirtschaft u. a. mit großen kommunalen Wohnungsbaugesellschaften, zu 15 % die öffentlichen Einrichtungen des Bezirks wie Verwaltungsgebäude, Schulen und Kitas sowie mit einem 10%igen Anteil Gewerbebetriebe, Kaufhäuser und Industriegebäude.

 

Das Unternehmen beschäftigt 37 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter und 2 Auszubildende. Die Gesellschaft erzielt aus dem Wärmegeschäft einen Umsatz von ca. 20 Mio. € und aus dem Stromgeschäft ca. 1 Mio. €. Das Steueraufkommen des Unternehmens umfasste in 2007 1,16 Mio. € Körperschaftssteuer, 0,95 Mio. € Gewerbesteuer und 1,96 Mio. € Umsatzsteuerzahllast.

 

Am Wärmemarkt in Nord-Neukölln hat die Fernwärme einen Marktanteil von 32 %. Dem folgen mit 24 % Gasetagenheizungen, mit 22 % Heizölzentralheizungen, mit 19 % Gaszentralheizungen, mit 2 % Nachtstromspeicherheizung und mit 1 % Einzelraumfeuerung (Kohle).

 

Von 1995 bis 2007 konnte das Leitungsnetz von 48 km auf 72, mithin um 50 % erweitert werden. Mit dem Ausbau von 500 auf 800 Übergabestationen erfolgte eine 60%ige Steigerung. Die Wärmeerzeugung hingegen ist mit 313.000 MWh konstant geblieben. Hintergrund hierfür ist das Energiesparverhalten der Kunden. Eine Kompensation dieses Sparverhaltens ist nur durch Neuabschlüsse und die Erschließung neuer Versorgungsgebiete möglich. Erweiterungsprojekte des FHW seit 2000 sind der Gräfekiez in Kreuzberg, die Schillerpromenade und der Körnerkiez. In Kreuzberg konnten 45 Verträge für 65 Objekte geschlossen werden. Da im Bestand selbst gespart wird, ist eine Versorgung weiter entfernt liegender Gebiete jetzt möglich. Nach den Zielvorstellungen will das FHW in 10 Jahren 30 % des Wärmemarkts in Kreuzberg und in Treptow übernehmen. Eine Ausdehnung der Geschäftsaktivitäten zur Hufeisensiedlung ist jedoch ohne neue strategische Komponenten nicht möglich. Da der spezielle Erschließungsaufwand zu hoch ist, ist auch das typische Einfamilienhaus nicht die Zielklientel des FHW. In dessen Focus liegen Objekte mit Heizölzentralheizungen, da diese gut umrüstbar sind.

 

Umweltschutz ist ein bedeutender Bestandteil der Unternehmenspolitik des FHW. Denn verantwortungsvolles Handeln bedeutet für das Unternehmen Schutz der Umwelt und damit die Einhaltung aller umweltrechtlichen Rahmenbedingungen sowie die kontinuierliche Verbesserung der Umweltleistung. Es unterzieht sich seit 2000 auf freiwilliger Basis dem Umweltmanagementsystem und Öko-Audit der EG. Seitdem finden jährliche Wiederholungsprüfungen statt. Die CO² Emissionen konnten im Zeitraum 2000 bis 2008 um rund 43 % reduziert werden. Eines der bedeutendsten Maßnahmen zur Verringerung des CO²-Ausstoßes des FHW war der Bau einer Verbindungsleitung zum Vattenfall-Heiznetz in Mitte, mit der seit 2004 ein Wärmebezug auf Basis von Kraft- Wärme-Kopplung möglich ist. Im Jahr 2006 wurden am Standort Weigandufer zusätzlich 2 Blockheizkraftwerke mit einer elektrischen Leistung von insgesamt 900 kW gebaut, die für den Betrieb mit Pflanzenöl geeignet sind und nach dem Erneuerbare Energiengesetz gefördert werden.  Der Primärenergiefaktor der Fernwärme aus dem FHW beträgt 0,94. Zielsetzung ist eine weitere Reduzierung auf 0,7. Die Wärmeverluste liegen bei ca. 5 bis 7 % der produzierten Wärmemenge. Da die Kunden die an den Übergabestationen ankommende Wärme zahlen geht dies zu finanziellen Lasten des FHW. Zertifiziert nach der EG-Umwelt-Audit-Verordnung sind in Neukölln neben dem FHW nur Vießmann und Stadt und Land.

 

Zielsetzung der Arbeitsgemeinschaft für Wärme- und Heizkraftwirtschaft ist es, den derzeit in Deutschland zu verzeichnenden Anteil der Fernwärme von 14 % zu verdoppeln. Angesichts steigender Energiemarktpreise ist es für ein rohstoffarmes Land wie die Bundesrepublik besonders wichtig, auf intelligente Energielösungen zu setzen. Dabei sprechen für die Fernwärme sowohl ökologische als auch volkswirtschaftliche Argumente. Fernwärme ist einer der modernsten und umweltverträglichsten Formen der Beheizung. Die Energieeinsparung der Kraftwärmekopplung gegenüber der ungekoppelten Erzeugung von Strom und Wärme liegt zwischen 30 und 50 %. Aufgrund der geringen Schadstoffemissionen leistet der Fernwärmekunde einen wichtigen Beitrag zum Klimaschutz, d. h. zur Reduzierung der Treibhausgasemissionen.

 


 
 

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