Auszug - Vorstellung der Arbeit von AKI e.V.  

 
 
17. öffentliche Sitzung des Ausschusses für Integration
TOP: Ö 3
Gremium: Ausschuss für Integration Beschlussart: erledigt
Datum: Di, 19.06.2018 Status: öffentlich
Zeit: 17:00 - 18:20 Anlass: ordentliche Sitzung
Raum: Rathaus Neukölln, Çigli-Zimmer, 1. Etage, Raum A104
Ort: Karl-Marx-Straße 83, 12040 Berlin
 
Beschluss


Frau Tanana begrüßt Frau Ziemann vom Verein AKI.

AKI e.V. wurde 1998 von arabischen und deutschen Akademikern gegründet. Die Zielstellung ist damals wie heute Integrationsförderung und Kulturdialog zwischen Deutschen und Menschen aus dem arabischen Sprachraum. Der Verein vereint den gesamten arabischen Sprachraum. Zur Gründungszeit war diese Ausrichtung sehr innovativ. Frau Ziemann selber ist seit 1999 für AKI tätig, seit dieser Zeit ist der Verein auch gemeinnützig und auf Projektarbeit ausgerichtet. Vor allem ist er aber auch seit 1999 als Beschäftigungsträger tätig.

Aktuell ist der Verein u.a. bei 48Stunden Neukölln tätig, da aus ihrer Sicht Kunst neben Sport eine Brücke zwischen den Kulturen darstellt. Bei 48Stunden Neukölln präsentiert sich in den Räumlichkeiten des Vereins ein deutscher Graffiti - und Tribal-Künstler.

Frau Ziemann stellt im Folgenden die Projekte von AKI vor.

Am 2. Juli beginnt die Aktion „Rollberger Superschüler“, welche zum 11. Mal stattfindet. Seit 2008 initiiert Dr. Mahmood die Veranstaltung. Ursprung war die Idee gute und/oder bemühte Schüler*innen auszuzeichnen. Die Veranstaltung wird in Zusammenarbeit mit der Zuckmayer-Sekundarschule und der Regenbogen-Grundschule durchgeführt. Mitschüler*innen und Lehrer wählen eine*n Superschüler*in in der Klasse, wobei nicht nur der gute Notendurchschnitt, sondern besondere soziale Eigenschaften wie Hilfsbereitschaft, Zuverlässigkeit und Freundlichkeit bewertet werden sollen. Die Kinder erhalten eine Urkunde die vom Bezirksbürgermeister, welcher auch die Schirmherrschaft inne hat, und der Schulstadträtin überreicht werden. Weiterhin erhalten die Kinder eine Goldmedaille und ein kleines Präsent.

Als Beschäftigungsträger bietet der Verein auch Maßnahmen an, welche den langzeitarbeitslosen Neuköllner*innen den Einstieg in den Arbeitsmarkt erleichtern sollen. „Bürger helfen Bürger“ existiert bereits seit 2001. In dem Projekt wird Menschen geholfen, die Schwierigkeiten mit der deutschen Sprache und/oder Schwierigkeiten mit der in amtlichen Briefen verwendeten Sprache haben. In dem Projekt werden u.a. Inhalte der Briefe erklärt und Handlungsoptionen aufgezeigt. Die Berater*innen sind Maßnahmen-Teilnehmer*innen, was natürlich eine Besonderheit darstellt,  da sie selber ähnliche Erfahrungen gemacht haben. Für das Projekt gibt es zwei Standorte – in der Rollbergsiedlung und im Bezirksamt, im Raum A003. Frau Ziemann weist jedoch darauf hin, dass bei „Bürger helfen Bürger“ keine Rechts- und Schuldnerberatung durchgeführt werden kann. Es handelt sich um niedrigschwellige Erstberatung. Vor 2015 zählte das Projekt max. 500 Beratungen im Monat, danach stieg die Beratungszahl auf bis zu 2000 in einem Monat. Derzeit sind 60-70% der Ratsuchenden Menschen mit Fluchthintergrund.

Ein weiteres Projekt bei AKI ist der „Kinder-Dschungel“ im Rollbergviertel, welchen es seit 2001 gibt. Im Viertel leben viele Menschen mit Migrationshintergrund und viele Menschen die Transferleistungen beziehen. Der Kinder-Dschungel ist ein Ort für Grundschulkinder an dem bei den Hausaufgaben unterstützt wird, zu Aktivitäten anreget wird und wo gemeinsame Exkursionen stattfinden.

Seit 2005 gibt es das Frauen-Handarbeitsprojekt, welches ins Leben gerufen wurde, um besonders Frauen mit Migrationshintergrund den Zugang zum ersten Arbeitsmarkt zu erleichtern. Die Frauen werden qualifiziert, indem ihnen die deutsche Sprache und Grundlagen zur Selbstständigkeit näher gebracht werden. Parallel werden die Erzeugnisse der Handarbeit, die im Rahmen des Projektes entstanden sind, an die Obdachlosen- und Flüchtlingshilfe gespendet.

Ab August wird das Projekt „Schatztruhe Buch“ starten. Hierbei handelt es sich um eine Bücherbörse bei der gespendete Bücher ggf. aufbereitet und an Bedürftige ausgegeben werden.

AKI e.V. ist ein gemeinnütziger Verein und Träger für Integrationskurse. Bei ihnen werden Deutschkurse in den Stufen A1, A2 und B1 angeboten. Weiterhin beinhaltet die Trägerschaft einen Orientierungskurs und Exkursionen.

Seit 2016 wird das Projekt „Konflikt- Abbau durch Beratung und Integrtationsförderung für Flüchtlinge und Asylsuchende“ durchgeführt. Dabei handelt es sich um ein Radikalisierungs-Präventionsprojekt, bei dem es vor allem um Aufklärung, Orientierungshilfen, Deeskalations- und Konfliktmanagementworkshops geht.

AKI e.V. führt auch einmal im Jahr eine Berufsorientierungsmesse durch, wie z.B. dieses Jahr am 18.10.2018.

Der Verein wurde während seiner langjährigen Tätigkeit auch mehrfach ausgezeichnet, so erhielten sie z.B. im Jahr 2007 den Anerkennungspreis, den Nationalen Förderpreis der Hamburg-Mannheimer-Stiftung und sie belegten den 3. Platz beim Hauptstadtpreis für Integration im Jahr 2015. AKI e.V. ist zertifiziert mit dem paritätischen Qualitätsigel.

 

Nun können an Frau Ziemann Fragen gestellt werden.

Es wird zunächst gefragt, wie sich der Verein finanziert und woher das Geld für die Festangestellten Mitarbeiter akquiriert wird? Des Weiteren wird sich erkundigt, wie sich die Projektarbeit auf die allgemeine Arbeit auswirkt?

AKI e.V. finanziert sich hauptsächlich durch seine Tätigkeit als Beschäftigungsträger über Projektfördermittel, die vom Bund, vom Land oder vom Bezirk zur Verfügung gestellt werden. Das Gehalt ergibt sich aus den Projektförderungen.

Frau Ziemann erläutert, dass es im Laufe der Zeit schon öfter dazu kam, dass sie sich arbeitslos melden musste. Sie könnte selber Lehrlinge ausbilden, traut sich aber nicht, da sie ggf. die Lehrzeit von 3 Jahren nicht halten könnte.

Seit 20 Jahren ist Frau Ziemann mit der Unsicherheit konfrontiert nicht zu wissen, ob sie im nächsten Jahr noch beschäftigt ist.

 

Der Ausschuss erkundigt sich, wie die Projektentwicklung vonstattengeht? Kommen Akteure auf den Verein zu und fordern AKI auf eine Idee in einem Projekt umzusetzen?

Frau Ziemann erklärt, dass sie schon öfter mit anderen Kooperationspartnern innovative Ideen umgesetzt haben. Jedoch muss bedacht werden, dass viele Förderungen zeitlich begrenzt sind und das es dadurch zu Änderungen der geplanten Projektidee kommen kann.

 

Wie viele Mitarbeiter*innen sind im Verein tätig?

AKI e.V. hat mit Herrn Dr. Mahmood und Frau Ziemann zwei Koordinatoren, welche die Geschäftsleitung darstellen. Des Weiteren gibt es eine Assistentin, zwei Dozenten und eine Projektleiterin für das Handarbeitsprojekt. Also gibt es insgesamt 6 festangestellte Mitarbeirt*innen.

Als Beschäftigungsträger haben sie Mitarbeiter*innen über FAV-Maßnahmen und 1,50€-Gelegenheits-Jobber.

 

Es wird sich erkundigt, ob der Verein genügend Räumlichkeiten zur Verfügung hat?

Frau Ziemann berichtet, dass sie seit mehreren Jahren die gleichen Räumlichkeiten benutzen, sich jedoch auch gerne vergrößern würden.

 

Es wird gefragt, ob die Informationsveranstaltungen vor politischen Wahlen auch zum Thema Volksentscheide durchgeführt werden, da dieses Instrument in Berlin relativ häufig genutzt wird?

Ja, z.B. wurde zum Volksentscheid Tempelhofer Feld Frau Kahlefeld von den Grünen eingeladen.

 

Die Erfahrung des Vereins zur Zusammenarbeit mit dem JobCenter soll erläutert werden. Viele Träger klagen über zu wenig Teilnehmer*innen in FAV- oder AGH-Maßnahmen. Wie gestaltet sich der Sachverhalt bei AKI e.V.?

Die Zusammenarbeit mit dem JobCenter läuft grundsätzlich gut.

Jedoch begünstigt die aktuelle Wirtschaftslage den Sachverhalt, dass viele Menschen im ersten Arbeitsmarkt untergekommen sind. Viele Menschen, die momentan noch JobCenter-Kunden sind, können an keiner Maßnahme teilnehmen, da es ihnen aus persönlichen Gründen oftmals nicht möglich ist.

Bei AKI sind zumindest die AGH-Maßnahmen fast vollständig besetzt.

 

Es wird angemerkt, dass Menschen die es auf dem Arbeitsmarkt schwer haben, anscheinend die sind, die sprachliche Schwierigkeiten haben. Jedoch berichtet AKI auch, dass viele Menschen momentan vermittelt sind.

Frau Ziemann erklärt, dass es sich bei Ihrer Aussage um eine Vermutung handelt, die sich auf die geringen Zuweisungen des JobCenters stützt.

Die Maßnahme für  Frauen (Handarbeitsprojekt) ist wahrscheinlich deshalb noch immer gut ausgelastet, da viele Frauen unzulänglichen Zugang zu Deutschkursen haben/ hatten und/oder in ihrem Heimatland eine schlechte oder keine Schulbildung genossen haben. Ohne diese Voraussetzungen haben sie natürlich weniger Chancen auf dem ersten Arbeitsmarkt. Trotzdem möchten die Frauen einer Beschäftigung nachgehen und nehmen deswegen an solch einer Maßnahme teil.

 

Wie kommt es, das viele Menschen schon seit 20-30 Jahren hier leben und trotzdem noch kein Deutsch sprechen – vorrangig Frauen? Gibt es ein bestimmtes Alter, welches hier besonders vertreten wird?

Auch Frau Ziemann kann diese Frage nicht beantworten. Sie vertritt die Meinung, dass die Zugezogenen so oft es geht mit Deutsch konfrontiert werden sollten, um sie zum Deutsch lernen anzuhalten.

Das Alter ist unterschiedlich, die Menschen die hier geboren sind, sprechen natürlich Deutsch. Es gibt auch viele Frauen in den 50ern, die damals mit 20 aus dem Libanon oder der Türkei nach Deutschland gekommen sind.

Daran anschließen wird darauf hingewiesen, dass es seit 2005 eine verpflichtende Teilnahme an Integrationskursen gibt. Das heißt die Deutsche Sprache wird seitdem gut gefördert. Viele Frauen vorher hatten diese Chance nicht.

Frau Ziemann bestätigt, dass viele Geflüchtete aus Syrien auch von dieser Regelung profitieren. Mittlerweile nehmen auch Frauen selbstverständlich an Integrationskursen teil, früher war das oftmals nicht gestattet.

 

Kommen die Geflüchteten, die von AKI betreut werden aus verschiedenen Schichten?

Frau Ziemann bestätigt die Diversität der Teilnehmer*innen.

 

Wohnen die Geflüchteten, die von AKI betreut werden, im direkten Umfeld oder kommen Sie aus Unterkünften? Haben die Menschen von Diskriminierungserfahrungen berichtet und arbeitet der Verein mit Psychologen zusammen?

Die Hilfesuchenden erreichen den Verein vorrangig durch mündlich übertragene Empfehlungen. Das Beratungsprojekt wird natürlich von vielen Neuköllner*innen genutzt, aber auch von Menschen aus den anderen Bezirken und dem Berliner Umland. AKI hat Kontakt zu den Neuköllner Flüchtlingsunterkünften, der Verein pflegt aber auch den Kontakt zu Menschen, die privat untergekommen sind.

Frau Ziemann erklärt, dass viele Menschen ohne Papiere und Zeugnisse nach Deutschland gekommen sind. Dies ist jedoch in Deutschland Zugangsvoraussetzung für viele Bereiche, sodass die daraus resultierenden Ablehnungen von den Betroffenen oftmals als diskriminierend ausgelegt werden.

Natürlich haben aber auch viele Menschen Erfahrungen mit Diskriminierung gemacht, aber extreme rassistisch motovierte Übergriffe gab es bisher glücklicherweise nicht.

Sie berichtet weiterhin, dass sich Kopftuchtragende Frauen beschweren, dass sie ihre Religionsfreiheit hier nicht in dem Maß ausleben könnten, wie es ihnen versprochen wird. Weiterhin vermutet sie eine Diskriminierung auf dem Wohnungsmarkt. Die Diskriminierung bezieht sich ihrer Meinung nach jedoch eher auf den finanziellen Hintergrund.

AKI vermittelt psychisch belastete Personen an entsprechende Fachstellen weiter.

 

Handelt es sich beim Spitzenwert von 2000 Beratungen um einen Monatswert? Wie viele Beratungen gibt es aktuell?

Frau Ziemann bestätigt daraufhin, dass es sich um einen Monatswert handelt. Aktuell ebben die Zahlen wieder ab, momentan sind es 1200 – 1600 Beratungen im Monat.

 

Was genau beinhaltet das Deradikalisierungsprojekt?

Es geht darum, dass die Geflüchteten standhaft gemacht werden, gegen Radikalisierungsversuche von außen - sei es übers Internet oder direkte Ansprache. Frau Ziemann erklärt, dass es nicht unbedingt darum geht Aussteiger zu unterstützen, es geht darum Menschen zu stärken, denen es auf Grund traumatischer Erfahrungen schlecht geht und die deswegen für einfache Lösungen und für schwarz-weiß Anschauungen empfänglich sind. Sie unterstützen die Menschen im  Alltag und bieten u.a. Konfliktmanagementkurse an.

 

Gibt es eine Art der Zusammenarbeit mit den u.a. in der Sonnenallee vertretenen arabischstämmigen Wirtschaftsakteuren? Zum Beispiel um Praktika oder Jobs zu vermitteln.

AKI hat verschiedene Kontakte, u.a. auch zu hoch spezialisierten Berufen. AKI hilft auch bei der Praktikumsvermittlung. Sie sind ebenfalls mit der Wirtschaftsförderung in Kontakt.

 

Ein Teilnehmer resümiert, dass eigentlich nur diejenigen, die kaum oder kein Deutsch sprechen bzw. kaum oder keine Schulbildung haben, Unterstützung benötigen.

Frau Ziemann berichtigt, dass auch Menschen mit gutem Bildungshintergrund Unterstützung benötigen, weil sie entweder noch nicht gut genug Deutsch sprechen oder Schwierigkeiten haben sich in den deutschen Strukturen zurecht zu finden.

Menschen die keine Schulbildung genossen haben, müssen zunächst einmal alphabetisiert werden, um danach am Integrationskurs teilzunehmen.

 

Frau Tanana bedankt sich bei Frau Ziemann für Vorstellung und übergibt das Wort an den Bezirksbürgermeister Herrn Hikel.


 
 

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