Auszug - Schuldistanz  

 
 
10. öffentliche Sitzung des Jugendhilfeausschusses
TOP: Ö 3
Gremium: Jugendhilfeausschuss Beschlussart: erledigt
Datum: Do, 05.07.2007 Status: öffentlich
Zeit: 17:00 - 19:15 Anlass: ordentliche Sitzung
Raum: Rathaus Neukölln, Çigli-Zimmer, 1. Etage, Raum A104
Ort: Karl-Marx-Straße 83, 12040 Berlin
 
Beschluss

Frau Neander erläutert die Erscheinungsformen und Indikatoren für Schuldistanz

Frau Neander erläutert die Erscheinungsformen und Indikatoren für Schuldistanz. Man kann Schuldistanz in 5 Stufen einteilen: In der Stufe 1 entfernen sich die Schüler gedanklich-inhaltlich von der Schule, die Stufe 2 ist gekennzeichnet durch gelegentliches Fernbleiben von der Schule ohne triftigen Grund, in der Stufe 3 ist ein regelmäßiges Fernbleiben ohne triftigen Grund zu verzeichnen, in der Stufe 4 ein intensives regelmäßiges Fernbleiben und in der Stufe 5 liegt eine vollständige Schulabstinenz vor. Nach einer Erfassung im Schuljahr 2001/02 befinden sich 1,3 % der Schüler in der Stufe 5. Neukölln weist mit 2,1% den höchsten Wert auf. Insbesondere die Adolf-Reichwein Schule meldet im Schuljahr 2006/07 einen hohen Anteil schuldistanzierter Schüler. Das Einzugsgebiet allein ist nicht entscheidend, da z.B. die Hermann Sander Schule nur 0,5 %, die Silbersteinschule mit gleichem Einzugsgebiet aber 1,4% unentschuldigt fehlende Schüler meldet.

 

Ursachen für Schuldistanz sind:

-          das soziale Umfeld und die Familie (z.B. Überforderung der Eltern, negative oder falsche Einstellung der Eltern zur Schule, Probleme wie z.B. Trennung, Tod.., Eltern dulden das Fernbleiben von der Schule, Kinder übernehmen in der Familie die Aufgaben der Erwachsenen)

-          die Clique (z.B. Fehlen als Mutbeweis, gemeinsames Fehlen stärkt den Zusammenhalt der Gruppe, Grenzüberschreitung als Abenteuer, Freizeit ist attraktiver als Schule)

-          die Schule

-          die Gesellschaft (z.B. Fehlen von Werten und Zukunftsperspektiven)

-          die Schülerpersönlichkeit selber (z.B. Behinderungen, Störungen, mangelnde Konfliktfähigkeit, niedrige Frustrationstoleranz, Angst vor Leistungsversagen, Drogen)

 

Schulsozialarbeit ist ein Mittel, der Schuldistanz entgegenzuwirken. Sie kann viel bewirken bei schuldistanzierten Schülern der Stufen 1 und 2.

Eine Tabelle über Projekte der Schulsozialarbeit an Neuköllner Schulen wird an die anwesenden Mitglieder des JHA verteilt.

 

Zusätzlich zu den dort aufgeführten Projekten gibt es in Neukölln noch 4 weitere, vom Jugendamt mitfinanzierte Projekte und ein vom QM finanziertes Projekt:

 

-          Drop In an der Otto-Hahn Oberschule.

-          2. Chance in der Rütlischule mit 8 Schülern

-          2. Chance an der Otto-Hahn Oberschule, an dem 9 Schüler teilnehmen. Dieses Projekt soll zum neuen Schuljahr an die Adolf Reichwein Schule wechseln.

-          2. Chance in der Weisestr. 24, ein gemeinsames Projekt der Grundschulen der Region NW

-          Neue Chance in der Karlsgartenschule, finanziert vom QM

 

Kriterien zur Überprüfung der Nachhaltigkeit der Maßnahmen müssen noch entwickelt werden. Wichtig ist ein gemeinsames Vorgehen von Jugend und Schule bei Schuldistanz. Um die jeweiligen Zuständigkeiten besser abgrenzen zu können, werden Kooperationsvereinbarungen geschlossen. So gibt es bereits eine Vereinbarung für die Region SW mit allen Grundschulen, für die Region SO mit einigen Schulen und in der Region NW wird gerade eine Vereinbarung erarbeitet.

 

Es wird die Frage gestellt, wie es mit der Lehrerfortbildung aussieht. Frau Neander verweist auf die Verantwortung von Schule. In den Schulen, in denen Schulsozialarbeit stattfindet, passiert sehr viel. Eine Fortbildung verordnet bekommt keiner.

 

Die Problematik der Heinrich-Heine Schule wird angesprochen, da Schulsozialarbeit nur an der benachbarten Rütli Schule stattfindet. Frau Neander antwortet, dass es nicht am Jugendamt liegt, sondern an der Haushaltslage, wenn die Schulsozialarbeit nur an wenigen Schulen stattfinden kann. Es gibt insgesamt 10 Modelle für die Finanzierung von Schulsozialarbeit. Frau Vonnekold bittet den Jugendhilfeausschuss sich grundsätzlich dafür einzusetzen, dass an jeder Schule Schulsozialarbeit stattfinden kann. Im Rahmen der Haushaltsberatungen konnte immerhin die Finanzierung einer 5. Schulstation erreicht werden. Das Problem der Heinrich Heine Schule wird sich vielleicht lösen, da eine Bewerbung der Schule zusammen mit der Rütli Schule und der Schubert GS zur Gemeinschaftsschule vorliegt.

 

Fr. Finger weist auf das Problem ihres Nachbarssohnes hin, der bereits seit mehreren Monaten nicht mehr zur Schule geht, da er als Nazi befürchtet, auf Ausländer in der Klasse zu treffen. Frau Neander antwortet, dass sich dieser Jugendliche bereits in Stufe 5 befindet und dafür kein Projekt existiert. Zuvorderst ist die Schule zuständig. Diese Jugendlichen sind nicht für die Jugendhilfe erreichbar. Frau Dr. Jetter ergänzt, dass das die Jugendlichen sind, die in der Clearingrunde zwischen Polizei, JGH, Schule und Jugend besprochen werden. Häufig ist ein letzter Versuch eine Berufsorientierung wie z.B. bei Stockwerk. Aber auch hierbei ist die Mitarbeit des Jugendlichen erforderlich.

 

Herr Albrecht fragt nach, ob durch die Schulsozialarbeit eine Verminderung  der Schuldistanz nachweisbar ist. Dies kann noch nicht nachgewiesen werden, da Statistiken erst seit 2 Jahren existieren. Es ist aber gut möglich, dass durch das genauere Hinsehen bei der Schulsozialarbeit die Fallzahlen sogar steigen.

 

Herr Khalil fragt nach, ob Angst vor Gewalt in der Schule auch ein Grund für das Fernbleiben ist. Ist ein Gewaltrückgang durch die Schulsozialarbeit festzustellen ? Werden Schüler mit der Polizei zur Schule gebracht ? Es gibt keine Daten, ob Schüler wegen Gewaltvorfällen fernbleiben. In Einzelfällen werden Schüler von der Polizei zur Schule gebracht. Bei Gewaltvorfällen wird die Polizei gerufen.  Wenn die Schüler es signalisieren, dann werden Gespräche mit den Klassen geführt oder Schüler zur Schule begleitet.

 


 
 

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