Auszug - Konzept zur Umgestaltung des Gutshofes Britz zum Kulturstandort  

 
 
10. öffentliche Sitzung des Ausschusses für Verwaltung und Gleichstellung
TOP: Ö 1
Gremium: Ausschuss für Verwaltung und Gleichstellung Beschlussart: im Ausschuss zurückgezogen (Beratungsfolge beendet)
Datum: Mo, 12.11.2007 Status: öffentlich
Zeit: 15:00 - 18:30 Anlass: ordentliche Sitzung
Raum: Gutshof Britz, Ochsenstall, Treffpunkt: Hofzufahrt
Ort: Alt-Britz 73, 12359 Berlin
 
Beschluss

Die Sitzung beginnt mit einer Führung der Ausschussmitglieder und Gäste durch den Leiter des Hochbauamtes, Herrn Nitsche, der die jeweils geplanten Umbaumaßnahmen im Gutshofbereich erläutert

Die Sitzung beginnt mit einer Führung der Ausschussmitglieder und Gäste durch den Leiter des Hochbauamtes, Herrn Nitsche, der die jeweils geplanten Umbaumaßnahmen im Gutshofbereich erläutert.

 

Im Anschluss an die Führung eröffnet der Vorsitzende Herr Eichholz die 10. Sitzung des Ausschusses für Verwaltung und Gleichstellung und stellt fest, dass die Einladung allen Ausschussmitgliedern rechtzeitig zugegangen ist und Änderungswünsche zur Tagesordnung nicht bestehen.

                                

                                   

Herr Eichholz bittet den Leiter des Fachbereichs Hochbau, Herrn Nitsche, dem Ausschuss die Planungen für die Umgestaltung des Gutshofes Britz zu erläutern.

 

Herr Nitsche weist zunächst auf die besondere günstige und zentrale Lage des Gutshofes im Stadtraum hin und führt aus, dass die Verknüpfung von Natur und Kulturstandort besondere Möglichkeiten zur Entwicklung des Gutshofes bietet.  Bedingt durch den Leerstand der Gebäude findet derzeit eine unbefriedigende Ausnutzung des Ensembles statt.

 

                                    Anhand der verteilten Ausarbeitung erläutert Herr Nitsche, dass die Aufteilung der neuen Nutzung auf dem Gutshof Britz vorsieht, die Musikschule Paul Hindemith im Gutsverwalterhaus unterzubringen, wo auch der Britzer Bürgerverein Platz finden wird. Das Museum Neukölln wird im Pferdestall und Turmbau einziehen, und im ehemaligen Kuhstall wird der Kulturstall, ein Veranstaltungssaal mit Platz für ca. 300 Besucher eingerichtet. Die Garage zwischen den Gebäuden wird abgerissen und an dieser Stelle soll eine Freilichtbühne mit minimaler Veranstaltungstechnik und Platz für ca. 325 Zuschauer entstehen.

 

In Zusammenarbeit mit dem Privaten Museum für Tierkunde soll die Unterbringung von Tieren auf den Weideflächen hinter dem Ochsenstall eingerichtet werden. Herr Rese erläutert, dass er bereits seit dem Frühjahr das Tiergehege in der Hasenheide und die Voliere im Gutshof betreibt. Die geplante Tierhaltung im Gutshof wird sich hauptsächlich auf seltene Nutztierrassen erstrecken. Es ist für ihn und seine Familie eine Ehrensache, den Bezirk bei dem Erhalt des Gutshofs zu unterstützen.

 

                                    Im Erdgeschoss des Gutsverwalterhauses wird eine Werkstatt, die auch dem Museum und dem Schloß Britz zur Verfügung steht, eingerichtet. Das Dachgeschoß wird zu Büroräumen umgebaut und das Gebäude wird schalltechnisch für die Bedürfnisse der Musikschule hergerichtet. Eine moderne Gaszentralheizung, die auch  Pferdestall und Turmbau versorgt, und eine Toilettenanlage für Veranstaltungen werden eingebaut.

 

                                    Der Pferdestall wird für das Museum mit neuen Türen versehen und das historische Pflaster nachempfunden, um den Verlust des Atriums des alten Standortes auszugleichen und Platz für Außenveranstaltungen zu bieten. Das Obergeschoß wird als Lager- und Bürofläche gestaltet und ein Aufzug eingebaut. Die Lagerfläche wird über den Ochsenstall hin ausgedehnt, wo dann eine unbeheizte Fläche zur Verfügung steht. Im Ochsenstall selbst wird für den saisonalen Betrieb eine kleine Theke eingerichtet. Es ist eine temporäre Heizungsmöglichkeit zur Herstellung von Verschlagstemperaturen vorgesehen. 

 

                                    Der Kuhstall ist für den Umbau zum Veranstaltungs- und Festsaal bestens geeignet. Durch einen statischen Eingriff in das Gebäude wird die Zwischendecke entfernt und eine ansteigende Bestuhlung nebst Orchestergraben und Bühne im Erdgeschoß eingebaut. Im Obergeschoß findet ein Regieraum Platz. Der Saal wird über die ansteigenden Stuhlreihen teilklimatisiert.

 

                                    Für das Schweizerhaus ist derzeit noch keine Nutzung geplant, dieses Gebäude wird nur leitungstechnisch angeschlossen, die Türen und Fenster werden saniert, um eine spätere Nutzung zu ermöglichen. Der Kulturstandort wird vorbei an Bauerngarten und Feldfläche an die Parchimer Allee angeschlossen.

 

                                    Herr Nitsche weist die Ausschussmitglieder explizit auf die Darstellung der Finanzplanung und die möglichen Kostenrisiken in der verteilten Ausarbeitung hin. Er erläutert ferner, dass für die Einzelbaumaßnahmen Kulturstall und Freilichtbühne jeweils ein Bebauungsplanverfahren durchgeführt wird. Er verdeutlicht, dass im Rahmen der Planungen bewusst auf die Installation von teurer Veranstaltungstechnik verzichtet wurde, da die Erfahrung gezeigt hat, dass die Leistungsfähigkeit solche Anlagen nicht ausgenutzt wird. Herr Nitsche erklärte, dass eine Wirtschaftlichkeitsbetrachtung nicht erbracht werden kann, da keine Vergleichsgrundlagen zur Verfügung stehen. Es gibt keine Musikschule, keine eigene Freilichtbühne und auch keinen Kulturstall. Das Museum ist am jetzigen Standort nicht mit 100 % der Flächen untergebracht und nutzt mehrere Außenstellen. Erschwerend kommen die denkmalgeschützten Aspekte der Gebäude hinzu. Eine Prognose zur Auslastung und damit auch zu Betriebskosten kann nicht vorgenommen werden.

 

 

                                    Herr Buschkowsky führt im Anschluss an den Vortrag von Herrn Nitsche aus, dass der Gutshof mit dem Schloß Britz neben dem Böhmischen Dorf am Richardplatz eine der beiden historischen Keimzellen des Bezirkes darstellt. Die Umgebung des Gutshofes stellt eine wunderbare und nahezu vollständig erhaltene Dorfstruktur dar.  Es gibt seiner Meinung nach drei Alternativen für die Zukunft des Gutshofes. Erstens kann man kann das Gelände an den Liegenschaftsfonds zur Veräußerung übertragen, wobei Herr Buschkowsky an die negativen Erfahrungen mit dem hinteren Teil der Blaschkoallee erinnert. Zweitens kann der Gutshof stillgelegt werden, was den sicheren Verfall der Gebäude und einsetzenden Vandalismus innerhalb kurzer Zeit nach sich ziehen würde. In beiden Fällen würde das historische Erbe vernichtet.

 

Aus seiner Sicht kommt daher nur das vorgestellte Nutzungskonzept in Betracht, um den Gutshof nach dem Auszug des Natur- und Grünflächenamtes für die Zukunft zu bewahren. Der Standort soll für die Bevölkerung erlebbar werden und die Infrastruktur des Bezirkes bereichern. Allein durch Begehungs- und Nutzungsfrequenz entsteht öffentliche Kontrolle. Ferner soll der Gutshof wie das gesamte Ensemble zur positiven Identifikation mit dem Bezirk Neukölln als attraktivem Lebensraum beitragen. Musikschule, Heimatmuseum und Kulturstiftung dienen dabei als gezielte oder unbewusste Bildungseinrichtungen. Die Tierhaltung gehört zur traditionellen Daseinsform eines Gutshofs und wirkt heute als Magnet insbesondere für Familien mit Kindern.

 

Das Museum Neukölln muss aus der Liegenschaft Ganghofer Straße ausziehen, weil die Berliner Bäderbetriebe das Gebäude kraft Gesetzes übernehmen. Hinzu kommt, dass die räumlichen Gegebenheiten seit Jahren nicht ausreichen. Die Musikschule Neukölln mit 150 Lehrkräften und 3100 Schülern braucht seit langem neue Möglichkeiten, die vorhandenen Raumengpässe zu überwinden. Beide sind gegebene Faktoren, die Integration der beiden Institutionen in den Gutshof drängt sich dadurch geradezu auf. Die Nutzung wird auch von Organisationen mit hohem bürgerschaftlichem Engagement wie der Kulturstiftung und dem Verein der Freunde und Förderer des Schlosses Britz, dem Britzer Bürgerverein und dem Privaten Museum für Naturkunde Berlin mitgetragen. Es bleibt Raum für weitere Nutzungsideen, etwa für das Schweizerhaus, für das es heute noch keine konkrete Planung gibt.

 

Herr Gößwald führt aus, dass sich für das Museum Neukölln viele positive Faktoren aus der Integration in den Kulturstandort ergeben. Er hebt die hervorragende Unterbringungsmöglichkeit der Sammlung an einem Ort hervor und erwartet für die Ausstellungen eine höhere Frequentierung gerade an den Wochenenden,  die der bisherige Standort im Hinterhof des Stadtbades in der Ganghofer Straße nicht bieten kann. Den Archivnutzern kann ein interaktiver Bereich für ihre Recherchen angeboten werden, durch die gemeinsamen Aktivitäten mit der Musikschule am Kulturstandort erwartet er ferner erhebliche positive Synergieeffekte.

 

Herr Bussewitz ist für die Musikschule froh und glücklich über die Planungen. Durch die im letzen Jahr um 31 Prozent gestiegene Nutzung der Musikschule ergaben sich erhebliche Raumprobleme, bisher gibt es keinen Standort für die Versorgung mit musikalischer Früherziehung im Süden des Bezirks. Hier bietet sich die großartige Möglichkeit für Kinder, Kultur an einem schönen Ort zu erleben. Herr Bussewitz hebt die Perspektiven für hervorragende Veranstaltungen mit anderen hochkarätigen Kultureinrichtungen der Stadt hervor, die sich durch die Bühne des Kulturstalls bieten. An diesem Ort lassen sich Aufführungen mit ganz neuer Qualität inszenieren. Der größte Mangel der Musikschule, über keine Verzahnung zwischen Übungsräumen und einem Aufführungssaal zu verfügen, wird nach Jahrzehnten endlich behoben.

 

Frau Kramer führt aus, dass Veranstaltungen wie der Mittelaltermarkt ebenso wie der Betrieb des Schlosscafes großen Anklang bei den Besuchern finden. Der zur Verfügung stehende Konzertsaal reicht oft nicht für die die dortigen Aufführungen aus. Dadurch muss viel improvisiert werden, und häufig sind den Möglichkeiten enge Grenzen gesetzt. Frau Kramer sieht hervorragende Möglichkeiten, zukünftig eine deutlich bessere Veranstaltungsqualität für die Besucher anzubieten. Wenn der Pferdestall durch das Heimatmuseum genutzt wird, muss ein neuer Veranstaltungsraum geschaffen werden, um überhaupt ein Programm bieten zu können.

 

Der Britzer Bürgerverein steht dem geplanten Umbau sehr aufgeschlossen gegenüber und zeigt sich erfreut über die geplante Erhaltung und Belebung des Gutshofs. Einzig für größere Veranstaltungen mit vielen Besuchern werden sich einige Einschränkungen für den Verein in den neuen Räumlichkeiten ergeben. Auch für Rollstuhlfahrer und Behindertenabende scheinen die Räume nicht optimal.  

 

Herr Albrecht hält es für die richtige Entscheidung, den Gutshof als Kulturstandort zu nutzen. Gerade für das Museum Neukölln gibt es im Norden des Bezirkes keine adäquate Räumlichkeit, die als Standort nach dem Auszug aus der Ganghofer Straße in Frage kommt. Das Gesamtkonzept ist aus seiner Sicht wohl durchdacht.

 

Frau Schumacher schließt sich der Meinung über das Konzept an.  Auf die Frage nach einer möglichen thematischen Schwerpunktverschiebung der musealen Ausstellungen erwidert Herr Gößwald, dass sich durch die Neutralität der geplanten Räume keine anderen Schwerpunktsetzungen ergeben werden. Frau Schumacher sieht bei der  Verteilung der zukünftig anfallenden Betriebskosten auf die einzelnen Verwaltungsstellen Klärungsbedarf.

 

Herr Schumacher begrüßt das Vorhaben zum Erhalt des Gutshofes und regt eine vergleichende Darstellung der Betriebskosten an, aus der die Einsparungen oder Mehrkosten für die zukünftigen Nutzer ablesbar sind. Herr Nitsche erwidert, dass ein solcher Vergleich leider nicht darstellbar ist. Dazu wären Referenzdaten nötig, auf deren Basis ein Vergleich erfolgen kann.

 

Auch Herr Biele ist begeistert von dem Konzept, der Auszug des Museums Neukölln aus dem alten Standort ist zwar bedauerlich, jedoch bieten sich neue Chancen durch den zukünftigen Standort.

 

Herr Mahlo begrüßt das Konzept ebenfalls und regt Überlegungen zur Verpachtung des Schweizerhauses an einen Restaurationsbetrieb an. Hierdurch könnten die Betriebskosten deutlich abgefedert werden.

 

Herr Hiller führt aus, dass es sich aus seiner Sicht um ein abgerundetes Konzept handelt, das er begrüßt und unterstützt. 

 

Herr Debudaj stellt  Konsens über die Notwendigkeit fest, etwas zum Erhalt des Gutshofes zu unternehmen. Die Veräußerung oder die Stilllegung des Gutshofes kommen aus seiner Sicht als Alternativen keinesfalls in Betracht, die vorgestellten Planungen hält er für gut und durchdacht. Herr Debudaj warnt allerdings vor einem Baukostenanstieg im Laufe der Sanierungsarbeiten und stellt die Frage, woraus eventuelle Mehrkosten finanziert werden sollen. Auch interessiert ihn eine Wirtschaftlichkeitsberechnung für das Objekt und die Verteilung der zukünftig entstehenden Betriebskosten. 

 

Herr Buschkowsky erwidert, dass mit der Ausführung eines Projektes gerade bei Baudenkmalen immer ein gewisses Risiko verbunden ist. Ohne die Bereitschaft, solche Risiken zu tragen, wären Bauvorhaben wie die Sporthalle an der Oderstraße, die Schule Drorystraße oder das Hannah-Ahrendt-Gymnasium im Bezirk nie entstanden.

 

Zur Frage der Betriebskosten, die bereits heute durch die Bewirtschaftung der Gebäude entstehen, erläutert Herr Buschkowsky, dass die Verteilung auf die Abteilungen des Bezirksamtes erfolgt und damit eine Verteuerung der Produkte verbunden ist. Allerdings sind die Betriebskosten durch das Vorhandensein der Gebäude absehbar und werden keine Überraschungen bergen.  Bei der Bewertung der Wirtschaftlichkeit des Kulturstandortes muss auch die Stattrendite betrachtet werden, die der Bezirk aus dem Kulturstandort ziehen wird. Besonders daran muss gemessen werden, ob das geplante Vorhaben sein Geld wert ist. Im Übrigen verursacht das Areal auch nur dadurch, dass es vorhanden ist, nicht unerhebliche Betriebskosten. Ein Vergleich mit denen aus der Nutzung für das NGA ist schlecht möglich, da diese nicht mehr anfallen und in vier Jahren eine Vergleichbarkeit nur schwerlich gegeben sein wird.

 

Zu den Baukosten im Allgemeinen führt Herr Buschkowsky aus, dass sich die Kosten für die Umgestaltung des Gutshofs mit 8 Millionen Euro weit unter dem bewegen, was zum Beispiel der Bau der Sporthalle an der Oderstraße mit umgerechnet 11,5 Millionen Euro vor 10 Jahren gekostet hat. Der Zeitraum für die Realisierung ist mit 5 Jahren sehr gestreckt angelegt. Die Mittel zur Realisierung des Projektes werden ähnlich wie für den Umbau der Eisbahn oder den Sanierung des Gemeinschaftshauses als Mischfinanzierung zum einen aus der baulichen Unterhaltung und zum anderen für die Teilprojekte Neuerrichtung von Kulturstall und Freilichtbühne aus der pauschalen Zuweisung für Investitionen bereitgestellt. Herr Buschkowsky macht in diesem Zusammenhang deutlich, dass mit der Entscheidung für die Umgestaltung des Gutshofes und der notwendigen Sanierung des Rathausdienstgebäudes die Prioritäten für Bauvorhaben in dieser Wahlperiode abschließend festgelegt sind.

 

Herr Eichholz fasst zusammen, dass breite Einigkeit über die Notwendigkeit herrscht, dieses historische Ensemble zu erhalten und mit Leben zu erfüllen. Die Ausschussmitglieder begrüßen die Planungen für die Umgestaltung des Gutshofes zum Kulturstandort. Über die Umgestaltung dürfen aus seiner Sicht nicht nur die Kosten oder eventuelle Aussicht auf Gewinn entscheiden, auch der ideelle Wert des Kulturbetriebes muss in die Abwägungen einbezogen werden.  Er bittet Herrn Buschkowsky, den Ausschuss über die Verteilung der entstehenden Betriebskosten nach Fertigstellung der ersten Teilabschnitte zu informieren.

 


 
 

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