Auszug - Bericht Neue Armut und Diskussion  

 
 
7. öffentliche Sitzung des Sozialausschusses
TOP: Ö 2
Gremium: Sozialausschuss Beschlussart: erledigt
Datum: Di, 17.04.2007 Status: öffentlich
Zeit: 18:00 - 19:45 Anlass: ordentliche Sitzung
Raum: Rathaus Neukölln, Çigli-Zimmer, 1. Etage, Raum A104
Ort: Karl-Marx-Straße 83, 12040 Berlin
 
Beschluss

Herr Gaertner stellt seine Kollegin/en vor und führt einleitend aus, dass Berlin insgesamt an Platz 2 der Bundesländer hinsichtlich der Anzahl verschuldeter Bürger/innen steht

Herr Gaertner stellt seine Kollegin/en vor und führt einleitend aus, dass Berlin insgesamt an Platz 2 der Bundesländer hinsichtlich der Anzahl verschuldeter Bürger/innen steht. Während in Deutschland 10,5 % der Bevölkerung (testiert) verschuldet sind, beträgt der Anteil in Neukölln 21,66 % bei lokalen Spitzenwerten bis zu 36,8 % („rund um den Körnerpark“). Die durchschnittliche Verschuldung liegt momentan bei 65.000 €. Ein detaillierter Situationsbericht kann bei der Neuen Armut angefordert werden.

 

Durch die zusätzlichen Mittel, die der Neuen Armut seit 2006 zur Verfügung stehen, konnte die Arbeitsorganisation nachhaltig verbessert werden. So kann jedem Schuldner derzeit ein erstes Krisengespräch innerhalb einer Woche angeboten werden, die Wartezeit bis zum Einstieg ins Entschuldungsverfahren beträgt gegenwärtig ca. 3 Monate (Tendenz allerdings wieder steigend). Pro Monat kommen zwischen 200 und 300 Vorgänge hinzu, davon betreffen etwa 60 % Empfänger/innen von SGB II-Leistungen.

 

Bis März 2007 wurde an 4 Standorten beraten, zum 31. März wurde aber das Büro im Rathaus mangels Nachfrage einvernehmlich geschlossen. Im JobCenter ist zum 1. Juli 2007 die Raumfrage vakant, die Geschäftsführung bemüht sich aber gegenwärtig um eine Lösung. Gerade dort sind die Zahlen der Beratungsgespräche steigend, was auch auf die direkte Information der Fallmanager und Sachbearbeiter in mehreren Schulungen durch die Neue Armut zurückzuführen sein dürfte. Seit kurzem werden auch die „Kiezmütter“ in die Informationsvermittlung einbezogen.

 

Herr Rosenberg schildert, dass etwa 20 % der Neuköllner Jugendlichen verschuldet sind, durchschnittlich mit 6.500 €. Nach wie vor sind hier Handyverträge und –downloads das Hauptproblem. Die Schuldner haben zu einem Viertel keinen Schulabschluss, zwei Drittel sind Hauptschulabgänger. Zunehmend sind hier auch Lese- und Schreibschwierigkeiten zu konstatieren, die das Bewegen im Geschäftsleben zusätzlich erschweren.

 

Gut angenommen werden von dieser Alterszielgruppe sowohl die wöchentlich durchgeführte „Besprechungsstunde“ im Jugendberatungshaus Glasower Strasse als auch die Möglichkeit der anonymen „Chat-Beratung“ über das Internet.

 

Frau Flacke berichtet über ihre Tätigkeit in der Präventionsarbeit mit Jugendlichen, sowohl in Schulen als auch bei überbetrieblichen Ausbildungsträgern, bei denen Azubis und Teilnehmer/innen an MAE erreicht werden. Hauptziele sind die Entwicklung von Finanzkompetenz der Jugendlichen sowie die Reflexion des eigenen Konsumverhaltens, hinführend zu einer Haushalts- und Budgetplanung, mit deren Hilfe einer Verschuldung vorgebeugt werden kann. Dabei ist der Umgang mit den überbetrieblichen Trägern unproblematisch, bei Schulen muss häufiger Überzeugungsarbeit geleistet werden.

Frau Flacke weist darauf hin, dass sich das „Neuköllner Modell“ bereits berlinweit herumgesprochen hat und in Kürze mit Mitgliedern des Abgeordnetenhauses beraten wird, das Neuköllner Verfahren auch auf andere Bezirke zu übertragen.

 

Abschließend erläutert Herr Wiedenhaupt die geplanten Änderungen der Insolvenzordnung sowie die daraus resultierenden Neuregelungen im Verbraucherinsolvenzverfahren.

 


 
 

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