Auszug - Gedenktafel für Leo Jogiches  

 
 
17. öffentliche Sitzung des Ausschusses für Bildung, Schule und Kultur
TOP: Ö 13
Gremium: Ausschuss für Bildung, Schule und Kultur Beschlussart: zurückgezogen
Datum: Di, 07.02.2023 Status: öffentlich
Zeit: 17:14 - 19:21 Anlass: ordentliche Sitzung
Raum: Clay-Oberschule
Ort: Bildhauerweg 9, 12355 Berlin
0556/XXI Gedenktafel für Leo Jogiches
   
 
Status:öffentlich  
 Ursprungaktuell
Initiator:GrüneBildung, Schule und Kultur
Verfasser:Dr. Hoffmann, ChristianSchulze, Karsten
Drucksache-Art:AntragMitteilung - 2. Lesung
 
Beschluss


Herr Sahin stellt den Antrag vor.

 

Frau Korte nimmt Stellung: Leo Jogiches ist eine zentrale Figur des sozialdemokratischen Widerstandes gegen die Kriegspolitik des Kaiserreiches und eine bedeutende Persönlichkeit der Zeitgeschichte in der USPD, dem Spartakusbund und nach der Ermordung von Luxemburg und Liebknecht, schließlich KPD-Führer. Auch er wurde, wie Luxemburg und Liebknecht, ermordet. Seine letzte Wohnstätte befand sich in Neukölln.

Ursprünglich wollte der Fachbereich Museum, Stadtgeschichte und Erinnerungskultur empfehlen, einen Antrag an die Koordinierungsstelle Historische Stadtmarkierungen bei der Senatsverwaltung für Kultur und Europa zu stellen, um eine Berliner Gedenktafel aus KPM-Porzellan zu beantragen.

Wie eine Nachfrage ergab, hatte sich ein Antragsteller (der nicht in Verbindung zur Intitiativgruppe „Eine Gedenktafel für Leo Jogiches an seinem letzten Wohnort“ gehört), bereits um eine Tafel für Leo Jogiches aus dem Landesprogramm der Berliner Gedenktafeln bemüht und war damit leider nicht erfolgreich.  Der Historische Beirat beim Senator für Kultur und Europa entschied sich gegen eine Gedenktafel für Leo Jogiches am Ort Schwarzastraße 9. Gründe werden in solchen Fällen regelmäßig nicht mitgeteilt. Auf nochmalige Nachfrage bei der Senatsverwaltung für Kultur und Europa wurde versichert, dass es keine inhaltlichen Bedenken gegen eine Ehrung Jogiches‘ gebe. Jedoch entscheidet der Historische Beirat jährlich über nur acht Tafeln und die Anträge sind zahlreich. Es muss eine Prioritätensetzung geben.

Die KPM-Tafel ist also erst einmal vom Tisch. Sie wird von der Initiativgruppe auch nicht als Favorit gehandelt, da von ihr vor Ort ein Mehr an Information zu Leo Jogiches gewünscht wird.

Seit dem 1. März 2021 bündelt die Koordinierungsstelle Historische Stadtmarkierungen existierende Projekte und Informationen über Gedenk- und Informationstafeln sowie andere Formen historischer Stadtmarkierungen aus allen Epochen der Berliner Stadtgeschichte. Hier erhält der Fachbereich MSE Beratung und Unterstützung zur Einreichung von Vorschlägen für neue Erinnerungszeichen. Gleichzeitig unterstützt die Koordinierungsstelle Ideen zur Umsetzung von partizipativen Erinnerungsprojekten im öffentlichen Raum. So sind verschiedene historische Gedenk- und Informationstafeln denkbar. Natürlich auch für Leo Jogiches.

 

Öffentliches Gedenken oder Erinnern birgt einerseits ein hohes Maß an Verantwortung bezüglich der Erarbeitung des jeweiligen historischen Kontextes – was zweifellos bei der Initiative für Leo Jogiches vorliegt – und andererseits einen ebenso hohen Anspruch an die konzeptionelle und gestalterische Qualität des Zeichens, des Impulsgebers für das öffentliche Erinnern.

Derzeit erarbeitet der Fachbereich MSE – in Kooperation mit der Wirtschaftsförderung – ein Konzept für ein hybrides, digital-basiertes Informations- und Leitsystem für den Bezirk, um Orte im Stadtraum, die eine besondere Geschichte erzählen können, zum Sprechen bringen zu können. In diesem Zuge wären auch die genannten Zeichen und Impulsgeber des öffentlichen Erinnerns im Stadtraum zu entwerfen.

Dieses System würde damit sowohl den Bürgerinnen und Bürgern Neuköllns zur Information dienen als auch dem innerstädtischen und überregionalen Stadttourismus. Durch die Kontextualisierung im digitalen Raum entsteht eine mit dem Stadtraum direkt vernetzte Landschaft des Wissens, die insbesondere für den Einsatz im Schulbetrieb ein hohes Maß an Anschaulichkeit im Sinne eines entdeckenden Lernens bietet.

Vor diesem konzeptionellen Hintergrund ist es sinnvoll und praktikabel, zunächst die übergreifende Gesamtstrategie zu entwickeln und nicht die begrenzten Mittel und Ressourcen in die Realisierung von Einzelprojekten zu verausgaben.

Die Realisierung soll in mehrfacher Hinsicht vorbildlich ausgearbeitet werden:

  • historisch fundiert und kontextualisiert
  • hybrid: d.h. im Stadtraum sichtbar und – mittels QR-Code – mit der Website des Museums Neukölln vernetzt
  • ästhetisch einheitlich und mit einem hohen Wiedererkennungswert
  • qualitätvoll in der Materialität

 

Frau Klein bittet Frau von Gélieu um eine Stellungnahme.

 

Frau von Gélieu unterstützt die Idee des Fachbereichs MSE. Insbesondere die Bedeutung Neuköllns für die Koordinierung der Antikriegsarbeit sollte herausgearbeitet werden zumal der Wohnort Neukölln von Jogiches bewusst als Basis für seine Arbeit gewählt wurde. Ein Gesamtkonzept, das auch digitale Elemente umfasst, ist sinnvoll. Sie erkundigt sich nach einem Zeithorizont für Umsetzung. Frau Korte erwidert, dass die Ausschreibung in diesem Jahr erfolgen soll. Frau Simon ergänzt: Voraussetzung hierfür ist eine Machbarkeitsstudie, um Umfang und Kosten zu ermitteln.

 

Herr Schulze erklärt, die CDU werde Antrag ablehnen, weil Jogiches und der Kampf des Spartakusbundes gegen die parlamentarische Demokratie zu unkritisch beleuchtet werden.

 

Frau Klein bittet um Vorstellung des Konzepts im Ausschuss.

 

Herr Sahin zieht den Antrag zurück.


 
 

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