Auszug - Planungen Queeres Jugendzentrum in Neukölln  

 
 
54. öffentliche Sitzung des Jugendhilfeausschusses
TOP: Ö 3
Gremium: Jugendhilfeausschuss Beschlussart: erledigt
Datum: Do, 04.03.2021 Status: öffentlich
Zeit: 17:00 - 18:51 Anlass: ordentliche Sitzung
Raum: Videositzung
Ort:
 
Beschluss


Herr Liecke erläutert, dass es sowohl in Neukölln als auch in ganz Berlin einen Bedarf an einem Jugendzentrum für queere Jugendliche gibt. Er erläutert, dass ein Teil der Mittel genutzt wird, um schon Vorhandenes daraus zu finanzieren. Zum Beispiel, die Mädchenarbeit, ein Schulhofspiel in der Region Nordost mit dem Namen Spiel und Spaß im Donaukiez, ein Angebot der mobilen Arbeit zur Prävention sexualisierter Gewalt an Jungen und letztendlich das Queere Jugendzentrum. Letzteres wäre absolut neu. Bei den anderen werden die, die sich in der Neuköllner Jugendarbeit auskennen, Analogien finden, um einige Einrichtungen besser zu stellen. Darüber hinaus wurde Spielraum geschaffen. Er begrüßt die Planungen.

 

Herr Gladisch erläutert, dass die Senatsverwaltung für Bildung, Jugend und Familie aus dem Jugendfördergesetz zusätzliche Mittel erhalten hat, die auf die Bezirke verteilt wurden. Für Neukölln bedeutet das 167.000 Euro zusätzliche Mittel, mit denen ausschließlich neue Angebote gefördert werden dürfen. Ein Teil dieser Mittel (75.000 Euro) wird für das queere Jugendzentrum verwendet. Zusätzlich werden 40.000 Euro aus den Mitteln der Landeskommission gegen Gewalt sowie 13.000 Euro aus FuA Mitteln eingesetzt werden.

 

Frau Gabaud fragt, wie die Finanzierung in den folgenden Jahren sichergestellt ist. Herr Gladisch antwortet, dass die Mittel im Rahmen der auftragsweisen Bewirtschaftung für mindestens 2 Jahre bereitgestellt werden, wenn man dieses Jahr mitzählt. Wie eine langfristige Finanzierung und die Übertragung der Mittel auf den Bezirk sowie eine Überführung der Mittel erfolgen können, ist noch nicht geklärt und wird noch geprüft.

 

Herr Hecht fragt, welche Auswirkungen das auf bestehende Projekte hat und erinnert, dass wir als Jugendhilfeausschuss immer die Linie hatten, dass erst vorhandenes Ausfinanziert werden sollte, bevor man neues beginnt und das wäre jetzt ja nicht ganz in diesem Sinne.

 

Herr Liecke antwortet darauf, dass das zusätzliche Angebot bereichernd sein kann. Im Übrigen sind die Vorgaben zur Förderung eindeutig, dass nur neue Projekt förderfähig sind. Gänzlich frei sind wir eben nicht, und wenn wir der Senatsverwaltung in dem Antragsverfahren nicht deutlich machen, dass wir hier auch im Wesentlichen etwas Neues anschieben, dann bekommen wir das Geld gar nicht.

 

Herr Bandt, Herr Thoma und Frau Hahn stellen den bisherigen Stand der Konzeption zum queeren Jugendzentrum vor. Sie sehen trotz einiger Ansatzpunkte in bestehenden Einrichtungen einen hohen Bedarf, der auch berlinweit bestätigt wird.

 

Frau Tanana fragt, ob der Bedarf beziffert werden kann.

 

Herr Thoma antwortet, dass bei ganz vielen Einrichtungen der Wunsch nach Schutzräumen für Mädchen und queere Jugendliche besteht und verweist auf die Umfrage, die letztes Jahr in allen Jugendeinrichtungen stattgefunden hat. Hier wurde häufig genannt, dass Schutzräume fehlen. Zum einen Schutzräume für Mädchen, aber eben auch Queere-Schutzräume.

 

Frau Blumenthal fragt nach, wie die Ergebnisse dieser Umfrage hinsichtlich der Bedarfe zu verstehen sind.  Was bedeutet „häufig“ in diesem Zusammenhang?

 

Herr Gladisch ergänzt, dass dieser Befund auch auf Grundlage der Jugendbeteiligung bestätigt wird. Frau Herz ergänzt, dass ein Teil der Befragungsergebnisse mit der AG78 bereits diskutiert wurde. Hierzu gibt es noch einen Gesamtbericht, der noch nicht veröffentlicht wurde. Bedarf nach Schutzräumen in jeglicher Form sind tatsächlich bei jeder Befragung rausgekommen. Zusätzlich gibt es weitere Ergebnisse, die noch nicht veröffentlicht sind. Es wird bereits an den bezirklichen Jugendförderplänen gearbeitet, einen ersten Entwurf gibt es bereits, der dem JHA vorgelegt werden wird.

 

Herr Hecht fragt, wie mobile Arbeit im Kiez mit dem Anliegen, Schutzräume zu schaffen, zusammenpasst.

 

Herr Bandt antwortet, dass die mobile Arbeit ein Erfolg ist und schnell queere Jugendliche erreicht hat. Die Jugendarbeit soll so sichtbar und erreichbar sein. Dabei soll es aber nicht bleiben, denn Schutzräume bieten weitere Möglichkeiten für ganz spezifische Angebote, wie beispielsweise queeren Tanz.

 

Herr Posselt fragt nach dem geplanten Standort des Jugendzentrums und wann es starten soll.

 

Herr Bandt erläutert, dass eine schnelle Handlung erforderlich war. In der Schönstedtstraße hat ein Träger eine HzE-Maßnahme beendet und die Räume zur Nachnutzung angeboten. Die Räume sind vergleichsweise günstig und werden für das queere Jugendzentrum genutzt. Ab 1. März können die Räume genutzt werden. Es wird aber noch eine Weile dauern, bis das Jugendzentrum vollkommen einsatzfähig ist. Insbesondere die Suche nach geeignetem Personal wird sich anspruchsvoll gestalten. Die Arbeit soll jedoch bereits beginnen bzw. mit dem bereits bestehenden FuA-Projekt mit neuen Möglichkeiten fortgesetzt werden. Herr Gladisch ergänzt, dass Outreach das Jugendzentrum betreiben wird.

Herr Thoma ergänzt, es soll ein Jugendzentrum für ganz Neukölln werden, weshalb die Anbindung an die U7 gegeben sein soll. Jugendliche aus ganz Neukölln sollen diesen Treff besuchen können. Als Sprecher des Netzwerks gegen Trans- und Homophobie und als einer der Sprecher der AG Geschlechterreflektierte Jungenarbeit betont Herr Thoma, dass viele Einrichtungen nicht unbedingt einen Schutzraum für ihre queeren Jugendlichen bieten können. Das war auch in der Steuerungsrunde Kiezorientierter Gewalt- und Kriminalprävention der Landeskommission Berlin gegen Gewalt, in der auch Vertreter*innen der Polizei anwesend sind, ein Thema.  Hier wurde die Wichtigkeit so einen Schutzraum zu schaffen betont. Es gab 2020 ein großes Monitoring von Camino EV. in der auf die Vielzahl von trans- und homophoben Übergriffen in Neukölln eingegangen wurde. Die Ergebnisse zeigen eindeutigen Handlungsbedarf.

Herr Gladisch ergänzt, dass keine Trägerauswahl vorgenommen werden soll, weil ein Projekt fortgesetzt wird, was ja bereits im letzten Jahr schon begonnen wurde. Das heißt: Ein Träger, der auch den Mietvertrag abzuschließen hat. Das wird Outreach sein, angedockt an ReachIna da diese bereits angefangen haben an dem Thema zu arbeiten. Es wird trotzdem einen eigenen Namen geben, um die Räume unterschiedlich zu benennen.

 

Frau Tanana fragt genauer nach: Es scheint ja schon ein fertiges Konzept zu sein. Es gibt eine Zeitschiene, es gibt eine Budgetierung, einen Ort und einen Träger. Alles scheint eigentlich schon in trockenen Tüchern zu sein? Warum erfahren wir von diesem wunderbaren, tollen Projekt nicht schon vorher etwas? Warum haben die Mitglieder des Jugendhilfeausschusses, nicht vorher davon Kenntnis erhalten?

 

Herr Liecke antwortet, dass die Verwaltung gut aufbereitete Planungen und Konzepte vorlegen möchte und nicht über Spekulationen und unklare Möglichkeiten berichtet. Er ist stolz und froh, dass Neukölln als einer der ganz wenigen Bezirke sowas überhaupt auf en den Weg bringen kann. Er versteht, dass das andere Parteien ärgert, weil es nicht ihre Idee war. Aber er findet es gut, dass es in Neukölln viele kreative Köpfe gibt, die sich sowas auch einfallen lassen. Und vor allen Dingen, auf die viele Vorarbeit zurückgegriffen werden kann. Weil, wie es ja gerade dargestellt wurde, in diese Richtung schon länger gearbeitet wurde. Es ist jetzt dann nur noch der letzte konsequente Schritt, etwas in die Realität umzusetzen. Herr Lieke betont, dass er kein Freund irgendwelcher Zwischenstände ist und daher nicht permanent informiert. Er bedankt sich für die Arbeit des Jugendamtes und das starke Engagement für das queere Jugendzentrum, das weit über Neukölln hinaus ein Zeichen setzt.

 

Frau Blumenthal teilt die Kritik an der späten Mitteilung des Jugendstadtrates an den JHA über die Planungen.

 

Herr Liecke entgegnet, dass er diese Kritik nicht teilt. Er bittet darum, dass die erhebliche Arbeit der Verwaltung nicht diskreditiert wird. Eine Information vor der Fertigstellung relevanter Eckpunkte wie Räume und Finanzierung wäre weder zielführend noch sinnvoll gewesen.

 

Herr Gladisch ergänzt, dass die Arbeit seit Januar konkreter wurde und einfach schnell gearbeitet wurde. Eine Möglichkeit, den Jugendhilfeausschuss früher mit verlässlichen Ständen zu informieren, bestand nicht.

 

Herr Kringel bedankt sich für die umfassende und rechtzeitige Information des Jugendhilfeausschusses und begrüßt das Vorgehen der Verwaltung. Er bittet die Ausschussvorsitzende darum, den Ausschuss neutral zu führen. Herr Kringel bedankt sich im Namen der CDU-Fraktion, für die vorausschauende und, wie immer auch bei anderen Projekten, sehr dezidierte Planung der Verwaltung, die er von anderen Dezernenten nicht gewohnt ist. Deswegen gibt es wohl diese Nachfragen hier. Während die anderen Ankündigungsweltmeister sind, zeigt sich hier, dass aus dieser Verwaltung immer schon mehr Planung und Umsetzung als nur Ankündigungen hervorgehen?

Herr Koglin bittet Herrn Kringel darum, die Spitzfindigkeiten sein zu lassen.

Durch weitere Zwischenrufe ruft Frau Blumenthal zur Ordnung.

 

Frau Blumenthal bedankt sich bei der Verwaltung für die Vorarbeit und die Umsetzung der bisherigen Arbeit und betont, dass der JHA sich über weitere Ergebnisse freut. Sie bedankt sich für die Vorstellung und schließt den Tagesordnungspunkt.


 
 

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