Auszug - Wie steht es um die Säuglingssterblichkeit in Neukölln (Dr. Rossi u. Fr Majumder)  

 
 
22. öffentliche Sitzung des Gesundheitsausschusses
TOP: Ö 4
Gremium: Gesundheitsausschuss Beschlussart: erledigt
Datum: Di, 26.11.2019 Status: öffentlich
Zeit: 17:00 - 19:15 Anlass: ordentliche Sitzung
Raum: Vivantes Klinikum Neukölln
Ort: Rudower Straße 48, 12351 Berlin
 
Beschluss


Herr Koglin bittet Herrn BzStR Liecke anlässlich dieses Tagesordnungspunktes um einige einleitende Erläuterungen. Dieser stellt allen Anwesenden zunächst die schriftlichen Ausführungen zu den zentralen Ergebnissen der Untersuchung der Säuglingssterblichkeit im Berliner Bezirk Neukölln in den Jahren 2016 bis 2018 zur Verfügung (siehe Anlage 1).

 

Er führt aus, dass Frau Majumder sich der Untersuchung über einen langen Zeitraum sehr intensiv gewidmet hat und erläutert anhand der Unterlage die wesentlichen Ergebnisse und Probleme, die sich im Rahmen der Untersuchung herauskristallisiert haben. Er macht deutlich, dass er zugegebener Maßen etwas enttäuscht ist, was nicht an der mangelnden Bereitschaft der Analyse liegt, sondern vielmehr an der mangelnden Datenlage, die zur Verfügung stand.

 

Anschließend berichtet Frau Majumder über die Arbeit im Rahmen ihrer Untersuchung und die großen Herausforderungen, mit denen sie konfrontiert war. So war die Dokumentation auf den Leichenschauscheinen nicht einheitlich und teilweise auch nicht vollständig. Es wurde deutlich, dass die Charité und das Vivantes Klinikum Neukölln sehr gründlich dokumentieren und einige andere Krankenhäuser eher nicht.

 

Herr Prof. Dr. Rossi betont zunächst die sehr gute Zusammenarbeit und hebt anschließend die bestehenden Schwierigkeiten, die unter anderem aus der bestehenden Gesetzgebung resultieren. Hinsichtlich der Dokumentation von vor der 22. SSW Geborenen, die Vitalzeichen aufwiesen, erläutert er zwei Vorgehensweisen, die in enger Absprache mit den Eltern praktiziert werden.

 

Herr Posselt macht deutlich, dass es für ihn nicht nachvollziehbar und sehr unbefriedigend ist, dass es bei der Masse an gesetzlichen Regelungen ausgerechnet für die Dokumentation auf Leichenschauscheinen keine einheitlichen Vorgaben gibt. Frau Majumder erläutert in diesem Zusammenhang noch einmal, dass die Dokumentation grundsätzlich einheitlich geregelt ist, aber nicht alle Leichenschauscheine vollständig ausgefüllt sind. Ergänzend weißt Herr Prof. Dr. Rossi darauf hin, dass unter anderem im Personenstandsrecht festgelegt ist, was dokumentiert werden darf.

 

Frau Gebhardt bedankt sich anschließend zunächst bei Frau Majumder und Prof. Dr. Rossi für die Arbeit und macht deutlich, dass die Empfehlungen aus ihrer Sicht geeignet sind, um die Forderung nach einer berlineinheitlichen bzw. bundeseinheitlichen Dokumentation zu formulieren. Sie bittet um Mitteilung, welche Konsequenzen Herr BzStR Liecke aus den Ergebnissen für Neukölln zieht. Nachdem Frau Majumder darüber informiert hat, dass Berlin als einziges Bundesland eine zentrale Leichenschauscheinstelle hat, führt Herr BzStR Liecke aus, dass er die Ergebnisse mit der zuständigen Senatsgesundheitsverwaltung und mit den Statistikern besprechen möchte. Unabhängig davon ist es ihm ein Anliegen, gemeinsam mit niedergelassenen Kinderärzten zunächst an zwei Arztpraxen im Bezirk eine soziale Beratung für Familien anzugliedern. In der Perspektive würde er sich dieses Modell für alle Kinderarztpraxen wünschen. Des Weiteren wurde ein Konzept für ein Familiengesundheitszentrum (Arbeitstitel) erstellt, das verschiedene Modelle vorsieht. Als nächste Schritte wird der Bezirk um interessierte niedergelassene Ärztinnen und Ärzte werben und Vorschläge unterbreiten, wie die verschiedenen Modelle umgesetzt werden können.

 

Der Vorteil für die Ärztinnen und Ärzte ist dabei die Integration kommunaler Leistungen in einer Gemeinschaftspraxis oder andere Kooperationsmodelle mehrerer niedergelassener Fachärztinnen und -ärzte. Durch die Verzahnung mit kommunalen Leistungen des Gesundheitsamtes, des Jugendamtes und ggf. freier Träger können sich die Ärztinnen und Ärzte vollständig auf ihre Kernkompetenz – die medizinische Behandlung der Patientinnen und Patienten – konzentrieren und dennoch sicher sein, dass auch die oftmals nicht medizinisch geprägten Anliegen wirkungsvoll und zeitnah bearbeitet werden.

 

Das Familiengesundheitszentrum (Arbeitstitel) soll mit einem Facharzt bzw. einer Fachärztin für Gynäkologie, einem Facharzt bzw. einer Fachärztin für Allgemeinmedizin sowie einem Facharzt bzw. einer Fachärztin für Kinder- und Jugendmedizin ausgestattet sein. In allen drei Fachbereichen ist Neukölln bisher nicht im gewünschten und erforderlichen Maß ausgestattet. Im Ergebnis geht es auch darum Bevölkerungsteile dazu zu bewegen, die wichtigen Vorsorgeuntersuchungen wahrzunehmen.

 

Des Weiteren berichtet Herr BzStR Liecke darüber, dass er vom Rat der Bürgermeister als bezirklicher Vertreter im "Gemeinsamen Landesgremium nach §90a SGB V" benannt wurde. Im Kern geht es um die medizinische Versorgung in Berlin. Gemeinsam mit Krankenkassen, der Senatsverwaltung für Gesundheit, Pflege und Gleichstellung, der Kassenärztlichen Vereinigung und weiteren Experten und Patientenvertretern wird darüber beraten, wie die die Versorgung in Berlin verbessert werden kann.

Herr Prof. Dr. Rossi hebt noch einmal die hervorragende Zusammenarbeit mit dem Bezirk hervor und macht deutlich, dass gemeinsam bereits zahlreiche wichtige Projekte, wie zum Beispiel die Babylotsen, ins Leben gerufen wurden. Weiter informiert er darüber, dass in Schweden Sozialarbeiterinnen und Sozialarbeiter gemeinsam mit Ärztinnen und Ärzten in Familienzentren arbeiten.

Auf Nachfrage von Frau Gebhardt teilt Herr BzStR Liecke mit, dass er seinerzeit mit drei Thesen hinsichtlich der Säuglingssterblichkeit an die Öffentlichkeit gegangen ist und er sich auch im Zusammenhang mit den nunmehr vorliegenden Ergebnissen entsprechend äußern wird. Herr Freitag merkt an, dass er die Aussagen seinerzeit als Effekthascherei ansieht. Herr BzStR Liecke macht deutlich, dass es zu keinem Zeitpunkt um „Effekthascherei“ ging, sondern er hinsichtlich seiner drei Thesen immer zugesagt hat, eine entsprechende Untersuchung vorzunehmen, was er auch getan hat. Er hat in diesem Kontext auch immer gesagt, dass die mangelnde Ärzteversorgung im Bezirk eine Ursache sein kann. Es war ihm wichtig, herauszufinden, worin die Ursachen für die Säuglingssterblichkeit liegen und was der Bezirk in Folge tun kann. Dies ist seine Aufgabe als Gesundheitsstadtrat.

Herr Fischer würde es begrüßen, das Konzept für ein Familiengesundheitszentrum im Ausschuss vorgestellt zu bekommen. Hierzu merkt Herr BzStR Liecke an, dass es sich noch nicht um eine fertige Lösung handelt, aber er die Idee, die hinter dem Konzept steht, gern auf Wunsch in einer der nächsten Sitzungen vorstellen kann.

Anschließend dankt Frau Gloeden Frau Majumder und Herrn Prof. Dr. Rossi für die Arbeit und macht darauf aufmerksam, dass der Bezirk eine einheitliche Dokumentation zwar anregen kann, aber aus ihrer Sicht die Zuständigkeit hier auf Senatsebene liegt.

Nachdem Frau Sand deutlich gemacht hat, dass in ihrem Umfeld die öffentliche geführte Debatte um „Verwandtenehen“ durchaus positiv aufgenommen wurde, da sie zum Nachdenken angeregt hat, beendet Herr Koglin den Tagesordnungspunkt, da keine weiteren Wortmeldungen vorliegen.


 
 

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