Auszug - Sprachstandserhebung in den Kitas
Frau Früh verteilt die Detailergebnisse der
„Deutsch Plus“ Sprachstandserhebung aus dem Jahr 2006. Sie
berichtet über das Thema der Sprachförderung, das seit Jahren einen Schwerpunkt
der Arbeit in Neuköllner Kindertagesstätten darstellt. Auf Grund der qualifizierten
Schulungen der Erzieherinnen können über die verschiedenen Sprachprojekte
hinausgehend auch die Kinder, welche einen besonderen Förderbedarf benötigen,
kompetent unterrichtet werden. Insgesamt wurden 203 Erzieherinnen zum Thema
„Einführung in die kreative Sprachförderung“ weitergebildet. Für
die Sprachstandserhebung sowie für die Auswertung „BÄRENSTARK“
wurden 166 Mitarbeiter/innen geschult. Darüber hinaus fanden diverse
Sprachförderungsprojekte besonders im Innenstadtbereich von Neukölln statt. Seit dem 01.01.2006 befinden sich alle ehemals
bezirkseigenen Kindertagesstätten in unterschiedlicher freier Trägerschaft
sowie im Kita Eigenbetrieb SüdOst. Für das Jahr 2007 sind die
Sprachförderprojekte für die Kitas, die sich im Eigenbetrieb befinden, nicht
verlängert worden. Zurzeit informiert sich der Eigenbetrieb über die
verschiedenen Sprachförderprogramme u. a. auch über das Kon-Lab Programm nach
Zvi Penner. Im ersten Halbjahr 2006 führte EDconcept ein Programm
zur Wahrnehmungs- und Bewegungsförderung in den verbliebenen 11 Kitas durch,
welche erst zum 01.09.2006 an freie Träger übertragen wurden. Von Oktober 2006
bis Juli 2007 wird über das Quartiersmanagement Körnerpark in fünf weiteren
Einrichtungen das EDconcept-Projekt „Sprachförderung für Kitakinder und
deren Eltern“ durchgeführt. Das Quartiersmanagement Reuterplatz schulte
die Erzieherinnen aus sechs Einrichtungen zum Thema „Förderung des
frühkindlichen Spracherwerbs“ nach Zvi Penner, derzeit finden die vom
Jugendamt finanzierten Reflexionstage dazu statt. Frau Fröhlich und Frau Eisenhardt veranschaulichen,
wie Sprachförderung in der Praxis umgesetzt wird. Die Sprachförderung liegt in
der Verantwortung des jeweiligen Kita-Trägers. Seit dem Sommer 2006 gibt es berlinweit
verpflichtend das Sprachlerntagebuch. Verschiedene andere Module und
Hilfsmittel sind in der Kita für die Ausschussmitglieder zur Ansicht
ausgestellt. Häufig bekommen viele der Kinder mit der Eingewöhnung
einen „Kulturschock“, besonders in den Bereichen Werte, Sprache und
Normen. Viele von den Kindern erfahren in der Eingewöhnungsphase, die bis zu
einem halben Jahr andauern kann, ein erstes NEIN.
Nachdem sich erstes Vertrauen zu den Erzieherinnen aufgebaut hat, ist das
Lernen möglich. Der Spracherwerb selbst lässt sich nicht auf bestimmte
Stunden im Tagesablauf bündeln und erfolgt daher über den ganzen Tag hinweg. Es
werden täglich Anregungen durch Spiel, den Garten und besondere Ereignisse wie
Geburtstage geboten, um die Kinder zum Sprechen zu animieren. Beide
Referentinnen betonen die hohen (zeitlichen) Anforderungen, welche an die
Erzieherinnen gestellt werden, da zu der „Arbeit am Kind“ auch die
Vor- und Nachbereitungen wie zum Beispiel die Dokumentation für jedes Kind über
seine Entwicklung geleistet werden müssen. Seit ca. 3 Jahren wird in der Kita Uthmannstraße mit
einem Sportverein zusammengearbeitet. Für einen Monatsbeitrag von 6,- Euro
werden die Kinder 2x pro Woche trainiert. Verbesserungen sind bei der Motorik
aber auch im Abbau von Aggressionen zu bemerken. Als besonderer Erfolg wird
gewertet, dass von den 140 Kindern 123 an diesem Sportangebot teilnehmen. Mit Hilfe der Musik wird auch ein Beitrag zum Lernen
geleistet. Lieder, Reime, Gedichte sollen ein Gefühl für die Sprache
entwickeln. Die Erzieherinnen sind bemüht, deutlich und in ganzen Sätzen zu
sprechen und dabei die gängigen Höflichkeitsfloskeln (Bitte, Danke) zu
beachten. Die Arbeit mit den Kindern variiert von kleinen
Gruppen bis hin zur Einzelzuwendung. Zu den Einzelzuwendungen zählt das
gemeinsame Einkaufen einer Erzieherin zusammen mit maximal 2 Kindern. Die
Beobachtungen werden dann im Sprachlerntagebuch festgehalten. Die Sprachstandserhebung „Deutsch Plus“
wurde in der Kita mit 43 Kindern durchgeführt, hierbei konnte nur bei zwei
Kindern kein Förderbedarf festgestellt werden. Frau Fröhlich relativiert die
Ergebnisse insoweit, dass die Erhebung zeitlich sehr ungünstig erfolgte, denn
im Oktober wurden Kinder getestet, die erst im Juni eingeschult werden sollten.
Zudem gab es schon allein Punktabzug, wenn das Kind nicht deutscher Herkunft
war. Für die Ausbildung der Erzieherinnen erhält die Kita
Uthmannstraße vom Eigenbetrieb ein eigenes Ausbildungsbudget zur eigenverantwortlichen
Verwendung. Von diesem Budget und auf eigene Initiative bilden sich die
Erzieherinnen selbstverantwortlich und ständig fort. Frau Saupe beschreibt die Rahmenbedingungen in der
AWO-Kita Kannerstraße. In dieser Kita werden 115 Kinder im Alter von 1-6
Jahren betreut. 85 % der Kinder sind
nicht deutscher Herkunft und das Einkommen der Familien liegt bei 90 %
unterhalb von 15.400 Euro im Jahr. Sie benennt die Grenzen der Sprachförderung. So sind
Einzelsprachprojekte und bilinguale Konzepte sowie die Sprachförderung neben
der Bewegungs- und Kreativförderung nicht innerhalb der Kita durchführbar. Auch sie betont die Vorbildstellung der Erzieher bei
der Sprachförderung. Die Konzeption der Förderung erfolgt in einem
ganzheitlichen Ansatz, also Lernen mit allen Sinnen, wobei aber auch die
eigentliche Muttersprache von der Kita respektiert wird. Vielfach werden die
Eltern aufgefordert, zu Hause mit ihren Kindern in der Muttersprache zu
sprechen und ihr Alltagshandeln mit dieser zu begleiten. Als eine weitere Notwendigkeit benennt sie die
Vernetzung im Kiez. So gibt es Kooperationen mit dem QM Richardplatz, dem
Puppentheater VolkArt und einer logopädischen Praxis. Weitere Kooperationen
sind mit der Richard-Grundschule und dem interkulturellen Elternzentrum
geplant. Als Fazit zieht Frau Saupe, dass die Sensibilisierung
der Eltern und der Mitarbeiter/innen der Kita für die Thematik der
Sprachförderung gelungen ist, bemängelt aber, dass die Unterstützung von Seiten
des Senats bei der Umsetzung der Arbeit nach dem Berliner Bildungsprogramm und
dem Sprachlerntagebuch unzureichend ist. Auf die Nachfrage von Frau Dr. Kahlefeld nach
Elternkursen antwortet Frau Saupe, dass im AWO-Haus regelmäßige Mütterkurse
abwechselnd in deutscher und türkischer Sprache stattfinden. Diese finden auch
eine gute Resonanz. Auf den Einwurf, dass sich die Kitas auf ihre
eigentlichen Aufgaben konzentrieren und Zusatzangebote auch Zusatzangebote
bleiben sollten, antwortet Frau Eisenhardt, dass die Konzentrationsfähigkeit
der Kinder teilweise nur auf eine halbe Stunde begrenzt ist, effektive
Sprachförderung kann daher nur im ganzheitlichen Ansatz über den Tag hinweg
geleistet werden. Herr Ahrens berichtet von einem Projekt der TU Berlin.
Hierbei konnte durch kreative Methoden und geringen finanziellen Mehraufwand
eine erhebliche Verbesserung erreicht werden. Auf Nachfrage hin berichtet Frau Saupe von den
Erzieher-Eltern-Beziehungen. Hierbei gibt es erhebliche Schwierigkeiten, da die
Eltern durch diverse Probleme belastet sind. Häufig gibt es Einzelgespräche
verbunden mit Empfehlungen über weiterführende Beratungen. Zudem werden
Erstgespräche bei der Eingewöhnung und regelmäßige Entwicklungsgespräche
angeboten, die mit zunehmender Tendenz auch zu Hause durchgeführt werden. Bei diesen
Hausbesuchen können dann gegebenenfalls Missstände erkannt werden. Ein
positiver Effekt ist die gestärkte Vertrauensposition der Eltern zu den
Erzieherinnen. Die erhaltende Resonanz ist durchweg positiv. |
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