Auszug - Gibt es eine neue Friedhofskultur?
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Einleitend weist Herr BzStR Blesing
auf den Wandel der Friedhofskultur in Berlin - insbesondere nach der Wende
– hin, wobei auch schon in der Zeit davor Tendenzen wie z.B.
Überkapazitäten bei den Krematorien bei gleichzeitiger Entwicklung eines
„Tourismus“ zu preisgünstigeren Krematorien anderenorts zu erkennen
waren. Herr Kurtz weist auf ein
„Positionspapier des Deutschen Städtetages zur künftigen Struktur und
Strategie im Friedhofs- und Bestattungswesen“ hin, welches als Anlage
5 diesem Protokoll beigefügt ist. Danach sind
Friedhöfe insbesondere auch Orte für die Lebenden als Orte des Abschieds, der
Totenruhe, der Trauerbewältigung, der Erinnerung und des Gedenkens, der
Besinnung und der inneren Einkehr sowie der Ruhe und der Naherholung. Friedhöfe sind nicht nur
Beisetzungsorte, sondern haben auch kulturelle, soziale, wirtschaftliche,
denkmalschützerische und grünpolitische Funktionen. Die aktuelle Situation auf den
Neuköllner Friedhöfen wird auch geprägt durch unterschiedliche
Bestattungskulturen (Deutsch, Muslimisch, Historisch, Opfergräber). Nach der
Fertigstellung der Moschee am Columbiadamm ist es auf dem dortigen Friedhof zu
einer erheblichen Zunahme der muslimischen Bestattungen gekommen. Auswirkungen auf die
Bestattungskultur hatte ebenfalls die Streichung des Sterbegeldes im Jahr 2005,
mit der Folge einer Zunahme von Feuerbestattungen und einem Anstieg des Anteils
an anonymen Bestattungen. Bereits im Jahr 2003 wurde eine neue
Gebührenordnung für die städtischen Friedhöfe verabschiedet, ohne dass –
wie bereits erwähnt - eine Anpassung für die kirchlichen Friedhöfe erfolgte,
welche das Friedhofsgesetz eigentlich vorsieht. Ziel der Änderung der
Gebührenordnung war die Steigerung der Anzahl der Erdbestattungen durch Senkung
der entsprechenden Preise bei gleichzeitiger Verringerung der Urnenbestattungen
durch Anhebung der Preise. Dieses Ziel wurde nicht erreicht, u.a. aufgrund der
Abwanderung auf die kirchlichen Friedhöfe mit den erheblich geringeren
Gebühren. Die Tabelle Anlage 6 zeigt
die Entwicklung in Neukölln. Bedingt durch die Sozial- und
Bevölkerungsstruktur kommt es in Neukölln zunehmend zu Ordnungsbehördlichen
Bestattungen, bei denen es keine Bestattungspflichtigen mehr gibt, und
Sozialbestattungen. Bei letzteren bezahlt das Sozialamt nur ein Erdreihengrab,
muslimische Angehörige zahlen jedoch oft
die Differenz zu einer Erdwahlgrabstelle, was zu einem erheblichen Mehraufwand in
der Verwaltung führt. Probleme für die Friedhofsverwaltung
resultieren aus der Zunahme von Fällen, in denen die Bestattungskosten für die
Verwaltung besonders schwierig und zeitaufwändig in langfristigen
Ratenzahlungen erfolgen oder sogar überhaupt nicht bezahlt werden oder ein
Bestattungsunternehmer mit dem Geld des Bestattungspflichtigen in den Konkurs
geht. Vollstreckungsersuchen führen häufig zu keinem Ergebnis. Aus diesen
Entwicklungen, die die Mitarbeiter der Friedhofsverwaltung zusätzlich belasten,
resultieren Überlegungen, Bestattungen nur gegen Vorauskasse zu vollziehen. Der
Ausschuss unterstützt diese Überlegungen. Um zusätzliche Einnahmen zu erzielen,
plant das NGA auf dem Friedhof Koppelweg für 2008 die Errichtung eines
Kolumbariums (Mauer für Urnenbestattungen), da diese Bestattungsform öfters
nachgefragt wird. Zur Friedhofskultur gehört auch die
Qualität der Pflege. Belastend wirken hier Strukturen aus der Vergangenheit wie
z.B. ca. 12 km Hecken, die geschnitten werden müssten. Entsprechende Positionen
sind Bestandteil der Pflegevergabe, aber es stellt sich jeweils die Frage der
verfügbaren Mittel. Erste Priorität hat die Durchführung
der Bestattungen. Diese müssen bezahlt und hierfür andere Maßnahmen
zurückgestellt werden. Eventuell führt dies dazu, dass an einigen Stellen
Hecken gänzlich beseitigt werden, um Pflegekosten zu sparen. Dies ist nur ein
Beispiel der zu erwartenden Auswirkungen. Frau Gloeden weist darauf hin, dass
die kirchlichen Friedhöfe auch wirtschaftlich orientiert arbeiten, aber besser
aussehen. Herr Kanert kann dies so nicht
bestätigen, vielmehr ist das Erscheinungsbild im kirchlichen Bereich sehr
differenziert je nach finanzieller Situation der Gemeinde, welche den Kirchhof
betreibt. Während der Kirchhof der wohlhabenden Rudower Gemeinde am Ostburger
Weg ein sehr gepflegtes Erscheinungsbild aufweist, zeigen sich z.B. auf den
Kirchhöfen an der Hermannstraße erhebliche Pflegedefizite. Herr Kanert verweist auch auf das
Phänomen des sehr unterschiedlichen Pflegezustandes der einzelnen Gräber je
nach Standort eines Friedhofes. Anders als in vielen ländlichen Gemeinden
greift in Neukölln, besonders im innerstädtischen Bereich, keine soziale
Kontrolle der Nutzungsberechtigten untereinander. Die Bereitschaft zur
dauerhaften Pflege eines Grabes nimmt erkennbar ab. |
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