Auszug - Projektvorstellung a) Vorstellung des neuen Handlungskonzept der Integrationslots*innen / Die Chance e.V. b) Kommunikation und Prävention im Rahmen der Pandemiebekämpfung zum Thema "Migration und Corona"  

 
 
42. öffentliche Sitzung des Ausschusses für Integration
TOP: Ö 4
Gremium: Ausschuss für Integration Beschlussart: erledigt
Datum: Di, 23.03.2021 Status: öffentlich
Zeit: 17:00 - 18:45 Anlass: ordentliche Sitzung
Raum: Videositzung
Ort:
 
Beschluss


a) Vorstellung des neuen Handlungskonzeptes der Integrationslots*innen / Die Chance e.V. durch Frau Tigges (Leitung und Ansprechpartnerin):

 

Gefördert werden die Integrationslots*innen durch das Landesrahmenprogramm durch das Land Berlin in Einvernehmen der Senatsverwaltung für Integration, Arbeit und Soziales, der Träger ist Chance e.V. Eine gute Zusammenarbeit mit dem Bezirksamt Neukölln, vor allem die Stabsstelle Dialog und Zukunft. Außerdem gibt es einen regelmäßigen Austausch mit der Koordination für BENN (Frau Budäus) und der Integrationsbeauftragten Frau Balci und der Gleichstellungsbeauftragten Frau Edler.

 

Chance e.V. ist in vielen Projektgebieten tätig. Die Schwerpunkte sind in der Bildungsarbeit, Beschäftigungsförderung, Deutsch-Integrationssprachkurse, berufliche Integrationssprachkurse, berufliche Weiterbildungen (ESF), berufliches Integrationscoaching, Internationale Jugendprojekte, Betreuung minderjähriger unbegleiteter Flüchtlinge, betreutes Jugendwohnen, offene Kinder- und Jugendarbeit, Beratung zu Bildung und Beruf, allgemeine Integrations- und Bildungsberatung, Kinderbetreuung, kiezorientierte Sozial- und Kulturprojekte, Interkulturelles Aufklärungsteam Neukölln (IKAT) - Modellprojekt gefördert vom Bezirksamt Neukölln.

 

Um eine Lotsentätigkeit wahrzunehmen, sollte man das Sprachniveau B1 haben und es handelt sich um eine sozialversicherungspflichtige Arbeit. Das Ziel ist die Unterstützung beim Zugang von Menschen mit Migrations- und Fluchtgeschichte zu zentralen Lebensbereichen, insbesondere auf bezirklicher Ebene. Die Lots*innen sind sprachlich sehr gut aufgestellt mit 15 Sprachen und begleiten und übersetzen an verschiedenen Standorten.

 

Es werden Diensthandys gestellt, zurzeit wird im Homeoffice gearbeitet aufgrund der Pandemielage. Es gibt finden keine Präsenz-Sprechzeiten, Beratung per Handys, Chats und Konferenzen (Video- und Telefon). Es werden Anträge per Telefon begleitet. Es gibt keine Begleitung zu Krankenhäuser und ärztlichen Terminen.

 

Es werden für das Willkommenszentrum kleine Texte übersetzt.

 

Es ist geplant, im Rathaus Neukölln eine offene Sprechstunde mit festen Terminen anzubieten mit mindestens zwei Lots*innen (April 2021 – aber zurzeit fraglich aufgrund der Pandemielage).

Die Sichtbarkeit der Lots*innen: blauer Schal, ein Band (Ausweis) mit den Eckdaten (ausgestellt von der Senatsverwaltung), Aushänge in den Unterkünften und im Rathaus und auf der Homepage (www.cance-berlin.com).

 

Frau Tanana bedankt sich für die Präsentation.

 

Fragen – Antworten:

Frau Bayraktar: Gibt es nach der Basis-Qualifizierung eine Nachqualifizierung? Muss man Bezieher*in von Sozialleistungen sein, um an dem Projekt teilzunehmen? Wie erfolgt der Kontakt und die Anmeldung? Wie sieht das Volumen der sozialversicherungspflichtigen Arbeit aus? Wie sieht es mit der Digitalisierung?

Frau Tigges: Die digitale Ausstattung sieht so aus, dass sie ein Smartphone haben, mit denen sie ins Internet 8auch für Recherche) können. Die Lots*innen sind beim Träger Chance e.V. angestellt. Die Basis-Qualifizierung geht über das Rahmenprogramm, müssen aber bei Chance e.V. beschäftigt sein, es handelt sich um eine Vollzeitstelle, kann aber gewählt werden zwischen 32-40 Stunden.

Herr Szczepanski: Sprechstunden im Rathaus: Dort beraten auch das Projekt „Bürger beraten Bürger“, gibt es eine Kooperation bzw. eine Zusammenarbeit

Frau Tigges: einvernehmliche Abstimmung mit anderen Projekten, an drei Tagen vormittags vor Ort.

Das Projekt wird zu 100% aus Senatsmitteln finanziert.

Herr Atashgahi: Wie sieht der Vertrag aus?

Frau Tigges: Es geht nach der Laufzeit des Haushaltsplanes des Senats, die Verträge sind bis 2021 befristet.

Frau Hascelik: Im Raum A003 befindet sich das Projekt „Bürger helfen Bürger“. Was ist nach der Laufzeit mit den Verträgen?

Frau Tigges: Es ist möglich, eine Weiterbeschäftigung anzustreben, aber das Projekt ist von der Weiterführung des Landesprogrammes abhängig.

Frau Schönthal: Wie ist der Kontakt zu den Beratenden? Gibt es Folgeberatungen?

Frau Tigges: Die Termine sind nicht nur einmalig, es gibt längerfristige Bindungen. Es ergeben sich mehrere Termine.

 

Frau Tan ergänzt: Der Bedarf an niedrigschwelligen Beratungen sind sehr hoch, es handelt sich bei den Integrationslots*innen um eine Ergänzung der Angebote. Sie sollen an die Regelverwaltung herangeführt werden, um die interkulturelle Öffnung der Verwaltung voranzutreiben. Es ist ein Mehrwert für das Bezirksamt.

 

b) Kommunikation und Prävention im Rahmen der Pandemiebekämpfung zum Thema "Migration und Corona“ vorgestellt durch den Stadtrat Herr Liecke:

 

Herr Liecke ist Stadtrat für Gesundheit und Jugend und stellvertr. Bürgermeister.

Pressekonferenz Mitte letzten Jahres zu Harzer Kiez war Teil der Debatte und hat die Debatte um die Frage: „Sind migrantische Menschen Pandemietreiber?“ befördert.

Hier ist Sachlichkeit wichtig, Herr Liecke betont, dass die Migrant*innen nicht Pandemietreiber seien. Das Virus unterscheidet nicht zwischen verschiedenen Bevölkerungsgruppen. Es geht um prekäre Wohnsituationen, fehlende Sprachkenntnisse. Virus kann sich im gesamten Bereich ausbreiten, Wohnort ist nicht Indikator für Infektion. Infektionsgeschehen kann überall passieren: Hochzeiten, Reisen, illegale Treffen usw.

Kontaktnachverfolgung schwer nachvollziehbar, wo sich die Menschen anstecken, in der U-Bahn, am Arbeitsplatz oder im häuslichen Umfeld. Es existiert keine klare Eingrenzung der Infektion. Cluster wie sie in Pflegeheimen auftraten sind eingedämmt, auch aufgrund der Impfungen. Wichtig hierbei sind Hygienekonzepte. Impfungen ist eine große Strategie, um die Pandemie im Griff zu bekommen.

Schutz der Bevölkerung ist an oberster Stelle bei der Bekämpfung der Pandemie. Werbung und Informationsvermittlung werden durch Flyer und Aushänge vorangetrieben. Das Gemeinschaftsprojekt IKAT(Interkulturelles Aufklärungs-Team), funktioniert sehr gut, mind. zwölf Sprachen werden gesprochen. Das Team ist mit dem mit Infomobil unterwegs. Von der Bevölkerung wird es gut angenommen. Presse berichteten über das IKAT und gaben ein gutes Bild.

Arztpraxen und Dialysezentrum: Man muss auf Empowerment der Bevölkerung setzen. Verschiedene Initiativen haben mit dem Bezirksamt Erklärvideos gemacht, um bestmöglich aufzuklären. Dazu gibt es eine Kooperation mit dem Deutsch-Arabischen-Zentrum (DAZ), weitere Kooperationen mit anderen Vereinen ist angestrebt. Informationen müssen bei der migrantischen Bevölkerung ankommen, dabei ist bei Migrant*innen ausschlaggebend nicht das „Geschriebene“ sondern das „Gesprochene Wort“.

Zurzeit ist in Bearbeitung der Einsatz von „Coronalots*innen“ durch das Jobcenter über die Maßnahme §16i. Die Beschäftigungsmaßnahme ist befristet und sollen das IKAT unterstützen, auch bei Kontaktnachverfolgung.

 

Fragen und Antworten

Herr Szczepanski: Frage zum Ausbruch in der Harzer Straße: es gab eine große Welle darüber, gibt es eine Nachbearbeitung? Gab es Diskussion und Kommunikation mit den Betroffenen. Welche Maßnahmen/Lehren wurden getroffen?

Herr Liecke: Das Robert-Koch-Institut (RKI) hat eine Beurteilung vorgenommen. Im Bezirksamt wurde fachliche und musterhaft beurteilt. Dazu gibt es einen Bericht, der nachgereicht werden kann. Die Strategie war die richtige das Virus im Cluster einzudämmen, dabei war die Quarantäne das Richtige. Außerdem muss man auf Kommunikation setzten, was die Zielstellung und die Aufgaben des BA sind. Eine bestimmte Gruppe war betroffen, aber durch gute Kommunikation kann die Stigmatisierung verhindert werden und die ergriffenen Maßnahmen müssen gut erklärt werden.

Frau Hascelik: Die Social Media werden eingebunden, auch in Zusammenarbeit mit DAZ. Wie können sich die Vereine/Institutionen einbringen und behilflich sein, auch sprachlich?

Herr Liecke: Im Bezirksamt wird gemeinsam gearbeitet. Es wird der Twitter Kanal genutzt, sowie auch Facebook. Wie können Chat-Gruppen genutzt werden, um die Verbreitung zu beschleunigen? Ziel ist die Zusammenarbeit mit unterschiedlichen Multiplikator*innen aus den Communities. Es wird regelmäßig ein Update von seitens des BA gegeben.

Herr Szczepanski.: Wie im Fall „Harzer Straße“ gesehen, hat das gesamtes BA reagiert auf solche Geschehen. Die neue Medien werden genutzt wie das Podcast, was gut gelungen ist. Wie kann man die Medien Radio und Podcast in den Communities etablieren?

Herr Liecke: Die Initiator*in arbeiten selbstständig am Podcast und sind selbstorganisiert durch Frau Wagner(Ärztin) und Herr Serkan Kaya, der aus der Unterhaltungsbranche kommt und türkischstämmig ist.

Es gibt 5000 Abonnent*innen und 12.000 Downloads, was auf eine gute Resonanz zeigt. Zurzeit ist das Podcast nur auf Deutsch.

Das schwierige Thema Corona muss individuell angesprochen werden auf die Kulturen bezogen werden. Möglich sind auch andere Formate als Podcast.

Herr Hikel ergänzt, dass das Ausbruchsgeschehen von den Betroffenen nicht richtig verstanden wurde, was passiert ist. Corona wurde als Stigma wahrgenommen aufgrund fehlender Information. Dabei ist das IKAT wichtig, um richtig und effizient aufzuklären und um um Transparenz zu schaffen. Dabei ist das Empowerment der Bevölkerung wichtig. Virus betrifft alle Bevölkerungsschichten. Das BA ist breit aufgestellt, das Motto ist „Learning by doing“. Aufklärung ist wichtig über Videos und Chats wie WhatsApp usw. Verschwörungstheorienmüssen entgegen getreten werden durch Multiplikator*innen. Dabei sind Videos eine mögliche Säule der Informationsvermittlung.

Herr Abed: Herr Wieler vom RKI hat über migrantische Menschen negativ gesprochen. Es sollte nicht in der Presse stigmatisiert werden. Soziale Strukturen können Infektionen beschleunigen. Migrantische Menschen sind Pandemiebeschleuniger? Es gibt keine Erkenntnisse über Pandemiebeschleunigung.

Herr Liecke: Die Äußerung von Herr Wieler, RKI, dass Migrant*innen die Intensivstationen vollmachen, ist nicht belegt. Im Klinikum Neukölln gab es keine Informationen, dass es eine höhere Belegung von Menschen mit Migrationshintergrund gäbe. Es gibt auch keine Erhebung von positiv getesteten Menschen mit Migrationshintergrund. Ausschlaggebend ist das Verhalten, die Familienkonstellationen usw. Pandemiegeschehen war anfangs in den Ostteilen Berlins niedriger als im Westteil Berlins, aber mittlerweile ist es überall gleich. Aber es gibt keine Statistik dazu, ob Migrant*innen mehr betroffen sind.

Herr Kontschieder: Es kann keine Stellungnahme gegenüber Herr Wieler über seine Äußerungen geben. Es ist auch zu spät dafür und wenn dies geschehen sollte, sollte dies über das Bezirksamt laufen. Das Virus kennt keine Ethnien und Klassen, er sucht sich den Wirt.

Der Ausschuss für Integration hat keine Handhabe, Kritik an RKI zu äußern.

Herr Abed: Es ist keine Stellungnahme geplant, aber BA sollte Position beziehen. Frau Zielisch: 50-70% Migranten befinden sich in Krankenhäuser, diese Informationen sollte nicht unterdrückt werden. Dabei geht es um Meinungsfreiheit. Das Thema „Corona“ sollte kein Tabu sein. Frau Tanana bedankt sich beim Stadtrat Liecke und für die Zeit am Ausschuss für Integration teilgenommen zu haben, da er mit dem Ressort Gesundheit viel zu tun habe.

 

Herr Liecke betont die Gemeinschaftsspiel im gesamten Bezirk.


 
 

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