Auszug - Bericht über die Saison 2007/2008 der Rudergesellschaft Wiking durch den 1. Vorsitzenden Herrn Matthias Herrmann  

 
 
12. öffentliche Sitzung des Sportausschusses
TOP: Ö 2
Gremium: Sportausschuss Beschlussart: erledigt
Datum: Mi, 10.09.2008 Status: öffentlich
Zeit: 17:30 - 19:15 Anlass: ordentliche Sitzung
Raum: Rudergesellschaft Wiking e.V.
Ort: Haarlemer Straße 45e, 12359 Berlin
 
Beschluss

Herr Herrmann führt aus, dass die RG Wiking derzeit der einzige Ruderverein im Bezirk Neukölln ist

Herr Herrmann führt aus, dass die RG Wiking derzeit der einzige Ruderverein im Bezirk Neukölln ist.

 

Der Ruderverein „Wiking Berlin“ wurde 1896 in Berlin Mitte gegründet. Der Verein war von Beginn an als eine Vereinigung gegründet worden, um somit sportlich und gesellschaftlich eine größere Präsenz zu erlangen. Leider fand diese innere Gestaltung keine Zustimmung beim Deutschen Ruderverband, weil bei jeder Regattanennung hinter dem Namen eines jeden Rennruderers der Name seiner Untervereinigung hinzuzufügen war. Nach Ansicht des Deutschen Ruderverbandes war diese Vorgehensweise nicht regelkonform, und führte zu Auseinandersetzungen mit dem Verband. Aus Sicht der Wikinger verhielt man sich zwar loyal, bestand jedoch auf seine eigene Sichtweise. Diese Auseinandersetzungen hatten zur Folge, dass man sich im Jahre 1897/98 dazu entschloss, in Niederschöneweide ein eigenes Bootshaus zu bauen. Andere Vereine nannten dieses Objekt einen „Industriepalast“. Heute befindet sich in diesem ehemaligen Bootshaus die „Schauspielschule Ernst Busch“. Da es sich um ein öffentliches Gebäude handelt, wurden die Restitutionsansprüche vom Grundsatz her zwar anerkannt, eine Durchsetzung der Restitutionsansprüche schien jedoch aussichtslos, woraufhin sich der Verein im vergangenen Jahr dazu entschlossen hat, das Grundstück hier in der Haarlemer Straße zu kaufen. Das Grundstück in Niederschöneweide hatte eine Größe von 5650 m². Das heutige Grundstück in der Haarlemer Straße hat mit rund 2800 m² ungefähr die halbe Grundstücksgröße.

 

Weil die russische Kommandantura an einem Fortbestand der „Wikinger“ im Bezirk Treptow nicht interessiert war, beschloss man eine Wiedergründung im März 1950 im Bezirk Neukölln. Hier fand man gute Voraussetzungen, um den Rudersport wieder betreiben zu können, unter anderem war der Bezirk auch an einer Zusammenarbeit mit den Schulen interessiert. Der alte Standort des Vereins befand sich genau gegenüber des heutigen Grundstückes, auf der anderen Seite des Kanals. Da im wiedervereinigten Berlin die Autobahnplanung im Jahr 1992 wieder aufgenommen wurde, und das Vereinsgelände genau unter der Autobahntrasse lag, musste ein neues Gelände gefunden werden. Die handelnden Parteien und die Verwaltung des Bezirkes haben den Verein in dieser Angelegenheit tatkräftig unterstützt und ebenfalls nach Lösungsmöglichkeiten gesucht. Der Senat wollte den Verein in Grünau unterbringen. Experten schätzten die Kosten für die Sanierung eines dort angebotenen Gebäudes mit einem zweistelligen Millionenbetrag als zu hoch ein. Man lehnte deshalb ab und entschied sich deshalb für das ehemalige Schulgartengelände hier an der Haarlemer Straße, das schließlich im Jahr 1998 freigeräumt wurde. Der Kauf des Grundstücks wurde aus dem Restitutionsanspruch (75.000 €) finanziert und am 18.1. 2008 vom Land Berlin gekauft. Seit dem 1.2.2008 ist die RG Wiking Eigentümer dieses Grundstückes.

 

Sportlich gesehen kann man festhalten, dass der Verein bis zum Jahr 1945 mit zwei weiteren Vereinen führend im Deutschen Rudersport gewesen ist. In den fünfziger Jahren konnte an die alten sportlichen Erfolge jedoch nicht mehr angeschlossen werden. Zum Beginn der 80er Jahre begann man, langsam wieder Strukturen zu schaffen, um an alte Leistungen anzuknüpfen. In den neunziger Jahren holte man dann erstmals wieder eine Deutsche Meisterschaft. Drei Olympiateilnahmen, zwei Weltmeisterschaften, eine Gold-, zwei Silber- sowie zwei Bronzemedaillen bei den U23-Weltmeisterschaften, der zweimalige Triumph bei der Royal Henley Regatta, 32 Deutsche Meisterschaftstitel und 14 Eichkranzsiege konnte der Verein seitdem auf seinem Konto verbuchen. 1998 erhielt die RG Wiking als erfolgreichster Ruderverein beim Deutschen Meisterschaftsrudern in Duisburg den Oskar-Ruperti-Preis. Die Erfolge sind umso bedeutender, weil es sich bei der RG Wiking um einen eher kleinen Ruderverein handelt. Unbestritten gilt aber noch heute der Gewinn der Bronzemedaille bei den Olympischen Spielen 1936 im Achter als sportlicher Höhepunkt in der Vereinsgeschichte. Die Wikinger stellten hier die gesamte Mannschaft des Deutschlandachters und sorgten dafür, dass die Königsklasse des Rudersports im Verein bis zum heutigen Tag einen besonderen Stellenwert einnimmt. Sie hat sich dem Leistungssport verschrieben, arbeitet professionell, ist jedoch im Amateursport verankert. Die RG Wiking ist ein reiner Männerruderverein. Derzeit existieren drei Männer-, ein Frauen- und über 50 Gemischt-Rudervereine. Man ist zwar in der RG Wiking daran interessiert, Frauenrudern anzubieten, wird allerdings erst ein derartiges Angebot vorhalten, wenn auch alle Voraussetzungen dafür geschaffen sind. Dazu zählt unter anderem, dass entsprechende Boote, Duschen und Umkleideräume vorhanden sein müssen.

 

Herr Herrmann weist darauf hin, dass der Verein mit der Verwaltung und den handelnden Stadträten im Bezirk Neukölln sehr gut zurechtkommt und immer auf entsprechende Unterstützung hoffen konnte. Dem Verein geht es grundsätzlich finanziell gut. Geld fehlt in einem Verein zwar immer, aber im Großen und Ganzen „komme man zurecht“. Im Gegensatz zu anderen Vereinen wird auch der Nachwuchs in die Vereinsarbeit eingebunden, so dass sich auch jüngere Mitglieder an Bau-und Sanierungsarbeiten beteiligen. Die Mitgliederzahlen liegen derzeit knapp unter 220. Man ist jedoch guter Hoffnung, dass die Mitgliederzahl von 220 wieder überschritten wird. Hierzu tragen auch Ideen bei, die den Rudersport attraktiver machen sollen und womit neuer Nachwuchs herangezogen werden wird. An dieser Stelle sei nur das Familienrudern im Rahmen der „48 Stunden Neukölln“ in Zusammenarbeit mit dem Kulturamt genannt, durch das der Verein bereits neue Mitglieder gewinnen konnte. Somit hat der Verein im Grunde genommen keine Nachwuchsprobleme. Allerdings würde man sich zusätzlichen und steten Nachwuchs aus den Neuköllner Schulen sehr wünschen. Ähnliche Projekte wie in Treptow/Köpenick, wo Landestrainer mit Ergometern in die Schulen gehen und aktiv Werbung für den Rudersport betreiben, könne man sich als Verein auch im Bezirk Neukölln vorstellen. Leider musste in der Vergangenheit immer wieder festgestellt werden, dass ein derartiges Projekt ohne Hilfe von außen nicht realisierbar ist. Herr Herrmann würde sich an dieser Stelle freuen, wenn er Unterstützung von außen erhalten könnte - auch im finanziellen Bereich. Positiv bleibt allerdings zu erwähnen, dass junge Vereinsmitglieder entgegen dem Trend in anderen Vereinen daran interessiert sind, Übungsleiter- und Ehrenamtsfunktionen zu übernehmen. So habe man auch vor kurzem wieder je drei Mitglieder für einen Übungsleiterkurs und den Führerschein für das Begleitboot anmelden können. Abschließend teilt Herr Herrmann mit, dass das diesjährige Neuköllner Ruderfestival am 25.10.2008 stattfinden wird.

 

Frau Schönthal fragt nach, ob auch Mütter in dem Männerruderverein willkommen sind. Herr Herrmann führt dazu aus, dass nur freitags ein so genannter Herrenabend stattfindet. Er weist ausdrücklich daraufhin, dass Mütter und Frauen z.B. beim Wander-oder Spargelrudern herzlich willkommen sind und auch aktiv am Rudern teilnehmen können. Entgegen anders lautender Gerüchte werden Mütter also nicht vom Vereinsgrundstück verwiesen. Herr Herrmann gibt allerdings auch zu bedenken, dass es allein erziehende Mütter gibt, die es begrüßen, dass ihr Sohn Mitglied in einem Männerruderverein ist und sich aus diesem Grunde bewusst die RG Wiking ausgesucht haben, um dem Sohn ein Stück "Vaterersatz" zu bieten.

 

Herr Stempel bittet um eine kurze Ausführung zur Mitgliederstruktur des Vereins. Herr Herrmann erläutert, dass er selbst 1983/84 der RG Wiking beigetreten ist. Ihm ist es sether wichtig, insbesondere den jungen Vereinsmitgliedern eine Perspektive zu bieten und diese aktiv in den Verein zu integrieren. Insbesondere die älteren Mitglieder haben ihn hierzu nach dem Nutzen des in diesem Zusammenhang extrem hohen Aufwandes befragt. Heute kann man sagen, dass der Anteil der 20- bis 40-jährigen Mitglieder überdurchschnittlich hoch ist. Außerdem bleibt festzustellen, dass die RG Wiking einen überdurchschnittlichen Zuwachs an Neumitgliedern hat, die es beruflich nach Berlin verschlägt. Ein weiterer Trend kann ebenfalls festgestellt werden: Ehemalige Mitglieder, die im Rentenalter wieder aktiv werden wollen, treten nach Jahren wieder der RG Wiking bei.

 

Zu den Mitgliedsbeiträgen erklärt  Herr Herrmann, dass diese gegenüber anderen Vereinen zwar verhältnismäßig hoch seien. Man müsse in diesem Zusammenhang allerdings betrachten, dass ein Ruderboot rund 20.000 €, ein Ruderriemen etwa 600 € kostet. Jugendliche zahlen einen Monatsbeitrag von 15 €, wenn es sozial verträglich sei. Zur Aufnahme in den Verein sind drei Monatsbeiträge zu entrichten. In der Vergangenheit ist es allerdings auch schon vorgekommen, dass Kinder und Jugendliche, deren Eltern es sich nicht leisten konnten, eine finanzielle Unterstützung über Dritte erhalten haben. Wenn diese Mitglieder später selber im Beruf stehen, zeigen sie sich oftmals gegenüber dem Verein in unterschiedlichster Art und Weise erkenntlich, selbst wenn sie später den Verein bereits verlassen haben. Studenten zahlen einen Mitgliedsbeitrag von 20 €, für Erwachsene beträgt der teuerste Beitrag 530 € im Jahr. Herr Herrmann weist daraufhin, dass die Mitgliedsbeiträge mit seiner Wahl zum 1. Vorsitzenden vor 18 Monaten erhöht werden mussten, weil anders eine Finanzierung des Grundstücks und des Gebäudes -insbesondere der Energiekosten- nicht mehr möglich gewesen sei. Dieser Schritt war nötig, um den Verein auch zukünftig finanziell abzusichern. Herr Herrmann wird gefragt, ob nach Olympia ein steigendes Interesse am Rudersport zu verzeichnen war. Er erläutert hierzu, dass die RG Wiking insbesondere bei aktiven Rudersportlern, die aus dem übrigen Bundesgebiet nach Berlin ziehen, bekannt ist. Dieses sei darauf zurückzuführen, dass der Verein mit Martin Hasse und Lars Ziegner über erfahrene Cheftrainer verfügt, die selber hervorragende internationale Ruderer gewesen sind. Allerdings könne man sich auch über den Zulauf von Neumitgliedern nicht beschweren, die den Rudersport neu für sich entdeckt haben. Auf Nachfrage erläutert Herr Herrmann, dass der Verein über sehr viele internationale Ruderkontakte verfügt und versucht, diese ständig auszubauen.

 

Herr Schimmang fragt nach, zu welchen Schulen und zu welchen Altersklassen der Verein gerne Kontakte aufbauen möchte. Er selber kann sich noch an die Verbindung zur Otto-Hahn-Schule erinnern. Sollen Kontakte eher mit Grund- oder mit Oberschulen aufgebaut werden? Herr Herrmann erklärt in diesem Zusammenhang, dass es erst einmal wichtig ist, dass man ein Ruderboot auch beherrschen kann. Das ist erst ab einem Alter von zehn, bestenfalls ab neun Jahren möglich. Somit kommen für den Rudersport Kinder frühestens ab der 5. Klasse in Frage. Herr Herrmann erläutert weiter, dass es in der Vergangenheit bereits eine Kooperation mit der Grundschule am Sandsteinweg gegeben hat. Leider endete dieser Kontakt, weil der „Betreuer“ an der Schule nicht mehr zur Verfügung stand. Auch die Kontakte zur Otto Hahn-Schule sind „eingeschlafen“. Man hat jedoch vereinbart, dass man bei Bedarf jederzeit wieder ins Gespräch kommen wird. Derzeit passen die unterschiedlichen „Strukturen“ einfach nicht zusammen. Herr Schimmang bietet an, eine der nächsten Grundschulleitersitzungen in dem Versammlungsraum der RG Wiking stattfinden zu lassen, damit dem Verein die Möglichkeit gegeben wird, Kontakte mit den Grundschulleitern im Bezirk zu knüpfen. Herr Herrmann begrüßt diese Idee und würde diese Runde nutzen, um den Verein und die Ideen einmal vorzustellen.

 

Abschließend weist Herr Herrmann auf die Beherbergungsmöglichkeiten im Vereinshaus hin. Im Jahr 2003/2004 wurden drei Räume, zwei Schlafzimmer und eine Gemeinschaftsküche eingerichtet. Die Kosten für die Übernachtung betragen zur Zeit 12 € inklusive Bettbezug. Im Anschluss wird das Gebäude inklusive Bootshaus besichtigt.

 


 
 

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