Auszug - Sprachstandserhebung in den Kitas  

 
 
4. öffentliche Sitzung des Jugendhilfeausschusses
TOP: Ö 2
Gremium: Jugendhilfeausschuss Beschlussart: erledigt
Datum: Do, 01.03.2007 Status: öffentlich
Zeit: 17:00 - 19:00 Anlass: ordentliche Sitzung
Raum: Kita Uthmannstraße
Ort: Uthmannstraße 17, 12043 Berlin
 
Beschluss

Frau Früh verteilt die Detailergebnisse der „Deutsch Plus“ Sprachstandserhebung aus dem Jahr 2006

Frau Früh verteilt die Detailergebnisse der „Deutsch Plus“ Sprachstandserhebung aus dem Jahr 2006. Sie berichtet über das Thema der Sprachförderung, das seit Jahren einen Schwerpunkt der Arbeit in Neuköllner Kindertagesstätten darstellt. Auf Grund der qualifizierten Schulungen der Erzieherinnen können über die verschiedenen Sprachprojekte hinausgehend auch die Kinder, welche einen besonderen Förderbedarf benötigen, kompetent unterrichtet werden.

 

Insgesamt wurden 203 Erzieherinnen zum Thema „Einführung in die kreative Sprachförderung“ weitergebildet. Für die Sprachstandserhebung sowie für die Auswertung „BÄRENSTARK“ wurden 166 Mitarbeiter/innen geschult. Darüber hinaus fanden diverse Sprachförderungsprojekte besonders im Innenstadtbereich von Neukölln statt.

 

Seit dem 01.01.2006 befinden sich alle ehemals bezirkseigenen Kindertagesstätten in unterschiedlicher freier Trägerschaft sowie im Kita Eigenbetrieb SüdOst. Für das Jahr 2007 sind die Sprachförderprojekte für die Kitas, die sich im Eigenbetrieb befinden, nicht verlängert worden. Zurzeit informiert sich der Eigenbetrieb über die verschiedenen Sprachförderprogramme u. a. auch über das Kon-Lab Programm nach Zvi Penner.

 

Im ersten Halbjahr 2006 führte EDconcept ein Programm zur Wahrnehmungs- und Bewegungsförderung in den verbliebenen 11 Kitas durch, welche erst zum 01.09.2006 an freie Träger übertragen wurden. Von Oktober 2006 bis Juli 2007 wird über das Quartiersmanagement Körnerpark in fünf weiteren Einrichtungen das EDconcept-Projekt „Sprachförderung für Kitakinder und deren Eltern“ durchgeführt. Das Quartiersmanagement Reuterplatz schulte die Erzieherinnen aus sechs Einrichtungen zum Thema „Förderung des frühkindlichen Spracherwerbs“ nach Zvi Penner, derzeit finden die vom Jugendamt finanzierten Reflexionstage dazu statt.

 

Frau Fröhlich und Frau Eisenhardt veranschaulichen, wie Sprachförderung in der Praxis umgesetzt wird. Die Sprachförderung liegt in der Verantwortung des jeweiligen Kita-Trägers. Seit dem Sommer 2006 gibt es berlinweit verpflichtend das Sprachlerntagebuch. Verschiedene andere Module und Hilfsmittel sind in der Kita für die Ausschussmitglieder zur Ansicht ausgestellt.

 

Häufig bekommen viele der Kinder mit der Eingewöhnung einen „Kulturschock“, besonders in den Bereichen Werte, Sprache und Normen. Viele von den Kindern erfahren in der Eingewöhnungsphase, die bis zu einem halben Jahr andauern kann, ein erstes NEIN. Nachdem sich erstes Vertrauen zu den Erzieherinnen aufgebaut hat, ist das Lernen möglich.

 

Der Spracherwerb selbst lässt sich nicht auf bestimmte Stunden im Tagesablauf bündeln und erfolgt daher über den ganzen Tag hinweg. Es werden täglich Anregungen durch Spiel, den Garten und besondere Ereignisse wie Geburtstage geboten, um die Kinder zum Sprechen zu animieren. Beide Referentinnen betonen die hohen (zeitlichen) Anforderungen, welche an die Erzieherinnen gestellt werden, da zu der „Arbeit am Kind“ auch die Vor- und Nachbereitungen wie zum Beispiel die Dokumentation für jedes Kind über seine Entwicklung geleistet werden müssen.

 

Seit ca. 3 Jahren wird in der Kita Uthmannstraße mit einem Sportverein zusammengearbeitet. Für einen Monatsbeitrag von 6,- Euro werden die Kinder 2x pro Woche trainiert. Verbesserungen sind bei der Motorik aber auch im Abbau von Aggressionen zu bemerken. Als besonderer Erfolg wird gewertet, dass von den 140 Kindern 123 an diesem Sportangebot teilnehmen.

 

Mit Hilfe der Musik wird auch ein Beitrag zum Lernen geleistet. Lieder, Reime, Gedichte sollen ein Gefühl für die Sprache entwickeln. Die Erzieherinnen sind bemüht, deutlich und in ganzen Sätzen zu sprechen und dabei die gängigen Höflichkeitsfloskeln (Bitte, Danke) zu beachten.

 

Die Arbeit mit den Kindern variiert von kleinen Gruppen bis hin zur Einzelzuwendung. Zu den Einzelzuwendungen zählt das gemeinsame Einkaufen einer Erzieherin zusammen mit maximal 2 Kindern. Die Beobachtungen werden dann im Sprachlerntagebuch festgehalten.

 

Die Sprachstandserhebung „Deutsch Plus“ wurde in der Kita mit 43 Kindern durchgeführt, hierbei konnte nur bei zwei Kindern kein Förderbedarf festgestellt werden. Frau Fröhlich relativiert die Ergebnisse insoweit, dass die Erhebung zeitlich sehr ungünstig erfolgte, denn im Oktober wurden Kinder getestet, die erst im Juni eingeschult werden sollten. Zudem gab es schon allein Punktabzug, wenn das Kind nicht deutscher Herkunft war.

 

Für die Ausbildung der Erzieherinnen erhält die Kita Uthmannstraße vom Eigenbetrieb ein eigenes Ausbildungsbudget zur eigenverantwortlichen Verwendung. Von diesem Budget und auf eigene Initiative bilden sich die Erzieherinnen selbstverantwortlich und ständig fort.

 

Frau Saupe beschreibt die Rahmenbedingungen in der AWO-Kita Kannerstraße. In dieser Kita werden 115 Kinder im Alter von 1-6 Jahren  betreut. 85 % der Kinder sind nicht deutscher Herkunft und das Einkommen der Familien liegt bei 90 % unterhalb von 15.400 Euro im Jahr.

 

Sie benennt die Grenzen der Sprachförderung. So sind Einzelsprachprojekte und bilinguale Konzepte sowie die Sprachförderung neben der Bewegungs- und Kreativförderung nicht innerhalb der Kita durchführbar.

 

Auch sie betont die Vorbildstellung der Erzieher bei der Sprachförderung. Die Konzeption der Förderung erfolgt in einem ganzheitlichen Ansatz, also Lernen mit allen Sinnen, wobei aber auch die eigentliche Muttersprache von der Kita respektiert wird. Vielfach werden die Eltern aufgefordert, zu Hause mit ihren Kindern in der Muttersprache zu sprechen und ihr Alltagshandeln mit dieser zu begleiten.

 

Als eine weitere Notwendigkeit benennt sie die Vernetzung im Kiez. So gibt es Kooperationen mit dem QM Richardplatz, dem Puppentheater VolkArt und einer logopädischen Praxis. Weitere Kooperationen sind mit der Richard-Grundschule und dem interkulturellen Elternzentrum geplant.

 

Als Fazit zieht Frau Saupe, dass die Sensibilisierung der Eltern und der Mitarbeiter/innen der Kita für die Thematik der Sprachförderung gelungen ist, bemängelt aber, dass die Unterstützung von Seiten des Senats bei der Umsetzung der Arbeit nach dem Berliner Bildungsprogramm und dem Sprachlerntagebuch unzureichend ist.

 

Auf die Nachfrage von Frau Dr. Kahlefeld nach Elternkursen antwortet Frau Saupe, dass im AWO-Haus regelmäßige Mütterkurse abwechselnd in deutscher und türkischer Sprache stattfinden. Diese finden auch eine gute Resonanz.

 

Auf den Einwurf, dass sich die Kitas auf ihre eigentlichen Aufgaben konzentrieren und Zusatzangebote auch Zusatzangebote bleiben sollten, antwortet Frau Eisenhardt, dass die Konzentrationsfähigkeit der Kinder teilweise nur auf eine halbe Stunde begrenzt ist, effektive Sprachförderung kann daher nur im ganzheitlichen Ansatz über den Tag hinweg geleistet werden.

 

Herr Ahrens berichtet von einem Projekt der TU Berlin. Hierbei konnte durch kreative Methoden und geringen finanziellen Mehraufwand eine erhebliche Verbesserung erreicht werden.

 

Auf Nachfrage hin berichtet Frau Saupe von den Erzieher-Eltern-Beziehungen. Hierbei gibt es erhebliche Schwierigkeiten, da die Eltern durch diverse Probleme belastet sind. Häufig gibt es Einzelgespräche verbunden mit Empfehlungen über weiterführende Beratungen. Zudem werden Erstgespräche bei der Eingewöhnung und regelmäßige Entwicklungsgespräche angeboten, die mit zunehmender Tendenz auch zu Hause durchgeführt werden. Bei diesen Hausbesuchen können dann gegebenenfalls Missstände erkannt werden. Ein positiver Effekt ist die gestärkte Vertrauensposition der Eltern zu den Erzieherinnen. Die erhaltende Resonanz ist durchweg positiv.

 


 
 

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