Auszug - Bericht des Sozialdienstes katholischer Frauen "Evas Obdach"  

 
 
40. öffentliche Sitzung des Ausschusses für Soziales und Bürgerdienste
TOP: Ö 3
Gremium: Ausschuss für Soziales und Bürgerdienste Beschlussart: erledigt
Datum: Di, 09.06.2020 Status: öffentlich
Zeit: 17:00 - 18:45 Anlass: ordentliche Sitzung
Raum: Rathaus Neukölln, BVV-Saal, 2. Etage, Raum A202
Ort: Karl-Marx-Straße 83, 12040 Berlin
 
Beschluss


Die Vorsitzende leitet den Tagesordnungspunkt ein und begrüßt Frau Ihrlich und Frau Kulik vom Sozialdienst katholischer Frauen e.V. Berlin (SkF).

 

Frau Ihrlich stellt zunächst den SkF kurz in seiner Gesamtheit vor. Gegründet im Jahr 1901 ist der SkF ein eigenständiger Verein innerhalb des Caritas Frauenverbands. Die Arbeit des Vereins steht allen Frauen offen, völlig unabhängig von Religion oder Ethnie. Mittlerweile unterstützt der Verein Frauen in Not in fast allen Berliner Bezirken. Tätig ist er hierbei u.a. in der Straffälligen- als auch in der Wohnungslosenhilfe; unterstützt werden Frauen auch während der Schwangerschaft und bei Alleinerziehung. Der Verein betreibt in Neukölln mehrere Standorte, so z.B. seit 35 Jahren den Frauentreffpunkt in der Selchower Straße 11.

 

Seit 1997 engagiert sich der SkF bereits in der Wohnungslosenhilfe. Bei Frauen handelt es sich oftmals um eine verdeckte Obdachlosigkeit, der Verein geht von etwa zwei bis dreitausend obdachlosen Frauen aus. Bei der Zählung in der Nacht der Solidarität waren 17 % der angetroffenen Obdachlosen Frauen, gleichwohl haben sich viele - Frauen wie Männer - der Zählung entzogen. Mit seiner Arbeit erreicht der SkF täglich etwa 40 bis 45 Frauen, im Jahr 2019 insgesamt über 750 Betroffene. Seit 28.12.2019 gibt es nun die durchgehende Notübernachtung in der Fuldastraße. Sie übergibt das Wort an Frau Kulik.

 

Frau Kulik informiert den Ausschuss im Folgenden über die neue Einrichtung. Neben Evas Haltestelle als Tagesangebot im Bezirk Mitte (und Notübernachtung während der Kältehilfeperiode), gibt es seit rund vier Jahren auch Evas Obdach als ganzjährige Notübernachtungsmöglichkeit. Die Zahlen der Inanspruchnahme steigen seit Jahren (2019 rd. 5.600 Übernachtungen, in 2020 bereits ca. 2.000 Übernachtungen). Die 30 Übernachtungsplätze in der Fuldastraße mussten zur Einhaltung der Abstands- und Hygieneregelungen bis auf weiteres auf 17 Plätze reduziert werden. Viele betroffene Frauen erreichen den neuen Standort besser und finden zwischen 19.00 und 9.00 Uhr des Folgetags einen sicheren Schlafplatz. Durch Corona wurden die Öffnungszeiten bis auf weiteres von 17.00 bis 11.00 Uhr erweitert. Sechs Mitarbeiter*innen, davon drei Sozialarbeiter*innen kümmern sich um die Frauen, zudem gibt es ein aus 30 Personen bestehendes Nachtbereitschaftskollegium auf ehrenamtlicher Basis. Die Frauen können in der Einrichtung Wäsche waschen, duschen, erhalten Hygieneartikel sowie abends eine warme Mahlzeit sowie ein Frühstück. Die meisten bleiben die möglichen 14 Tage jeweils über Nacht und nehmen dabei die Beratungsangebote des SkF wahr. Die Altersspanne betroffener Frau liegt zwischen 18 und 80 Jahre, wobei der Anteil älterer Frauen in den Jahren deutlich gestiegen ist. Die Angebote wurden daher entsprechend angepasst. Die aktuelle Pandemiesituation setzt zusammenfassend und damit schließt Frau Kulik ihren Bericht vielen Frauen zu.

 

Die Vorsitzende bedankt sich für die Vorstellung der Einrichtung. Die Mitglieder haben nun die Möglichkeit Fragen zu stellen, kurz skizziert Folgendes.

 

Herr Atashgahi möchte wissen, wo die Frauen tagsüber verbleiben können und ob auch Frauen mit Kindern untergebracht werden. Die Frauen nutzen die Tagesangebote des Vereins, z.B. den Frauentreffpunkt, wie Frau Kulik kurz erläutert. Die Unterbringung von Frauen mit Kindern ist leider nicht möglich, die Einrichtung nimmt nur volljährige Frauen auf. Es gibt dennoch viele Anfragen, auch weil die Frauenhäuser überfüllt sind. Momentan befinden sich vier Schwangere unter den untergebrachten Frauen. Ziel ist es insgesamt, weitere Plätze zu schaffen, da es hierfür leider einen Bedarf gibt (Nachfrage Frau Hascelik). Primäres Ziel bleibt gleichwohl, dass die Frauen erst gar nicht in die Wohnungslosigkeit gelangen, wie Frau Ihrlich ergänzt (Nachfrage Frau Künning, die zugleich die Arbeit des SkF lobt und ihren Dank für diese Arbeit ausspricht).

 

Auch Frau Klein bedankt sich für die Arbeit des Vereins und fragt, wie dieser unterstützt werden kann. Die Arbeit wird, so Frau Kulik, u.a. zuwendungsfinanziert unterstützt. Hilfreich sind immer Spenden, z.B. Kleidung oder auch Lebensmittel. Aus der Nachbarschaft gibt es erfreulicherweise eine hohe Spendenbereitschaft, wie Frau Kulik beispielhaft berichtet. Herr Rahman spricht ebenfalls seinen Dank aus und fragt, welche Erfahrungen der Verein mit dem Konzept Housing First habe. Der SkF beteiligt sich nach Aussage von Frau Kulik am Modellprojekt Housing First und konnte in den vergangenen 1 ½ Jahren etwa 30 Frauen erfolgreich vermitteln. Frau Ihrlich hebt ergänzend die Bedeutung dieses Projekts für Frauen hervor, da diese ein Leben auf der Straße mit größerer Härte trifft.

 

Herr Leppek möchte wissen, ob die älteren unter den betroffenen Frauen bereits lange Zeit auf der Straße verbracht haben oder sie ihre Wohnungen eher im Alter verloren haben. Bezogen auf die praktizierte Zwei-Wochen-Regelung zum Aufenthalt in Evas Obdach fragt er, wie es im Anschluss für die Frauen weitergeht. Frau Kulik führt hierzu aus, dass die Frauen zum Teil bereits sehr lange wohnungslos sind und über wenige bis gar keine sozialen Kontakte verfügen, die in einer solchen Situation unterstützen könnten. In den zwei Wochen erfolgt Beratung und Begleitung in eine Anschlussperspektive.

 

Frau Schoenthal erkundigt sich nach der Spendenbereitschaft während der aktuellen Corona-Krise, welche nach Aussage von Frau Kulik erfreulicherweise und trotz der Pandemie sehr hoch ist. Herr Bender fragt, wie pflegebedürftige Frauen betreut werden. Frau Kulik gibt hier zu bedenken, dass die Mitarbeiter*innen keine Pflegefachkräfte sind. Bestimmte Dinge können zwar geleistet werden, im Zweifel werden jedoch andere Einrichtungen kontaktiert, welche die pflegerische Betreuung leisten und sicherstellen können.

 

Herr BzStR Biedermann schließt sich dem Dank des Ausschusses uneingeschränkt an, der SkF leistet sehr gute, wichtige Arbeit für die betroffenen Frauen. Seit dem vergangenen Jahr hat die Verwaltung mit dem Verein in Kontakt gestanden. Die Einrichtung in Neukölln anzusiedeln, wurde von ihm dabei ausdrücklich begrüßt. Gleichwohl waren einige Hürden aus dem Weg zu räumen, da es sich um ein Wohnhaus handelt. Hierzu habe man jedoch gute und intensive Gespräche geführt, so dass die erforderliche Nutzungsänderung guten Gewissens genehmigt werden konnte.

 

Die Vorsitzende schließt sich dem Dank an und wünscht dem Verein viel Erfolg in der weiteren Arbeit. Sie möchte den Kontakt weiter aufrecht halten und regt mit Schließung des Tagesordnungspunktes an, die Einrichtung zu gegebener Zeit auch einmal mit dem Ausschuss zu besuchen.


 
 

Legende

Ausschuss Tagesordnung Drucksache
BVV Aktenmappe Drucksachenlebenslauf
Fraktion Niederschrift Beschlüsse
Sitzungsteilnehmer Auszug Realisierung
   Anwesenheit Kleine Anfragen

BVV-Büro Neukölln

Zimmer: A 201

Verkehrsanbindungen

Sprechzeiten

Montag bis Donnerstag
nach Vereinbarung

an Sitzungstagen des Ältestenrats
geschlossen

an Tagen der BVV-Sitzungen
geschlossen