Auszug - "Stadtteilgesundheitszentrum" Frau Lange vom Gesundheitskollektiv  

 
 
31. öffentliche Sitzung des Gesundheitsausschusses
TOP: Ö 3
Gremium: Gesundheitsausschuss Beschlussart: erledigt
Datum: Di, 22.09.2020 Status: öffentlich
Zeit: 17:00 - 19:00 Anlass: ordentliche Sitzung
Raum: Rathaus Neukölln, BVV-Saal, 2. Etage, Raum A202
Ort: Karl-Marx-Straße 83, 12040 Berlin
 
Beschluss


Herr Koglin begrüßt im Rahmen dieses Tagesordnungspunktes Frau Lange und Frau Hänel vom Gesundheitskollektiv Berlin. Sie stellen das Stadtteilgesundheitszentrum vor, dass auf dem Kindl-Gelände in Neukölln aufgebaut wird und dessen Eröffnung für das 1. Halbjahr 2021 geplant ist.

 

Gesundheit wird hier nicht rein biologisch betrachtet. Es steht nicht nur die medizinische Versorgung im Fokus, sondern die gesellschaftlichen Bedingungen von Gesundheit. Politische und soziale Faktoren wie geringes Einkommen, prekäre Beschäftigungsverhältnisse oder Altersarmut beeinflussen die Gesundheit werden hier gemeinsam mit der Gesundheit im biologischen Sinne betrachtet. Ziel ist es also auf rund 400 qm ein Gesundheitszentrum, das zu einem Stadtteil gehört, aufzubauen. Es wird vor Ort in einem multiprofessionellen Team miteinander gearbeitet und sich in gemeinsamen Fallbesprechungen ausgetauscht.

 

Das Zentrum basiert auf vier Säulen, die dieses komplexe Zusammenspiel berücksichtigen können:

 

      medizinische und psychotherapeutische Versorgung,

      Gemeinwesenarbeit und Projekte im Kiez,

      Selbsthilfe und Beratung sowie

      Forschung und Evaluation.

 

Der Aufbau gestaltet sich partizipativ. Die Bedarfe im Kiez wurden dazu im Rahmen einer Befragung von Bewohnerinnen und Bewohnern aber auch von Akteuren im Kiez erhoben. Alle Angebote sollen auch weiterhin regelmäßig evaluiert werden, um eine Anpassung vorzunehmen.

Frau Hänel und Frau Lange berichten weiter, dass auch in der Arbeit des Gesundheitskollektivs die Pandemie eine besondere Herausforderung darstellt. So werden verschiedene Angebote digital vorgehalten oder über mobile Gesundheitsberatungen auf öffentlichen Plätzen durchgeführt.

 

Seitdem vergangenen Jahr verfügt das Stadtteilgesundheitszentrum über zwei KV-Sitze (1x Kindermedizin und 1x Allgemeinmedizin). Zusätzlich wird ein Kinder- und Jugendpsychotherapeut einziehen.

 

Auf Nachfrage von Herrn Fischer informiert Frau Hänel, dass das Zentrum, so wie es in der Kombination kassenärztliche Versorgung und soziale Stadtteilangebote vorgesehen ist, derzeit nicht zulässig ist. Daher ist das Gesundheitskollektiv Mieter der Flächen und vermietet an die Arztpraxen. Erklärtes Ziel ist aber eine gemeinsame Trägerschaft.

 

Hinsichtlich der Frage wie innerhalb des Sozial- und Gesundheitszentrum unter Berücksichtigung der Datenschutzgrundverordnung gearbeitet wird, informiert Frau Hänel, dass entsprechende Schweigepflichtentbindungen von den Patientinnen und Patienten eingeholt werden.

 

Herr Posselt bittet um Mitteilung, ob die entstehenden Kosten durch die Krankenkasse übernommen werden, es eine Zusammenarbeit mit dem Bezirksamt gibt und ob das Gesundheitskollektiv Unterstützung durch den Gesundheitsausschuss benötigt. Hierzu führen Frau Lange und Frau Hänel aus, dass die Kosten für die sozialen Beratungen bzw. gemeinnützigen Projekte nicht durch die Krankenkassen finanziert werden. Hier erfolgt eine Finanzierung aus unterschiedlichen „Töpfen“. Die sozialen Beratungsangebote werden derzeit noch im Rahmen eines Pilotprojektes über Senatsfördermittel sichergestellt. Es besteht der große Wunsch, dass mehrere solcher stadtteilorientierten Sozial- und Gesundheitszentren berlinweit aufgebaut werden. Daher begrüßt das Gesundheitskollektiv auch die Planungen eines Familien-Gesundheitszentrums am Standort Hermannstraße Und auch die Frage der Finanzierung nach 2021 steht aktuell noch im Raum. Hier wünscht sich das Gesundheitskollektiv die Unterstützung des Bezirkes.

 

Auf Nachfrage von Herrn Schulze informiert Frau Lange darüber, dass die Vernetzung mit den im Stadtteil tätigen Trägern sich über die vergangenen Jahre gefestigt hat und das Gesundheitskollektiv nicht als Konkurrenz, sondern eher als Ergänzung gesehen wird.

 

Herr Hecht teilt mit, dass er anhand der Ausführungen heraushört, dass in der Arbeit des Sozial- und Gesundheitszentrums eher die Gruppe als eine individuelle Behandlung einer Erkrankung im Fokus steht. Hierzu führt Frau Hänel aus, dass hier eine Kombination aus beidem praktiziert wird. Es wird sowohl individuelle Angebote als auch Gruppenangebote geben. Frau Lange ergänzt, dass der Ansatz darin besteht, Menschen zusammenzubringen, um gemeinsam Lösungen zu erarbeiten bzw. zu finden.

 

Frau Gebhardt fragt nach, ob versucht wurde Ärzte aus unterversorgten Bereichen zu organisieren, welche Fachrichtung bei den Ärzten im Zentrum noch fehlt und wie der Kontakt zu den niedergelassenen Ärzten gehalten wird. Hierzu informieren Frau Hänel und Frau Lange, dass derzeit noch ein Facharzt bzw. eine Fachärztin für Kinder- und Jugendpsychiatrie fehlt und eine Gynäkologin bzw. ein Gynäkologe wünschenswert wäre. Der Versuch in Kontakt mit den niedergelassenen Ärztinnen und Ärzten zu treten, war in der Vergangenheit leider nicht erfolgreich. Hier wird auf einen besseren Zugang durch die beiden Ärzte vor Ort gehofft. Des Weiteren sind Qualitätszirkel geplant.

 

Nachdem es keine weiteren Fragen mehr gibt, bedankt sich Herr Koglin für die ausführliche Vorstellung des stadtteilorientierten Sozial- und Gesundheitszentrums und beendet diesen Tagesordnungspunkt.


 
 

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