Auszug - Gespräch mit dem Geschäftsführer Herrn Detlef Wilkens zum Thema: Förderung von betrieblichen Investitionsvorhaben am Beispiel der Diessner GmbH  

 
 
11. öffentliche Sitzung des Wirtschaftsausschusses
TOP: Ö 1
Gremium: Wirtschaftsausschuss Beschlussart: erledigt
Datum: Di, 06.11.2007 Status: öffentlich
Zeit: 17:00 - 18:30 Anlass: ordentliche Sitzung
Raum: Diessner GmbH & Co.KG Lack- und Farbenfabrik
Ort: Tempelhofer Weg 38-42, 12347 Berlin
 
Beschluss

Der Vorsitzende Herr Mahlo eröffnet die 11

Der Vorsitzende Herr Mahlo eröffnet die 11. Sitzung des Wirtschaftsausschusses und stellt fest, dass die Einladung allen Ausschussmitgliedern rechtzeitig zugegangen ist und Änderungswünsche zur Tagesordnung nicht bestehen.

 

 

            Herr Wilkens legt zunächst die Historie des Unternehmens dar.

 

1949

Gründung der Diessner und Co. KG Lack- und Farbenfabrik in Berlin Neukölln; vorwiegend Produktion von Lacken.

1958

Start der Produktion von Dispersionsfarben

1967

Umzug des Unternehmens von Rudow nach Britz

1973

Start des Markterfolgs mit der Dispersionsfarbe Diesco-73

1987

Markterfolg mit lösungsmittelfreien Produkten

1990

Vorreiter für dekorative Produkte

1997

Eröffnung des 1. Masterclubstudios in München zur Vermarktung dekorativer Produkte

2000

Eingliederung als eigenständiges Unternehmen in die Sakret GmbH

 

Heute verfügt das Unternehmen über eigene Forschungs- und Entwicklungslabors, eine geprüfte Anwendungstechnik sowie zahlreiche Qualitäts- und Sicherungssysteme. Der Exportanteil an der Produktion von 13 000 Jahrestonnen in über 20 Ländern rund um den Globus umfasst 11 %. Die Diessner GmbH hat zur Zeit 59 Mitarbeiter, davon 8 Mitarbeiter im Außendienst. Zwei weitere Außendienstmitarbeiter sind in Planung. Das Unternehmen ist Lieferant sämtlicher pastöser Produkte für Sakret und führend in der kreativen Wandgestaltung. Der Vertrieb erfolgt Händlertreu, d.h. in zweistufiger Distribution.

 

In Anbetracht dessen, dass die Produkte der Diessner GmbH noch in herkömmlicher Machart hergestellt werden, stand das Unternehmen vor der Entscheidung, ob eine fortschrittlichere Produktionsanlage errichtet werden soll. Da eine modernisierte Produktion eine wesentliche Vorraussetzung für das Bestehen am Markt ist, wurde Anfang 2006 die grundsätzliche Entscheidung zur Modernisierung getroffen. Neben dem Berliner Firmengelände wurden noch 2 weitere Standorte in Thüringen und Niedersachsen in Erwägung gezogen.

 

In dieser Phase hat die Wirtschaftsförderung der Diessner GmbH einen vom Bezirksamt finanzierten Unternehmensberater zur Seite gestellt mit dem Ergebnis, dass sich das Untenehmen zur Standortsicherung in Neukölln entschieden hat. Mit Unterstützung des Beraters wurde ein Businessplan erstellt und der Antrag auf GA-Mittel im Juli 2006 eingereicht. Die positive Förderentscheidung der IBB fiel im Dezember 2006. Das Modernisierungsvorhaben hat ein Investitionsvolumen von 5,5 Mio. Euro. Die neue Produktionshalle wird voraussichtlich im April 2008 fertig gestellt sein. Unter der Maßgabe guter Umsätze sind im Anschluss hieran ab 2009 noch weitere Investitionen in die Abfülltechnik in Höhe von 4 Mio. Euro vorgesehen. Die Umsatzplanung bis 2010 beläuft sich auf 28 Mio. Euro und die Produktion soll bis 2010 auf 25 000 Jahrestonnen gesteigert, also nahezu verdoppelt werden.

 

Durch die Investition wird die Anzahl der Arbeitsplätze zunächst eher sinken als steigen. Perspektivisch erscheint aber angesichts des geplanten Produktionsvolumen eine Erhöhung der Arbeitsplatzzahl wahrscheinlich. Im Ergebnis der Fördermittelzusage wird die Anzahl der Auszubildenden erhöht. Neben dem bisherigen Auszubildenden zum Industriekaufmann sollen ab 2008 noch zwei weitere Auszubildende für die Bereiche Labor und Produktion eingestellt werden.

 

Herr Niebuhr von der am Förderprozess beteiligten Investitionsbank Berlin (IBB) erläutert, dass die IBB die zentrale Förderbank des Landes Berlin ist. Der Aufgabenschwerpunkt der IBB liegt in der Förderung kleiner und mittlerer Unternehmen (KMU). KMU werden unterschieden zwischen

 

-         Kleinstunternehmen, die weniger als 10 Mitarbeiter und einen Jahresumsatz bis zu 2 Mio. Euro haben,

-         Kleine Unternehmen, die weniger als 50 Mitarbeiter und einen Jahresumsatz bis zu 10 Mio. Euro haben sowie

-         Mittlere Unternehmen, die weniger als 250 Mitarbeiter und einen Jahresumsatz bis zu 50 Mio. Euro haben.

 

            Die IBB bietet eine breite Palette von Förderangeboten, die speziell auf den Bedarf dieser Unternehmen zugeschnitten ist. Durch ihre Kooperation mit anderen Finanzierungsinstituten und aufgrund der engen Zusammenarbeit im Rahmen des Berliner Standortmanagements können optimale Finanzierungswege erreicht werden. Bei einigen Programmen der IBB  wird gleichzeitig eine Bürgschaft der BBB Bürgschaftsbank Berlin-Brandenburg mit beantragt. Die der Marktneutralität verpflichtete IBB arbeitet im Rahmen der Antragstellung und bei Konsortialfinanzierungen auch mit vielen Geschäftsbanken am Standort Berlin zusammen. Zahlreiche Programme der IBB können direkt über die Hausbanken der Kunden und damit bei den ihnen vertrauten Beratern beantragt werden.

 

Seit 2006 hat die IBB ihr Programmangebot entsprechend den jeweiligen Unternehmenszyklen Gründung, Wachstum und Stabilisierung in den drei Produktfamilien Berlin INTRO, Berlin INVEST und Berlin INTAKT gebündelt. Bei dem für die Investition der Diessner GmbH zum Tragen gekommenen Produkt Berlin INVEST ist das wichtigste Programm der „Berlin Kredit“. Das Programm basiert dabei auf dem Unternehmerkredit der Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW) und wird zusätzlich mit einer Zinssubvention von 0,2 % für kleine und mittlere Unternehmen vergünstigt. Mit den Darlehen werden Investitionen und Betriebsmittel finanziert. Auch ist hier eine Kombination mit einer Bürgschaft der BBB möglich. Die Zinsfestschreibung erfolgt in der Regel für einen Zeitraum von 6 bis 10 Jahren, im Ausnahmefall bis zu 20 Jahren.

 

Auf Nachfrage bestätigt Herr Niebuhr, dass die IBB hinsichtlich der KfW-Kredite anders verfährt als dies bei den Berliner Geschäftsbanken für gewöhnlich der Fall ist. Während diese gegenüber KfW-Krediten noch immer eine gewisse Zurückhaltung zeigen und eher an der Vermittlung eigener Kreditprodukte interessiert sind, ist die IBB ganz anders aufgestellt. Die hat in Berlin die KfW-Geschäfte übernommen und verbilligt deren Kredite um 0,2 %. Auch gibt es für die IBB keine Branchenausschlüsse. So gewährt sie z.B. auch Mikrokredite von bis zu 25.000 Euro an Unternehmen ohne Eigenkapital und Sicherheiten.

 

Herr Buschkowsky erläutert, dass die vorgestellte Maßnahme ein klassischer Fall ist, wie das Bezirksamt zur Standortsicherung von Unternehmen beiträgt. Durch den vom Bezirksamt finanzierten Berater ist es nicht nur gelungen das Unternehmen und damit auch die Arbeitsplätze in Neukölln zu halten, sondern es konnten auch erfolgreich Fördermittel akquiriert werden. Für gewöhnlich gelingt allein auf sich gestellten Unternehmen solch eine sehr hohen bürokratischen Anforderungen entsprechende Antragstellung kaum. Dank der Entscheidung der BVV zur Mittelbereitstellung ist Neukölln im Übrigen der einzige Berliner Bezirk, der seinen Unternehmen Wirtschaftsberater zur Seite stellt. In den letzten zwei Jahren waren es über 60 Unternehmen, bei denen eine externe Beratung aus den unterschiedlichsten Gründen angezeigt war. Diese Prozesse vollziehen sich aus nachvollziehbaren Gründen immer Stillen, sind aber im Sinne der Bestandspflege von großer Bedeutung. Herr Niebuhr bestätigt, dass der Bezirk Neukölln in Bezug auf die bezirkliche Wirtschaftsförderung Referenzcharakter hat und sich insbesondere durch eine engagierte Netzwerkarbeit auszeichnet. Netzwerkpartner sind neben der IBB insbesondere die Bundesanstalt für Arbeit, die ZAK der Senatsverwaltung für Wirtschaft, die IHK und HWK sowie Organisationen wie Berlin Partner. Auch werden im Bedarfsfall auf Kontakte zu Gründervereinen wie LOK-Enterprise oder auch zum Türkisch- Deutschen Unternehmerverband zurückgegriffen.

 

Herr Mahlo hebt das Engagement des Bezirksamtes lobend hervor. Klein- und mittelständische Unternehmen beschäftigen 70 % aller Arbeitnehmer und stellen 80 % aller Ausbildungsplätze in Deutschland zur Verfügung. Insoweit ist es wichtig, Unternehmen wie Diessner an Berlin zu binden. Auf seine Nachfrage erläutert Herr Wilkens, dass die Förderung nach dem alten Rahmenplan erfolgt und somit die Fördermittelzusage mit der Auflage verbunden ist, diesen Standort 5 Jahre erhalten zu lassen. Nach dem neuen Förderrahmenplan beträgt diese Frist 8 Jahre. Im Übrigen betont Herr Wilkens, dass die Entscheidung zur Standortsicherung nicht ausschließlich aufgrund der Fördermittelzusage erfolgt ist. Weiteres Kriterium war auch das hier vorhandene Know-how der Mitarbeiterschaft, das nicht so ohne weiteres an einen anderen Standort hätte verlagert werden können.

 


 
 

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