Auszug - Vorstellung der Einrichtung Evas Obdach  

 
 
19. öffentliche Sitzung des Sozialausschusses
TOP: Ö 3
Gremium: Sozialausschuss Beschlussart: erledigt
Datum: Do, 15.02.2024 Status: öffentlich
Zeit: 17:00 - 19:05 Anlass: ordentliche Sitzung
Raum: Rathaus Neukölln, Puschkin-Zimmer, 1. Etage, Raum A105
Ort: Karl-Marx-Straße 83, 12040 Berlin
 
Beschluss


Die Ausschussvorsitzende Frau Ouattara begrüßt Frau Kulik von Eva´s Obdach (SkF – Sozialdienst katholischer Frauen e.V.) und übergibt ihr das Wort zur Vorstellung der Einrichtung.

Frau Kulik bedankt sich für die Einladung in den Ausschuss und die Möglichkeit die Notübernachtung – Eva´s Obdach und die Arbeit vorstellen zu können.

Frau Kulik ist Sozialarbeiterin und Teamleitung bei Eva´s Obdach und hätte den Ausschuss gerne vor Ort in der Fuldastr. 9 empfangen. Da die Einrichtung um 19 Uhr öffnet und Vorbereitungen getroffen werden müssen, war dies zu 17 Uhr jedoch leider nicht zu ermöglichen. Wer Interesse hat, ist herzlich eingeladen sich die Räumlichkeiten einmal anzusehen.

Eva´s Obdach bietet 30 Notübernachtungsplätze ausschließlich für Frauen zwischen 19 Uhr abends und 9 Uhr am nächsten Morgen an. Das Objekt erstreckt sich über 350 m² auf 2 Etagen. Ähnlich wie in einem Hostel gibt es Mehrbettzimmer mit jeweils 3er oder 6er Belegung. Das Angebot der Notübernachtung enthält einen Schlafplatz, die Möglichkeit zum Duschen, zum Wäsche waschen und Verpflegung (Abendessen, Frühstück und Verpflegung zum Mitnehmen für den Tag). Es gibt eine Kleiderkammer für die Notversorgung und ein Beratungsangebot. Die Beratungen werden meist in der Zeit ab 17 Uhr oder nach 9 Uhr angeboten.

Insgesamt arbeiten 25 Kolleginnen bei Eva´s Obdach. „Sozialarbeiterinnen, Sozialassistentinnen, sowie Werkstudentinnen und Ehrenamtlerinnen für die Nachtschichten.

Die Besucherinnen können 4 Wochen bleiben. Bei Annahme des Beratungsangebotes kann dies ggf. verlängert werden. Sonst dürfen sie nach 2 Wochen Pause wiederkommen. Das Angebot richtet sich ausschließlich an alleinstehende Frauen ab 18 Jahren (ohne Kinder). Die älteste Besucherin war 85 Jahre.

Das Angebot versteht sich als Grundversorgung, Vermittlung in andere Notunterkünfte und Begleitung zu allen anderen Angeboten des Bezirks.

Da die Räume zum 30.06.2025 vom Vermieter gekündigt wurden, suchen sie einen neuen Standort (siehe Anlage – Mietgesuch)

Herr Hecht erwähnt, dass sich der Bezirk schon jahrelang mit dem Thema Obdachlosigkeit befasst und fragt nach der Besonderheit des Angebotes ausschließlich für Frauen und ob Vergleiche mit anderen Einrichtung möglich sind.

Frau Kulik führt aus, dass Frauen die Obdachlosigkeit oft nicht angesehen werden kann, da diese sich sehr gepflegt geben und alles versuchen („Gewalt-Beziehungen“, Bekannte, Familie, Dachböden, Kellereingänge, Friedhöfe, bevor sie in eine Notunterkunft kommen. Sie wollen nicht gesehen werden. Das Problem daran ist, dass ihre Not daher nicht wahrgenommen wird und erst spät auffällt, wenn ein auffälliges Äußeres und/oder die psychische Verfassung nicht mehr zu überdecken ist. Sie halten sich tagsüber in Einkaufszentren, Bibliotheken und Buchläden auf und sind sehr bemüht alles auszunutzen und vorher alles zu verkaufen.

Herr Hecht fragt noch einmal nach der Besonderheit des Angebotes.

Frau Kulik sagt, dass die Angebote ähnlich zu anderen sind. Bei Eva´s Obdach arbeiten jedoch ausschließlich Frauen.

Herr Pohl fragt zur Weitervermittlung in andere Notunterkünfte, ob ASOG Unterbringung für Frauen nicht besser wäre wegen der Möglichkeit des Tagesaufenthaltes und nach der Finanzierung.

Frau Kulik erläutert, dass die Regelungen für alle Notunterkünfte gleich sind und daher auch weitervermittelt wird. Während der Pandemie konnten die Öffnungszeiten erweitert werden, mussten aber nach Beendigung der pandemischen Lage wieder zurückgenommen werden. Die ASOG Unterbringung scheitert in der Praxis meist an der Sprachbarriere, an fehlenden Leistungsansprüchen langwierigen Klärungen beim Sozialgericht und den persönlichen Lebensumständen der teilweise hochschwangeren Frauen.

Die Finanzierung erfolgt über eine Halbjährliche Zuwendung der Senatsverwaltung.

Frau Hascelik fragt nach, wie der Sozialausschuss die Einrichtung Eva´s Obdach konkret unterstützen kann und nach statistischen Werten.

Frau Kulik bittet um Unterstützung bei der Suche nach neuen Räumlichkeiten – sehr gerne in Neukölln. Diese benötigen bestimmte Voraussetzungen (siehe Mietgesuch). Aktuelle versucht sie den Standort doch noch erhalten zu können, da dieser intensiv umgebaut wurde und ein 100 prozentig nahtloser Übergang sicher ausgeschlossen wäre, was zur Folge hätte, dass in der Zeit des Umzugs die 30 Plätze nicht angeboten werden können. Hier sieht sie jedoch geringe Chancen.

Statistiken werden wegen der Zuwendungen geführt und sind über die ISB-Statistik abrufbar. In 2023 waren 441 verschiedene Frauen mit 9400 Übernachtungen in der Notunterkunft. Davon 243 mit deutscher Staatsangehörigkeit, 96 EU-Bürgerinnen, 40 außerhalb der EU, 63 weitere Staatsangehörige und 44 Geflüchtete mit allen Status.

Herr Stemmermann fragt in Bezug auf die Planbarkeit, wieso die Zuweisung halbjährlich ist?

Dies sind die Regelungen des Senats. Es gibt immer ein halbes Jahr Zuwendung auf Vorschuss und dann die halbjährliche Abrechnung.

Herr Ewert fragt, ob eine Vermittlung durch das Bezirksamt die Chancen der Verhandlungen mit dem Vermieter erhöhen könnte?

Frau Kulik fühlt sich vom Bezirk sehr gut unterstützt und ist laufend in Gesprächen. Aktuell liegt kein Mietangebot, sondern ausschließlich ein Kaufangebot vor. Diese Kaufoption kann der Träger nicht alleine leisten, prüft jedoch gerade alle Möglichkeiten.

Herr Petzold fragt, ob auch hier der Fachkräftemangel ein Problem ist.

Eva´s Obdach macht trotz der halbjährlichen Finanzierung eine Jahresplanung um überhaupt eine Personalplanung und –gewinnung ermöglichen zu können (ganz besonders bei den Werkstudentinnen) und geht damit in eigenes Risiko.

Frau Ouattara fragt nach der Anzahl der Mitarbeiterinnen. Das Team besteht aus 25 Frauen. 2 Sozialarbeiterinnen mit 30-39 Stunden/Woche, Sozialassistentinnen mit unterschiedlichen Einsatzstunden, Werkstudentinnen mit 20 Stunden/Woche und Ehrenamtlichen.

Herr Bezirksstadtrat Rehfeldt fragt nach der Höhe der Zuwendungen.

Frau Kulik erläutert, dass Ihre Einrichtung eine halbjährliche

Zuwendung vom Senat erhält. Die Kostensteigerungen für Lebensmittel sind da leider nicht berücksichtigt worden, obwohl regelmäßiges gemeinsames Kochen wichtig ist für die Frauen. Herr Rehfeldt ergänzt, dass es für die Tarifsteigerungen jedoch bisher einen Sondertopf gab und verbindet das mit der Hoffnung, dass das auch wieder so kommen wird.

Bei der Zuwendung ist immer ein Eigenanteil des Trägers erforderlich, um zum Beispiel Hygieneartikel, Regenschirme und ähnliche Dinge beschaffen zu können, die nicht von der Zuwendung abgedeckt sind. Daher sind sie regelmäßig zusätzlich auf Spenden angewiesen.

Abschließend übergibt Frau Kulik dem Ausschuss noch „Forderungen an die Stadt und den Senat“ unter der Überschrift: „Was brauchen wohnungslose Frauen“ (siehe Anlage) und verteilt einen Flyer mit den Angeboten des SfK e.V. (siehe Anlage)

Anlagen:  
  Nr. Name    
Anlage 2 2 Anlage 2 TOP 3 Forderungen_Evas_Obdach (603 KB)    
Anlage 3 3 Anlage 3 TOP 3 Flyer_Evas_Obdach (793 KB)    
Anlage 4 4 Anlage 4 TOP 3 Evas_O_DinA4_Mietgesuch_1 (1115 KB)    
Anlage 5 5 Anlage 5 TOP 3 Obdachlosigkeit von Frauen verhiondern_QPK (283 KB)    

 
 

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