Auszug - Aktuelle Entwicklungen Kinderschutz  

 
 
20. öffentliche Sitzung des Jugendhilfeausschusses
TOP: Ö 4
Gremium: Jugendhilfeausschuss Beschlussart: erledigt
Datum: Do, 17.04.2008 Status: öffentlich
Zeit: 17:00 - 19:30 Anlass: ordentliche Sitzung
Raum: Kinder- und Jugendhilfezentrum Neukölln
Ort: Girlitzweg 1, 12357 Berlin
 
Beschluss

Herr Schreiner berichtet über die aktuellen Entwicklungen zum Kinderschutz und nennt Zahlen aus der Neuköllner Kinderschutzstatistik mit Stand Dezember 2007

Herr Schreiner berichtet über die aktuellen Entwicklungen zum Kinderschutz und nennt Zahlen aus der Neuköllner Kinderschutzstatistik mit Stand Dezember 2007. Auffällig ist der Anstieg der Kinderschutzmeldungen von 2006 – 2007 um 19 Prozent. Über den gesamten Erfassungszeitraum von 2005 bis 2007 ist sogar eine Steigerung von 60 Prozent festzustellen. Der Hauptteil der Meldungen hatte einen konkreten Vernachlässigungs- oder Misshandlungsverdacht als Grundlage.

 

Nach der Statistik sind alleinerziehende Eltern, Patchworkfamilien und Kinder im Alter von 0 bis 4 Jahren sowie von 14 bis18 Jahren am häufigsten betroffen. Allerdings ist nur in einem sehr geringen Prozentsatz die Einschaltung des Familiengerichtes notwendig. Vielmehr wird auf die Zusammenarbeit mit den Eltern und das Angebot ambulanter Hilfen Wert gelegt.

 

Der Kinderschutz stützt sich auf drei Säulen:

1.                  Prävention, Information und Beratung

2.                  Früherkennungssystem mit einheitlichen Indikatoren

3.                  schnelle, unbürokratische Krisenintervention

 

Ein Beispiel ist die zentrale Screeningstelle der Charité. Jedem Neugeborenen wird eine Identifikationsnummer zugeordnet, diese im Mutterpass notiert und zentral bei der Screeningstelle gespeichert. Wird das Kind zu einer Untersuchung vorgestellt, erhält die Screeningstelle darüber die entsprechende Information. Alle Eltern, die eine Untersuchung nicht wahrgenommen haben, werden daran erinnert. Erfolgt weiterhin keine Vorstellung des Kindes, wird der Kinder- und Jugendgesundheitsdienst informiert, der die Familie dann aufsucht.

 

Die AV Kinderschutz legt Berlineinheitliche Verfahrenstandards für alle Berliner Jugendämter sowie die Indikatoren und Risikofaktoren fest. Neue Instrumente aus der AV Kinderschutz sind der Erstcheckbogen, der Berliner Kinderschutzbogen, das bezirkliche Krisentelefon mit der Bezirkseinwahl und der Durchwahl 55555 sowie die festgelegte Erreichbarkeit der Jugendämter von 8-18 Uhr.

 

Um die Neuerungen auch in Neukölln umzusetzen, wurden in den letzten Monaten umfangreiche Schulungen im Jugendamt, in den Freizeiteinrichtungen, in den Bereichen Schulsozialarbeit, Tagespflege sowie in Schulen und Kitas durchgeführt. Alle Neuköllner Kitas haben einen verbindlichen Ansprechpartner zu Kinderschutzfragen im Jugendamt. Bei der Einschätzung, ob eine Gefährdungssituation vorliegt, unterstützen Flussdiagramme.

 

Herr Ahrens hinterfragt die geringen Meldezahlen aus dem Schulbereich. Frau Dr. Gallus-Jetter antwortet darauf, dass Kleinkinder als anstrengender empfunden werden können, aber die Kitas mit den Eltern eng zusammenarbeiten, was Schlimmerem vorbeugen kann. Sie hingegen findet es viel bedenklicher, dass sie annähernd keine Meldungen von den Kinderärzten erreichen und vermutet zum einen unternehmerische oder betriebswirtschaftliche Gründe, Doktorhopping, sowie häufig das „Verstecken“ hinter dem Datenschutz. Hier ist der Kontakt mit dem Berufsverband aufzunehmen und das Problem zu kommunizieren. Es muss dafür ein Bewusstsein geschaffen werden, dass das Jugendamt Familien hilft.

 

Da in den Zahlen 40 Prozent Erstfälle aufgeführt sind, fragt Herr Albrecht nach, ob die eingeleiteten Maßnahmen dauerhaft erfolgreich oder eine Daueraufgabe des Jugendamtes sind.

Frau Vonnekold merkt dazu an, dass häufig ganze Problembündel in Familien anzutreffen sind, die Mitarbeiter haben aber ein Gespür, welche Perspektive ein Kind in einer Familie hat. Die Herausnahme eines Kindes kann häufig durch Überzeugung der Eltern, Hilfen zur Erziehung anzunehmen, vermieden werden. Weder das Jugendamt noch das Familiengericht haben ein Interesse daran, im großen Rahmen Eltern das Sorgerecht zu entziehen.

 

Frau Dr. Gallus-Jetter informiert darüber, dass dem LJHA-Wunsch zur Zeit leider nicht entsprochen werden kann, aus den bezirklichen Jugendämtern bis zu sechs Mitarbeiter in die Landesarbeitsgruppen zu entsenden. Für eine solche Beteiligung fehlen die personellen Ressourcen.

 

Frau Knoller berichtet, dass die LAG Kinderschutz noch nicht stattgefunden hat und möchte wissen, wie hoch der Anteil der Meldungen ist, die sich nach der Prüfung als nicht gefährdet herausstellen.

 

Herr Schreiner gibt dazu Auskunft, dass es bisher keine Berlineinheitliche Erfassung dazu gibt. Aus der Neuköllner Statistik ist aber erkennbar, dass nur sehr wenige Denunziationsanrufe eingegangen sind. In vielen Meldungen hilft Beratung und ein Angebot kleinerer Hilfen. Ein direktes Verhältnis aus Meldungen und Unterbringungen kann nicht hergeleitet werden.

 

Frau Vonnekold zeigt in diesem Zusammenhang Unverständnis, dass von Seiten der Senatsverwaltung behauptet wird, dass in den Bezirken massive Überausstattungen an Personal in den Bezirken bestehen würden und daher die zusätzlichen Einstellungen im Kinder- und Jugendgesundheitsdienst nicht notwendig seien. Im Jugendamt Neukölln arbeiten die Mitarbeiter an der Leistungsobergrenze.

 

Für die Jugendämter wurde die Zustimmung für zwei neue Stellen gegeben, die in Neukölln durch zwei Außeneinstellungen besetzt werden konnten. Trotz dessen, dass in den letzten 12 Monaten vier Einstellungen möglich waren, führen diese Stellen nicht zu einem Personalaufbau, sondern kompensieren lediglich den altersbedingten Personalschwund.

 

Frau Dr. Gallus-Jetter merkt an, dass seit dem Brandbrief keine spürbare Verbesserung der Arbeitsverhältnisse erreicht werden konnte, eher hat eine Arbeitsverdichtung stattgefunden und die Sozialarbeiter sind persönlich für ihre Entscheidungen verantwortlich.

 

Der JHA spricht den Mitarbeitern des Jugendamtes seinen Dank für die täglich erbrachte hohe Leistungsbereitschaft aus.

 


 
 

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