Auszug - Gespräch mit dem Vorstand des Fernheizwerkes Herrn Dipl.-Ing. Ulrich Rheinfeld über die Geschäfts- und Kapazitätsentwicklung im Bezirk Neukölln
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Der Vorsitzende Herr Mahlo eröffnet die 20. Sitzung des Wirtschaftsausschusses und stellt fest, dass die Einladung allen Ausschussmitgliedern rechtzeitig zugegangen ist und Änderungswünsche zur Tagesordnung nicht bestehen. Herr Mahlo bedankt sich beim Vorstand Herrn
Rheinfeld sowie beim Technischen Leiter Herrn Scharf für die Gastfreundschaft.
Er bittet die Unternehmensvertreter über die Historie des FHW, die aktuelle
Geschäftsentwicklung sowie über perspektivische Kapazitätserweiterungen zu
berichten. Herr Rheinfeld erläutert,
dass der Komplex am Weigandufer 1910 von der Bewag als Kraftwerk erbaut wurde.
Nach Einstellung der Stromproduktion am Standort 1919 übernahm die damalige
Stadt Neukölln die Verwaltung des Kraftwerks, das anschließend zum reinen FHW
umgebaut wurde. Die Entwicklung der Fernwärmeversorgung erfolgte sukzessive,
1975 war das Streckennetz auf 20 km mit rund 150 Übergabestationen und einer
Leistung von 60 MW angewachsen. Nach der 1977 erfolgten
Umwandlung des FHW in eine GmbH mit einem Stammkapital von 11,5 Mio. DM war das
Land Berlin alleiniger Gesellschafter. Im Rahmen der Umwandlung in eine
Aktiengesellschaft 1988 veräußerte das Land Berlin zunächst 50 % und 1995 den
Rest seiner Anteile an die Bewag. Heute ist das FHW eine börsennotierte
Aktiengesellschaft zu 75 % im Besitz von Vattenfall und zu 25 % im Streubesitz.
Das FHW betreibt im Norden
Neuköllns eine Fernwärmeversorgung mit großstädtischer Struktur. Kernklientel
ist zu 75 % die Wohnungswirtschaft u. a. mit großen kommunalen
Wohnungsbaugesellschaften, zu 15 % die öffentlichen Einrichtungen des Bezirks
wie Verwaltungsgebäude, Schulen und Kitas sowie mit einem 10%igen Anteil
Gewerbebetriebe, Kaufhäuser und Industriegebäude. Das Unternehmen beschäftigt
37 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter und 2 Auszubildende. Die Gesellschaft
erzielt aus dem Wärmegeschäft einen Umsatz von ca. 20 Mio. € und aus dem
Stromgeschäft ca. 1 Mio. €. Das Steueraufkommen des Unternehmens umfasste
in 2007 1,16 Mio. € Körperschaftssteuer, 0,95 Mio. € Gewerbesteuer
und 1,96 Mio. € Umsatzsteuerzahllast. Am Wärmemarkt in
Nord-Neukölln hat die Fernwärme einen Marktanteil von 32 %. Dem folgen mit 24 %
Gasetagenheizungen, mit 22 % Heizölzentralheizungen, mit 19 %
Gaszentralheizungen, mit 2 % Nachtstromspeicherheizung und mit 1 %
Einzelraumfeuerung (Kohle). Von 1995 bis 2007 konnte das
Leitungsnetz von 48 km auf 72, mithin um 50 % erweitert werden. Mit dem Ausbau
von 500 auf 800 Übergabestationen erfolgte eine 60%ige Steigerung. Die Wärmeerzeugung
hingegen ist mit 313.000 MWh konstant geblieben. Hintergrund hierfür ist das
Energiesparverhalten der Kunden. Eine Kompensation dieses Sparverhaltens ist
nur durch Neuabschlüsse und die Erschließung neuer Versorgungsgebiete möglich.
Erweiterungsprojekte des FHW seit 2000 sind der Gräfekiez in Kreuzberg, die
Schillerpromenade und der Körnerkiez. In Kreuzberg konnten 45 Verträge für 65
Objekte geschlossen werden. Da im Bestand selbst gespart wird, ist eine
Versorgung weiter entfernt liegender Gebiete jetzt möglich. Nach den
Zielvorstellungen will das FHW in 10 Jahren 30 % des Wärmemarkts in Kreuzberg
und in Treptow übernehmen. Eine Ausdehnung der Geschäftsaktivitäten zur
Hufeisensiedlung ist jedoch ohne neue strategische Komponenten nicht möglich. Da
der spezielle Erschließungsaufwand zu hoch ist, ist auch das typische
Einfamilienhaus nicht die Zielklientel des FHW. In dessen Focus liegen Objekte
mit Heizölzentralheizungen, da diese gut umrüstbar sind. Umweltschutz ist ein
bedeutender Bestandteil der Unternehmenspolitik des FHW. Denn
verantwortungsvolles Handeln bedeutet für das Unternehmen Schutz der Umwelt und
damit die Einhaltung aller umweltrechtlichen Rahmenbedingungen sowie die
kontinuierliche Verbesserung der Umweltleistung. Es unterzieht sich seit 2000
auf freiwilliger Basis dem Umweltmanagementsystem und Öko-Audit der EG. Seitdem
finden jährliche Wiederholungsprüfungen statt. Die CO² Emissionen
konnten im Zeitraum 2000 bis 2008 um rund 43 % reduziert werden. Eines der
bedeutendsten Maßnahmen zur Verringerung des CO²-Ausstoßes des FHW
war der Bau einer Verbindungsleitung zum Vattenfall-Heiznetz in Mitte, mit der
seit 2004 ein Wärmebezug auf Basis von Kraft- Wärme-Kopplung möglich ist. Im
Jahr 2006 wurden am Standort Weigandufer zusätzlich 2 Blockheizkraftwerke mit
einer elektrischen Leistung von insgesamt 900 kW gebaut, die für den Betrieb
mit Pflanzenöl geeignet sind und nach dem Erneuerbare Energiengesetz gefördert
werden. Der Primärenergiefaktor der Fernwärme
aus dem FHW beträgt 0,94. Zielsetzung ist eine weitere Reduzierung auf 0,7. Die
Wärmeverluste liegen bei ca. 5 bis 7 % der produzierten Wärmemenge. Da die
Kunden die an den Übergabestationen ankommende Wärme zahlen geht dies zu
finanziellen Lasten des FHW. Zertifiziert nach der EG-Umwelt-Audit-Verordnung
sind in Neukölln neben dem FHW nur Vießmann und Stadt und Land. Zielsetzung der
Arbeitsgemeinschaft für Wärme- und Heizkraftwirtschaft ist es, den derzeit in
Deutschland zu verzeichnenden Anteil der Fernwärme von 14 % zu verdoppeln. Angesichts
steigender Energiemarktpreise ist es für ein rohstoffarmes Land wie die
Bundesrepublik besonders wichtig, auf intelligente Energielösungen zu setzen.
Dabei sprechen für die Fernwärme sowohl ökologische als auch
volkswirtschaftliche Argumente. Fernwärme ist einer der modernsten und
umweltverträglichsten Formen der Beheizung. Die Energieeinsparung der
Kraftwärmekopplung gegenüber der ungekoppelten Erzeugung von Strom und Wärme
liegt zwischen 30 und 50 %. Aufgrund der geringen Schadstoffemissionen leistet
der Fernwärmekunde einen wichtigen Beitrag zum Klimaschutz, d. h. zur
Reduzierung der Treibhausgasemissionen. |
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