Auszug - Krankenhaus Neukölln Gast u.a.: Dr. Florian Wenzel - Regionaldirektor  

 
 
21. öffentliche Sitzung des Ausschusses für Bürgerdienste und Gesundheit
TOP: Ö 3
Gremium: Ausschuss für Bürgerdienste und Gesundheit Beschlussart: ohne Änderungen im Ausschuss beschlossen (Beratungsfolge beendet)
Datum: Do, 16.10.2008 Status: öffentlich
Zeit: 17:30 - 19:36 Anlass: ordentliche Sitzung
Raum: Rathaus Neukölln, Çigli-Zimmer, 1. Etage, Raum A104
Ort: Karl-Marx-Straße 83, 12040 Berlin
 
Beschluss

Die Ausschussvorsitzende begrüßt zu diesem Tagesordnungspunkt Herrn Dr

Die Ausschussvorsitzende begrüßt zu diesem Tagesordnungspunkt Herrn Dr. Wenzel, der als Regionaldirektor von Vivantes das Klinikum Neukölln leitet.

 

Herr Dr. Wenzel stellt sich dem Ausschuss vor und berichtet, dass er im März 2008 die Leitung des Neuköllner Krankenhauses übernommen hat. Als Regionaldirektor Süd ist er außerdem für die Leitung der Vivantes-Kliniken Auguste-Viktoria und Wenckebach zuständig. Er berichtet weiterhin, dass Vivantes jetzt die Konsolidierungsphase mit einem Personalabbau und der Reduzierung des Budgetvolumens um 23 Mio. € abgeschlossen hat und nunmehr ein Leistungs-wachstum anstrebt. In diesem Zusammenhang sollen kleinere Kliniken und Stationen zusammengelegt werden. Darüber hinaus ist angesichts des entstandenen Investitionsstaus beabsichtigt, notwendige Investitionsmaßnahmen und Ersatzbauten zu realisieren.

 

Diese Planung stellt insbesondere für das Klinikum Neukölln eine hohe Herausforderung dar. Nachdem im vergangenen Jahr die Rettungsstelle instandgesetzt und umstrukturiert wurde, ist jetzt u. a. ein Anbau am Haupthaus für die Erweiterung der Radiologie vorgesehen. Weiterhin soll für die Radiologie ein neues MRT- und ein neues CT-Gerät angeschafft werden. Im Bereich der Psychiatrie wird eine neue Station für die Unterbringung der Patienten und eine zusätzliche Tagesklinik mit 20 Plätzen eingerichtet. Mittelfristig wird auch eine vollständige Sanierung des Haupthauses angestrebt.

 

Auf Nachfrage der SPD zu seiner hohen Arbeitsbelastung mit der Leitung von drei Kliniken erklärt Herr Dr. Wenzel, dass dies durch die Zentralisierung der internen Dienstleistungen bei Vivantes möglich ist. Darüber hinaus wird er bei der Leitung des Hauses durch seine Mitarbeiter und die Pflegedirektorin Frau Grunzke-Niemetz hervorragend unterstützt.

 

Die SPD weist auf die Kritik im Bericht der Berliner Patientenfürsprecherin hin. Danach steht bei Vivantes das finanzielle Interesse im Vordergrund und zuwenig Personal zur Verfügung. Weiterhin wurden die langen Wartezeiten in der Rettungsstelle des Neuköllner Krankenhauses bemängelt.

 

Herr Dr. Wenzel erklärt, dass die Wartezeiten in der Rettungsstelle nur geringfügig über dem Berliner Landesdurchschnitt liegen und ein sehr hoher Andrang zu verzeichnen ist. Im Zuge der Umstrukturierungen wurde der Rettungsstelle festes Personal zugeordnet. So steht der Rettungsstelle jetzt permanent ein Internist und ein Chirurg zur Verfügung. Weiterhin ist zu berücksichtigen, dass wirkliche Notfälle wie Schlaganfälle, Politraumata oder starke Blutungen Priorität genießen und Bagatellfälle daher länger warten müssen.

 

Im Hinblick auf die personelle und finanzielle Situation erklärt Herr Dr. Wenzel, dass auf Grund der schwierigen finanziellen Situation in den vergangenen Jahren eine Leistungsverdichtung vorgenommen werden musste. In diesem Zusammenhang weist er darauf hin, dass Vivantes insgesamt 3 Milliarden € jährlich für Personal-, Sach-, Energie- und Instandhaltungskosten aufwänden muss.

 

Auf Nachfrage der Grünen nach den baulichen Planungen im Klinikum Neukölln erklärt Herr Dr. Wenzel, dass hier zwischen Instandhaltungs- und Investitionsmaßnahmen unterschieden werden muss. Instandhaltungen sind im Bereich der Psychiatrieunterbringung, der Krisenintervention sowie im Bereich der Technik vorgesehen. Investitionen sind bei der medizinischen Gerätetechnik sowie bei der Erweiterung der Radiologie geplant. Darüber hinaus ist in 10-15 Jahren die vollständige Sanierung des Haupthauses vorgesehen. Dabei wird vieles komplett erneuert (Fassade, Leitungen, Technik).

 

Auf Nachfrage der Linken zu den Reaktionen auf Überlastungsanzeigen erklärt Herr Dr. Wenzel, dass im Bedarfsfall über eine Zeitarbeitsfirma Fremdpersonal beschäftigt wird, um kranke Mitarbeiter zu ersetzen und überlastetes Personal zu unterstützen. Allerdings wird nur in echten Notfällen auf dieses Personal zurückgegriffen. So beträgt der Personalkostenanteil für Fremdkräfte nur 1,7 Mio. € von insgesamt 75 Mio. €.

 

Auf Nachfrage der SPD zu dem Umgang mit Krankenhauskeimen erklärt Herr Dr. Wenzel, dass dies ein großes bundesweites Problem darstellt und rund 20 % der Patienten bei der Aufnahme mit Keimen infiziert sind. Darüber hinaus liegen die Ergebnisse von Tests erst nach drei Tagen vor. Bei positiven Tests ist ein rigoroses Maßnahmenpaket vorgesehen. So werden die Betroffenen sofort isoliert und einer besonderen hygienischen Behandlung unterzogen. Auch für das Pflegepersonal gelten dann besondere Hygieneregelungen.

 

Die SPD berichtet von Beschwerden über die Wiederaufbereitung von Einwegmaterial. Herr Dr. Wenzel erklärt dazu, dass sämtliches Einwegmaterial inklusive der OP-Kleidung und der Herzkatheder nur einmal verwendet und dann entsorgt wird. Eine Ausnahme stellen lediglich OP-Masken dar. Er weist noch einmal auf die hohe Bedeutung und Beachtung der Hygienevorschriften hin und bittet alle diesbezüglichen Beschwerden unter Angabe des Namens und des konkreten Sachverhaltes an das Qualitätsmanagement (Fr. Laaser) weiterzuleiten.

In diesem Zusammenhang weist die Ausschussvorsitzende darauf hin, dass viele Beschwerden aus Angst vor Repressalien nur anonym eingehen.

 

Auf Nachfrage der Grünen, inwieweit bei den Umstrukturierungen die Unternehmensberatung McKinzey in Anspruch genommen wurde, erklärt Herr Dr. Wenzel, dass die Fa. McKinzey bis 2004 bei Vivantes tätig war und den Konzern durch ein strukturiertes Finanzmanagement gerettet hat. Aktuell wurde die Unternehmensberatung in wesentlich kleinerem Umfang beauftragt, um die Effizienzpotentiale im Management und Verwaltungsbereich zu untersuchen.

 

Die Grauen kritisieren den schlechten Reinigungszustand im Klinikum Neukölln. Darüber hinaus sind viele der bereitgestellten Rollstühle defekt. Herr Dr. Wenzel bittet auch hier, Beschwerden an das Qualitätsmanagement weiterzuleiten. Bei berechtigten Beschwerden werden die Rechnungen der Reinigungsfirmen entsprechend gekürzt.

 

Auf Vorschlag der Ausschussvorsitzenden wird den anwesenden Gästen des Ausschusses Rederecht erteilt.

Herr Schmidt kritisiert das Qualitätsmanagement des Klinikums, das auf berechtigte Beschwerden nicht reagiert hat. Er berichtet, dass ein Schlaganfallpatient auf der Rettungsstelle mehrere Stunden nicht behandelt wurde, da kein Neurologe anwesend war. Darüber hinaus berichtet er von einem MRSA-Patienten aus einem Pflegeheim, der im Wenckebach-Klinikum mit nicht infizierten Patienten auf ein Zimmer gelegt worden ist.

Herr Dr. Wenzel weist diese Kritik zurück und bittet um Übersendung der Beschwerden mit konkreten Sachverhaltsangaben.

 

Herr Gulde setzt sich dafür ein, dass das Hinweisschild auf den Abenteuerspielplatz Komoranweg wieder am Krankenhauszaun angebracht. Herr Dr. Wenzel sagt eine Prüfung zu.

 

Auf Nachfrage der Grünen nach der Zusammenarbeit mit dem Neuköllner Patientenfürsprecher erklärt Herr Dr. Wenzel, dass der Patientenfürsprecher in seiner Arbeit unterstützt wird, über ein eigenes Büro verfügt und die Strukturen des Klinikums nutzen kann. Allerdings hält er Herrn Flatow „aufgrund seiner Persönlichkeit nicht förderlich für die Funktion des Patientenfürsprechers“.

 

Frau Bezirksstadträtin Vogelsang bittet explizit zu den Äußerungen von Herrn Dr. Wenzel die Ausschussmitglieder sich quasi ihren Amtseid in Erinnerung zu rufen, und sie möchte nicht, dass etwas von diesen Äußerungen den Raum in die Öffentlichkeit verlasse. Die Ausschussvorsitzende macht die Stadträtin darauf aufmerksam, dass es sich um eine öffentliche Sitzung handelt. Herr Flatow ist von der BVV als Patientenfürsprecher gewählt und nicht Mitarbeiter von Frau Vogelsang. Nur weil die Mittel für seine Aufwandsentschädigung im Haushalt bei Gesundheit etatisiert sind. Im Übrigen möge sie sich nicht in die Belange der Ausschussführung einmischen. Frau Vogelsang vertritt trotzdem die Auffassung, Herr Flatow sei ihr Mitarbeiter, weil sie die Patientenfürsprecher aus ihrem Haushalt bezahlt. Da sie das erste Mal von Beschwerden über einen Patientenfürsprecher hört, möchte sie explizit darum bitten, ein Dreiergespräch zu führen (Herr Dr. Wenzel, sie und Herr Flatow) und danach die BVV über Ergebnisse informieren. Die Ausschussvorsitzende erklärt der Stadträtin nochmals, dass der Patientenfürsprecher von der BVV gewählt und nur die Aufwandsentschädigung bei ihr etatsiert ist, was aber nicht heißt, dass die Stadträtin in irgendeiner Weise Auftraggeber für den Patientenfürsprecher ist. Aus diesem Grund wird sich die BVV mit dem Besprechungsbedarf beschäftigen, wobei der Ausschuss Herrn Dr. Wenzel nicht so verstanden hat, dass er den Patientenfürsprecher diskreditieren wollte, sondern nur seine Sicht der Dinge bezüglich des Berichtes des Patientenfürsprechers darstellen wollte.

 

Die Fraktion der SPD versucht der Bezirksstadträtin nochmals deutlich zu machen, dass Patientenfürsprecher keine Mitarbeiter ihrer Verwaltung sind und jederzeit von der BVV in einem anderen Ressort etatisiert werden können. Die Bezirksstadträtin beharrt weiter auf ihrem Standpunkt.

 

Die SPD bittet um Auskunft, inwieweit das Telefonieren mit Handys innerhalb des Klinikums zu Problemen und Störungen führt. Herr Dr. Wenzel erklärt dazu, dass die Handys keine Auswirkungen auf die medizinischen Geräte haben und keine technischen Probleme entstehen. Allerdings können Patienten und Personal durch laute Gespräche und Handyklingeln gestört werden.

 

Die CDU kritisiert das starke Rauchen im Eingangsbereich der Rettungsstelle und setzt sich für ein Verbot ein. Herr Dr. Wenzel erklärt, dass Verbote nur innerhalb des Krankenhausgebäude durchgesetzt werden können und lediglich an die Vernunft der Patienten und Angehörigen appelliert werden kann.

 

Abschließend dankt die Ausschussvorsitzende Herrn Dr. Wenzel für die Information des Ausschusses.

 


 
 

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